Phantasien über die Lebensumstände eures Therapeuten

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SamuelZ.
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Beitrag Di., 04.05.2010, 20:15

Vorgestern phantasierte ich, dass er frisch geschieden ist und jetzt viele Beziehungen zu Frauen (hintereinander, versteht sich) hat. Er fühlt sich pudelwohl dabei, fühlt sich jung, hat das Gefühl, seine Jugend endlich zu erleben. (Ich bin neidisch auf diese Frauen. Ich will auch eine von ihnen sein.) Er wirkt gelassen, hoch erfreut, sehr neugierig, aufgeschlossen und fröhlich angesichts seines neuen Lebenswandels.
So richtig verliebt ist er jedoch (noch) nicht. (Das wäre dann meine Aufgabe)

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Beitrag Fr., 28.05.2010, 07:15

Hallo da draussen

mir ist, seltsam nicht wahr, grade gestern dieser Thread in den Kopf gekommen.

Lebensumstände des Therapeuten...

Ich will gar nichts über ihn wissen. Warum schreibe ich gleich.

Gut, ich habe ihn gefragt, wo er herkommt (nur Ost oder West), wie alt er ist (ich verschätze mich oft nach unten, das wollte ich vermeiden) und in welchem Teil meiner Stadt er in etwa wohnt (um, falls man sich im Alltag begegnen würde, die Frage nach dem grüßen zu klären).
Die ersten beiden einfach um zu wissen, ob ich ihm manche Sachen, also Lebenssituationen in denen ich war, 'erklären'muß zum Verständnis.

Mehr will ich nicht. Gar nicht. Im Gegenteil. Es nervt mich grade völlig ab, dass ich nun Dinge weiß, die mich nicht interessieren sollen.

Er hat ja nun einige Termine verschoben, dann komplett abgesagt. Eierte rum, erklärte dann etwas aus seinem Leben was mich nicht die Bohne...sagte ich ja schon

Durch ein Gespräch mit einer Freundin ist mir nun klar, warum mich das so abnervt.

Ich mag den T. Neutral, einfach mögen.
Wenn man jemanden mag und man erfährt (ist nur ein Beispiel) dass der ein Problem hat mit seiner Frau, macht mich sich Gedanken. Nicht Sorgen, aber Gedanken. Weil man (ich, aber das sind ja alle, die irgendwie 'n Herz haben) eben mitfühlend ist.
Man fühlt also mit und da beginnt es dann.

Ich bin wütend. Ja. Nicht wegen der Absagen, sondern der Art.
Doch wenn ich dann so die Wut aufsteigen lasse, kommt da der Gedanke "hach, der arme Kerl hat ja...deshalb...weil..und überhaupt"
Also Verständnis für ihn.

Was nützt mir das? Es geht um meine Therapie. Die ist für mich da.

Nichts über den Therapeuten zu wissen (und über den ersten wußte ich ne Menge. Damals zunächst ja nicht klar, wie sehr das schadet) bedeutet auch, dass man außer Fantasien (die ich nicht habe. Hier mal Gott sei Dank, dass ich in dem Fall so fantasielos war/ bin.) immer an sich arbeiten muß und nicht abgelenkt ist mit Gedanken um den anderen. Gedanken, die man in Freundschaften logischerweise sich ja macht

Diese Einseitigkeit ist so wunderbar vorteilhaft.
Das ist übrigens absolut kein Vorwurf oder so an die, die sich in Fantasien ergehen. Ihr werdet sicher andere Vorteile daraus ziehen. So wie ich sie ziehen konnte aus der Einseitigkeit und dem "kümmert mich nicht, was der an der Backe hat" Zustand

Rosenrot


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Beitrag Do., 03.06.2010, 12:45

Rosenrot hat geschrieben:ch habe ihn gefragt, ... in welchem Teil meiner Stadt er in etwa wohnt (um, falls man sich im Alltag begegnen würde, die Frage nach dem grüßen zu klären).
Ich wohne ja jetzt 5 Minuten von meiner T. entfernt (was ihrerseits einige Deutungen auslöste, die ich zurückwies). Ich erinnerte mich an einen Bericht hier, wonach bei einer zufälligen Begegnung der Patientin die T. sie ignorierte. Ich erwähnte das und sagte, sie solle mich in einem solchen Fall, der ja jetzt wahrscheinlicher werden würde, nicht bewußt ignorieren, auch wenn ich in Begleitung sein sollte. Sie wunderte sich: "Darüber machen Sie sich schon jetzt Gedanken? Nein, ich ignoriere grundsätzlich nie bewußt einen Patienten bei zufälligem Zusammentreffen. Wenn er in Begleitung sein sollte, ist es seine Sache, dieser eine Erklärung (evtl. eine unwahre) zu geben."

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Fruchtzwerg
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Beitrag Do., 03.06.2010, 13:08

Hallo alle zusammen
Ist es nicht irgendwie normal das man sich für das Leben einer Person interesiert die man regelmäßig sieht und mit der man ja auch über so einiges redet und unterumständen viel von sich anvertraut??
Aber der einzige Weg diese Phantasien zu beenden ist nachfragen, ich denke mir mal wenn die fragen nicht zu persönlich sind und euch einfach mal interesiert ob er oder sie verheiratet ist, kinder hat oder welchem hobby sie nachgehen ist dagegen nichts einzuwenden und wenn er oder sie euch das nicht sagen mag wird er oder sie es euch sicher mitteilen.
Aber immer dran denken manchmal will man es gar nicht genau wissen weil es dann irgendwie ernüchternd ist, und man "entäuscht" von der Person sein kann.
Ich kann davon ein liedchen singen.
Mein Ehmaliger therapeut nahm mich als pflegekind in seiner Familie auf. Hin und wieder habe ichin auch schon zu beginn der thereapie dinge über ihn gefrag (bevor sich das so ergeben hat)
Ich wusste er hatte kinder eine Frau und hobbys den er regelmäßig nach ging.( was mir an infos genügte)
zuhause war er dann ständig nicht da und wenn er da war war er pausenlos am arbeiten gestress, genervt und daher unansprechtbar...er trank jeden abend bier und hatte keinen plan was in seiner familie so vorsich ging...(mittlerweile wohne ich nicht mehr dort) und das war der punkt an dem ich beschlossen habe nicht mehr wissen zu wollen wie mein therapeut lebt weil ich es dann irgendwie unglaubwürdig fand was er seinen Patienten in der therapie versucht hat zu verkaufen, weil er selbst davon nur das weniste selbst in die tat umsetzte

liebe grüße
Ich betrachtete im Mondlicht diese blasse Stirn, diese geschlossenen Augen, diese im Winde zitternde Haarsträhne, und ich sagte mir: Was ich da sehe, ist nur eine Hülle. Das Eigentliche ist unsichtbar..."

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SamuelZ.
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Beitrag Do., 03.06.2010, 15:01

Hallo Fruchtzwerg,
das hört sich wirklich sehr ernüchternd an, was du da schreibst. Dieses Wissen würde meine Phantasien bereits im Keime ersticken.
Ich habe mal irgendwo gelesen, dass Therapeuten Fragen nach ihrem Privatleben fürchten wie die Pest.
Ehrlich gesagt, möchte ich von ihm auch gar nicht mehr über sein Privatleben erfahren. Wenn er mir erzählte, dass er verheiratet ist, Kinder hat, etc. würde ich mich zurückgewiesen fühlen, obwohl ich ja privat gar nichts von ihm möchte, oder doch, oder nicht? Ich weiß es nicht.
Er lebt als internalisierter Therapeut in meiner Phantasie, und reagiert als Phantasiewesen sehr flexibel auf die Bedürfnisse meiner Psyche, passt sich perfekt an. Das ist es, was ich brauche zur Zeit.
Enttäuschungen brauche ich nicht schon wieder. Davon hatte ich schon genug. (Es gibt sogar enttäuschende Phantasien, z.B. wenn er mal wieder als "Spießer" in meiner Vorstellung aufkreuzt).

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SamuelZ.
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Beitrag Di., 07.09.2010, 20:20

Nach langer Zeit mal wieder...

Vor der Praxis meines Therapeuten steht ein Auto. Meiner Meinung nach, kann es nur sein Auto sein... Auf dem Beifahrersitz IM Auto liegt eine riesengroße Packung Marlboro.

Ihr könnt euch vllt vorstellen, welche Purzelbäume meine Phantasie z.Z. schlägt:

Thera cool im Auto sitzend mit qualmender Kippe im Mund....
Thera total gestresst und mitgenommen nach der harten Arbeit eines langen Tages knippst sich eine Marlboro an....
Thera ist im Privatleben hart im Nehmen wie ein Cowboy halt....

Das ganze passt zu meinen Beobachtungen, dass in seiner Praxis viele "Männer-Artikel" zu finden sind: Bücher über Männerthemen in seinem Bücherregal, Flyer für Männerworkshops "nur für Männer!" auf der Kommode in seinem Wartezimmer, Bilder namens "Der 3. Mann" an seiner Wand, sein neutrales Verhalten, wenn ich ihm von den Obszönitäten von Kerlen erzähle, die meinen Körper kommentieren...

Und jetzt das!!!!

In meiner Phantasie ist er - dank jahrelanger Therapie und Supervision - ein "echter, richtiger, ganzer Kerl" geworden, dem man nichts vormachen kann. Ein Cowboy in dunkelblauem Herrenpullover. Ein Mann, der seine Männlichkeit gesucht und gefunden hat. Einer, der sich nicht verdreht, um zu gefallen. Er fährt sein Auto, wie ein Cowboy sein Pferd reitet...

Aufgrund dieser scharfen Beobachtungen ist er in meiner Phantasie wieder alleinstehend. Entweder weil er keinen Bock mehr auf nervende Beziehungen hat oder weil ihn sein Männlichkeits-Thema zu sehr blockiert. Er ist noch nicht fertig damit.

Anyway,--- BildBildBild

(Ich finde Raucher total unattraktiv)


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Beitrag Di., 07.09.2010, 22:40

SandyZ. hat geschrieben: Und jetzt das!!!!

In meiner Phantasie ist er - dank jahrelanger Therapie und Supervision - ein "echter, richtiger, ganzer Kerl" geworden, dem man nichts vormachen kann. Ein Cowboy in dunkelblauem Herrenpullover. Ein Mann, der seine Männlichkeit gesucht und gefunden hat. Einer, der sich nicht verdreht, um zu gefallen. Er fährt sein Auto, wie ein Cowboy sein Pferd reitet...
Hoffentlich ereilt ihn nicht das Schicksal Wayne McLarens.

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Freistil
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Beitrag Di., 12.10.2010, 15:38

Phantasie über den aktuellen Aufenthaltsort meines Therapeuten:

Er ist für die zwei Wochen Urlaub, die er gerade hat, mit seiner jungen, gutaussehenden Lebensgefährtin in die Toskana geflogen. Dort haben sie sich ein nettes idyllisches Landhaus gemietet, in dem sie ganz für sich sein können. ( ) Heute vormittag hatten sie sich entschieden, in eine der umliegenden Städte zu fahren. Dort haben sie den Tag damit verbracht, ein Museum mit wertvollen Gemälden anzuschauen und durch die schönen italienischen Gassen zu schlendern. Seiner Lebensgefährtin ist inzwischen ein bisschen kühl geworden, und er hat ihr sofort sein Jackett übergehängt und wärmt sie, indem er ihr sanft über den Rücken streicht und sie im Gehen im Arm hält. Sie werden später noch in einem kleinen, von den Touristenscharen unentdeckten Italiener gut essen. Jetzt werden die beiden erstmal einen Aperitiv in einer Bar trinken und sich gut unterhalten...

Wenn das Herz denken könnte, stünde es still. (Pessoa)

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~silence~
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Beitrag Di., 12.10.2010, 19:30

Liebe Freistil

Da auch ich im Moment analytikerseelenallein bin, kann ich das gut verstehen.
Auch ich hab da so meine Phantasien, wo er wohl sein könnte und was er wohl tut .....

Vielleicht war aber auch Alles ganz anders:
Freistil hat geschrieben:in die Toskana geflogen
Bestimmt sind sie in eine einsame Berghütte gefahren und frieren sich den Arsch ab, weil die Heizung versagt.
Dadurch geraten sie durch jede Kleinigkeit in Streit und er überlegt schon seinen Urlaub abzubrechen.
Freistil hat geschrieben:Heute vormittag hatten sie sich entschieden, in eine der umliegenden Städte zu fahren.
Auf der Fahrt gab's ne Panne und sie mussten 10 km zu Fuß gehen.
Freistil hat geschrieben:Dort haben sie den Tag damit verbracht, ein Museum mit wertvollen Gemälden anzuschauen und durch die schönen italienischen Gassen zu schlendern
Das Museum war stinklangweilig und die Gemälde waren überhaupt nicht nach seinem Geschmack.
Freistil hat geschrieben:Jetzt werden die beiden erstmal einen Aperitiv in einer Bar trinken und sich gut unterhalten...
Bei dem Gespräch merkt er, dass seine Gefährtin überhaupt nicht auf seiner Wellenlänge ist ...

... und er denkt an eine seiner Analysandinnen ... Bild

~silence~
"Mir geht es nicht gut", sagte die Seele ~
"Aber der Mensch hört nicht auf mich".
"Dann lass mich krank werden", sagte der Körper ~
"Dann muss er auf Dich hören".

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Freistil
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Beitrag Di., 12.10.2010, 22:26

Hihi,
silence, ich lach mich hier gerade ins Sofa hinein.........

Am Besten ich zwitscher mir jetzt ordentlich einen an und spreche ihm dann sofort aufs Band, dass ich davon ausgehe, dass sein Urlaub sicher eine Katastrophe gewesen ist, und dass er mal besser mit mir gereist wäre, und dass ich natürlich gerne fürs nächste Mal zur Verfügung stehe usw.

Yeah, yeah,
man lebt ja nur einmal.

LG f
Wenn das Herz denken könnte, stünde es still. (Pessoa)

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Ladina
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Beitrag Mi., 13.10.2010, 00:38

Hallo,

eine sehr gute Idee von dir Freistil. Sprich ihn mal an und sag ihm ,was du so den lieben langen Tag so träumst.

Und überhaupt, was nützt dieser Thread????

Dass man sich noch weiter in solche sinnlosen Tagträume verrennt???

Das ist typisch für Frauen!!! Tz, Tz, Tz

Träumt weiter!!!!

Ladina

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SamuelZ.
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Beitrag Mi., 13.10.2010, 10:55

Entschuldige mal, Ladina, es hängt wohl immer sehr stark vom Patienten selbst ab, ob er/sie sich in Tagträumen "verrennt" oder nicht, nennen wir es mal "Eskapismus".
Dass du dich damit lieber nicht beschäftigst, hast du ja deutlich gemacht. Warum du es dann als "typisches Frauenverhalten" bezeichnest, entzieht sich meinem Verständnis. Auf dich scheint es ja nicht zuzutreffen.
Ich hoffe, deine Wahrnehmung ist in der Realität, in der du ja zuhause bist, etwas schärfer ausgebildet.
Sandy

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Freistil
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Beitrag Mi., 13.10.2010, 15:59

Hallo Ladina,

es hat hier im Forum in der Zeit, seit ich hier angemeldet bin, schon oft Diskussionen um "Übertragungsliebe" gegeben, zu oft, als dass ich noch die Lust habe und einen Sinn darin sähe, diese Diskussion immer wieder neu aufzuwärmen oder aufzugreifen. Manchmal habe ich das Gefühl, man kann echt nur verstehen, was mit einem während einer hochfrequenten Psychoanalyse geschieht, wenn man sie macht oder gemacht hat. Immer immer wieder werden Analysanden hier im Forum für ihre Gefühlsprozesse angegriffen oder von der Seite angemacht. Ich selber würde mich da wohl wesentlich zurückhaltender im Tonfall äußern als du, aber naja.

Trotzdem meine Sicht in kurzen Pinselstrichen:

- Ich mache eine Psychoanalyse mit vier Wochenstunden. Das führt per se dazu, dass eine wahnsinnig intensive Beziehung zwischen mir und meinem Analytiker entsteht. Genauer genommen: Nur so macht eine Analyse ja überhaupt Sinn, denn es kommt dabei auch darauf an, in der Beziehung mit dem Analytiker neue, korrigierende Erfahrungen zu machen...

- Er kennt mich inzwischen besser als die meisten Menschen auf diesem Planeten. Und ich finde es nicht sonderlich außergewöhnlich, dass ich mich in einen Menschen, der so oft in der Woche für mich da ist, mich stützt, versteht, mir Halt gibt, mit mir über unsere Beziehung spricht, ... dass ich mich in so einen Menschen verknalle.

- Wenn man der Fachliteratur glauben mag, ist eine Psychoanalyse sogar darauf angelegt, dass eine Übertragungsliebe beim Analysanden entsteht. Da hat Freud einiges zu geschrieben. Er nennt eine Übertragungsliebe wohl sogar die notwendige Grundvoraussetzung für einen Veränderungsprozess.

- Dass diese Beziehung von einem Professionellen gekauft ist und eben auf einer Übertragung beruht und sich insofern von Liebesbeziehungen im Alltag unterscheidet, ist mir völlig klar. Dennoch ist diese Liebe echt, und genau darüber habe ich mit meinem Analytiker auch schon gesprochen. Da war ich es, die sagte: "Naja, das sind ja alles nur Einbildungen von mir in Bezug auf Sie, oder?" Und er sagte: "Wieso sollen ihre Gefühle für mich nicht ECHT sein, Frau X? Natürlich sind die echt, es sind echte Übertragungen!"

- Ich werde einen Teufel tun, und als eh absolut verkopfter Mensch diese Gefühlsregungen, an die ich mit viel Zeit und Mühe ausnahmsweise rangekommen bin in meinem verstockten Herzen, diese Gefühle jetzt gleich wieder mit meiner Ratio zu entwerten und zu verurteilen. Denn sie verraten mir eine Riesenmenge über mich selbst und darüber, wo bei mir durch meine Biografie Verletzungen entstanden sind, die meiner Liebesfähigkeit im Weg stehen. Da kann ich aber nur etwas von meinen Gefühlen lernen, wenn ich diese zulasse - mit voller Wucht.

- Die Analyse animiert die Analysanden dazu, alles zu phantasieren und auszusprechen, was da komme. Und die Analyse setzt klare Grenzen, indem beide Beteiligten wissen und wenn nötig immer wieder neu besprechen, dass es beim Phantasieren bleibt. Kein Agieren! Kein Ausleben! Die Stunde endet - komme was wolle - 10 Minuten vor der vollen Stunde.

- Alles in allem ein SUPER-Rahmen, an jene Tiefenschichten und Verdrängtheiten und uneingestandenen Gefühlswelten in einem selbst heranzukommen, die der Ratio ewig versperrt bleiben, weil sie sie ablehnt oder nichtmal wahrnimmt. Aber diese Dinge prägen unser Verhalten, unser Fühlen, unsere Ängste und unsere Beziehungen.

Was das mit "typisch Frauen" zu tun haben soll, ist mir - genau wie Sandy - völlig unklar. Ich habe ehrlich gesagt keinen Bock auf ein so grobes Schubladendenken und fühle mich durch solche Sätze nicht annähernd in der Vielfarbigkeit meiner Person wiedergegeben.

LG freistil
Wenn das Herz denken könnte, stünde es still. (Pessoa)

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SamuelZ.
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Beitrag Do., 14.10.2010, 06:57

Bravo, Freistil!
Auch, weil du dir noch einmal die Mühe gemacht hast. (Am besten kopieren wir deinen Beitrag [in die Info-Theke! ]).
lg Sandy

Mir sind zu deinem Ausgangsbeitrag einige Ideen gekommen:
- Das Gespenst des Abstinenzverbots treibt in vielen deiner Phantasien sein kaum spürbares Unwesen
- dein Selbstwert scheint sich selbst angesichts einer "kaum zu übertreffenden Konkurrentin" zu erniedrigen und zu bestrafen.
- die "Konkurrentin" beschreibst du plastischer als deinen Therapeuten. Den spürt man kaum beim Lesen.
- Verstärkt diese Phantasie der weit entfernten, trauten Zweisamkeit deine eigene, zur Zeit spürbare Einsamkeit?

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~silence~
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Beitrag Do., 14.10.2010, 08:35

@Freistil
Danke.

~silence~
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