Gewalt in Videospielen

Themen und Smalltalk aller Art - Plaudern, Tratschen, Gedanken, Offtopic-Beiträge (sofern Netiquette-verträglich..) und was immer Sie hier austauschen möchten.

Raziel
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
männlich/male, 37
Beiträge: 860

Beitrag Di., 06.10.2009, 08:32

Interessant war für mich ja zu sehen, dass z.B. im Fall der Jugendlichen von Solln (wo der D. Brunner totgetreten wurde) noch gar nicht nach Killerspielen gefragt wurde. Man muss wohl erst mit Waffen ballernd durch die Gegend laufen, um sich diese Variante zu "verdienen". Daran kann man schon ganz gut die Einseitigkeit in dieser Debatte sehen.

Dazu kommen Fälle, wo sich selbst mit der optimalen Betreuung, Fürsorge und Schulbildung solche Taten nicht ausschließen lassen, wenn z.B. eine Persönlichkeitsstörung vorliegt. Man kann also gar keine 100%ige Sicherheit gewährleisten, obwohl das immer wieder suggeriert wird, wenn man über das Verbot von Killerspielen nachdenkt.

Und noch etwas stößt mir dabei sauer auf: Nach dem Amoklauf von Erfurt hat man "ernsthaft" darüber nachgedacht, verstärkt psychologische Betreuung in den Schulen einzurichten. Ein paar Wochen nach dem Vorfall war davon nichts mehr zu lesen und es geriet in Vergessenheit. Dann kam der Amoklauf von Emstetten und das Thema wurde wieder aufgewärmt. Für ein paar Wochen, dann wars wieder weg. Bis zum Amoklauf von Winnenden. Anstatt also über bessere "Vorwarnsysteme" nachzudenken, lässt man den Populismuskasper aus der Kiste und will endlich Killerspiele mit dem Bannstrahl belegen. Man müsste sich ja sonst eine Debatte aussetzen, in der man liebgewordene Ansichten und Klischees hinterfragen muss.

Wobei ich deshalb auch nicht glaube, dass Politiker ernsthaft ein Verbot von Killerspielen wollen. Denn Killerspiele sind das Reizthema schlechthin. Das kann man immer gut vorschieben, um die Bevölkerung von den eigenen Fehlern abzulenken.
Man liest sich
RazielBild

Tradition ist nicht das Bewahren der Asche,
sondern die Weitergabe des Feuers.

Werbung

Benutzeravatar

Selene
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 37
Beiträge: 396

Beitrag Di., 06.10.2009, 08:42

Raziel hat geschrieben:Nach dem Amoklauf von Erfurt hat man "ernsthaft" darüber nachgedacht, verstärkt psychologische Betreuung in den Schulen einzurichten. Ein paar Wochen nach dem Vorfall war davon nichts mehr zu lesen und es geriet in Vergessenheit. Dann kam der Amoklauf von Emstetten und das Thema wurde wieder aufgewärmt. Für ein paar Wochen, dann wars wieder weg. Bis zum Amoklauf von Winnenden. Anstatt also über bessere "Vorwarnsysteme" nachzudenken, lässt man den Populismuskasper aus der Kiste und will endlich Killerspiele mit dem Bannstrahl belegen.
Psychologische Angebote sind teurer als eine Diskussion über Killerspiele, so banal und traurig das ist, ich fürchte das gibt den Ausschlag.
Es gibt kein Übermaß an Liebe,
kein Übermaß an Wissen,
und kein Übermaß an Schönheit
Ralph Waldo Emerson

Benutzeravatar

Mandy096
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1072

Beitrag Di., 06.10.2009, 09:11

Raziel hat geschrieben:Und noch etwas stößt mir dabei sauer auf: Nach dem Amoklauf von Erfurt hat man "ernsthaft" darüber nachgedacht, verstärkt psychologische Betreuung in den Schulen einzurichten. Ein paar Wochen nach dem Vorfall war davon nichts mehr zu lesen und es geriet in Vergessenheit.
Das ist ja auch das Schlimme. Weil so viel gefordert wird von den Schülern und viele Kinder keine Vertrauenspersonen haben. Welche Schule kann sich schon um einzelne Kinder welche psychische Probleme haben, oder "auffällig" sind, kümmern. Da gehts um Leistungsbeurteilung, nicht um die Ängste der Kids. Genauso ist es auch oft im Elternhaus...
Es wird sogar beim Musikunterricht die Stimme der Kinder benotet. Kann ein Kind was dafür wenn es weniger Talent zum Singen hat, oder sich weniger traut, als ein Anderes? Da wird bei Kunst benotet ob ein Kind gut oder nicht gut zeichnen kann. Da gehts doch schon los....

Und wenn ein Kind dabei ist das schwächer ist, ob nun psychologisch und/oder bei den schulischen Leistungen dann kanns schnell passieren daß das Kind "untergeht". Es wird "abgestoßen", gehört nicht dazu....

In Gewaltspielen erleben sie dann was anders als was sie im Leben erfahren.
Man lernt nie aus...


Raziel
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
männlich/male, 37
Beiträge: 860

Beitrag Di., 06.10.2009, 22:26

Selene hat geschrieben:Psychologische Angebote sind teurer als eine Diskussion über Killerspiele, so banal und traurig das ist, ich fürchte das gibt den Ausschlag.
Das ist natürlich einer der Gründe. Ein anderer ist eben, dass man mit Killerspielen immer ein gutes Alibi hat; sozusagen einen Prügelknaben, den man bei Bedarf rausholt, um ihn ein paar Wochen medienwirksam abzuwatschen und dann wieder in die Mottenkiste packt.

So muss man nicht anfangen, aufwändige Debatten zu führen, in denen man evtl. sogar nachdenken müsste.
Man liest sich
RazielBild

Tradition ist nicht das Bewahren der Asche,
sondern die Weitergabe des Feuers.

Werbung


Raziel
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
männlich/male, 37
Beiträge: 860

Beitrag Mi., 07.10.2009, 06:51

Mandy hat geschrieben:Welche Schule kann sich schon um einzelne Kinder welche psychische Probleme haben, oder "auffällig" sind, kümmern. Da gehts um Leistungsbeurteilung, nicht um die Ängste der Kids. Genauso ist es auch oft im Elternhaus...
Was ich in diesem Zusammenhang interessant finde: Zumindestens in Deutschland brauchst du für beinahe jede Arbeit eine Ausbildung und selbst dort, wo du keine brauchst, ist Berufserfahrung wichtig. Nur Vater oder Mutter werden darf praktisch jeder Psychopath (okay, ist jetzt überspitzt formuliert).

Ich könnte jetzt mutmaßen, das in Deutschland einzig der Nachschub an Arbeitskräften zählt und persönliche Bedürfnisse keinen Raum haben. Aber selbst wohlwollend betrachtet dürfte diese Vermutung wohl zu einfach sein.
Man liest sich
RazielBild

Tradition ist nicht das Bewahren der Asche,
sondern die Weitergabe des Feuers.

Benutzeravatar

sadboy
Helferlein
Helferlein
männlich/male, 25
Beiträge: 40

Beitrag Mi., 07.10.2009, 20:10

Hallo @ all!

Hab mich hier durchgelesen und möchte mal was loswerden!

Ich spiele seit ich 14 bin alle möglichen PC spiele und Konsolengames, darunter sehr viele Shooter!
Habe eine ganze Zeit lang nur shooter gespielt! Ich muss sagen diese Volkshetze ist für mich unbegreiflich.
Ich habe sehr viele stunden und Tage hinter dem Schirm verbracht und gemetzel zur Kunstform erhoben Doom,RE,Wolfenstein und und und!
Die Diskussionen um "Killerspiele" ist abgegriffen ich habe nie auch nur irgendwann eine sekunde daran gedacht so was im RL zu machen!

Bei der Ganzen sache kommt es sehr viel aif die Aufklärung der Jugendlichen an und Auf gesunde Lehrpersonen an den Schulen.
Denn eines hatten alle Amokläufer gemeinsam. Sie waren nicht integgriert, einzelgänger und auch wenns keiner zugibt Mobbingopfer!
Da es aber niemanden kümmerte auch die Eltern nicht die meiner Meinung nach die Hauptschuld tragen, hat sich die ganze Wut einfach einen Weg gesucht und sie hatten keine bessere Idee als sich kontrolle mit Waffengewalt zu holen!
Das ist meiner einschätzung nichts anderes als ein versagen unserer Gesellschaft!
Glg sadboy
Es gibt kaum eine größere Enttäuschung, als wenn Du mit einer recht großen Freude im Herzen zu gleichgültigen Menschen kommst. (Christian Morgenstern)

Benutzeravatar

Mandy096
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1072

Beitrag Do., 08.10.2009, 03:42

sadboy hat geschrieben:Das ist meiner einschätzung nichts anderes als ein versagen unserer Gesellschaft!
sadboy hat geschrieben: Bei der Ganzen sache kommt es sehr viel aif die Aufklärung der Jugendlichen an und Auf gesunde Lehrpersonen an den Schulen.
Dieser Meinung bin ich auch.
Das hatte ich in einen anderen, sehr ähnlichen Thema, geschrieben.

Wichtig wäre dann Aufklärung für den Sohn. Nämlich die Aufklärung was hinter jeder Art von Gewalt steckt und welche Folgen Gewalt für jemanden hat.

Oft sagen Kinder und Jugendliche was, ohne die Hintergründe zu wissen, zu erkennen. Ohne aufgeklärt zu sein. Und dieses Aufklären (nicht nur sexuell) sollte die Aufgabe von uns Erwachsenen sein.
Kinder und Jugendliche beschäftigen sich oft mit Gewaltspielen, benutzen erniedrigende Worte die mit Sex, Drogen, Gewalt zu tun haben und wissen aber nicht die wirklichen Zusammenhänge oder Folgen (körperliche und psychische).

Und das ist das Schlimme, finde ich: Es gibt viele Arten von Gewalt, Kinder sind damit konfrontiert, aber was hinter der Gewalt dann steckt, welche gefühlsmäßigen Folgen Gewalt hat wird ihnen nicht oder zu wenig erklärt.
Man lernt nie aus...

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag