Faulheit, Aufschieberitis, mangelnde Selbstdisziplin

Alle Themen, die in keines der obigen Foren zum Thema "Psychische Leiden und Beschwerden" passen.
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CrazyB
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Beitrag Di., 18.08.2009, 00:33

Kanit hat geschrieben:Hallo Crazy Blue,
CrazyBlue hat geschrieben:Habe mir auch Bücher zur Verbesserung von Zeiteinteilung, Selbstmotivation, Belohnungsstrategien, ... zugelegt.
Meine Therapeutin meint, dass das nicht viel bringt weil das Problem meine Vergangenheit und Art der aktiven Selbstliebe ist.

Eine Lösung könnte also sein, sich immer wieder bewusst zu machen, was an den anstehenden Aufgaben der große Vorteil für einen selber ist - und das so lange bis man es wirklich erkennt.
Das ist vielleicht ein brauchbarer pragmatischer Ansatz, aber inwiefern wird damit die Meinung der Therapeutin berücksichtigt? Was schlägt sie denn vor (außer weitere Therapiestunden)?
Ich hab mich ehrlich gesagt nicht ganz ausgekannt worauf du hinaus wolltest mit deiner Frage.
Und wie das halt so ist bei mir wenn ich mich nicht auskenne schiebe ich die Aktion erst mal raus und ab und zu vergesse ich dann drauf

Also die Therapeutin meint ich muss mir bewusst machen, dass meine Faulheit ihre Wurzeln darin hat, dass man mir als Kind alles aus der Hand genommen hatte wenn ich zu lange gewartet hatte und ich eben versuchen soll die negativen Aspekte die mich am Handeln hindern besser zu durchleuchten. Warum is das negativ, was für Vorteile hab ich was für Nachteile wenn ich das nicht erledige, kommt mein Unwille daher, dass ich Angst habe vor Misserfolgen oder weil ich glaube "irgendwer nimmt mir die Arbeit eh ab letztendlich" oder "muss ich die Aufgabe wirklich unbedingt jetzt machen? Vielleicht gibt es Zeiten wo ich sie besser erledigen kann?"

Kommt mir alles recht schwammig vor. Sie meint ich soll ergründen und durch Verstehen wird sich das Problem irgendwann lösen.
Aber ich hab halt verdammt nochmal nicht immer Zeit tagelang zu denken und zu warten.
Die Psychologen tun oft so als wär das so easy. Man soll halt machen wenn man bereit ist. Egal ob davon ein Job abhängt oder ein Termin oder was auch immer.
Einerseits habens ja recht damit, dass man durch Druck und Vorwürfe noch weniger erreicht. Auf der anderen Seite - das Leben wartet halt nicht bis man soweit ist!

Manchmal denk ich mir ich bin halt einfach einer der zwar viel will, aber sobald das in "Arbeit" ausartet lass ich es lieber oder es wird weniger Wichtig.
Aber ich leb somit dauernd mit Schuldgefühlen von Morgens bis Abends.
Das muss doch irgendwie aufhören!! Oder ich muss mich damit abfinden und lernen als Penner zufrieden zu leben?
Bei manchen Themen würd' ich mich lieber weniger gut auskennen.
Hätte definitiv Sinnvolleres mit der Zeit anfangen können!
"Misery is almost always the result of thinking" (Joseph Joubert)

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Eve...
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Beitrag Di., 18.08.2009, 07:42

minds hat geschrieben:Bezahlt das dann auch die Krankenkasse?
Wenn sich ein eingetragener Psychologe damit beschäftigt, wie andere notwendig werdende Interventionen auch.

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lingaroni
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Beitrag Di., 18.08.2009, 08:28

Mein Grundsatz: Nur jene Dinge erledigen, die nicht aufgeschoben werden können und WIRKLICH wichtig sind. Damit rutscht alles, was nur selbst auferlegte mühsal ist automatisch die tischkante runter.
LG

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Kanit
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Beitrag Fr., 21.08.2009, 08:17

Hallo,
sera4 in viewtopic.php?p=150231#p150231 hat geschrieben:dazu muss ich noch sagen, dass es in der Verhaltenstherapie durchaus Ansätze gibt die chronisches Aufschieben etc. behandeln. Wäre vielleicht auch was für mich, da ich an den gleichen Problemen leide. Dann könnte ja auch ein Therapeut die Fortschritte kontrollieren. Noch ein Gedankenanstoß falls es einfach gar nicht klappen will mit der Selbstdisziplin.
Eve in viewtopic.php?p=150234#p150234 hat geschrieben:Es ist ein reiner Selbsterziehungsprozess: Das, was unsere Eltern bei uns versäumt haben, müssen wir uns - selbst an die Hand nehmend - in Eigenregie beibringen.
Crazyblue in viewtopic.php?p=162430#p162430 hat geschrieben:Also die Therapeutin meint ich muss mir bewusst machen, dass meine Faulheit ihre Wurzeln darin hat, dass man mir als Kind alles aus der Hand genommen hatte wenn ich zu lange gewartet hatte und ich eben versuchen soll die negativen Aspekte die mich am Handeln hindern besser zu durchleuchten. Warum is das negativ, was für Vorteile hab ich was für Nachteile wenn ich das nicht erledige, kommt mein Unwille daher, dass ich Angst habe vor Misserfolgen oder weil ich glaube "irgendwer nimmt mir die Arbeit eh ab letztendlich" oder "muss ich die Aufgabe wirklich unbedingt jetzt machen? Vielleicht gibt es Zeiten wo ich sie besser erledigen kann?"
Es gibt einen Artikel über Prokrastination bei Spiegel-Online vom 14.04.2006, der (von einer selbst prokrastinierenden Journalistin) sehr einfühlsam geschrieben ist.

Darin wird u.a. die Meinung geäußert, dass nur bei etwa 10 % der Prokrastinierer die (kalten, strengen, fordernden) Eltern wesentlich daran schuld sind. Vielleicht ist trotzdem der Ansatz nicht schlecht, zu versuchen das in jedem von uns noch vorhandene kleine Kind, das wir einmal waren, wohlwollend und geduldig zu einem anderen Verhalten zu erziehen.
lingaroni hat geschrieben:Mein Grundsatz: Nur jene Dinge erledigen, die nicht aufgeschoben werden können und WIRKLICH wichtig sind.

Damit rutscht alles, was nur selbst auferlegte mühsal ist automatisch die tischkante runter.
Das ist wohl eine Abwandlung des Eisenhower-Prinzips, das in http://de.wikipedia.org/wiki/Zeitmanagement erläutert wird. Ein Problem ist: Ein Prokrastinierer erledigt das, was durch die Aufschieberei am dringendsten geworden ist. Dadurch hat er keine Zeit mehr für die wirklich wichtigen Dinge, die aber keine Deadline haben (oder erst in der Ferne).
CrazyBlue hat geschrieben:Aber ich leb somit dauernd mit Schuldgefühlen von Morgens bis Abends.
Das muss doch irgendwie aufhören!! Oder ich muss mich damit abfinden und lernen als Penner zufrieden zu leben?
Nicht gleich als Penner, aber das Anspruchsniveau muss man wohl schon runterschrauben, damit die Ziele erreichbar werden.

Schöne Grüße
Kanit

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Beitrag Fr., 21.08.2009, 09:40

Ich habe hier nicht mitgelesen, bin aber auch von der "Krankheit" befallen.
Ein Buchtipp (weiß nicht, ob es schon genannte wurde):

"Schluss mit dem ewigen Aufschieben: Wie Sie umsetzen, was Sie sich vornehmen." (Hans werrner Rückert; Psychologe und Therapeut)

Gruß
A.

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Eve...
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Beitrag Fr., 21.08.2009, 11:07

Hab auch noch einen Tipp:
"Weg damit von A-z" Das Leben entrümpeln, Freiräume gewinnen von Rita Pohle.
Inspirierend!

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Kanit
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Beitrag Sa., 22.08.2009, 08:40

Hallo,

hat schon mal jemand versucht, sich per E-Mail oder PN gegenseitig mit einem anderen Aufschieber zu coachen, um sein Leben zu ordnen?

Wie sind die Erfahrungen damit?

Schöne Grüße
Kanit

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Phönixia
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Beitrag Sa., 22.08.2009, 08:50

Kanit,
ich habe noch keine Erfahrung damit. Aber ich würde es probieren wollen.

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Kanit
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Beitrag Sa., 22.08.2009, 23:55

Hallo Phönixia,

das freut mich sehr, PN ist unterwegs.

Schöne Grüße
Kanit

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MrN
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Beitrag So., 23.08.2009, 08:00

Hallo zusammen,
hab hier schon vor ein paar Wochen rein geschaut. Damals habe ich nichts geschrieben, weil ich noch in einer Phase gesteckt habe, da ging einfach nichts mehr, was nicht auch gleich ein wenig Spaß gemacht hat. Keine Pflichten, weder große noch kleine.
  1. Inzwischen ist einiges passiert:
  2. Ich habe letzte Woche endlich auch wieder dieses

    "Erst die Arbeit, dann die Belohnung!"

    in einigen Fällen umsetzen können.
    Ergebnis:
    Statt der latenten Selbstmordgedanken eine Menge an positver Energie und Selbstvertrauen. Sieht so aus, als hätte ich doch noch ein Leben...
  3. hier sind ja einige interessante (teilweise sogar philosophische) Gedanken hinzugekommen. Das macht Laune auf mehr. Find ich gut.


MrN
Dein Problem, das dir Probleme macht,
ist nicht wirklich
dein Problem.


(frei nach Lao Zi)

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Innere_Freiheit
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Beitrag Mo., 24.08.2009, 23:34

Hallo,

in meinem Leben gibt es Bereiche, in denen ich von dem 08/15-Standardverhalten abweiche - und dies so auch meinen Wünschen entspricht:
So tue ich z.B. in meiner Wohnung nur das Allernötigste, halte sie also nicht in einem besuchsfähigen Zustand.
Und auch die Steuererklärung habe ich nicht gemacht (ich bin nicht einkommenssteuerpflichtig, aber ich hätte in einem Jahr wegen stark schwankendem Einkommen Einiges zurückbekommen), einfach weil ich beruflich sowieso schon mehr arbeite als ich möchte, und ich deshalb nicht noch zusätzlich Arbeitszeit an das Finanzamt verkaufen will. - Diese beiden Punkte sind für mich kein Thema.

Aber es gibt auch Lebensbereiche, in denen ich tatsächlich Dinge verschiebe, von denen ich im Augenblick (noch) davon überzeugt bin, dass ich sie nun doch mal endlich tun sollte: Nämlich "An meinen inneren Blockaden arbeiten". Ich meine auch, viele sehr gute Methoden hierzu zu beherrschen.... und trotzdem verschiebe ich es immer wieder.....
Ich sehe die Ursache schon ganz klar: Es ist im Augenblick kein Wunsch, nichts was mir wirklich Spaß macht.... sondern ein Klares "Sollte" bzw. "Müsste"..... (und dies ist wohl auch das Problem).

Wenn ich hierfür eine Lösung für mich gefunden habe - oder einen Schritt weitergekommen bin, werde ich hier nochmals schreiben.

Ich möchte dies hier jetzt nur als Information mit einbringen.
(Passende Lösungen kann ich für mich nur selbst entwickeln.)


Innere Freiheit
Das was ich ablehne, bleibt an mir kleben!

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Kanit
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Beitrag Sa., 29.08.2009, 06:28

Hallo Innere Freiheit,
Innere_Freiheit hat geschrieben:in meinem Leben gibt es Bereiche, in denen ich von dem 08/15-Standardverhalten abweiche - und dies so auch meinen Wünschen entspricht:
So tue ich z.B. in meiner Wohnung nur das Allernötigste, halte sie also nicht in einem besuchsfähigen Zustand.
Heißt das, du hast nie Besuche?
Besuchst du denn manchmal andere Leute zuhause?

Schöne Grüße
Kanit

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Innere_Freiheit
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Beitrag Di., 01.09.2009, 21:40

Kanit hat geschrieben: Heißt das, du hast nie Besuche?
Ich habe nie Besuche!
Und wenn man von meiner Ex mal absieht, dann hatte ich auch vor 8 Jahren höchstens einmal im Jahr mal Besuch. Ich gehe mit anderen Leuten prinzipiell lieber Essen, was trinken (oder auch mal Spazieren), wenn ich sie treffen will.
Kanit hat geschrieben: Besuchst du denn manchmal andere Leute zuhause?
Meine Eltern, die 300 km von hier wohnen... und sowieso nicht mehr so weit bis zu mir fahren wollen....
Ansonsten besuche ich nur Bekannte von meiner Freundin, weil diese uns manchmal lieber zu sich nach Hause einladen wollen...
Da wäre meine Freundin dann für Gegen-Einladungen zuständig. Aber sie mag auch niemand einladen, weil sie meint, ihre Wohnung wäre nicht schön genug. Dabei hat sie eine sehr schöne, saubere, relativ aufgeräumte Wohnung. - Sie warnt ihre Bekannte immer vor, dass es keine Gegen-Einladung geben wird, weil wir beide in unseren Wohnungen zu wenig Platz haben.
Das was ich ablehne, bleibt an mir kleben!

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Innere_Freiheit
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Beitrag Di., 01.09.2009, 22:51

Hallo,

ich hatte mir letzte Woche ja "vorgenommen", mit jeden Werktag mit einer meiner Selbsthilfemethoden meinen Lebensthemen und Blockaden zuzuwenden.

Nach meinem Beitrag hierzu merkte ich, dass ich mit meinen "Sollte" nicht weiterkomme. Ich habe dann tatsächlich den Punkt in mir gefunden, wo ich es jedoch auch tatsächlich will. Nicht dass es immer Spaß macht, manchmal ist es ja unangenehm und ich habe einfach Angst vor den nächsten Schritten. Aber ich habe früher schon öfters erlebt, dass es mir hinterher (langfristig, aber auch kurzfristig) einfach guttut.

Mit dieser Mischung aus "Wollen" und "darauf achten, dass ich es auch macht und nicht davor davonlaufe" bin ich das Ganze dann angegangen. Es hat ganz gut geklappt, letzten Woche Montag bis Mittwoch habe ich mich jeden Tag meinen Themen zugewandt.
Am Donnerstag machte ich dann nichts. Ich merkte dann jedoch auch, dass es mir zuviel wurde. Die Sitzungen am Dienstag und Mittwoch waren sehr intensiv. Und ich muss für mich prüfen, nicht vielleicht auch während der Woche einen Tag frei zu machen?
Am Freitag und Gestern hat es jedenfalls dann wieder geklappt, allerdings habe ich mich an diesen Tagen erst sehr spät Nachts meinen Themen zugewandt, so dass ich schon ziemlich müde war.
Heute ging es dann wieder problemlos.

Meiner Ansicht nach liegt der Erfolg darin, dass ich trotz dem Druck, den ich schon ausübe, das Ganze ja auch wirklich wollte. (Vielleicht werde ich irgendwann noch an dem Druck arbeiten, ich glaube nicht, das er das ideale Motivationsmittel ist.)

Vielleicht schreibe ich in ein paar Wochen nochmals über meine Erfahrungen hierzu.

Viele Grüße

Innere Freiheit
Das was ich ablehne, bleibt an mir kleben!

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CrazyB
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Beitrag Sa., 26.09.2009, 12:58

Eine Frage an euch Leser:


Beinhaltet die Faulheit und mangelende Selbstdisziplin bei euch auch (wie bei mir) die meisten Aktivitäten die Ihr eigentlich sehr gerne macht?

Ich zB. mache für mein Leben gerne Musik (Lieder schreiben, spielen und bin seit 6 Jahren in ner Live Band)

Ich täte mir nat. viel Leichter wenn ich mehr Musiktheorie lernen würde (spiele seit 15 Jahren Gitarre und kann nicht Noten lesen und hab keine Ahnung von Harmonielehre und Akkordsystemen, ...) kann mich einfach nicht aufraffen das Zeug zu lernen!
Und genauso geht's mir in vielen Bereichen (Zeichnen, Fotografieren, Webdesign, ....) liebe ich total aber ich komm meist immer nur soweit bis es wirklich ans Lernen oder Üben geht
Noch schlimmer nat. wenn ich Dinge tun und lernen soll, die mir keinen Spaß machen (für Job oder sowas)
Bei manchen Themen würd' ich mich lieber weniger gut auskennen.
Hätte definitiv Sinnvolleres mit der Zeit anfangen können!
"Misery is almost always the result of thinking" (Joseph Joubert)

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