Ist Übertragungsliebe zwangsläufig? Wie überlebe ich's?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Dunkle
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Beitrag Mi., 13.05.2009, 20:08

hungryheart hat geschrieben:welche liebe meint ihr denn dann immer, wenn ihr von der liebe zum therapeuten redet????????das kling alles so (nicht böse gemeint!!! ) schwammig....
Hmmm
Durchläuft man in einer Beziehung nicht immer viele "Arten" von Liebe?
So ist es (bei MIR!!) in der therapeutischen Beziehung auch. Und übrigens ist jetzt da auch schon länger nicht mehr NUR Liebe, nee nee, da geht es schon gehörig durcheinander, da fühle ich auch z.B. extremen Groll, Genervtsein, Gelangweiltsein, manchmal rührt er mich, manchmal fühle ich mich übervorteilt, ungerecht behandelt und und und. Ja, manchmal denk ich, wir sind n altes Ehepaar...

Ansonsten changiert die Liebe von erotisch bis töchterlich, von Ehewünschen bis dem einfachen Wunsch, mal mit ihm Kaffee zu trinken oder ins Kino zu gehen. Alles dabei. Aber eben alles im Reich der Fantasie.

Die Quelle ist allerdings - ganz klar - die erlebte Realität mit ihm.
Das nimmermüde Interesse, die Aufmerksamkeit und Geduld, das gespürte Anliegen, mir zu helfen. Und genau an dem Punkt sagen die, denen das nicht passiert, möööönsch, das macht er doch, weil das sein JOB IST!!!

Das weiß ich, wissen alle Ü-Liebenden, und dennoch...

Auf diesem Auge sind wir nur allzu gern blind

Dunkelnde Grüße!

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Sisyphos
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Beitrag Mi., 13.05.2009, 20:12

Hallo liebe Dunkle,
Dunkle hat geschrieben:
Sisyphos hat geschrieben:Was mache ich mit einer nie aufgelösten Übertragungsliebe zu einem früheren Therapeuten?
Ach Sisyphos, fragst Du und und Dich das wirklich?
Nein, ich gebe Dir Recht, die Entscheidung ist schon gefallen. Ich werde es nicht mehr ansprechen und hoffe, dass es irgendwann vergeht. Ich habe gerade das Buch "Die letzte Liebe des Monsieur Armand" gelesen und da wurde es mir gestern abend etwas schwer ums Herz...
Dunkle hat geschrieben:Machst Du das mit allen Deinen "schweren" Themen so?
Definitiv: Ja! Ich kann nicht anders, hoffe aber, es mir im Laufe der Therapie etwas leichter machen zu können.
Dunkle hat geschrieben:Vielleicht wäre es mal heilsam, so richtig hineinzuspringen in die Peinlichkeit?
Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert...
Das habe ich vor einigen Monaten schon mal bezüglich zweier anderer Themen gemacht, hat es aber nicht einfacher gemacht. Aber lieben Dank für Deine Unterstützung!

Sisyphos

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Anastasia5
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Beitrag Do., 14.05.2009, 07:18

Hey, obwohl Sisyphos ja nun schon eine Entscheidung getroffen hat, möchte ich noch mal betonen wie wichtig es meiner Meinung nach ist, es möglichst offen anzusprechen. Ich weiß es selber aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, aber wenn man den ersten Schritt getan hat, dann ist man ungeheuer erleichtert und man hat endlich Klarheit , und weiß dann auch definitiv, dass man sich zum Beispiel keine Hoffnungen auf eine Erfüllung dieser Liebe machen braucht und man wird frei für andere Beziehungen. Man stelle sich nur mal vor, man bleibt in diesen ewigen Mutmaßungen stecken, also dazu gehört meiner Meinung nach schon eine Menge Masochismus. Liebe Grüsse, Anastasia

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estelle
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Beitrag Do., 14.05.2009, 13:47

Hallo Sisyphos,
deine Therapeutin kann diese Übertragungsliebe zu deinem früheren Therapeuten garnicht auflösen,
weil sie befangen ist,dadurch dass sie ihn kennt.Ich meine das müßte jemand machen der neutral ist.
Liebe Grüße,Violetta.

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Flugente
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Beitrag Do., 14.05.2009, 16:07

Zitat von meiner Thera: Übertragungsliebe- oder Hass ist ein Spielzeug der Analytiker. In einer normalen Gesprächstherapie brauchen wir das nicht. Wenn es zwischenmenschliche Probleme gibt, dann einfach ansprechen, dann reden wir darüber und dann braucht keiner im geheimen glauben, dass der andere übertragen verliebt oder sonst was ist.

Fand ich sehr interessant. Und es funktioniert.
Eisberg voraus!

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carö
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Beitrag Do., 14.05.2009, 16:18

der trick ist, liebe flugente, dass es auch in einer analyse angesprochen wird/werden sollte, wenn es zu missverständnissen, konflikten, problemen kommen sollte.. "einfach" ansprechen.. egal welches namen das kind trägt
solange man die dinge im geheimen belässt, bleiben sie natürlich verborgen.. als das wesen des geheimen sozusagen.. und können wilde blüten treiben. mir schon klar, dass nicht-analytiker mit analyse idR nix anfangen können, warum aber muss das so sehr abgewertet werden?
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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Flugente
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Beitrag Do., 14.05.2009, 16:54

Es gibt ja einige hier, die von einer erfolgreichen Analyse sprechen. Das war dann wohl das richtige für sie.

Wenn ich aber die zig anderen Beiträge lese, wie unglücklich die Leute sind mit ihrem Übertragungsdings, dann denk ich mir, das kann doch nicht im Sinne der Erfinders sein. Noch dazu wo etliche mit einem Brustton der Überzeugung davon berichten: Jaja das muss so sein, die Übertragung mit dem ganzen Leid gehört zur Analyse.

Wobei ich oft den Eindruck habe, dass einige, sich viel selbst zusammenreimen. Was da nicht alles zur Übertragung gehört usw. Ich glaube nicht, dass oftmals diese Probleme mit dem Analytiker besprochen wurden sondern da vieles konstruiert wird. Aber ist es nicht bedenklich, dass so die Leute, genau diese wichtigen Dinge nicht mit dem Menschen besprechen können, mit denen sie 3 - 4 Stunden in der Woche intensiv zusammensitzen?

Das ist jetzt einfach nur mein persönlicher Eindruck, den ich habe und erhebt natürlich nicht den Anspruch auf Realität. Mich erstaunt einfach, was diese Übertragungstheorie zeitweise für seltsame Blüten treibt.
Eisberg voraus!

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Dunkle
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Beitrag Do., 14.05.2009, 17:02

Flugente hat geschrieben:Wenn ich aber die zig anderen Beiträge lese, wie unglücklich die Leute sind mit ihrem Übertragungsdings, dann denk ich mir, das kann doch nicht im Sinne der Erfinders sein.
Das ist jetzt witzig. Denn hier ist sie nun sehr im Sinne des Erfinders!
Wenn sich in Breuer und Freud nicht so viele Patinetinnen aus der Wiener Gesellschaft verliebt hätten, dann wären die auf diesen Trichter irgendwie nie gekommen...

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Dunkle
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Beitrag Do., 14.05.2009, 17:06

Flugente hat geschrieben: Noch dazu wo etliche mit einem Brustton der Überzeugung davon berichten: Jaja das muss so sein, die Übertragung mit dem ganzen Leid gehört zur Analyse.
Ich wüsste ja nicht, dass in anderen Therapien alles leicht von der Hand geht, dass es da "kein Leid" gäbe... Nur hat man vielleicht in einer Analyse mehr Zeit, das alles zu reflektieren. Im Übrigen soll es laut Erfinder tatsächlich Mittel zum Zweck sein, sprach nicht Freud von der "Heilung durch Liebe"....

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Flugente
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Beitrag Do., 14.05.2009, 17:12

Dunkle hat geschrieben:Das ist jetzt witzig. Denn hier ist sie nun sehr im Sinne des Erfinders!
Wenn sich in Breuer und Freud nicht so viele Patinetinnen aus der Wiener Gesellschaft verliebt hätten, dann wären die auf diesen Trichter irgendwie nie gekommen...
Das ist aber kein typischer Fall aus der Psychotherapie oder Analyse. Irgendwo hab ich mal so einen Spruch gehört: Der Kursleiter kann nicht hässlich genug sein, als dass sich die Probanden nicht in ihn oder sie verlieben.

Freud ist der ganzen Sache halt einfach nachgegangen. Dass es dieses Phänomen gibt ist mir klar. Aber es ist eine Begleiterscheinung in meinen Augen, oder sogar ein interessantes Medium aber es zur Generalangelegenheit zu machen, halte ich persönlich für ungesund.

Ich mein, es schreiben Leute hier, dass sie eine Therapie machen um die Übertragungsliebe zum vorheringen Therapeuten zu bearbeiten.

Kurzum: was mir an der trockenen Einstellung meiner Therapeutin zu diesem Thema so gefällt ist, dass ich mich nicht verstellen muss. Ich kann ich sein, kann alles raus lassen, was mich bedrückt. Mir tut diese fruchtbare Arbeit einfach gut. Denn ehrlich: verliebt sein hat auch mit Werben zu tun. Welcher Verliebte gibt sich 100 %ig so wie er ist? Niemals!
Eisberg voraus!

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Dunkle
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Beitrag Do., 14.05.2009, 17:23

Ich verstehe. Das mag Dir durch diesen Thread so erscheinen, dass alles nur darauf konzentriert ist. So isses aber nicht. Also, ich habe in den fast drei Jahren schon auch andere Dinge gelöst/besprochen als diese Verliebtheit. Ja, es ist ja geradezu andersherum. Ich hab ja wie wild und sehr vernünftig und sehr konzentriert an "meinen Themen" gearbeitet. Bis ich merkte, dass sich bei dieser konzentrierten Arbeit Gefühle für meinen Gesprächspartner eingeschlichen hatten. Aber ich habe (jedenfalls nicht bewusst) nicht die ganze Zeit um ihn "geworben".

Ich gebe Dir recht, dass es sich schlimm anhört, wenn jemand eine Therapie macht, um von der unglücklichen Liebe zu seinem ersten Thera wegzukommen. Das ist nun NICHT im Sinne des Erfinders. Aber das passiert leider. Wird dann aber auch leider ein Muster dieser Person sein, dass sie sich den wichtigsten Punkten nicht nähern/stellen kann.

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Flugente
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Beitrag Do., 14.05.2009, 17:45

Dunkle hat geschrieben:Ich wüsste ja nicht, dass in anderen Therapien alles leicht von der Hand geht, dass es da "kein Leid" gäbe...
Da hast du recht :(
Dunkle hat geschrieben:Im Übrigen soll es laut Erfinder tatsächlich Mittel zum Zweck sein, sprach nicht Freud von der "Heilung durch Liebe"....
Ist das nicht ein gewisser Ansatz von Antwort auf deine Ursprungsfrage?
Eisberg voraus!

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Dunkle
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Beitrag Do., 14.05.2009, 17:50

Flugente hat geschrieben:
Dunkle hat geschrieben:Im Übrigen soll es laut Erfinder tatsächlich Mittel zum Zweck sein, sprach nicht Freud von der "Heilung durch Liebe"....
Ist das nicht ein gewisser Ansatz von Antwort auf deine Ursprungsfrage?
O ja, liebe Flugente!!!
Da hattest Du eine richtig analytische Schnüffelnase .
Das Problem ist dann nur noch, dass man diese heilende Liebe auch für genauso gut und erfüllend hält, auch ohne dass man den Therapeuten mit Haut und Haar verschlingt...

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Flugente
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Beitrag Do., 14.05.2009, 17:59

Also angenommen, du gehst irgendwann nach der Therapie hinaus und lernst jemanden kennen, der dich interessiert - ähm blödsinn - in den du dich verliebst. Hast du das Gefühl, dass du mit dieser Liebe anders umgehen, sie anders annehmen wirst, sie anders behandeln wirst als bisher?
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Dunkle
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Beitrag Do., 14.05.2009, 18:45

Wow, während ich jetzt gerade die Spülmaschine aus- und auch gleich wieder eingeräumt habe , musste ich die ganze Zeit über diese Frage nachdenken...

Also, "es" ist vor einigen Monaten passiert , ich lernte jemanden kennen, es ging leider schief, aber das ist eine andere Geschichte. Aber ich habe mich dabei viel aufmerksamer wahrgenommen, habe mehr reflektiert, habe vor allem im Scheitern mehr nach innen gehört und versucht, nicht alles zu schlucken...

Es ist so eine "Mischung": ich würde sagen, ich kenne mich viiiiel besser, sehe meine Handlungen anders, ich verstehe auch meine Mitmenschen teilweise anders/besser, Das wird mich in Zukunft nicht generell vor Fehlern bewahren, aber auf jeden Fall würde ich sagen, es erhöht die Lebensqualität!

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