Jein. So wie ich es erlebte, war der Stoff schon in etwa das Gleiche, und ja, gewiss hängt es auch vom Prof ab. Ich persönlich empfand in den Vorlesungen aus der Psychologie, die ich besuchte, dass es nicht so sehr in die physiologische Tiefe ging, wie ich es gewohnt war. Aber selbstverständlich steckt da auch eine andere Grundfragestellung dahinter, und das ist durchaus legitim.Ich hatte ja zwei Physio-Veranstaltungen. In der einen ging es um z.B. EEG, Aktivation usw. In der anderen ging es z.B. um Emotionen, schlaf usw. In dieser Veranstaltung konnte ich diese Trennung nicht sehen. In ihr wurde die psychologische Ebene zusammen mit der physiologischen und neuropsychologischen betrachtet. Das Gesamtbild aus Psychologie und Physiologie/Neuropsychologie bekommt man aber erst, wenn man das ganze Studium als ein Ganzes sieht.
Beispielsweise wird bei den Biologen natürlich die Evolution und das gesamte Tierreich mit eingebunden, eben z.B. die Evolution von Nervensystemen und des Gehirns.
Was ich mit "nicht zusammen arbeiten" meinte, sind vor allem die Institute. Trotz der Deckungsgleichheit ist es allenorts unglaublich schwer als Biologe Psychologie im Nebenfach zu nehmen, alleine von der Organisation. Solche Extra-Wünsche werden nicht gerne gesehen, deswegen gab ich u.a. das Vorhaben auch leider auf. Und das eine Institut an der selben Uni weiß oft nicht, was das andere tut. Auch die Veröffentlichungen landen vorerst - sofern sie nicht wirklich wichtig sind - in den jeweiligen Fachzeitschriften, bevor sie mal zum anderen Bereich geraten.
Nehmen wir mal das Thema Schlaf UND Chronobiologie. Letzere steckt quasi noch in den Kinderschuhen, wird an den naturwissenschaftlich,biologischen Fakultäten in den Grundlagen erarbeitet. Über Schlaf und Schlafphasen etc. unterrichten beide gleichermaßen, diese Studien (z.B. die berüchtigen Bunkerversuche) sind ja auch schon älter. Aber die neusten Erkenntnisse aus der Chronobiologie werden ebenfalls ihre lange Zeit brauchen, bis sie vom Biocampus in den Psychologie-Vorlesungensäalen angekommen sind.
Denn so lange die Grundlagenforschung sich auf Modellorganismen wie die Furchtfliege und Mäuse bezieht, ist es für die angehenden Psychologen natürlich auch noch nicht so sehr von Relavanz.
Wie gesagt, die Wissengebiete überlappen sich mittlerweile sehr akut. Die Ansätze sind aber etwas unterschiedlich. Möglicherweise - frei geraten - könnte man sagen, dass die einen sich mehr noch auf den Geist konzentrieren, der den Menschen zu etwas besonderen macht, die anderen eher darauf, den Werdegang des Menschen, sozusagen das tierische Erbe, nachzuvollziehen.
Neulich hatte ich z.B. eine Neurovorlesung zum Thema "Lernen und Gedächtnis", ein Paradebeispiel für Überschneidung. Die Gewichtung war in etwa 80% die einzelnen Zelltypen und Hirnabschnitte und 20% die praktischen Tipps der Neuroditaktik. Selbes Thema bei den Psychologen hätte vermutlich eine andere Gewichtung. Was ja, wie gesagt, ganz normal ist.