Sexueller Missbrauch? - Wie ansprechen?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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SamuelZ.
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Beitrag Di., 28.04.2009, 17:30

candle, ich bin jetzt ziemlich irritiert. Das hättest du dir m.E. wirklich sparen können.

Wie ich schon selbst gesagt habe, könnte es alles bedeutet haben. Aber wie ich Emma mit diesem Beispiel deutlich machen wollte, hat da bei mir eine UMDEUTUNG des Ereignisses stattgefunden. Ich rede hier NICHT explizit von sexuellem Missbrauch!

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Lena
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Beitrag Di., 28.04.2009, 17:31

Hallo SandyP,

also dieses "Gefühl" anzusprechen, fiel mir nicht leicht. Zum einen, weil es um das eh schon für mich so schwierige Thema ging. Zum anderen, weil ich immer dachte, das ist doch nur ein Gefühl. Das kann ich nicht mal genau definieren, wie soll ich da darüber reden...
Und ich habe ja auch sehr lange Zeit mit niemandem darüber geredet, weil ich es einfach nur weg haben wollte und bloß nicht damit beschäftigen.
Ich glaube, wir sind über Umwege in der Therapie dazu gekommen. Ich habe eine dissoziative Störung. Und es ging mit der Zeit um die Auslöser, die mich in Dissoziationen bringen. Die Auslöser konnte ich immer bewusster wahrnehmen und erkennen. Und irgendwann wurde mir klar, dass die Auslöser erst "das Gefühl" und dann die Dissoziation zur Folge haben.
Und so wurde es auch mehr Thema in der Therapie.

Noch mal zu dem Gefühl - es ist noch nicht lange her, dass ich zu meinem Therapeuten gesagt habe, dass ich mir schlecht vorkomme, über ein Gefühl zu sprechen, das zwar da ist, für mich aber wenig Sinn macht und vielleicht gar keine Berechtigung hat oder nur ein Reinsteigern ist. Noch schlimmer, wenn das Gefühl für mich im Zusammenhang mit anderen Personen steht. Die aber doch gar nichts dafür können und wie kann ich dann darüber sprechen. Was bin ich dann für ein böser Mensch.

Er meinte, dass für ihn erst mal jedes Gefühl da ist und seine Berechtigung hat. Und dass man ein Gefühl auch "einfach" mal anschauen kann ohne irgendeinen Zwang oder Druck. Und dann erfährt man vielleicht mehr darüber und kann es verstehen. Das hat mir erst mal geholfen, überhaupt darüber zu sprechen.

Und ja, die Gefühle sind sehr stark. So stark, dass ich sie nicht ignorieren kann und dass sie mich oft sehr beeinträchtigen. Und wir haben "nur" über das Gefühl gesprochen. Was es beinhaltet, was es auslöst, wie es sich anfühlt... das aber sehr intensiv. Und seitdem ich mich mehr damit beschäftige, bekommt es mehr ein Gesicht. Schwer zu beschreiben. Aber es kommt aus mir und nicht von außen.

LG Lena

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candle
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Beitrag Di., 28.04.2009, 17:34

SandyP. hat geschrieben:candle, ich bin jetzt ziemlich irritiert. Das hättest du dir m.E. wirklich sparen können.
Warum? Denkst Du nicht, dass ich mit sowas nicht auch beschäftigt habe? Das ist mein Ergebnis was ich erläutert habe.

candle
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SamuelZ.
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Beitrag Di., 28.04.2009, 17:37

candle hat geschrieben:
SandyP. hat geschrieben:candle, ich bin jetzt ziemlich irritiert. Das hättest du dir m.E. wirklich sparen können.
Warum? Denkst Du nicht, dass ich mit sowas nicht auch beschäftigt habe? Das ist mein Ergebnis was ich erläutert habe.

candle
Ich bin irritiert, weil ich den Eindruck nicht loswerde, dass hier - in MEINEM Fall, nicht in DEINEM - eine vorschnelle Identifikation mit denjenigen stattgefunden hat, von denen ich mich in MEINER Kindheit bedrängt gefühlt habe. Ich lese deinen Beitrag so, als wolltest du die Leute, von denen ICH MICH bedrängt gefühlt habe, in Schutz nehmen.

sandypl.

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candle
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Beitrag Di., 28.04.2009, 17:40

Was meinst Du denn damit? Das mit dieser Person etwas war und deshalb es auch dann unangenehm war?

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SamuelZ.
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Beitrag Di., 28.04.2009, 17:46

Hallo Lena:

kannst du mir etwas genauer erklären, was unter Dissoziation verstanden wird?

Ich verstehe, dass du deine Gefühle als isoliert betrachtet haben musst, wenn du ihre Auslöser nicht bewusst wahrgenommen hast.
dass ich mir schlecht vorkomme, über ein Gefühl zu sprechen, das zwar da ist, für mich aber wenig Sinn macht und vielleicht gar keine Berechtigung hat oder nur ein Reinsteigern ist.
Er meinte, dass für ihn erst mal jedes Gefühl da ist und seine Berechtigung hat.
Danke, das ist ein guter Ansatzpunkt, den ich mir merken werde!

Nimmst du an dir auch mehrere Gefühle zur gleichen Zeit wahr? Ich kann mich häufig nicht entscheiden, welches ich ansprechen soll, weil ich dann denke, dass die Gefühle, die sich (noch) nicht so laut zu Wort melden, auch eine Stimme haben wollen. Gerade die!

Grüße
sandyp.

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Beitrag Di., 28.04.2009, 17:51

candle hat geschrieben:Was meinst Du denn damit? Das mit dieser Person etwas war und deshalb es auch dann unangenehm war?

candle
Nein, das meine ich nicht.

Ich habe ein Gefühl von körperlicher Bedrängung und unangenehmer Nähe beschrieben, dass ich in meiner Erinnerung mit dieser Person assoziiere. Ich habe NICHT gesagt, dass diese beiden unbedingt zusammen gehören. Man kann ein Gefühl erinnern und es dann an irgendeine Erinnerung binden.

Das Gefühl ist und war da. Ob es von diesem Onkel oder irgendeiner anderen Person ausgelöst wurde, an die ich mich zur Zeit nicht erinnere, weiß ich nicht.

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candle
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Beitrag Di., 28.04.2009, 17:58

Wann ist denn Dein nächster Therapietermin?

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Beitrag Di., 28.04.2009, 18:03

Ich möchte diese Frage nicht beantworten. Wann ist denn deiner?

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Beitrag Di., 28.04.2009, 18:06

Wie meiner?

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Lena
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Beitrag Di., 28.04.2009, 18:08

Hallo SandyP,

ich glaube, Wikipedia kann das besser erklären als ich:
Der Begriff Dissoziation beschreibt laut Definition der DSM-IV die Unterbrechung der normalerweise integrativen Funktionen des Bewusstseins, des Gedächtnisses, der Identität oder der Wahrnehmung der Umwelt. Dissoziation im psychiatrischen und/oder psychotherapeutischen Sinne kann als ein Defekt der mentalen Integration verstanden werden, bei der eine oder mehrere Bereiche mentaler Prozesse vom Bewusstsein getrennt werden und unabhängig voneinander ablaufen (Abspaltung von Bewusstsein). (...) Bei Dissoziationen handelt es sich um eine vielgestaltige Störung, bei der es zu einem teilweisen oder völligen Verlust von psychischen Funktionen wie des Erinnerungsvermögens, eigener Gefühle oder Empfindungen (Schmerz, Angst, Hunger, Durst, …), der Wahrnehmung der eigenen Person und/oder der Umgebung sowie der Kontrolle von Körperbewegungen kommt. Der Verlust dieser Fähigkeit kann von Stunde zu Stunde wechseln.
(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Dissoziation_(Psychologie) )

Ja, ich habe oft gleichzeitig verschiedene Gefühle. Vielleicht fällt mir das jetzt aber nur so extrem auf. "Früher" war es häufig so, dass ein Gefühl die Oberhand hatte und ich sonst gar nichts wahrgenommen habe. Also bei mir hat sich in der Hinsicht in den letzten Monaten einiges (zum Positiven) verändert.
Allerdings gibt es zu diesem einen bestimmten Thema, das für Dich hier ja im Vordergrund steht (?) bei mir nur einen Gefühlszustand. Und der taucht auch nur dann auf, wenn es um dieses Thema geht. Das kann ich sehr genau zuordnen.

Mich kostet es immer sehr viel Mut und Überwindung in der Therapie (bzw. überhaupt) darüber zu sprechen. Aber mit weiter Schweigen würde ich wohl nichts verändern.

LG Lena

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*AufdemWeg*
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Beitrag Di., 28.04.2009, 18:12

@ Lena
das hast du sehr gut ausgedrückt

LG *AufdemWeg*
Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.



Albert Einstein, 14.03.1879 - 18.04.1955

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candle
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Beitrag Di., 28.04.2009, 18:13

Lena hat geschrieben:Mich kostet es immer sehr viel Mut und Überwindung in der Therapie (bzw. überhaupt) darüber zu sprechen. Aber mit weiter Schweigen würde ich wohl nichts verändern.
"Darüber" heißt jetzt Deine Gefühle?

candle
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Beitrag Di., 28.04.2009, 18:20

@AufdemWeg: danke!

@candle: ja, über diese Gefühle und was für mich damit im Zusammenhang steht

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Flugente
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Beitrag Di., 28.04.2009, 19:21

SandyP. hat geschrieben:also z.B., ich möchte heute über mein negatives Bild von Männern reden, etc. Dann würde ich mich langsam zu den Gefühlen vorarbeiten, die da so dranhängen, in jeder Hinsicht.
Hallo Sandy, das ist doch ein großartiger Ansatz, mit dem sich super arbeiten lässt. Du wirst sehen, wenn du das Thema auf diese oder ähnliche Art anschneidest, dann kommt es ins Laufen. Wobei auch hier du und nur du das Tempo und die Intensivität bestimmst.

Übrigens: kein Therapeut erwartet ein fertig ausgearbeitetes Konzept von dir. Ob du es nur mal anschneidest, damit es mal heraußen ist, ob du gleich aufs Ganze gehst, ob du dazwischen Verschnaufpausen brauchst, das ist alles deine Entscheidung. Das ist ja schließlich das Schöne an Therapie

Alles Gute
Flugente
Eisberg voraus!

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