Die Arbeit mit dem inneren Kind

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Aditi
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Beitrag Sa., 18.04.2009, 18:35

murmeltier hat geschrieben: Und ich würde ergänzend noch sagen: Man hat ja gelernt, dass man damit leben kann, dass man Schuld ist. Das ist so viel mehr kontrollierbar als das ungewisse: Jemand anderes hat Schuld und man müsste trauern, weil einen Keiner beschützt hat.
ja murmeltier,
das bekannte, auch wenn es noch so unerträglich ist, ist leichter auszuhalten als das unbekannte.

aditi

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Xanny
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Beitrag Sa., 18.04.2009, 21:35

Wanda hat geschrieben: nicht Dein inneres Kind hat Dein Leben zerstört,
sondern Dein früheres unmittelbares Umfeld.
Liebe Wanda,

das höre ich öfter... aber es ist so, wie ich schrieb. Mein Therapeut ist da schon sehr vorsichtig und unterstützend. Aber ich glaube, wäre ich als Kind anders gewesen, oder hätte ich meine Eltern nicht mit meiner Existenz gestört, wäre es für viele Menschen in meinem Umfeld einfacher gewesen. Ich war nicht gewollt und das muss ja auch einen Grund haben.
Wenn man das ganze Leben nur mit Gewalt, Mißbrauch und psychischer Grausamkeit erlebt, dann kann in mir nicht viel Gutes stecken. Und vielleicht bin ich auch an vielem einfach selber schuld. Hätte ich mich anders verhalten, dann hätten sich nicht so viele Männer an mir vergangen...
*Ein Freund ist jemand, der Deine Vergangenheit versteht, an Deine Zukunft glaubt und Dich so akzeptiert, wie Du bist*

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Xanny
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Beitrag Sa., 18.04.2009, 21:44

Laura13 hat geschrieben: Mein Problem sind halt auch Dissoziationen und Flashbacks. Ich sehe alles so vor mir, als wenn ich gerade als KIND in der Situation bin...DAS halte ich nur schwer bis gar nicht aus....
Genau das ist das Problem. dass auch ich solchen FBs noch immer hilflos gegenüberstehe, mich als Kind sehe, mir selber nicht trauen kann. Und dieses Kind, was ich sehe, nicht als ich akzeptieren kann. Es ist einfach ein Kind, was ich verabscheue, klar hatte dieses Kind keine leichte Zeit, aber ich empfinde keine Zuneigung, Verbundenheit oder verbinde mich mit diesem Kind. Ich bin selber Mutter und liebe meine Kinder, doch dieses Kind, was ich auch in meinen Erinnerungen ständig sehe, an dem habe ich nur was auszusetzen, da kommen keine Gefühle hoch, außer dass ich mich dem sofort verschließe, wenns hochkommt. Ich fange an zu weinen und kann dem nichts mehr entgegensetzen.
Wenn mein Therapeut mir sagt, dieses Kind hat keine Schuld, dann gebe ich ihm Recht, damit das Thema erledigt ist, weil ich es einfach nicht ertragen kann. Das sind immer Momente in der Therapie, in denen ich eigentlich lieber flüchten würde, und wo ich immer abschalte, dissoziiere oder mich sonst wie gedanklich entferne, um dem zu entgehen.
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Laura13
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Beitrag Sa., 18.04.2009, 22:26

Liebe Xanny,

lass dich mal in den Arm nehmen, dich und dein inneres Kind.

Ich weiß, es wird nichts nützen, wenn ich das jetzt schreibe, weil du es selbst erkennen musst und ich hoffe, dass es dir eines Tages gelingen wird:

Du bist nicht schuld! Dein Kind ist nicht schuld! Es hatte nichts mit dir zu tun, dass du so gequält wurdest. DU warst das OPFER....schau, du sagst, du hast selbst Kinder...würdest du jemals deinen Kindern die Schuld geben, wenn ihnen sowas zustoßen würde? Doch niemals, oder? Jedes Kind verhält sich anders, passt sich den Lebensumständen irgendwie an, um zu überleben! Das hast du getan, das MUSSTEST du tun. Du hattest keine Chance als Kind, warst ausgeliefert diesen Schweinen, die dir das angetan haben.....Was hättest du denn tun sollen? Wenn einem Kind nie beigebracht wird, NEIN sagen zu dürfen, eigene Grenzen zu haben, Selbswertgefühl, was soll es denn machen? Es wehrt sich nicht und es sagt auch nichts....

Ich bin mir sicher, wenn es um ein anderes Kind ginge, dem das passiert wäre, du würdest nicht so urteilen.
Aber ich kenne das. Ich verurteile mich und wenn mein Thera dann meine Kinder ins Spiel bringt, dann hab ich die "richtige" Sicht der Dinge...aber mit mir selbst noch nicht so....aber genau dahin müssen wir kommen: Wir waren die OPFER und solange wir diesen Opferstatus nicht annehmen können, uns die Schuld abladen trauen auf die Täter, solange können wir wohl keinen Frieden finden.
Ich will frei sein....vor allem auch für und wegen meinen Kindern!

Xanny, gib nicht auf, arbeite daran und sei offen zu deinem Thera, er muss wissen, wo du wirklich stehst, damit er dir helfen kann.

liebe Grüße
Laura
Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs Falten
aus deinem Haar vergeßnen Sonnenschein.
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und still und gut und voller Frieden sein.

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jennyfer
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Beitrag Sa., 18.04.2009, 22:36

Hallo Xanny

Ich habe mir gerade den ganzen thread durchgelesen (hatte zuvor zu weinig Zeit) und realisierte erst jetzt (entschuldige bitte) das auch Du eine Annäherung zu deinem "inneren Kind" für dich suchst/wünschst. Somit hätte ich natürlich auch Dich in meinem Post angesprochen (falls du das möchtest).

Liebe Laura


Laura13 hat geschrieben: (...) Auch die Trauer über alles, was ich nicht hatte, der ganze Schmerz. Auch das Bewusstsein, wie sehr ich benutzt wurde, benutzt und ausgenutzt und verarscht...
Ich müßte wohl nun diese Gefühle vollendst annehmen können, um in der Verarbeitung weiterzukommen.
Ich glaube nicht, dass du sie direkt annehmen müßtest. Wenn deine Schmerzen über das was Dir leider auch so fehlte in dein Bewusstsein kommen dürfen, liegt darin noch ganz viel wichtiges. Ich mein, (ich kann nur von mir berichten, was ich selbstverständlich nicht auf andere schließen möchte) Sie können jetzt vorsichtig kommen. Doch in ihrem erneuten Erleben in vollstem Ausmaße ( ) kommt da noch ein akzeptieren hinzu. * Das ist so was von schwer. Ich zb hatte sehr große Angst, "loszulassen". Ich hatte solche Angst mein Boden könnte niemehr stehfest werden. Das ich unendlich "fallen" könnte und vorallem große Angst nicht mehr "ich" zu sein. (geht nicht anders zu beschreiben, für mich - Ich im vertrauten Sinne) Das war für mich das allerschlimmste. Dies ganze ist ein sehr großer Schritt in einer Verarbeitung. Daher Ist es für mich Verarbeitung vor dem Annehmen. Nach einem Annehmen (geht in vielen kleinen und großen Schritten - bei mir-) hatte ich immer ein wenig Ruhe in mir. Ich ruhte aus, und fühlte mich immer mehr gefestigt. Immer "dann" fühlte ich für mich "ich gehe meinen Weg, und darum raste ich hier einwenig".

*akzeptieren, egal was und wie lange etwas gefühlt wird. Ich fühlte da zb auch das mein Täter mich liebte. Dies war sehr schlimm für mich, doch auch ein Gefühl dem ich eine (meine) Berechtigung gab (das ich es nun eben auch fühlte).

Mein Problem sind halt auch Dissoziationen und Flashbacks. Ich sehe alles so vor mir, als wenn ich gerade als KIND in der Situation bin...DAS halte ich nur schwer bis gar nicht aus....
Aus meiner Erfahrung (in Mir) kann ich dir schreiben, dass "zusehen" (sein inneres Kind in seinem Erlebten vor sich sehen) schlimmer ist, als "reinschlüpfen" und "echt" für "sich" als "Kind" zu weinen. (hier wäre die Stelle, wo ich dich gerne virtuell umarmen würde.) Erst "da" konnte ich in Mir wirklich eine Erleichterung fühlen. Jede "dieser" Tränen wog gefühlte 1000 Kilogramm.


Ganz liebe Grüße

jennyfer_
...

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Laura13
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Beitrag Sa., 18.04.2009, 22:45

Liebe Jennyfer,

danke für deine Antwort.
Das mit dem Weinen ist ja auch so ein Thema....ich denk mir oft, mein Thera muss ja denken, was ich für ein gefühlskalter Klotz bin...ich habe bisher einmal geweint. Ich kann das nicht. Ich durfte auch als Kind nie weinen. Wenn, dann weine ich "in meinem stillen Kämmerlein"...aber, ich würde mir das so wünshcne, dass ich das auch in der Therapie könnte. Das hat ja auch mit Loslassen zu tun und die Gefühle sind ja da und die Traurigkeit auch, nur die Tränen kommen meist nicht. Ich weiß gar nicht, wie ich das so beschreiben soll....ich heule oft vor und nach der Sitzung, aber eigentlich würden die Tränen IN diese Sitzung gehören...das ist wie ausgeschaltet...grauenvoll.
Vielleicht kommt das noch, wenn ich die Nähe zu meinem inneren Kind herstellen und aushalten kann....

ich würde dich auch gerne virtuell umarmen
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jennyfer
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Beitrag Sa., 18.04.2009, 22:52

Hallo liebe Aditi
Aditi hat geschrieben: (...) der missbrauch begann so früh, da gab es für mich noch keine worte/begriffe dafür.
*betroffenausschnauf* und zwar, weil ich so eine Situation (nachträglich) nur einmal im Zusammenhang meiner Verarbeitung erlebte (ohne Begriffe, Worte fühlen zu können) und fast darin verzweifelte. Ich konnte es für mich im Forum nur mit "ich fühlte in Farben" beschreiben. (ganz kurz für den Zusammenhang - ich ging bewusst ins Elternhaus und ins Zimmer wo ich unter anderem regelmäßig missbraucht wurde und da waren Gefühle, die ich nicht zuordnen konnte. Ich saß einfach nur da, und da flossen regelrecht Gefühle in mich rein, die ich gar nicht kannte. Ich konnte danach 5 Tage nicht mehr (fast nicht mehr) Sprechen. Da ging nichts mehr "raus" und nichts mehr "rein" weil ich keine Worte fand. Nicht mal Beschreibungen. (für diese Gefühle)

Daher *betroffenausschnauf* und mein Mitgefühl ausspreche.


alles was ich derzeit spüre ist, dass, wenn ich die trauer darüber, was mir angetan wurde, zulassen würde, ich angst davor hätte, den alltag nicht mehr bewältigen zu können. mich sinnlosigkeit über mein tun und leben überschwemmen würde. ich am liebsten einschlafen möchte. so bleibt mit jetzt noch immer nur mein überlebensmuster: KÄMPFEN! obwohl, die andere stimme in mir gewinnt immer mehr an stärke: genug gekämpft! du darfst jetzt entspannen und genießen! das würde wiederum bedeuten, dass ich ein stück kontrolle aufgeben müsste.
Dazu schrieb ich bei Laura etwas über mich, wie es mir dabei erging. Hätte ich eine Wahl gehabt "weiterfunktionieren" dann hätte ich mich mit Sicherheit dafür entschieden. Ich hattes sie nicht, da mein Körper nicht mehr wollte. Ich mit Dauerherzrasen im Kreis lief (auch beim Doc) und Herztabletten schon verschrieben bekam. Da entschied ich mich fürs Springen. Wobei ich auch sehr viele Zweifel während meines Fluges hatte.

Ich wünsche Dir alles Liebe


jennyfer_
...

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jennyfer
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Beitrag Sa., 18.04.2009, 23:21

Hallo, liebe Laura!

Laura13 hat geschrieben:Liebe Jennyfer,
(...) ...ich denk mir oft, mein Thera muss ja denken, was ich für ein gefühlskalter Klotz bin...ich habe bisher einmal geweint. Ich kann das nicht. Ich durfte auch als Kind nie weinen. Wenn, dann weine ich "in meinem stillen Kämmerlein"...aber, ich würde mir das so wünshcne, dass ich das auch in der Therapie könnte. Das hat ja auch mit Loslassen zu tun und die Gefühle sind ja da und die Traurigkeit auch, nur die Tränen kommen meist nicht. Ich weiß gar nicht, wie ich das so beschreiben soll....
Das denkt er sicher nicht (fühlst du dich als ein gefühlskalter Klotz?) Ich habe vor einiger Zeit sehr oft "für andere gedacht". So konnte ich für mich von mir ablenken. Ich stellte mir immer wieder vor "was könnten die von mir denken". Doch heute ist für mich nur noch wichtig "was denke Ich von mir" Darin finde ich sehr viel Potenzial für mich.

Das mit dem "nicht weinen können" kenne ich leider auch. Ein User hier (vor längerer Zeit) brachte mich zu meinen ersten Missbrauchstränen. Mich berührte das ich trotz (oder wegen) meinem mich Öffnens in (wenn auch virtuelle) Arme geschlossen wurde. "So" wenig war bei mir schon "so" viel. Ich war zuvor so "zu" das das ich nach meinem Öffnen niemals erwartet hätte, auch liebenswert für andere sein zu können. (ist jetzt aber schwer für mich zu erklären)

Da fällt mir gerade ein in meiner ersten Therastunde sah ich ein Päckchen Taschentücher auf dem kleinen runden Tisch liegen. Und ich dachte als Erstens "sie wird doch wohl nicht glauben, dass ich hier weine" und ich fixierte regelrecht diese Taschentücher für sicher zehn Minuten. Ich dachte gleich, von mir würde etwas "erwartet". Heute würde ich das sehen wie "es ist überhaupt nichst schlimmes daran, wenn ich eines da wegnehmen und benutzen würde. Doch wäre auch nichts schlimmes dabei, sie einfach nicht zu brauchen.

Liebe Laura, auch deine Tränen brauchen Zeit *

Liebe Grüße

jennyfer_

und allen einen schönen Sonntag.
...

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Laura13
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Beitrag So., 19.04.2009, 07:18

Liebe Jennyfer,

jetzt muss ich sogar mal schmunzeln, so schlimm unser Thema auch ist, aber wegen der Taschentücher! *ggg Mein Thera hat nen ganzen Stapel davon....und dieses Gefühl, dass etwas von mir erwartet wird, nämlich, dass es "normal" oder "richtig" ist da zu weinen, das hatte ich auch.
Habe ich wohl immer noch...und je mehr ich mir deshalb Druck mache desto stärker reiße ich mich innerlich zusammen (so wie es schon immer von meinen Eltern mir gegenüber erwartet wurde) und die Tränen KÖNNEN ja so gar nicht kommen.....somit bleibt dann auch die Erleichterung aus und der innere Druck wird noch größer. Allein das ist schon eine Blockade, die man uns mitgegeben hat von klein auf, dass wir keinen guten Zugang zu unseren eigenen Gefühlen haben (durften). Sie wurden uns abgesprochen und verboten!

Ich dachte, ich bin schon sooo weit gekommen in der Therapie. Doch immer wieder merke ich, dass ich in Vielem noch ziemlich am Anfang stehe.

LG Laura
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Xanny
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Beitrag So., 19.04.2009, 09:13

jennyfer hat geschrieben:Hallo Xanny

Ich habe mir gerade den ganzen thread durchgelesen (hatte zuvor zu weinig Zeit) und realisierte erst jetzt (entschuldige bitte) das auch Du eine Annäherung zu deinem "inneren Kind" für dich suchst/wünschst. Somit hätte ich natürlich auch Dich in meinem Post angesprochen (falls du das möchtest).
Liebe Jennyfer,

danke, das ist schon in Ordnung.
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Xanny
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Beitrag So., 19.04.2009, 09:16

Laura13 hat geschrieben: jetzt muss ich sogar mal schmunzeln, so schlimm unser Thema auch ist, aber wegen der Taschentücher! *ggg Mein Thera hat nen ganzen Stapel davon....und dieses Gefühl, dass etwas von mir erwartet wird, nämlich, dass es "normal" oder "richtig" ist da zu weinen, das hatte ich auch.
Da muss ich auch schmunzeln, ich bin immer diejenige, die bei meinem Thera die ganze Packung braucht. Mittlerweile wird mir schon wortlos die grße Packung Kleenex gereicht. Und ich schäme mich oft für meine Tränen.

Und Laura, Du hast Recht, bei meinen Kindern würde ich das ganz anders sehen. Da kann ich rationaler denken und abwägen.

Xanny
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Laura13
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Beitrag So., 19.04.2009, 09:19

Liebe Xanny,

weißt du was mir hilft?

Ich habe zwei Kinder und ich denke mir, ich sollte mein inneres Kind als mein drittes Kind ansehen, dann kann ich ihm gegenüber mit der gleichen Liebe und Rationalität agieren, wie bei meinen realen Kindern.....ich versuche es zumindest.
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w_s_
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Beitrag So., 19.04.2009, 10:53

Aber solltest du deinem inneren Kind nicht doch anders begegnen? Ich frage mich etwa, ob Rationalität.... hmm, hat die die gleiche Bedeutung wie gegenüber dienen beiden körperlichen Kindern? Ist es nicht so, dass bei realen Kindern Rationalität oft auch was mit Grenzen als erzieherische Maßnahme setzen zu tun hat, während beim inneren Kind es eigentlich nur um Liebe und Verzeihen geht? Den bei deinem inneren Kind gehts doch eher um die Heilung der alten Verletzungen? Auch wenns bei deinen körperlichen Kindern natürlich auch stark um die mütterliche Liebe geht....

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(V)
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Beitrag So., 19.04.2009, 13:27

w_s_ spricht hier was an, was ich die ganze Zeit schon loswerden wollte in diesem Thread, aber aus purer Bequemlichkeit zunächst nach hinten verschob:

Mich stößt es ein wenig sauer auf, dass hier das "innere Kind" ausschließlich mit Wunden und Verletzungen in Zusammenhang gebracht wird.

Jeder hat ein inneres Kind. Und dem sollte man sich generell ein wenig widmen, egal ob gesund oder krank. Und man sollte zwar erwachsener und reifer werden, aber das Kind in sich niemals vergessen. Sonst wird mal wohl ziemlich verbittert, ausgetrocknet und verkrampft.

Ich für meinen Teil möchte zwar "reifer" werden, aber ich bin und bleibe gleichzeitig auch gerne ein Kindskopf.

Fernerhin, nur mal sicherheitshalber: die Imaginationsübungen des inneren Kindes sind KEINE Erfindung der Psychotherapie. Definitiv nicht. So kommt es an manchen Stellen hier im Thread - vermutlich aus Versehen - rüber. Manche beschäftigten sich sogar obwohl gesund und ganz frei von all dem PT damit. *g*

Achja, und die einfachste Form dem innerem Kind zu huldigen, sind in der Regel Hobbies. Sich selbst mal was gönnen, sich selbst mal verwöhnen, einfach mal Dinge tun, die SPASS machen. Und ich bilde mir ein, dass bei Depressiven und ähnlich Erkrankten genau diese Seite parallel einfach zu kurz kommt.

Mir persönlich tun die Menschen, die - egal ob gesund oder nicht - keinerlei Zugang zum "innerem Kind" haben, ob bewusst oder nicht, sehr Leid. Ein bisschen Spaß muss sein. Immer nur arbeiten oder an sich arbeiten, alles viel zu ernst zu nehmen, sich nichts gönnen...

...ein Teufelskreislauf.

Und @w_s_
Ja, man kann das innere Kind genauso erziehen, wie echte Kinder. *zwinker* Nur dass es eben immer ein "inneres Kind" bleiben wird, und statt Mutter oder Vater ist es der Verstand, der die Grenzen setzen. Sozusagen eine gezielte, erwünschte Teil-Depersonalisierung.

Generell ist und bleibt unsere Psyche auf "kleinkindliches Fühlen" beschränkt. Bei jedem Mensch. Lust/Unlust-Prinzip, keine Verneinungen kennen etc. Das ist bei JEDEM Mensch so. Nur wieso man das nicht merkt? Weil der Verstand es verschleiert und rationalisiert, und es nicht zugeben will. Beispielsweise würde ein normaler Erwachsener seltener sagen: Ich hab kein Bock oder ich schmoll jetzt. Nein, man hat immer eine ganze Armada von Rechtfertigungen und meist sogar ziemlich guten Gründen. "Ich habe keine Lust, weil... xy... hat..." Und das scheint dann vernünftig. Aber am Ende ist und bleibt es ein schmollendes (oder whatever) inneres Kind.

Was zu einer anderem Problematik führt: der allgemeine Umgang mit Gefühlen. Es ist ausgesprochen selten, dass man sich heutzutage ein Gefühl eingesteht, ohne diesen Verstand-Rechtfertigungs-Apparat. Als Erwachsener hat man nicht einfach OHNE GRUND traurig, bockig, schmollend, ängstlich etc. zu sein. Es ist für viele wohl eine Befreiung, wenn sie für sich selbst lernen: ICH DARF so sein wie ich will, und fühlen, was ich fühle, ganz frei von Rechtfertigungen. Die Vergleiche mit dem inneren Kind helfen da wirklich sehr.

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w_s_
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Beitrag So., 19.04.2009, 13:40

Nur Gothi (liebevolle Bezeichnung aus dem Kindheitsich ), hier ist ja vom Arbeiten mit dem inneren Kind im therapeutischem Sinn die Rede. Und ich glaube ich war der einzige, der das Kindheitsich einer Transaktionsanalyse auch im Zusammenhang mit Kreativitätstechniken und Kommunikationstheorie hier in diesem Thread überhaupt erwähnt hat. Ich denke mir, dass hier auch keine Widersprüchlichkeiten bestehen...

Bei dem Erziehungsgedanken bin ich aber nicht ganz bei dir. Denn Erziehung spricht auch die anderen Ebenen der Persönlichkeit an, gerade im Eltern-Ich werden etwa über Regeln viele Dinge verankert die eben gerade das Kindheits-Ich steuern und ausbalanzieren sollen. Es macht keinen Sinn im Kindheits-Ich analytische Regeln verankern zu wollen - damit kann das nicht umgehen, einfach weil es andere Aspekte der Persönlichkeit darstellt, nur eben nicht die analytischen. Aber ich lasse mich gerne von Besserem überzeugen ...

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