Therapeut wechseln?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Montana
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Beitrag Sa., 17.08.2024, 22:25

Es ist nicht möglich, in einem einzigen kurzen Gespräch eine Diagnose zu stellen (und ja, 50 Minuten sind kurz). Das wünschen sich zwar Krankenkassen, und darum wird irgendwas aufgeschrieben, aber ernstzunehmen ist das nicht. Es ist ungefähr auf dem Niveau eines Online-Selbsttests.

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alatan
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Beitrag So., 18.08.2024, 06:17

Juna85 hat geschrieben: Sa., 17.08.2024, 21:15 Anpassungsstörung aufgrund einer Krebsdiagnose,
Erst eine mittlere und jetzt schwere Depression,
Eine PTBS da ich in einem Gespräch auch einige Dinge aus meiner Kindheit gesagt habe,
Panikstörung
Verdacht auf generalisierte Angsstörung und nun auch noch
eine spezifische Phobie....
Alle diese Störungen haben natürlich ICD-Kriterien, die allerdings auslegbar sind und sehr davon abhängen, wieviel ein Diagnostiker gesehen hat, das heißt was er kennt als Spektrum. Insbesondere wird heutzutage PTBS viel zu häufig vergeben, obwohl die Kriterien nicht erfüllt sind (Viele glauben anscheinend, dass eine schweres Ereignis allein ausreicht.)

Ein guter und erfahrener Facharzt kann selbstverständlich innerhalb einer Stunde eine valide Diagnose stellen - das Problem ist, dass es kaum gute Fachärzte gibt (weit unter 10% mit entsprechendem Titel.)

Worauf eine Fülle an Diagnosen allerdings immer hinweist (nicht beweist), ist, dass eine grundlegende strukturelle Problematik vorliegt.

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sunny87
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Beitrag So., 18.08.2024, 07:39

alatan hat geschrieben: So., 18.08.2024, 06:17
Juna85 hat geschrieben: Sa., 17.08.2024, 21:15 Insbesondere wird heutzutage PTBS viel zu häufig vergeben, obwohl die Kriterien nicht erfüllt sind (Viele glauben anscheinend, dass eine schweres Ereignis allein ausreicht.)

Manchmal reicht ein schweres Ereignis für eine PTBS aus. Das wollte ich nur mal in den Raum werfen, weil ich selber betroffen bin und so Verallgemeinerungen nicht gut finde.

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LovisTochter
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Beitrag So., 18.08.2024, 07:50

sunny87 hat geschrieben: So., 18.08.2024, 07:39 Manchmal reicht ein schweres Ereignis für eine PTBS aus. Das wollte ich nur mal in den Raum werfen, weil ich selber betroffen bin und so Verallgemeinerungen nicht gut finde.
Um eine PTBS auszulösen reicht ein schweres Ereignis, das ist richtig. Aber nicht jedes schwere Ereignis löst eine PTBS aus. Deshalb ist es nicht ausreichend abzufragen ob es schwere Ereignisse in der Lebensgeschichte gibt, sondern es müssen bestimmte Symtome/Kriterien vorliegen, um, aufgrund dieser, eine PTBS zu diagnostizieren.
Nicht der Auslöser ist die PTBS sondernd die daraus resultierenden Symtome (Trauma-Trias).
Wer nicht auf seine Weise denkt, denkt überhaupt nicht. (Oscar Wilde)

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sunny87
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Beitrag So., 18.08.2024, 11:04

LovisTochter hat geschrieben: So., 18.08.2024, 07:50
Um eine PTBS auszulösen reicht ein schweres Ereignis, das ist richtig. Aber nicht jedes schwere Ereignis löst eine PTBS aus.
Das stimmt. Außerdem bin ich der Meinung, dass in einem Erstgespräch oder Sprechstundengespräch keine gesicherte Diagnose gestellt werden kann. Dazu bedarf es mehr...

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Montana
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Beitrag So., 18.08.2024, 12:47

alatan hat geschrieben: So., 18.08.2024, 06:17 Ein guter und erfahrener Facharzt kann selbstverständlich innerhalb einer Stunde eine valide Diagnose stellen - das Problem ist, dass es kaum gute Fachärzte gibt (weit unter 10% mit entsprechendem Titel.)
Dem möchte ich immer noch widersprechen, auch wenn du schon richtig schreibst, dass es ohnehin wenige wirklich gute gibt. Aber auch diese guten können nur die Informationen nutzen, die sie bekommen. Eine Stunde ist eine so kurze Zeit, dass man die als Patient überstehen kann ohne aus der Rolle zu fallen, wenn man das für erforderlich hält. Und in einem Erstkontakt finden das sehr viele erforderlich.

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chrysokoll
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Beitrag So., 18.08.2024, 14:33

Bekanntlich bin ich sehr für fundierte Diagnostik. Auch weil ich leider selbst erfahren habe was falsche und vor allem "auf Zuruf" gestellte Diagnostik anrichten kann. Dem folgt dann ja eine ganz falsche Behandlung, zu Lasten des Patienten.
Und nein, fundierte Diagnostik kann nicht in einer Stunde erfolgen. Das ist schlichte Selbstüberschätzung irgendwelcher altbackener Therapeuten, die meinen aufgrund ihrer "Erfahrung" da was einschätzen zu können. Fundierte Diagnostik erfordert mehr Zeit und auch ganz schlicht standardisierte Tests. Dazu muss jemand noch nicht einmal super gut sein, es reicht schon wenn er wenigstens das strukturiert, konzentriert und mit Genauigkeit und Zeit durchführt und entsprechend Selbstkritisch ist.
Ich kann nur vor jedem Therapeuten warnen der da nach einer Stunde eine Diagnose rausblubbert

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LovisTochter
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Beitrag So., 18.08.2024, 15:21

Grundsätzlich bin ich voll und ganz bei Dir chrysokoll! Nur erfordert unser System leider eine andere Vorgehensweise. Da müssen in der Sprechstunde zumindest therapierelevante Verdachtsdiagnosen gestellt werden um überhaupt als "therapieberechtigt" eingestuft zu werden. Ebenso müssen, für den Antrag dann nach der Probatorik Diagnosen vergeben werden um den Antrag genehmigt zu bekommen.
Therapeuten können also erst einmal gar nichts dafür, dass sie so schnell Diagnosen stellen müssen. Und, der:die Patient:in sieht diese damnn ja auch auf den entsprechenden Formularen. Deshalb finde ich Deine Warnung so zu allgemein.
Allerdings könnten Therapeuten natürlich genau auf diese Umstände hinweisen und dem:der Patient:in sagen, dass sie so vorgehen müssen, die Verdachtsdiagnosen aber im Laufe der Therapie noch zu anderen, dann gesicherten Diagnsoen werden können.
Gesicherte Diagnosen innerhalb einer Stunde zu vergeben halte ich auch für ausgemachten Blödsinn. Da muss man doch nur mal an die eigenen Sprechstunden oder Probatoriksitzungen denken. Wie viel gibt man denn da schon Preis? Bzw. sind Symptome ja oft auch sehr diffus und undurchsichtig. Nicht nur für den:die Patient:in.
Wer nicht auf seine Weise denkt, denkt überhaupt nicht. (Oscar Wilde)

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chrysokoll
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Beitrag So., 18.08.2024, 15:27

Naja, die gesetzliche Kasse bezahlt drei ganze Sprechstunden und vier Stunden Probatorik, da kann schon einiges geleistet werden. Das sind insgesamt sieben Stunden und nicht nur eine, für mich ist das ein gravierender Unterschied! Sie können dazu noch entsprechende Fragebögen mitgeben, strukturiert Dinge erfragen etc.

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chrysokoll
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Beitrag So., 18.08.2024, 15:48

Juna85 hat geschrieben: Sa., 17.08.2024, 21:15 Abtelefoniert habe ich inzwischen 46 Therapeuten und Praxen im Umkreis bis zu 1,5 Stunden Fahrtzeit pro Strecke, wo ich mich auch schon gefragt hab ob das noch machbar ist.

Was ich genau suchen sollte weiß ich ehrlichgesagt nicht. Ich hatte gehofft, dass mir das jemand in so einem Vorgespräch sagen kann, denn ich kenne mich da ja auch nicht aus, welche Therapien in Frage kämen.
Hast du denn für dich selbst eine Idee was deine Diagnose / Problem sein könnte?
Worum geht es dir, was möchtest du erreichen?
Informier dich auch selbst über die Therapieformen die es gibt und die von Krankenkassen bezahlt werden, es ist sehr wichtig da selbst Bescheid zu wissen.

Gibt es in deiner Region Ausbildungsinstitute für Therapeuten? Die behandlen oft auch und suchen Patienten.
Gibt es Amblanzen? Beratungsstellen? Selbsthilfegruppen?
Ich würde an deiner Stelle wirklich mal die Fühler in alle Richtungen ausstrecken um mit der Suche erfolgreicher zu sein.

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Juna85
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Beitrag Di., 20.08.2024, 00:44

chrysokoll hat geschrieben: So., 18.08.2024, 15:48

Hast du denn für dich selbst eine Idee was deine Diagnose / Problem sein könnte?
Worum geht es dir, was möchtest du erreichen?
Beim letzten fiel der Begriff Tomophobie (Angststörung vor Operation) und nach allem was ich dazu gelesen habe stimmt das auch. Ich bin dort um diese Angst anzugehen, da ich trotz aller Versuche jedesmal gescheitert bin und selbst merke, dass ich es alleine nicht schaffe. Ich komme dagegen einfach nicht an und Beruhigungsmittel hatten auch keinen Erfolg.

Ich hab schon etliche Versuche in meinen Gedanklen unternommen es irgendwie durchziehen zu können, aber inzwischen reagiert dann mein Körper so, dass mir Schwindelig wird und ich mich hinlegen muss, weil sich meine Energie verabschiedet und ich weder denken noch handeln kann.
Da stecken auch viele Dinge hinter aus früheren Geschichten die dabei wieder hochgekommen sind, als ich selbst versucht habe meine Gefühle zu verstehen, weshalb ich da so reagiere.
Ein paar Dinge hatte ich einem Gespräch auch erzählt, weshalb dieser eine PTBS dahinter diagnostizierte.

Es ist wie ein Teufelskreis, in den ich leider immer tiefer reingeraten bin.

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Lady Nightmare
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Beitrag Di., 20.08.2024, 17:39

Hallo Juna,

ich weiß nicht, ob ich das bisher von dir Geschriebene richtig verstehe. Du hast eine Krebsdiagnose und müsstest dich jetzt eigentlich einer wichtigen Operation unterziehen? Oder möchtest du deine Angst vor Operationen generell angehen für den Fall, dass noch einmal eine ansteht?

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Juna85
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Beitrag Mi., 21.08.2024, 01:50

Ich hatte noch keine OP, die würde jetzt anstehen. ich hab ein frühes Stadium und konnte am Anfang noch gegen die Ängste ankämpfen, doch es ist auch einiges schiefgelaufen und mein Selbstvertrauen und mein Mut sind mir völlig verloren gegangen.
Wenn ich versuche einen Schritt zu machen sperrt sich alles in mir und ich kann nicht.

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Lady Nightmare
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Beitrag Mi., 21.08.2024, 10:57

Schwierig dazu etwas zu schreiben. Ich habe diese Angst vor OPs und Krankenhausaufenthalten auch und ich habe sie auch nicht überwunden. Was mir ein bisschen geholfen hat, ist mir vor Augen zu halten, dass es auch in einer solchen Situation Spielräume gibt. Beispielsweise kannst du entscheiden, in welches Krankenhaus du gehst. Da ist nicht nur Ohnmacht. Du schreibst, es ist ein frühes Stadium, das klingt doch sehr nach einer Chance auf Heilung. Je länger du deine Entscheidung, dich der OP zu stellen, hinauszögerst, desto größer wird das Monster Angst.

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Juna85
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Beitrag Mi., 21.08.2024, 12:28

Danke dir! Ich muss dir ehrlich sagen, dass ich sogar etwas Angst vor der kommenden Antwort hatte, da ich so viel versucht habe und bei mehreren auf Unverständnis gestoßen bin. Ich solle mir halt Beruhigungsmittel geben lassen.

Ich war inzwischen in 5 Krankenhäusern und es ist leider schlimmer geworden als es Anfangs war. Zuerst war es der Zeitdruck, der dort herrscht, es fand keine Aufklärung statt, ich hab mich im Internet informieren müssen was eigentlich auf mich zukommen wird.
Der Umgang mit den Menschen hat mich auch schockiert und erst seit ich andere Menschen kennen gelernt habe, denen es genauso ging konnte ich aufhören mir Vorwürfe zu machen, dass es alles an mir lag.

Zuletzt war ich in einer Klinik die mir empfohlen wurde und wollte es durchziehen, doch in der Woche vor der OP bin ich völlig zusammen gebrochen und suche seitdem nach Rat.

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