Können Therapeut & Patient jemals Freunde werden?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Traumstern
Helferlein
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Beitrag Sa., 28.02.2009, 00:02

Hallo Neugierde und Silent Pain,
und alle anderen,

ich bin jetzt auch am Anfang einer VT. Hatte vor über 10 Jahren schon mal zwei Therapien angefangen und abgebrochen. Jetzt habe ich einen Therapeuten gefunden, bei dem alles anders ist. Die Chemie stimmt. Ich fühle mich dort so wohl. Ich war erst zweimal "richtig" dort. Ich merke, dass ich aus den Sitzungen, obwohl es noch die probatorischen sind, jetzt schon sehr viel mitnehme. So habe ich mir auch nach dem letzten Termin eine Aufgabe gestellt: bewusster mit mir und meinem Körper umgehen. Ich bin so bewusst damit umgegangen, dass ich jetzt Depressionen und Ängste habe, habe wohl zu viel in mich reingehört.
Es wäre wohl besser, wenn wir das zusammen in der Therapie gemacht hätten

Ich bin jetzt im Zwiespalt: Mein Therapeut ist für mich im Moment meine Rettungsinsel. Ich freue mich, dass ich mich fallen lassen kann, das da jemand ist, der mich auffängt. Ich warte nur auf den nächsten Termin. Aber ich habe auch fürchterliche Angst vor der Abhängigkeit, die eigentlich schon längst da ist. Ich habe mir vorgenommen, das beim nächsten Termin gleich anzusprechen. Ich denke, mein Therapeut kann das vielleicht für mich und die Therapie nutzen. Und wenn er es weiß, kann die Ablösung auch rechtzeitig beginnen. Und davor hab ich noch mehr Angst wie von der Abhängigkeit.

Es tut aber gut, damit nicht alleine zu sein. Mit seinen Freunden o.ä. (oder gar mit seinem Mann ) kann man darüber natürlich nicht reden. Wer sollte das besser verstehen, als Betroffene.

In diesem Sinne
liebe Grüße
Traumstern
[hr][/hr]
„Ich bin mir selbst zur Frage geworden.“ (Augustinus)

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hungryheart
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Beitrag Do., 19.03.2009, 09:11

zur eingangsfrage:
wenn der therapeut professionell und psychisch gesund ist: klares NEIN.

welchen grund sollte der thera auch haben, sich mit seinen patienten anzufreunden?
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Claudia
sporadischer Gast
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Beitrag Do., 19.03.2009, 09:37

zu hungryheart...

ein Grund kann sein , dass er oder sie ein Mensch ist wie du und ich, Sympathien, Abneigungen, Vorlieben etc. hat, wie du und ich, das er genauso aufs Klo geht wie wir und sich genauso seine Freunde wählen kann, wie wir und wenns für beide Parteien passt, sehe ich tausend Gründe warum sie gute Freunde werden können. Wenn die Behandlung vorbei ist, sehe ich keinen Grund dafür diesen Versuch nicht zu starten. Wenn du beim "Körperarzt" bist, ist es doch das Gleiche. Auch mit diesem gibt es die Möglichkeit, wenn beide es möchten, eine Freundschaft mit diesem Menschen zu gründen. Job ist Job.

Also ich sehe das positiv.
Claudia

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hungryheart
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Beitrag Do., 19.03.2009, 11:26

hey liebe claudia,

also, ich bin "körperarzt".
klar sind mir manchmal patienten sehr sympathisch, aber ich habe keinerlei bedürfnis, meinen freundeskreis um irgendwelche auch noch so sympathischen patienten zu erweitern

einfach, weil ich a) einen funktionierenden freundeskreis und ein erfüllendes privatleben HABE und nicht mit jedem, mit dem es passt (oder passen würde) gleich eine freundschaft schließen will/ muss
und
eben gerade WEIL b) wie du richtig sagst, job job ist. ich bin für eine strikte, professionelle trennung von berufs- und privatleben. auch und gerade weil in einer arzt-patient oder jeglicher anderer beziehung mit unausgewogenem kräfteverhältnis (therapeut/ klient, lehrer/schüler) und einer potentiell abhängigen und schwächeren seite (dem patienten, oder auch ex-patienten, ex-schüler etc) eine saubere trennung von privat und behandlung essentiell ist.

ich kenne, weil es in meiner familie (und dadurch sekundär auch im freundeskreis) einige psychotherapeuten gibt viele therapeuten privat.

für sie alle ist privater kontakt zu patienten ein absolutes no-go. nach aussage meiner brüder/ freunde allein schon deshalb, weil diejenigen patienten mit privaten kontaktwunschen oft "dependent" sind und ohne ende saugen und andocken. nicht unbedingt attraktiv für eine freundschaft.

die einzige, die das anders sieht ist eine freundin meines bruders.
die freundet sich regelmäßig mit patienten an.
sie ist allerdings selbst psychisch sehr belastet.
hat auch sonst schwierigkeiten, grenzen zu wahren, führt definitiv kein glückliches leben und findet es ganz ganz toll, wenn sie so richtig angehimmelt wird

(mein bruder meint: klarer fall von narzisstischer persönlichkeitsstörung ).
da findet sie unter patienten und ehemaligen patienten natürlich das richtige klientel.....die "himmeln" ohne ende und sind glücklich, in ihrer nähe sein zu dürfen .

aber professionell und fair den patienten gegenüber ist das meines erachtens NICHT


ich hätte auch an der kompetenz und professionalität meiner thera damals gezweifelt, wenn sie privaten kontakt mit mir hätte haben wollen.
und lies mal die berichte der leute hier im forum, die privaten kontakt haben/ hatten.
die geschichten lassen in der mehrzahl darauf schließen, dass der jeweilige therapeut schwer "einen an der waffel" hat .....
die berichte, die ich gelesen habe, klingen jedenfalls alle nicht glücklich.....
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münchnerkindl
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Beitrag Do., 19.03.2009, 11:58

Naja, im Lauf der Zeit sieht man in dem Beruf doch so viele Leute daß es völlig unmöglich wäre da jeden den man irgendwie menschlich sympathisch findet in den Freundeskreis aufzunehmen..

Ich habe viele gute Bekannte zu denen ich sehr wenig Kontakt halte. Ich kenne die aus einem grösseren buddhistischen Verein, wo ich sie relativ regelmässig so etwa ein mal im Jahr oder auch mal seltener treffe. Und noch von einem anderen Hobby, das auch relativ wenige Leute ausüben und daher die Leute in ganz Deutschland und auch weltweit verteilt sitzen.
Von daher bezeichne ich durchaus Leute als meine Freunde mit denen ich nur selten Kontakt habe. Das hat mich gelehrt daß "Freundschaft" etwas ist das nicht bedeuten muss daß man unentwegt was zusammen unternimmt oder telefoniert oder sonstwie Kontakt hat (auch wenn ich das bei einigen davon klasse fände wenn sie von mir aus gesehen nicht am A... der Welt wohnen würden) . Freundschaft findet eher im eigenen Geist statt. Und da kann ich auch eine Nähe zu Menschen spüren die ich jahrelang nicht gesehen habe.

Ich würde sagen, ja, Therapeut und Patient können Freunde werden. Sollen sie sogar. Aber nicht in dem Sinne wie "Freundschaft" herkömmlich oft definiert wird, nämlich daß man ständig in gemeinsame Aktivitäten involviert ist und physisch aufeinanderhockt.

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hungryheart
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Beitrag Do., 19.03.2009, 12:24

münchnerkindl hat geschrieben: Freundschaft findet eher im eigenen Geist statt. Und da kann ich auch eine Nähe zu Menschen spüren die ich jahrelang nicht gesehen habe.
hi liebes münchnerkindl,
das sehe ich auch so.
ich habe auch einige gute freundinnen, die im ausland wohnen und die ich deshalb schon lange nicht mehr gesehen habe. dennoch ist, wenn wir uns alle jubeljahre mal sehen, gleich wieder ein bezug und eine große nähe da.

nur: das, was du da beschreibst, also freundschaft ohne dass man (dauernd) kontakt hat, erfordert ja auch eine gewisse gegenseitigkeit.....

sprich: dass nicht nur ich, sondern auch der andere das gefühl von nähe und freundschaft hat.

und ob das der therapeut hat, wenn man sich -einseitig- einredet, es bestehe eine freundschaft?????????

wie definierst du denn freundschaft?

lieben gruß
hungryheart
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münchnerkindl
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Beitrag Do., 19.03.2009, 12:57

hungryheart hat geschrieben:
münchnerkindl hat geschrieben:
und ob das der therapeut hat, wenn man sich -einseitig- einredet, es bestehe eine freundschaft?????????

wie definierst du denn freundschaft?
Also ich empfinde durchaus auch freundschaftliche Gefühle für Leute die ich irgendwann mal getroffen habe, die mir in guter Erinnerung sind und die ich danach wieder aus den Augen verloren habe.

Und wenn ich die wiedersehen würde wären sie mir auf keine Fall egal. Und ich hab auch mal in der Pflege gearbeitet und wenn ich an damals zurückdenke sind mir die Menschen mit denen ich damals zu tun und ihr Wohlergehen hatte auf keinen Fall gleichgültig.

Ich glaube wer das nicht kann, wem die Leute wirklich EGAL sind wenn sie aus der Türe rausgehen, ist in einem sozialen Beruf fehl am Platz.

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hungryheart
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Beitrag Do., 19.03.2009, 13:09

münchnerkindl hat geschrieben: Und ich hab auch mal in der Pflege gearbeitet und wenn ich an damals zurückdenke sind mir die Menschen mit denen ich damals zu tun und ihr Wohlergehen hatte auf keinen Fall gleichgültig.

Ich glaube wer das nicht kann, wem die Leute wirklich EGAL sind wenn sie aus der Türe rausgehen, ist in einem sozialen Beruf fehl am Platz.

hi liebes münchnerkindl,

wenn man keine freundschaften mit patienten eingeht, heißt das ja nicht, dass einem ihr wohlergehen nicht wichtig ist.

oder dass einem menschen, mit denen man zu tun hat, egal sind.....


außerdem wäre es , gerade in sozialen berufen (!) kaum aushaltbar, wenn man sich zu sehr auf die schicksale und geschichten der leute einlassen würde und das zu nahe an sich heranlassen würde. dann könnte man den job nicht lange machen, ohne selbst krank zu werden. gerade in sozialen berufen ist eine professionelle distanz wichtig.

und für psychotherapeuten, die ja oft extrem belastende geschichten zu hören bekommen, erst recht
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rüdiger
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Beitrag Do., 19.03.2009, 14:20

hungryheart hat geschrieben: also, ich bin "körperarzt"
ich kenne (...) viele therapeuten privat. (...)
nach aussage meiner brüder weil patienten mit privaten kontaktwunschen ohne ende saugen und andocken.
die einzige, die das anders sieht ist eine freundin meines bruders.
die findet es ganz ganz toll, wenn sie so richtig angehimmelt wird (mein bruder meint: klarer fall von narzisstischer persönlichkeitsstörung ). da findet sie unter patienten und ehemaligen patienten natürlich das richtige klientel.....die "himmeln" ohne ende und sind glücklich, in ihrer nähe sein zu dürfen
Also ich weiss nicht, Frau Doktor Hungryheart. Dein Bruder, der Therapeut, nennt seine Freundin, die Therapeutin, einen klaren Fall narzisstischer Persönlichkeitsstörung? Da wären deine Kopfschüttel-smilies eher angebracht....

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estelle
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Beitrag Do., 19.03.2009, 14:28

An hungryheart,
ein Ex-Patient ist nicht unbedingt auf der schwächeren Seite,nur weil er mal eine Therapie gemacht hat.
Danach kann er gesundet sein, genauso wie deine "Körperpatienten".Auch ehemalige Schüler werden
mal Erwachsene und erlernen Berufe.Dann ist wieder alles vollkommen gleichwertig.
Die Dinge ändern sich mit der Zeit.Auch Therapeuten können sicherlich mal in eine psychische Krise
geraten.Dann wäre die ganze Situation andersherum.Der Therapeut krank und der Ex-Patient gesund!

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hungryheart
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Beitrag Do., 19.03.2009, 14:34

Violationa hat geschrieben: ein Ex-Patient ist nicht unbedingt auf der schwächeren Seite,nur weil er mal eine Therapie gemacht hat.(...)
Die Dinge ändern sich mit der Zeit.Auch Therapeuten können sicherlich mal in eine psychische Krise
geraten.Dann wäre die ganze Situation andersherum.Der Therapeut krank und der Ex-Patient gesund!

hi liebe violationa,

klar, das kannschon sein.
im falle der beschriebenen bekannten ist das sogar ziemlich wahrscheinlich
ich schätze mal, dass einige ihrer befreundeten patienten im vergleich zu ihr wunderbar gesund und normal sind (du ahnst sicher: ich mag diese frau nicht besonders.... )
aber das ist ja dann auch wieder ein ungleiches kräfteverhältnis .
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hungryheart
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Beitrag Do., 19.03.2009, 15:00

rüdiger hat geschrieben: Also ich weiss nicht, Frau Doktor Hungryheart. Dein Bruder, der Therapeut, nennt seine Freundin, die Therapeutin, einen klaren Fall narzisstischer Persönlichkeitsstörung? Da wären deine Kopfschüttel-smilies eher angebracht....
yo, wo du recht hast......
würde über freunde wohl auch eher nicht so reden.

allerdings wäre ich mit dieser von mir als überaus ätzend empfundenen person auch nicht befreundet, insofern hält sich mein mitgefühl mit ihr in grenzen......

abgesehen davon gehört die auch nicht zum engeren freundeskreis......aber das führt jetzt zu weit

was sie veranstaltet, grenzt meiner meinung schon an emotionalen missbrauch

da mein rigorosum noch aussteht, bin ich übrigens noch kein doktor .
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Claudia
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Beitrag Mi., 25.03.2009, 10:21

hungryheart hat geschrieben:
Violationa hat geschrieben:
aber das ist ja dann auch wieder ein ungleiches kräfteverhältnis .
@hungryheart
Hast du zu deinen Freunden immer ein gleiches Kräfteverhältnis? Ich nicht. Mal bin ich die Schwache, mal die Starke, mal sind wir gleich in unserem Kräfteverhältnis.

Ich sehe das durchaus so, dass wenn die "klientin" gesundet ist, ein Kontakt entstehen kann, der letztendlich einer Freundschaft gleicht. Eine Glorifizierung oder sonstiges sollte zu diesem Zeitpunkt natürlich nciht mehr bestehen, sondern ein gesundes Miteinander.
best greetings
claudia

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hungryheart
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Beitrag Mi., 25.03.2009, 13:48

Claudia hat geschrieben: Hast du zu deinen Freunden immer ein gleiches Kräfteverhältnis? Ich nicht. Mal bin ich die Schwache, mal die Starke, mal sind wir gleich in unserem Kräfteverhältnis.
hi liebe claudia,
ja , da müssten wir jetzt eine diskussion darüber beginnen, was genau ein "ungleiches kräfteverhältnis" ist.

natürlich fühle ich mich mal stark und mal schwach. aber in der beziehung zu meinen freunden oder auch zu meinem mann macht das für mich keinen unterschied.
das sind für mich partnerschaftliche beziehungen, bei denen alle beteiligten auf der gleichen ebene stehen.

beim lehrer/schüler, arzt/patient, jugendgruppenleiter/jugendlicher, pfarrer/gemeindeschäfchen, und eben auch therapeut/klient ist halt einer qua beruf der stärkere.


andererseits denke ich auch, dass lehrer, ärzte, therapeuten, pfarrer etc. die freundschaftliche beziehungen zu von ihnen abhängigen / schutzbefohlenen unterhalten, vielleicht selbst manchmal eine psychische erkrankung haben und daher vielleicht in mancher hinsicht kränker sind als die vermeintlich schwächeren schutzbefohlenen.
von daher, mei.....
jeder wie er mag

für mich wäre keine private beziehung zu meinen therapeutin in frage kommen.

claudia, pflegst du denn eine freundschaft zum thera?

lieben gruß
hungry
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karlei007
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Beitrag Mi., 25.03.2009, 20:42

Es ist nicht nur eine asymmetrische Beziehung, die dann im Idealfall irgendwie wieder ausgeglichen werden muss - sollten Therapeut und Patient beschließen, eine private Beziehung einzugehen. Das, im Übrigen, kann ganz sicher zu Ent-täuschung und Verletzungen auf beiden Seiten führen.

Es ist aber auch ein ganz unterschiedliches Risiko. Der Patient muss eventuell die Therapie abbrechen, geht das Risiko ein, im Therapeuten privat nicht das zu finden, was er sich erhofft hatte.

Ein Therapeut geht unter Umständen aber auch ein berufliches Risiko ein. Die ethischen Richtlinien schließen eine private Beziehung zwischen Therapeut und Patient weitgehend aus. Interpretiert ein Therapeut diese Richtlinien nun "nach eigenem Ermessen", so leidet möglicherweise sein Ruf, im Extremfall ist seine Existenz in Gefahr. Ganz besonders, wenn sich am Ende herausstellt, dass aus der Freundschaft nichts wird.

Es sind keine normalen Umstände, unter denen eine private Beziehung hier eingegangen wird. Für beide Seiten besteht ein wesentlich größeres Risiko als das, dass man am Ende den Kontakt auslaufen lässt, weil die Interessen und Auffassungen eben doch unterschiedlicher sind als man geglaubt hatte.

Wenn ein Therapeut einen privaten Kontakt nun ausschließt, dann muss ich ihm das zugestehen, dass er ein gewisses Risiko nicht eingehen will - oder sogar auch in meinem Interesse so handelt. Da bringt es nichts, sich an Fällen festzuhalten, wo es eben doch geklappt hat, oder an Ausnahmeregelungen.

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