Ich finde, das ist eine spannende Erfahrung, die Du da beschreibst.Saul hat geschrieben:Dieser Aussage würde ich aus eigener Erfahrung sogar zustimmen. (...)StefanM hat geschrieben:Also überspitzt gesagt der Patient eigentlich genauso gut den Therapeut therapieren könnte.
Diese Therapie damals hat sehr an Professionalität eingebüßt. Dafür wurde es von Sitzung zu Sitzung menschlich "wärmer". Dennoch bekam ich von Zeit zu Zeit das Gefühl, ihm in mancherlei Hinsicht überlegen zu sein. Ich mochte ihn wirklich sehr - als Mensch. Doch er war aus meiner Sicht selbst ein Häuflein Elend und ich hätte damals tatsächlich einen selbstsicheren, professionellen Menschen an meiner Seite gebraucht.
Weil ich in genau dieser Situation meine "Erstgespräche" mit Therapeuten wiedererkenne, spinn ich das mal weiter... Was wäre, wenn genau die Situation, die Du da beschreibst, das frühkindliche Trauma des Patienten ist? Der Wunsch, einen "selbstsicheren Menschen an seiner Seite zu haben"? Man stattdessen aber eine "Struktur" (Therapie-Setting) vorgesetzt bekommt, die hohl bleibt, weil derjenige, der für die Ausfüllung dieser Rolle zuständig ist, überfordert ist, schwach ist. Und dann womöglich noch jede Regung des Patienten, die sich gegen diesen Missstand wendet, mit Rationalität, Argumenten, Schuldzuweisungen gekontert wird, so wie in Deinem zweiten Beispiel (und anderen Erfahrungen, die hier berichtet wurden).
Zugleich aber diese Form des "Diskutierens" der einzige Weg des "Patienten" ist, mit dem Therapeuten in Kontakt zu kommen? Weil er dann endlich emotional wird und in der Verteidigung nun doch in irgendeiner Form zu dem Patienten Stellung bezieht.
Wieder mal nur so ins Blaue hinein. Ich bin wie gesagt immer noch am Rumbroten darüber, was mich an diesem Konzept der PT eigentlich selbst so bewegt, dass es mich nicht loslässt, die Gedanken sind sozusagen erst im Werden begriffen. Ich stelle allerdings fest, dass da "irgendwas dran sein muss". Denn auf die paar "Erstgesprächs-Erfahrungen", die ich habe, habe ich persönlich immer so emotional reagiert, dass das rein rational nicht zu erklären ist...
LG, Stefan