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Mi., 25.02.2009, 16:17
@Kältezeit
Wie damals auch schon, kann ich dich recht gut nachvollziehen.
Sex gehört allerdings zu einer soliden Basis dazu. Und glaube mir, dass habe ich bitter lernen müssen. Auch ich dachte einst wie du, schämte mich, dass ich nur wegen dem Sex erwog eine sonst perfekt (scheinende) Beziehung zu beenden. Ach, hätte ich es nur getan! Ich hätt mir ja soviel Leid gespart. Mein sexuelles Selbstwert und Spaß beim Sex war zwischenzeitlich gänzlich verschwunden!
Man macht sich vlt. auch Vorwürfe, weil man so "triebhaft" oder "oberflächlich" sei, es an ein paar cm Durchmesser zu bemessen... kein schönes Gefühl. Und ich finde es sehr mutig, dass du dich traust, es auszusprechen. Denn ja, wie auch damals hier die Reaktionen zeigten: Es ist offenbar nicht die Norm. (Auch wenn Männer von den "dicken Titten" schwärmen dürfen und sich supergebaute Weiber allerzeit im Netz und Pornos anschauen dürfen, das gilt ja als normal, aber das ist ein anderes Thema). Aber das ist nicht der Punkt. Sondern der Punkt ist der, dass eine befriedigende oder "erfüllende" Sexualität eben auch zu einer soliden Beziehungsbasis gehört. Meistens zumindest.
Zugeben solltest du aber mittlerweile eines: Er befriedigt dich nicht. Da beißt die Maus kein Faden ab. Er schafft es dich zum Orgasmus zu bringen, aber das ist ein anderes Thema. Zur wirkliche Befriedigung gehört eben mehr als nur ein Orgasmus, ansonsten würde es ja auch ausreichen, sich selbst zu bedienen, wenn es wirklich nur zweckoptimiert wäre.
Und der Spaß am Sex? Ich verwendete damals etwas zynisch das Wort "Rumgehampelt". Wenn man halt erst so und so einen AUFWAND betreiben muss, um am Ziel anzukommen, es zur MÜHE und/oder ARBEIT wird, zu jedermenge UMSTÄNDE führt... ist irgendwo klar, dass der Spaß irgendwo auf der Strecke bleibt.
Und Ersatzmaßnahmen bleiben nun mal Ersatzmaßnahmen. Ein Ersatz. Auch wenn sie zum Ziel führen. Je nachdem, was einem wichtiger ist. Wenn man als Ziel wirklich nur orgamusorientiert ist beim Sex, ja, dann mag es mit Methode x und Methode y und herumexperimentieren ausreichen. Aber siehe oben: Zur einer befriedigenden Sexualität gehört mehr als nur der Orgamus.
Aber auch umgekehrt: Zu einer befriedigenden Beziehung gehört mehr als nur Sex. Mehr als nur... aber eben AUCH Sex.
Ich hab früher immer gerne eine nüchterne Mathe-Metapher angeführt: Das Leben ist einen Multiplikation. Wenn ein Faktor niedriger ist, kann er durch andere Aspekte ausgeglichen werden. Ob ich jetzt 1 x 10 rechne, oder 2 x 5. Aber wenn ein Faktor 0 wird oder gar in den Minus-Bereich geht, dann wird das Gesamtergebnis NULL oder negativ, selbst dann, wenn alles andere Spitzenwerte hat. Darüber sollte man mal nachdenken. Ist in allen Lebensbereichen so. Ein einziger Faktor, wenn er nur ausreichend negativ geprägt ist, kann alles Gute und Schöne ruinieren. Angenommen, du hast den perfekten Mann, leider ist er ein Alki... oder du hast den perfekten Mann, nur leider ist er krankhaft eifersüchtig... oder es ist alles okay, und einer von beiden hat krankhafte Minderwertigkeitskomplexe... ja, dann zerstört dies sehr bald schon alles andere, sei es auch noch so perfekt. Und so ist das eben auch mit dem Sex.
Und wenn dir der Sex immer und immer weniger Spaß macht, wird das letztendlich ohnehin früher oder später das ganze andere noch so positive Beziehungspotential zerstören. Dein Unzufriedenheit in dem Bereich wird sich auf alle anderen Bereiche mehr und mehr auswirken. Davon bin ich überzeugt.
Und im übrigen finde ich es relativ egal, warum dir der Sex immer weniger Spaß macht und für dich nicht erfüllend ist. Es ist so. Punkt. Nur wenn's eine anderer Aspekt wäre, wäre es genau das selbe im grün. Nur dass du dann nicht so sehr die gesellschaftlich anerzogenen Gewissensbisse hättest, und man vielleicht eher versuchen könnte etwas daran zu ändern.