Ist Psychotherapie eine Heilmethode? (aus: Emot.Entt.)

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max35
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Beitrag Mo., 15.12.2008, 19:54

Elfchen hat geschrieben: Im Übrigen fällt mir sehr auf, dass gewisse Leute in einen (Konkurrenz-) Kampf treten mit dem Therapeuten. Das verstehe ich nicht. Ich gehe dahin, weil ich mir helfen lassen will. Da kommt bei mir kein Besserwissen oder Konkurrenzdenken auf. Ich kann auch gut akzeptieren, dass da ein Mensch vor mir sitzt mit Befindlichkeiten. Solange die mich nicht übermässig tangieren ist doch alles i.O., und ich gehe grundsätzlich davon aus, dass ein Therapeut einem weiterhelfen will.
Falls Du mit "gewisse Leute" mich meinen solltest...

Ich weiß nicht, woraus Du Besserwissen oder Konkurrenzkampf liest.

Wenn Du hinterfragen oder aufspüren einer (positiven) Wirkung so siehst - bitte. Ich sehe das nichts so. Und würde man meine ehemaligen Therapeuten fragen, glaube ich auch kaum, daß sie irgendeinen Konkurrenzkampf mit mir gespürt haben.
Ich habe ihnen übertrieben ausgedrückt nur irgendwann klargemacht, daß ich nicht in eine (aus meiner Sicht völlig unwirksame) Therapie gehe, bis ich mir die Kartoffeln von unten ansehe.
Und den einzigen Vorwurf, den ich mir selbst mache ist, daß ich damit zu lange gewartet habe.

@Anastasius

Meine Therapiebeziehung war übrigens nicht schlecht - das kann man nicht sagen.
Aber Wirkung hatte das trotzdem genau null.

Ich gebe Dir recht, daß eine gute Therapiebeziehung produktiv ist.
Ich gebe Dir allerdings nicht recht, daß sie ein elementarer Bestandteil der Wirkung ist.
Weil wenn dem so wäre, könnte ich mich mit einem guten Freund auch zu günstigeren Tarifen in ein Kaffeehaus setzen und nett plaudern.
Mir ist aber niemand bekannt, der so seine Angststörung, Zwangsstörung, Depression etc. geheilt hätte.

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Elfchen
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Beitrag Mo., 15.12.2008, 20:02

Lieber max

Wenn ich Dich meine, spreche ich Dich auch direkt an.
Sollte der Schuh aber passen, ist es auch in Ordnung.

Zum Konkurrenzkampf hab ich auch nur gesagt, dass dieses Denken bei mir nicht stattfindet.

Im Übrigen gebe ich Dir vollkommen recht, dass man keine unnötige oder sinnlose Therapie machen soll!

Lg
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 15.12.2008, 20:12

Elfchen hat geschrieben:und ich gehe grundsätzlich davon aus, dass ein Therapeut einem weiterhelfen will.
also ich nehme hier mal das Beispiel von einem T bei dem ich vor einigen Monaten zwei probatorische Sitzungen hatte. Tiefenpsychologisch spezialisiert mit Zusatzausbildung für Körpertherapie.
Der hatte die Gewohnheit mich alle paar Minuten, also wirlich sehr häufig, auf meine Körperhaltung und Gestik aufmerksam zu machen. Fast jedes Mal wenn ich mich irgendwie gerührt habe kam so ein Kommentar "merken sie daß..."
Das hat mich (und ich hab normalerweise keine grossen Hemmungen über mein inneres Leben zu reden, hatte gerade ein Gutachten und ein Vorgespräch für eine psychosomatische Klinik) nach zwei Stunden so gestört daß ich absolut nicht mehr in der Lage war frei irgendwas zu sagen und nur noch im Boden versinken wollte. Ich hab mir dann gedacht, okay wenn es Probleme gibt, sprich es an, sonst gibts keine Lösung.
Ich hab ihm also gesagt daß mich diese ständigen Kommentare über meine Körpersprache komplett aus dem Takt bringen und ich so nicht weitermachen kann.

Die Antwort darauf war daß ich mir überlegen müsse ob ich überhaupt eine Therapie machen WILL, eine Therapie "geht ja nun mal am Widerstand lang" und ich soll mir doch erstmal überhaupt klar werden ob ich mich überhaupt mit meinen Problemen konfrontieren will.

Also hat der gute Mann MIR die damit Therapieunwilligkeit unterstellt. Klar, ist ja auch bequemer als sich an die eigene Nase zu fassen und sich einzugestehen daß auch er was verändern muss an dem was er einbringt.

Jo, der würde mir evtl helfen. Aber nur wenn ich nach seinen Regeln spiele, mit meinen Bedürfnissen hab ich da nix zu melden. Und genau DAS nenne ich narzisstischen Egotrip. Weil es um IHN und seine tolle Therapie geht und nicht um meine Bedürfnisse, die fallen hinten runter sobald es für ihn unbequem wird.

Weißt du was, von solchen Leuten hab ich in der Branche einfach genug gesehen... Ich hab einfach überhaupt keinen Bock mich so verarschen zu lassen und das auch noch für Geld!...

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candle
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Beitrag Mo., 15.12.2008, 20:30

münchnerkindl hat geschrieben: Ich hab ihm also gesagt daß mich diese ständigen Kommentare über meine Körpersprache komplett aus dem Takt bringen und ich so nicht weitermachen kann.
Dir ist schon klar, dass Du da einen Körpertherapeuten gewählt hast? Also arbeitet er da auch schwerpunktmässig damit. Du hast einfach die falsche Wahl in der Therpieform getroffen. Das hat nichts mit der Qualität der Therapie oder dem Therapeuten zu tun. So simpel ist das.

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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Pitt
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Beitrag Mo., 15.12.2008, 20:34

Spannender Thread,
ich hoffe Max bleibt am Ball.
Ich bin ja auch ein Skeptiker gegenüber allem und jedem und halte weite Bereiche der Schulmedizin (und natürlich die gesamte Paramedizin) für einen (allerdings sehr nützlichen) Placebo-Effekt.
Meine Erfahrungen mit Psychotherapie sind so, dass die therapeutische Leistung des Therapeuten sicher auch von einem guten Freund oder einem Telefonseelsorger hätte erbracht werden könne. Ich brauchte senerzeit halt jemandem zum Quatschen, aber es war halt keiner da.
Will aber etwas anderes sagen.
Bei der Wucht der Skepsis von Max bin ich geneigt ihn zu fragen, ob er denn die Existenz von psychicher Störung, z.B. schwerer Depression oder nichtstoffgebundener Sucht auch negiert.
Ist doch eigentlich kompletter Nonsens so eine Depression, Sucht usw.
Die Leute stellen sich doch nur an und sollten sich mal zusammenreissen, nicht wahr Max?

Lg
Pitt

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 15.12.2008, 20:36

candle hat geschrieben:
münchnerkindl hat geschrieben: Ich hab ihm also gesagt daß mich diese ständigen Kommentare über meine Körpersprache komplett aus dem Takt bringen und ich so nicht weitermachen kann.
Dir ist schon klar, dass Du da einen Körpertherapeuten gewählt hast? Also arbeitet er da auch schwerpunktmässig damit. Du hast einfach die falsche Wahl in der Therpieform getroffen. Das hat nichts mit der Qualität der Therapie oder dem Therapeuten zu tun. So simpel ist das.

candle
Nein, er ist tiefenpsycholögisch ausgebildet und rechnet das auch über die Kasse ab, also erwarte ich auch daß da eine tiefenpsychologische Therapie stattfindet . Ich hatte mir erwartet daß AUCH Elemente von Körpertherapie einfliessen können. Aber ich hatte mir Körpertherapie anders vorgestellt als ständig und bei jeder Gelegenheit nur auf meine Körpersprache angesprochen zu werden. Also eher was in Richtung Entspannungsverfahren, Achtsamkeitsübungen auf den Körper etc, nicht sowas stereotypes..

Und was ich ihm ankreide ist daß er MIR mangelnden Willen mich zu konfrontieren unterstellt hat als ich ein grundsätzliches Problem an seinem Vorgehen geäussert habe was mir die Therapie bei ihm ziemlich unmöglich gemacht hat. Wenn es das Problem wäre daß Körpertherapie nicht das geeignete ist hätte er ja auch sagen können, "ich denke sie benötigen eine andere Therapieform und ich kann ihnen da nicht das bieten was sie brauchen"

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max35
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Beitrag Mo., 15.12.2008, 20:39

R.L.Fellner hat geschrieben: komisch, da erzählen mir meine KlientInnen - noch dazu mit einem Lächeln im Gesicht! -
aber ganz anderes. Warum wohl?
Na einer derartig stichhaltigen und lückenlosen Beweisführung habe ich natürlich nichts mehr entgegenzusetzen.
Herr Fellner - Sie haben mich mit einem Schlag überzeugt
R.L.Fellner hat geschrieben: Nun, vermutlich sind die schon von mir indoktriniert...
Nein, Nein - ich persönlich glaube, das Lachen hat andere Gründe...
R.L.Fellner hat geschrieben: Und wenn sie die Therapie dann beenden, werden sie beginnen, sehr zu leiden.
Und Ihnen begegnen.
Haben Sie in Ihrer Praxis auch so eine große Glaskugel, in die sie ab und zu reinschauen, oder `?
R.L.Fellner hat geschrieben: p.s. oder vielleicht bin ich einfach nur ein so super Therapeut, daß ich eine Ausnahme der ansonsten völlig wirkungslosen Psychotherapie darstelle.
Ja, genau. Das wird es sein.
Wobei eben nicht jeder das Glück haben kann, auf eine derartige Ausnahmeerscheinung wie Sie zu treffen.
Blöderweise gibt es allerdings keinerlei Qualitätskriterien, sodaß der dumme Klient nicht sofort den Weg zu Ihnen findet und 10 Kollegen abklappern muß, die Ihnen leider nicht das Wasser reichen können.
R.L.Fellner hat geschrieben: Aber Achtung, das darf ich ja nicht sagen, sonst zeigt münchnerkindl auf mich (Stichwort "oben herab-Egotrip Einstellung"). Deshalb belasse ich es lieber bei meiner Vermutung in Ihrem Sinne, daß meine Arbeit nichts als heiße Luft erzeugt.[/size]
Na dann vermuten sie mal weiter...

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Lumpi
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Beitrag Mo., 15.12.2008, 20:42

Hallo,

bin seit 2001 mit zwei Unterbrechungen beim gleichen Therapeuten in Behandlung.

Ich freue mich auf die Sitzungen -> ist schon mal was Positives.
Nach den Sitzungen ging es mir in den depressiven Phasen meistens besser.

Mir wurde praktisch die Erkrankung mit den Folgen "erklärt".
Verstand ja nicht warum gewisse Dinge einfach nicht mehr funktionierten.

Bekam in besseren Zeiten zusätzlich Hinweise was ich noch tun könnte.

Würde die Gespräche nie mit Plaudereien im Freundeskreis ersetzen wollen.

Machte selbst für kurze Zeit eine Ausbildung zum Psychotherapeuten und konnte dabei ein bisschen hinter die Kulissen schauen bzw. darüber mit dem Therapeuten diskutieren.
Einem Freund hätte das vermutlich nicht interessiert.

Weiters hat der Therapeut keinen "Draht" zu meinem privaten Umfeld - somit kann ich ohne Einschränkungen über ganz private Sachen reden - wird niemand erfahren.

Finde es abschließend legitim die Wirkung einer Therapie in Frage zu stellen und bedanke mich bei Max35 -> waren neue Inputs für mich.
Wird sicher ein Thema bei der nächsten Sitzung.

Mein "positiver" Ansatz -> jeder Austausch bringt mich weiter auch wenn ich das nicht auf wissenschaftlicher Basis messen kann.

LG, Lumpi

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max35
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Beitrag Mo., 15.12.2008, 21:08

Pitt hat geschrieben: Bei der Wucht der Skepsis von Max bin ich geneigt ihn zu fragen, ob er denn die Existenz von psychicher Störung, z.B. schwerer Depression oder nichtstoffgebundener Sucht auch negiert.
Ist doch eigentlich kompletter Nonsens so eine Depression, Sucht usw.
Die Leute stellen sich doch nur an und sollten sich mal zusammenreissen, nicht wahr Max?
Zunächst einmal: Ich finde Skepsis ist das falsche Wort.
Weil "skeptisch" würde ich es nennen, wenn ich es selbst noch nie ausprobiert hätte und nie mit Leuten zu tun gehabt hätte, die es ausprobiert haben.
Ich meine, man kann mir ja viele Vorwürfe machen aber sicher nicht den, daß ich es unvoreingenommen ausprobiert habe - mehrfach.

Und nein, das sehe ich nicht so. Nonsens ist das keiner.
Wenngleich ich es nicht so pathologisch sehe wie die PT. Weil wenn es nach der ginge, dann hätten 99% der Leute IRGENDein psychologisches Problem.
Entscheidend ist jedenfalls für mich, ob ein Mensch unter etwas leidet und nicht, ob er sich in einem irgendeinem Krankheitsmuster wiederfindet.

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Gast
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Beitrag Mo., 15.12.2008, 21:19

Sorry max,

es ist sicher ein Versehen. Ist mir schon klar. Trotzdem kann ich mir das nicht verkneifen:
max35 hat geschrieben:man kann mir ja viele Vorwürfe machen aber sicher nicht den, daß ich es unvoreingenommen ausprobiert habe . . .


Gruß
A.

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Zwiebel
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Beitrag Mo., 15.12.2008, 21:51

Bei all den vielen Beiträgen hier verzichte ich, auf einzelne einzugehen und gebe meine ganz persönliche Meinung dazu ab; völlig unwissenschaftlich, aus reiner Selbsterfahrung.

Tatsache ist, dass (nicht chronische) Krankheiten ganz ohne ärztliche Behandlung weggehen können. Dauert ev. länger und ist auf jeden Fall unangenehmer durchzustehen, aber der Mensch wird in der Regel wieder gesund. Selbst eine Schädigung nach Schlaganfall – je nach Ausprägung – bessert sich mit der Zeit. Das ganze nennt sich „Selbstheilungskräfte" und diese hat auch die Psyche. Insofern traue ich keiner medizinischen Studie ohne Vorbehalt.

Es gibt viele sehr wirksame Medikamente, aber wirklich heilen können sie chronische Krankheiten nicht. Sie unterstützen, lindern, unterdrücken die Symptome oder ersetzen körpereigene Stoffe- Beispiele: Insulin, Schilddrüsenhormone.

Was das jetzt mit Psychotherapie zu tun hat? Nun, die Therapie unterstützt. Vielfach sind psychische Probleme keine Erkrankung, sondern es bestehen Schwierigkeiten mit dem Alltag, dem Leben, klar zu kommen. Dazu gehören auch die Schwierigkeiten, das Leben überhaupt lebenswert zu finden, aus welchen Gründen auch immer. Ein Psychotherapeut (damit meine ich immer auch Therapeutinnen) hilft herauszufinden, was MIR (dir ) fehlt, um glücklich(er) zu sein. Die Methode dafür wird auf mich (dich…) ganz individuell zugeschnitten. Es gibt kein nullachtfuffzehn Therapieschema. Wir alle sind viel zu unterschiedlich in der Denkweise, Lebensauffassung und Zielen um „ordentliche" Studien erstellen zu können. Wie soll die Mitarbeit des einzelnen an seiner Therapie gewertet werden, wie beurteilt, ob der „Proband" offen zum Therapeuten war und auch nicht gelogen hat? Hier kriegen ja nur die Psychologen die Schuld- und auch noch „alle". Übrigens das erste, was ich in meiner Psychotherapie gelernt habe: es ist niemals „immer", „jeder", „alle".

Was erwartet ihr von einer Therapie? Welche Art Heilung?

Für mich kann ich sagen dass ich ohne die Unterstützung meines Therapeuten nie gemerkt hätte, welche Gefühle in mir vergraben waren. Ich hätte weitere Jahre meine eigenen Wünsche und Bedürfnisse hinten angestellt bzw. gar nicht erkannt, würde weiter nur das Negative sehen! Natürlich kann man mit Freunden intime Gespräche führen, aber die sind nicht wirklich neutral und nur für mich (dich…) und meine Bedürfnisse da. Ein Therapeut sieht sich mit der Sicht von außen alles an, fragt nach, hört sich alles unendlich oft an/ wiederholt so oft es erforderlich ist, wertet nicht (!). Therapie ist immer wieder unangenehm und anstrengend. Deshalb aufgeben und als Therapieversagen werten, wäre falsch. Ich investiere sehr viel Zeit für mich außerhalb des 50 Minuten Gespräches und bin überzeugt davon, dass anders kein Vorankommen möglich ist. Mal eben nebenbei läuft Therapie nicht! Innerhalb der Therapie hatte ich einige sehr tiefe Einbrüche (führt zu weit, zu erklären ,warum das so war). Ich weiß also was gemeint ist, wenn hier von „psychischen Wracks" die Rede ist. Dagegen halfen keine Medikamente sondern intensive Gespräche.

Ich zähle mich zu denen, die eindeutig schlechter leben würden OHNE Therapie. Wahrscheinlich ist es wie in allen Foren: wer keine Probleme (mehr) hat, schreibt nicht darin. Mein Beitrag wurde so lang, weil ich es satt habe immer wieder zu lesen, was für Idioten Theras sind. Die gibt es sicher, klar, wie überall. Meiner ist toll, ich habe ihm viel zu verdanken!

Gruß

Zwiebel



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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 15.12.2008, 22:02

max35 hat geschrieben: Kernaussage:
In keinem einzigen Fall leistete die seelische Versorgung der Wiederherstellung vorschub. Ausgerechnet die Therapierten laborierten länger und intensiver an ihrem Trauma herum.

Es existiert auch noch eine Studie über Opfer eines Flugzeugabsturzes.
Jene Leute, die danach nicht Psychotherapie in Anspruch nahmen waren streßfreier, ausgeglichener und psychisch stabiler als eine Kontrollgruppe mit Leuten, die keinen Fluzeugabsturz erlebte.
Eindeutig schlechter schnitt eine Gruppe ab, die danach psychotherapeutische "Hilfe" in Anspruch nahm.
.
Ich hab neulich einen Bericht gelesen daß insbesondere die psychologische Behandlung nach Traumata durch Gespräche darüber bei Opfern die eigentlich garnicht reden wollen eine sehr negative Wirkung hat. Daß also ein darüber Reden nur stattfinden sollte wenn der Betroffene das von sich aus wünscht. (was einem eigentlcih der gesunde Menschenverstand sagt daß man jemandem das Reden nicht aufnötigen sollte, aber es scheint ja mal so die Theorie geherrscht zu haben daß Traumaopfer reden MÜSSEN um zu Heilung zu gelangen)


montagne
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Beitrag Mo., 15.12.2008, 23:12

max35 hat geschrieben:
vallée hat geschrieben:Hallo max, kannst du bitte die Quellen zitieren, aus denen du die Informationen hast?
http://www.wbpsychotherapie.de/ ;
"Wissenschaftlicher" Beirat Psychotherapie Deutschland
Stellungnahmen und Gutachten
Verhaltenstherapie:
Nun kann ich es mir nicht verkneifen einen Text aus selbiger Quelle zu zitieren:
Der Wissenschaftliche Beirat Psychotherapie stellt zusammenfassend fest, dass die Verhaltenstherapie bei Erwachsenen in allen geprüften Anwendungsbereichen von Psychotherapie außer dem Bereich "Hirnorganische Störungen" als wissenschaftlich anerkannt gelten kann. Bei Kindern und Jugendlichen kann die Verhaltenstherapie für alle sieben geprüften Anwendungsbereiche als wissenschaftlich anerkannt gelten.

Psychodynamische Psychotherapie
Der Wissenschaftliche Beirat Psychotherapie stellt zusammenfassend fest, dass die Psychodynamische Psychotherapie bei Erwachsenen für Behandlungen in folgenden Anwendungsbereichen als wissenschaftlich anerkannt gelten kann: Affektive Störungen, Angststörungen, Belastungsstörungen, Dissoziative, Konversions- und somatoforme Störungen, Essstörungen, Psychische und soziale Faktoren bei somatischen Krankheiten, Persönlichkeitsstörungen und Verhaltensstörungen, Abhängigkeit und Missbrauch sowie Schizophrenie und wahnhafte Störungen. Das gilt nicht für Langzeitbehandlungen ab 100 Stunden.

Damit liegt die Zahl der wissenschaftlich anerkannten Anwendungsbereiche deutlich über der Zahl, die vom Wissenschaftlichen Beirat für erforderlich gehalten wird, um ein Verfahren für die vertiefte Ausbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten nach dem PsychThG zu empfehlen.


Nur mal so Beispiele.
Ist doch schön wie selektiv man wahrnehmen kann.
Kennt man sich zudem in der Gesundheitspolitik aus, so weiß man, dass der Wissenschaftlicher Beirat Psychotherapie Deutschland im Verteilungskampf ordentlich mit mischt. Und Psychotherapeuten sind in Deutschland eh schon auf den Plan getreten als der Kuchen eigentlich schon verteilt war. Verhaltenstherapie, Psychoanalyse und Tiefenpsychologisch fundierte Therapie sind Pflichtleistungen der Kassen. Würde man die wirksamkeit von z.B. Systemischer Therapie anerkennen, müsste man sie als Pflichtleistung der Kassen anerkennen. da stehen ein paar systemische Therapeuten gegen die Therpeuten, die schon anerkannt sind und auch gegen die, die das Geld in der hand haben, das es zu verteilen gilt. Jeder weitere Spieler bedeutet Kompliziertheit und ist unerwünscht.
Es ist also eine Frage von Lobbyismus in Deutschland, keine Frage von anerkannter Wirkung. In den USA steht systemische Therapie seit den 80ern im Leistungskatalog vieler Krankenkassen, weil es als wirksame und zudem sehr effektive Methode anerkannt ist.
Das nur mal als Hinweis, wie die Quelle zu interpretieren ist.

Ansonsten mag ich auch nicht auf alles einzeln eingehen.
Denke eher wie Zwiebel: jeder muss für sich herausfinden was einem hilft. Bei dem einen sinds nur die Medis, der andere geht zum Hand auflegen und wieder der andere zur Therapie.

Das ist eine Art Lebenskompetenz und -verantwortlichkeit, das für sich zu erkennen. Diese Verantwortung nimmt einem niemand ab. Geht auch gar nicht.
Ich bin überzeugt, wenn man aufrichtig in sich hinein hört, dann findet man das richtige für sich. Nur denke ich, dogmatisch gegen etwas zu reden hilft einem slebst wenig. Man hat es für sich abgeschlossen, okay, dann wendet man sich dem nächsten Versuch. Trail and Error, ja, das klingt nach dem wahren Leben, Lebensrisiko.

Und mir persönlich geht es auch so, das ich in meiner Therapie ( teilweise systemische) enorme Fortschritte in meiner Entwicklung und Reife gemacht habe und sicher noch mehr Fortschritte machen werde. Entwicklungen die mir, aufgrund meines Umfeldes in der Kindheit leider nicht möglich waren. Und ohne die es schwer ist ein erfülltes Leben (oder überhaupt ein lebenswertes Leben) zu haben, aber nun bin ich auf einem guten Weg. Ich bin dankbar für diese Chance, weil ich weiß, das es zu viele Menschen gibt, die sie nicht haben, aus unterschiedlichen Gründen.

Um nochmal auf das Thema zurück zu kommen. ich denke, jeder kann seine Chance finden. Ob es in einer Therapie ist oder woanders, das kann nur der einzelne wissen.
amor fati

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Aditi
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Beitrag Mo., 15.12.2008, 23:22

max35 hat geschrieben: Das ist umgefähr genauso, wie wenn eine Pharmafirma behauptet, daß ein Medikament wirkt.
Aber da gibt es ja Gott sei Dank Behörden, die das objektiv überprüfen.
ich habe jetzt den ganzen thread nicht gelesen, weil mir die psychotherapie bzw. meine therapeutin mit ihrem können schon so eine große hilfe auf meinem weg der heilung war.
die obige aussage von max35 finde ich genaus so inkompetent wie seine aussage über psychotherapie. jeder, der nur ansatzweise einen einblick in diesen wirtschaftszweig hat, weiss, dass die pharmafirmen gerne verschleiern und es behörden gibt, die keineswegs objektiv überprüfen!
mir drängt sich geradezu der verdacht auf, max35, du seist für eine pharmafirma tätig! - anders kann ich mir diese aussage nicht erklären. kein kritischer beobachter würde diese tätigen.

mlg
aditi

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Pitt
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Beitrag Mo., 15.12.2008, 23:52

Zwiebel hat geschrieben: Tatsache ist, dass (nicht chronische) Krankheiten ganz ohne ärztliche Behandlung weggehen können. Dauert ev. länger und ist auf jeden Fall unangenehmer durchzustehen, aber der Mensch wird in der Regel wieder gesund. Selbst eine Schädigung nach Schlaganfall – je nach Ausprägung – bessert sich mit der Zeit. Das ganze nennt sich „Selbstheilungskräfte" und diese hat auch die Psyche. Insofern traue ich keiner medizinischen Studie ohne Vorbehalt.
...
Ein Psychotherapeut (damit meine ich immer auch Therapeutinnen) hilft herauszufinden, was MIR (dir ) fehlt, um glücklich(er) zu sein.
Ich finde Zwiebels Posting wunderbar.
Gerade das Wort "Selbstheilungskräfte der Psyche".
Medizin ist für mich immer eine Unterstützung der Selbstheilung. Jeder Chirurg wäre ohne das Wunder der Selbstheilung machtlos.
Vielleicht erwartet Max zu viel von der Psychotherapie. Erwartet mehr als nur die Unterstützung der Selbstheilung.
Vielleicht möchte er auch nur Psychotherapeuten in deren Ansicht kritisieren, wenn diese glauben, sie seinen "Heiler der Psyche".
Sie sind es nicht. Sie unterstützen nur die Selbstheilung.
Ein Patient, egal ob physische oder psychische "Störung", kann nicht mehr erwarten als Unterstützung der Selbstheilung.
Ein Heiler, Therapeut oder Arzt darf nicht mehr von sich erwarten, als Unterstützer der Selbstheilung zu sein.
Dies verlangt Vertrauen und Demut.
Vertrauen des Bedürftigen in seine Selbstheilung.
Demut des Unterstützenden vor den Kräften der Biologie.
Ich bin nun ein zutiefst unspiritueller Mensch. Der eigentlich an nichts glaubt. Aber ich glaube daran, dass bei der Selbstheilung biologischer Systeme, - sei es Physis oder Psyche -, noch unheimlich viel zu entdecken ist.
Schulmedizinische Ärzte sind keine Scharlatane, Psychotherapeuten sind keine Scharlatane, selbst "Heilpraktiker" sind keine Scharlatane. Wenn sie sich als Unterstützer von Selbstheilung verstehen.
Wenn ein Bedürftiger, - ein Patient -, die Limitierungen der Unterstützermöglichkeiten begriffen hat, kann er m.E. diesen "Hass" auf die Unterstützer nicht entwickeln. Dazu ist es wohl erforderlich, dass die Unterstützer zu ihren Limitierungen stehen und sich offen dazu bekennen.
Lg
Pitt

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