liebe Eve,
ich meine, für mich ist die versuchung groß, zu trinken...
meine mutter sieht aus, als wäre sie während der letzten monate um jahre gealtert, sie ist doch erst 64 (hat nie geraucht, sich gesund ernährt, war immer aktiv)! das ist so unfair !
liebe grüße,
sad_g
Schafft man es allein keinen Alkohol mehr zu trinken?
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Liebe sad,
ja, das Leben ist einfach nicht gerecht - und wir müssen lernen, diese Ungerechtigkeiten auszuhalten. Nicht einfach.
War auch immer mein handicap: Dieses Nichtaushaltenkönnen oder -wollen von Schmerz, Angst, Einsamkeitsgefühlen, Abweisung, nicht gut genug Sein; aber auch und besonders dem Mitansehen der Schwierigkeiten geliebter Menschen. Meine Mama, die es wahnsinnig schwer hatte in ihrem Leben, tat mir auch schrecklich leid ... lange her.
Dann das Sterben meines Bruders vor zwei Jahren ... wie er grausam verfiel und nur noch ein Schatten seiner selbst war, kurz vor seinem Tod, als ich ihn das letztemal sah ...
Das alles nun unbetäubt und ohne diesen Ausweg, klar sehenden Blickes und das Mitleid nur schwach abwehren könnend. Aber weißt Du: hindurchgehen durch den Schmerz, mitten hindurch, ihn tage- und nächtelang ertragen - gibt auch Stärke. Am Ende des Weges siehst, merkst, spürst Du es.
Wie willst Du Deiner Mom helfen, wenn Du ausweichst und Dich betäubst mit Alk? Falls Du meinst, sie merkt es nicht - doch, Mütter spüren so etwas: "Mein Kind ist nicht in Ordnung", und es macht ihnen großen Kummer.
Ohne Dir Schuldgefühle einreden zu wollen, nur als Frage: Kann man es den liebsten Menschen antun, da auszuweichen, wo sie es nicht können? Da zu fliehen, wo sie standhalten müssen? Warum lieber nur schwach sein für UNS, statt ihnen mit unseren schwachen Kräften zur Seite zu stehen?
Alles Liebe
Eve
P.S. Als mein Bruder starb, habe ich mir ständig gesagt: Nein, Du betäubst Dich nicht; Du willst Dir morgen noch in die Augen sehen können. Für mich hat es gewirkt.
ja, das Leben ist einfach nicht gerecht - und wir müssen lernen, diese Ungerechtigkeiten auszuhalten. Nicht einfach.
War auch immer mein handicap: Dieses Nichtaushaltenkönnen oder -wollen von Schmerz, Angst, Einsamkeitsgefühlen, Abweisung, nicht gut genug Sein; aber auch und besonders dem Mitansehen der Schwierigkeiten geliebter Menschen. Meine Mama, die es wahnsinnig schwer hatte in ihrem Leben, tat mir auch schrecklich leid ... lange her.
Dann das Sterben meines Bruders vor zwei Jahren ... wie er grausam verfiel und nur noch ein Schatten seiner selbst war, kurz vor seinem Tod, als ich ihn das letztemal sah ...
Das alles nun unbetäubt und ohne diesen Ausweg, klar sehenden Blickes und das Mitleid nur schwach abwehren könnend. Aber weißt Du: hindurchgehen durch den Schmerz, mitten hindurch, ihn tage- und nächtelang ertragen - gibt auch Stärke. Am Ende des Weges siehst, merkst, spürst Du es.
Wie willst Du Deiner Mom helfen, wenn Du ausweichst und Dich betäubst mit Alk? Falls Du meinst, sie merkt es nicht - doch, Mütter spüren so etwas: "Mein Kind ist nicht in Ordnung", und es macht ihnen großen Kummer.
Ohne Dir Schuldgefühle einreden zu wollen, nur als Frage: Kann man es den liebsten Menschen antun, da auszuweichen, wo sie es nicht können? Da zu fliehen, wo sie standhalten müssen? Warum lieber nur schwach sein für UNS, statt ihnen mit unseren schwachen Kräften zur Seite zu stehen?
Alles Liebe
Eve
P.S. Als mein Bruder starb, habe ich mir ständig gesagt: Nein, Du betäubst Dich nicht; Du willst Dir morgen noch in die Augen sehen können. Für mich hat es gewirkt.
Zuletzt geändert von Eve... am Fr., 27.02.2009, 18:52, insgesamt 1-mal geändert.
liebe Eve,
danke für deine worte!
ich bin ja für meine mama da, aber abends, sobald ich alleine bin (meine tochter im bett) brechen die ganzen sorgen, ängste und der kummer über mich herein. ich kann nicht schlafen und bin nur am grübeln !
tagsüber klappt alles, ich funktioniere!
liebe grüße,
sad_g
danke für deine worte!
ich bin ja für meine mama da, aber abends, sobald ich alleine bin (meine tochter im bett) brechen die ganzen sorgen, ängste und der kummer über mich herein. ich kann nicht schlafen und bin nur am grübeln !
tagsüber klappt alles, ich funktioniere!
liebe grüße,
sad_g
Liebe sad,
ja, kann ich nachvollziehen. Schlaflose Nächte nach dem alltäglichen Funktionieren sind schlimm. Aber es wird, wenn Du es so siehst, immer wieder einen "Grund" geben, um zu trinken.
Es wird immer wieder eine Entscheidung sein müssen: Für UNS, gegen den Alkohol bzw. die Tabletten.
Lieber Gruß,
Eve
ja, kann ich nachvollziehen. Schlaflose Nächte nach dem alltäglichen Funktionieren sind schlimm. Aber es wird, wenn Du es so siehst, immer wieder einen "Grund" geben, um zu trinken.
Es wird immer wieder eine Entscheidung sein müssen: Für UNS, gegen den Alkohol bzw. die Tabletten.
Lieber Gruß,
Eve
Zuletzt geändert von Eve... am Fr., 27.02.2009, 18:55, insgesamt 1-mal geändert.
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brechen die ganzen sorgen, ängste und der kummer über mich herein.
Du das ist ja auch verständlich. Nur ist halt der Alkohol keine Lösung, leider. Und deine Mama würde das natürlich auch nicht wollen dass es dir so schlecht geht, da hat Eve schon recht. Aber das hilft dir unmittelbar auch nicht soo viel, ich weiß.
Du das ist ja auch verständlich. Nur ist halt der Alkohol keine Lösung, leider. Und deine Mama würde das natürlich auch nicht wollen dass es dir so schlecht geht, da hat Eve schon recht. Aber das hilft dir unmittelbar auch nicht soo viel, ich weiß.
@ w_s
Nichtabhänge Menschen können bzw. könnten sich ja durchaus vorübergehend betäuben; ich habe die interessante Erfahrung gemacht, dass sie es in belastenden Situationen oft gar nicht WOLLEN!
WEIL sie wissen, dass es eigentlich nicht nur nicht hilft, sondern im Grunde eher die Situation verschlimmert?
Gruß, Eve
Nein, sad würde es in Wirklichkeit nicht helfen; sie wäre am nächsten Morgen noch unglücklicher.Aber das hilft dir unmittelbar auch nicht soo viel
Nichtabhänge Menschen können bzw. könnten sich ja durchaus vorübergehend betäuben; ich habe die interessante Erfahrung gemacht, dass sie es in belastenden Situationen oft gar nicht WOLLEN!
WEIL sie wissen, dass es eigentlich nicht nur nicht hilft, sondern im Grunde eher die Situation verschlimmert?
Gruß, Eve
hindurchgehen durch den Schmerz, mitten hindurch, ihn tage- und nächtelang ertragen - gibt auch Stärke. Am Ende des Weges siehst, merkst, spürst Du es.
Das kann ich nur bestätigen - habe damals die Zeit meiner Scheidung und später den Suizidversuch meines Lebensgefährten und dessen Folgen komplett ohne Alkohol durchgestanden, aus reinem Selbsterhaltungstrieb. Diese Zeit habe ich als zwar sehr schmerzhaft, aber auch als sehr intensiv im positiven Sinne (auch wenn das jetzt widersprüchlich klingt) in Erinnerung.
Alkohol oder sich anderweitig betäuben, ist ja immer auch Flucht und Rückzug. Ich mache gerade die Erfahrung, dass ich mich doch mit mir, meinen Gefühlen, auseinandersetzen kann, ohne dabei zu trinken. Obwohl ich heute Mittag noch was anderes behauptet habe, es geht also doch! Und ich sehe plötzlich Zusammenhänge, die ich so noch nie gesehen habe. Ein wichtiger Schritt für mich!
Eine Zeit ohne Alkohol, auch oder gerade wenn es in einer schwierigen oder schmerzhaften Situation ist, kann wie eine innere Einkehr sein. Das Gefühl, man ist ganz bei sich, mit geschärftem Blick und wachem Verstand, und manchmal staunt man, was man da so alles findet.
Naja, ich kann auch labern, nach gerade mal vier Tagen ohne...!
Ich dachte oft, gerade in letzter Zeit, ich brauche den Wein, um emotional sein zu können, um über mich und meine Situation, meine Vergangenheit, nachdenken zu können. Aber letztlich wird durch den Wein vieles verfälscht, das Bild verschiebt sich, man sieht nicht mehr klar. Das kann auch vieles dann schlimmer aussehen lassen. Ich dachte, ohne Wein (also ohne Betäubung) halte ich es nicht aus, meine Situation zu betrachten. Aber jetzt merke ich eben wieder einmal, dass das Gegenteil der Fall ist.
Liebe Grüße,
die Rilke
Das kann ich nur bestätigen - habe damals die Zeit meiner Scheidung und später den Suizidversuch meines Lebensgefährten und dessen Folgen komplett ohne Alkohol durchgestanden, aus reinem Selbsterhaltungstrieb. Diese Zeit habe ich als zwar sehr schmerzhaft, aber auch als sehr intensiv im positiven Sinne (auch wenn das jetzt widersprüchlich klingt) in Erinnerung.
Alkohol oder sich anderweitig betäuben, ist ja immer auch Flucht und Rückzug. Ich mache gerade die Erfahrung, dass ich mich doch mit mir, meinen Gefühlen, auseinandersetzen kann, ohne dabei zu trinken. Obwohl ich heute Mittag noch was anderes behauptet habe, es geht also doch! Und ich sehe plötzlich Zusammenhänge, die ich so noch nie gesehen habe. Ein wichtiger Schritt für mich!
Eine Zeit ohne Alkohol, auch oder gerade wenn es in einer schwierigen oder schmerzhaften Situation ist, kann wie eine innere Einkehr sein. Das Gefühl, man ist ganz bei sich, mit geschärftem Blick und wachem Verstand, und manchmal staunt man, was man da so alles findet.
Naja, ich kann auch labern, nach gerade mal vier Tagen ohne...!
Ich dachte oft, gerade in letzter Zeit, ich brauche den Wein, um emotional sein zu können, um über mich und meine Situation, meine Vergangenheit, nachdenken zu können. Aber letztlich wird durch den Wein vieles verfälscht, das Bild verschiebt sich, man sieht nicht mehr klar. Das kann auch vieles dann schlimmer aussehen lassen. Ich dachte, ohne Wein (also ohne Betäubung) halte ich es nicht aus, meine Situation zu betrachten. Aber jetzt merke ich eben wieder einmal, dass das Gegenteil der Fall ist.
Liebe Grüße,
die Rilke
Das hast du falsch verstanden - ich meinte nur, dass es Nichts hilft zu wissen, dass ihre Mama will dass es ihr gut geht. Ob hier Sucht oder nicht Sucht vorliegt - wie du das mitdenkst, will ich nicht beurteilen.Eve... hat geschrieben:@ w_sNein, sad würde es in Wirklichkeit nicht helfen; sie wäre am nächsten Morgen noch unglücklicher.Aber das hilft dir unmittelbar auch nicht soo viel
Ja, dann hatte ich Dich da falsch verstanden, w_s.
Ich denke das weniger mit, als dass ich es mit-fühle.
Rilke, Du bist schon ein ganzes Stück weiter, nicht von der Zeit her, aber in der Bereitschaft, sich unangenehmen Gefühlen auszusetzen.
LG, Eve
Hätte ich nicht selbst Suchterfahrungen, wäre ich sicherlich nicht so insistierend. Ich behaupte aber nicht, mit allem immer 100 % richtig zu liegen.Ob hier Sucht oder nicht Sucht vorliegt - wie du das mitdenkst, will ich nicht beurteilen.
Ich denke das weniger mit, als dass ich es mit-fühle.
Rilke, Du bist schon ein ganzes Stück weiter, nicht von der Zeit her, aber in der Bereitschaft, sich unangenehmen Gefühlen auszusetzen.
LG, Eve
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