Reaktionen nach einer Gewaltat!Wer kennt da Auswege?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Seecat
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Beitrag Di., 25.08.2009, 20:59

Damals als ich das letzte mal hier war ging es mir noch besser.
Die Therapie hab ich abgebrochen der Therapeut wollte mit mir über meine Kindheit sprechen,ich bin aber innerlich immer mit der Tat beschäftigt.
Er wollte partout nicht.Ich hab keine Ahnung mehr was ich tun soll.
Ich fühle mich nicht mehr,kann Gedanken und Gefühle nicht mehr beeinflussen.
Und ich habe starke Angstzustände.Was soll ich tun?

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ENA
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Beitrag Di., 25.08.2009, 22:06

Wieder eine Therapie machen?...

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Seecat
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Beitrag Mi., 26.08.2009, 19:41

Ich hab einfach panische angst das ich wieder nicht über die tat reden kann,

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ENA
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Beitrag Mi., 26.08.2009, 19:54

Versuchen,...bzw. genau das schon beim Erstkontakt zu formulieren?
Vielleicht lässt sich dadurch auch etwas der Druck für Dich nehmen, wenn Du mitbekommst, wie Dein Gegenüber darauf reagiert. ...Vielleicht hat die Therapeutin auch direkt schon eine Idee, die sie Dir vorschlagen kann, wie ihr mit der Situation umgehen könnt,...oder Du bringst selber ein paar mit, also dass Du Dir überlegst, was Dir helfen könnte...?...

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Kimberly
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Beitrag Do., 27.08.2009, 08:18

Hallo Seecat,

mir geht es nicht viel anders als dir, denke ich

Mein Übergriff liegt jetzt 2 Jahre zurück und ich habe mich auch mehr oder weniger "totgestellt", obwohl ich doch vor der Tat immer so Stark und schlagfertig war.

Das Gefühl, den Täter etwas anzutun, kenne ich auch. Bin selbst überrascht, welche Fantasien in mir aufkommen. Bin eigentlich kein Gewaltmensch, aber da kommen mir Gedanken, die ich mir nie zugetraut hätte und mir auch schon wieder Angst machen. Doch wäre es die für mich gerechte Strafe und eine Befriedigung.

Naja, momentan ist alles wieder so unreal und ich habe gar keinen Zugriff. Komisches Gefühl. Allerdings beginne ich nun eine Therapie, ob es was bringt, keine Ahnung. Da ist die Angst, drüber zu sprechen, gerade weil es so weit weg ist und nicht greifbar. Dann ist da aber noch die Angst, dass der neue Thera das gar nicht hören will....... Oder aber mich direkt drauf anspricht. Wie auch immer, Angst bestimmt das Leben im Moment bei mir. Das zeigt, welches Gefühlschaos durch solch eine Tat ausgelöst wird.

Du schreibst, dass du deine Thera abgebrochen hast. Nun stehst du anscheinend alleine da mit deinen Gefühlen, das halte ich für keine gute Idee. Würde dir auch empfehlen, wieder eine Thera zu machen und vor allem diese ganzen Fragen im Vorfeld zu klären. Ich glaube für Therapeuten sind Traumapatienten schwierig, es ist so ein sensibles Thema, deshalb gebe ihnen eine Chance.

Wenn du jetzt alleine versuchst damit zu Leben, wo soll das hinführen? Es wird dich immer begleiten und langsam aber sicher zerstören. Dein Körper wird reagieren mit sämtlichen Symptomen, zumindest ist es bei mir so.

Ne ne, ich hätte viel zu viel Angst davor, eine Dummheit zu begehen und letztendlich auch noch dafür bestraft zu werden. Obwohl ich es als Gerechtigkeit ansehe. Auch will ich wieder Vertrauen in die Menschheit finden und vor allem aus dieser Starre erwachen.

Hm, ich kann dir leider auch keine Tip´s geben, wie mir gerade auffällt. Es ist ein Teufelskreis und die Gefühle fahen Achterbahn oder sind nicht greifbar.

Alles Gute für dich und ich hoffe, du findest einen Weg.

LG Kim

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jockel
neu an Bo(a)rd!
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Beiträge: 4

Beitrag Do., 27.08.2009, 21:27

Hallo Seecat,
das was du beschreibst kann ich gut nachvollziehen. Vielleicht hilft es dir wenn du einen Selbstverteidigungskurs für Frauen machst. Ich habe WenDo (Weg der Frau) gemacht. In diesem Kurs geht es nicht nur darum bloße Techniken zu lernen um sich im Ernstfall zur Wehr zu setzen. Man lernt auch ua seine eigenen Grenzen gut kennen und wie man seine Grenzen verteidigt durch Sprache, Mimik, Gestik.
Mich hat dieser Kurs selbstsicherer gemacht weil ich ua eigene Erfahrung bei übungen bearbeiten konnte und gelernt habe das ich viele Möglichkeiten habe mich zur Wehr zu setzen. Ausserdem ist das ein Kurs nur für Frauen.
Vielleicht ist das eine Möglichkeit für dich.


montagne
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Beitrag Mo., 31.08.2009, 18:03

Also was ich gut kenne, ist das nicht sagen können, das Lügen, ums mal direkt zu sagen.
Auf direktes Nachfragen ob ich bei der Tat, als wie auch immer geartetes Opfer dabei war, habe ich gesagt, nein war ich nicht, hab davon nur gehört. Dabei war es so, das es pures Glück war, das ich zumindest körperlich unversehrt blieb, nicht gestorben bin, so wie andere. Ich war mitten drin, voll dabei.
Ich habe davon nie gesprochen, auch nicht mit anderen Überlebenden, mit denen ich danach noch eine Weile beruflich zu tun hatte. Wir wussten alle miteinander, das wir dabei waren, aber wie haben nie darüber gesprochen.

Ich denke, das war/ist Teil des Traumas. Insofern also "normal". Problem ist nur, das es (bei mir) zu einer extremen Abwärtsspirale wurde. Nicht reden, Unwahrheiten sagen, sich aber gleichzeitig über die ach so taktlosen Bemerkungen der Mitmenschen aufregen, sich immer mehr isoliert fühlen, sich an Verletzungen aus der Kindheit erinnern, aber nichts sagen, sich noch mehr isoliert fühlen, sich ganz fremd fühlen, Probleme in der Partnerschaft und mit Kollegen bekommen, Studienabschgluss gefährdet, schlussendlich Jobverlust (bei mir, weil ich sozial gar nicht mehr kompatibel war).

Auch kenne ich es, das ich den Eindruck hatte, das die Therapeutin, die ich dann endlich mal aufgesucht hatte, sich/mich nicht so recht mit dem Ereignis beschäftigen wollte. Sie fand es wichtiger über meine aktuelle Situation zu reden und schien auch meiner Kindheit ein größeres Gewicht daran beizumessen, wie es mir zu dem Zeitpunkt ging (völlig beschissen).
Ich hingegen war lange überzeugt, das Ereignis sei die Ursache und ich wolle mich ja damit beschäftigen, aber die Therapeutin will ja nicht.

Das ist in meinem Fall nun schon eine Weile her. Heute sehe ich das so, das es wohl stimmt, im Kern war meine oft wenig erfreuliche Kindheit ursache, das ich durch die Tat so schwer traumatisiert wurde und darüber nicht reden konnte. Und nicht reden und traumatisiert werden bedingen sich gegenseitig, eine echte Falle. Also stimmte es wohl, das meine Kindheit "wichtiger" war.
Es stimmte aber auch, das ich, weil ich anfangs eben kaum drüber reden konnte wohl so wirr und so andeutungsvoll, aber wneig konkret berichtet habe, das die Therapeutin das damals wirklich nicht so verstehen konnte, das sagte sie neulich.
Tatsache ist auch, das ich alles wieder hinbekommen habe und zwar gut. Und es mir heute, ich würde mal sagen normal geht. Gut wäre übertrieben aber "normalen" Menschen geht es ja auch nicht imemr gut, sondern "nur" normal eben.
Und das ich erst wieder "gesund" oder überhaupt das erste Mal in meinem Leben seelisch okay werden musste, bevor ich den Mut und die Stärke finden konnte darüber zu reden.

Was ich damit sagen will, Seecat. Ich finde das Schweigen und Lügen fatal, es macht deine seelische Not nur noch schlimmer. Drüber reden, muss ja kein Therapeut sein, tut gut. Auf der anderen Seite wiederum kann man auch gesund werden, ohne über die Tat an sich zu sprechen. So habe ich es erlebt. Flashbacks, gefühle der Ohnmacht usw. haben sich auf ein Minimum reduziert, auch ohne drüber zu reden.
Für mich wäre jetzt drüber zu reden, das i-Tüpfelchen. Vielleicht werde ich es jetzt durchziehen, vielleicht später in meinem leben, vielleicht nie, ich weiß es noch nicht.
Ich weiß nur, nichts muss, aber vieles kann.


Auf deinem Weg, Seecat, den dir niemand vorhersagen kann und für den es keine Landkarte gibt, aber deine Sinne und dein Wille voran zu kommen, wünsche ich dir echt was.

(Sorry hab jetzt so viel von mir geredet, aber ich habe mich in deinen Beiträgen wieder gefunden und wollte dir Mut machen, das es auf jeden fall einen Ausweg gibt, wnengleich ich denke niemand kann dir sagen welchen, weil es so viele gute Möglichkeiten gibt.)
amor fati

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