Tipps für Angehörige oder ist es zu spät

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Beitrag Do., 21.08.2008, 20:43

Ich bin mir nicht... sicher. Auf jeden Fall kam ich im Laufe der letzten Wochen bereits zu der Überzeugung, wenn ich KEINE sehr starke und sehr willensgebündelte Frau wäre, dass ich defakto längst nicht mehr hier wäre, nach all dem, was ich mir die letzten Jahre an Belastungen "aufgehalst" habe.

Heute hatte ich gar einen sehr guten Tag, und es haben tatsächlich ein paar "Urlaubsaussichten" (Ein Konzertbesuch und eine Reise zu einem Freund), dass es mir schon selbst unheimlich ist. Innerhalb von 3 Tagen von 100 (über mehre Monate hinweg!) auf Null?! Das geht selbst mir zu schnell!

Ich ging heute also davon aus, dass ich NICHT depressiv bin und hörte auf mich krank zu reden/denken. Damit geht es mir gleich sehr viel besser, konzentriere mich auf meine Stärken etc. Anderseits, wenn ich doch depressiv bin und doch nur ein coabhängiges naives Weibchen, dann schade ich mir langfristig mir.

Ich denke, es ist wirklich eine Frage der Entscheidung. Ich bin immer extrem unentschlossen, wenn ich mich aber entschieden habe, dann meist auch ohne Kompromisse.

Im Grunde sagte mir damals mein Psychologe durch die Blume das selbe, wie all meine Freunde: "Mach Dich nicht kleiner als Du bist." Denn ja, ich habe diese Unart mich selbst klein und schwach zu machen. Weil ich es so will. Ein weiterer Komplex von mir, denn mit ner starken, selbstbewußten Frau kann niemand, und stark sein wird nicht belohnt.

Eine Frage der Perspektive, jetzt - nachdem ich mich wieder an die schönen Gespräche mit dem Psychologen erinnere, bin ich unsicher, ob ich WIRKLICH depressiv bin oder es nur das be... bescheidene Aussen ist. Ich schwanke zeit meines Lebens zwischen den Extremen "ich bin zu gut" und "ich bin zu schlecht". Bin ich hier in der Situation UNTERFORDERT und leide unter der Langeweile und Leere? Oder bin ich mit der Situation ÜBERFORDERT? Es liegt zu nahe beiander. Bin ich ein schwaches, abhäniges Weibchen oder bin ZU VIEL geballte Weiblichkeit als für den Herrn zu ertragen ist?

Auf jeden Fall schalte ich gerade von der einen zu der anderen Sicht um. Und eines steht außer Frage: Bisher wollte ich das einfach nur noch nicht. Zum Teil auch ganz bewußt. Ich wollte nicht eines Tages erwachen und feststellen, dass dieser so wichtige Mann, diese vielen Jahren ins Land der Bedeutungslosigkeit verbannt werden. Das will ich zwar immer noch nicht. Aber ich will keine Energie mehr dafür verschwenden...

LG,
Gothika
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kamikatze
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Beitrag Sa., 23.08.2008, 08:22

Liebe Gothika,
bei mir ist zur Zeit im RL ziemlich viel los....
komme deshalb erst heute zu einer Antwort, tschuldigung!
Gothika hat geschrieben:Heute hatte ich gar einen sehr guten Tag, und es haben tatsächlich ein paar "Urlaubsaussichten" (Ein Konzertbesuch und eine Reise zu einem Freund), dass es mir schon selbst unheimlich ist. Innerhalb von 3 Tagen von 100 (über mehre Monate hinweg!) auf Null?! Das geht selbst mir zu schnell!
das tönt ja extrem vielversprechend! du weisst offenbar sehr gut, wer und was dir gut tut und holst dir nun das! hey!!!
Gothika hat geschrieben:Ein weiterer Komplex von mir, denn mit ner starken, selbstbewußten Frau kann niemand, und stark sein wird nicht belohnt.
ich finde, als starke frau bekomme ich einfach ne andere art der aufmerksamkeit als wenn ich auf meine hilflosigkeit appelliere. ich meine, ab und zu spiele ich beides mal aus, hmm. ne, ich glaube beide teile schwach-stark sind ein teil von mir.

wie hast du das denn erlebt dass du zum schluss kommst als starke frau wird man bestraft?
Gothika hat geschrieben:Ich wollte nicht eines Tages erwachen und feststellen, dass dieser so wichtige Mann, diese vielen Jahren ins Land der Bedeutungslosigkeit verbannt werden. Das will ich zwar immer noch nicht. Aber ich will keine Energie mehr dafür verschwenden...
mit dem entscheid, dich auf dich selbst zurückzubesinnen hast du dich ja nur dafür entschieden, was dir zur zeit gut tut. das bedeutet in meinen augen nur die legitimation, dass du innerlich zu einer distanz zu deinem ex kommst. das bedeutet ja noch nichts definitives in bezug auf ihn. so habe ich das verstanden von dir.
ich denke auch, dass erst mit der innerlichen distanzierung sowas möglich ist wie ein langfristiger entscheid; das steht auf einem anderen blatt!
in dieser zeit habe ich erkundet, wo ich für mich Optionen finde bsp.
ernüchternd war für mich da jeweils wie mich der kurze kontakt mit meinem ex wie um lichtjahre zurückkatapultiert hat; so als könne er ganz viel willensarbeit einfach absorbieren resp. neutralisieren. das war sehr anstrengend. das war wohl sicher nötig in der zeit, wo ich mich für einen definitiven entscheid noch nicht bereit gefühlt habe. so habe ich mir halt doch meine zeit genommen die für mich nötig war; auch wenn das die umwelt relativ ungeduldig zur kenntnis genommen hat.

wir waren ja auch fast elf jahre zusammen.
ich wünsche dir ein gutes wochenende!!!!
LG,kkk
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Beitrag Sa., 23.08.2008, 09:47

Hi!

Nun, "stark sein wird bestraft"... Beginnt schon in der Kindheit, da ich zu gut in der Schule war, im Gegensatz zu meiner älteren Schwester, so dass meine Mutter bis heute noch dankbar ist (Zitat) "dass man sich nicht um Dich kümmern muss." Dann bei Behörden und Ämter. Meine verkürzte Ausbildung wurde mir später vom Arbeitsamt vergällt, dass ich es wagte mein 1. Studium (war nur ein Sem) für das Kind abzubrechen und erst mal 3 Jahre Kindererziehung zu entscheiden wurde mir doppelt udn dreifach vom BaFöG-Amt vergällt, ebenso wie der bescheuerte Unsinn, dass ich im Grundstudium zu gut war, und deswegen ein Sem weniger BaFöG habe. Dass ich Ideale habe und grundlegend "zu ehrlich" für diese Welt bin. Dann die Ehe, wo er sich "weil er krank ist" so ziemlich alles erlauben darf, was bei mir niemals durchgänge. Stell Dir mal vor, ich würde ads als Mutter machen und einfach mal zwischendurch "abhauen"!!! Aber vor allem im sozialen Umfeld, wo ich ausschließlich so Sätze höre wie: "Du bist ja stark, um Dich muss man sich nicht kümmern!", selbst dann wenn ich fertig mit der Welt in Tränen aufgelöst war. Und zwar ständig. Natürlich nicht zu vergessen, wie oft man bereits von Männer verlassen wurde weil man ihnen "zu intelligent" ist oder weil sie auf andere Art und Weise (z.B. sexuell) mit einer starken Frau nicht klar kommen wegen ihrer eigenen Minderwertigkeitskomplexe usw. und so fort... Das zählt zu den wenigen Gründen, die mir auch mein Ex jetzt genannt hat. Er käme halt nicht damit klar, dass ich "zu intelligent" sei, er will ein Dummchen. Toll, das fällt ihm nach 12 Jahren ein???!!!

Summasummarum habe ich noch kein Gegenargument gegen die These, stark sein lohne nicht gefunden. Außer einem: Man selbst fühlt sich dabei besser.

Was das andere angeht: Nach jenem einem sehr guten Tag war klar, dass es erst mal schwankend wieder abwärts ging. Ich hörte gestern neue "Gerüchte" über meinen Gemahl und das Jugendamt, das führte doch wieder ins Grübeln. Meine Süße wollte (von sich aus!) mit ihrem Papa über ihren naheden GEburtstag reden, sprach ihm dreimal auf den AB. Aber nein! Er stellt sich tot! Dabei sehe ich im ICQ genau, dass er zuhause ist! *knurr* D.h. ich hab gestern dann doch wieder ein Hals geschoben und konnte nicht abschalten, aber die ganze Nacht über habe ich mit "Affirmationen" an mir gearbeitet. ("Ich brauche deine Liebe nicht mehr! Deine Liebe ist wertlos! Du bedeutet mir nichts mehr!" etc.)

Irgendwie empfinde ich es aber noch immer als furchtbare Heuchelei. Gut, ich weiß was ich tun muss, damit ich loslasse. Ich weiß auch, dass es schaffbar ist, wenn man will. Ich KANN. Aber WILL ich? Denn es wird dann kein Zurück mehr geben. Es ist Selbstbetrügerei, wenn ich mir sage: "Erst mal, um innere Distanz zu gewinnen". Wenn man erst mal raus ist, wäre es Irrsinn, sich erneut darauf einzulassen. Dann heißt vorbei auch vorbei. Vielleicht ein kleiner Rückfall, so wie Du es sagst, nur um sich zu beweisen, was es für ein Irrsinn ist. Es sei denn natürlich... (wieder falls, wenn, könnte...) es würde sich mit seine psychischen Störung besser und ändern. Und seien wir ehrlich: Die Chance ist verschwindet, verschwindet gering! Er ist "schwer therapierbar" und "unheilbar".

Womit sich wieder alles im Kreise dreht. Es gibt kein "erst mal". Es gibt nur ein endgültiges Entweder/oder zu dem ich mich aber noch nicht durchringen kann. Diese Illusion des "erst mal" ist sehr hilfreich und wirkt. Aber ich weiß genau, dass ich nicht lange daran glauben kann. Nur kurzzeitig kann ich mich auf diese Weise selbstbetrügen.

LG,
Gothika
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Beitrag Sa., 23.08.2008, 19:55

musste grübeln, wann ich das gefühl habe, jemand mag mich (oder nicht) und inwiefern das damit zu tun hat, ob ich stark oder eben nicht auftrete. wenn ich mich schwach gebe, kriege ich sicher mehr aufmerksamkeit, das sehe ich auch so. diese art aufmerksamkeit ist wohl eine art mitleid, erbarmen. damit werde ich zwar nicht "angegriffen". aber wirklich befriedigend ist das ja nicht, ich werde ja nicht wegen meiner art gemocht, sondern mehr weil ich in einem angreifbaren zustand bin... als mensch bin ich der person jedoch im grunde gleichgültig. das ist negative aufmerksamkeit.

gebe ich mich hingegen stark kriege ich respekt, wirke als mensch interessant oder auch abschreckend, weils angst macht. (pos. aufmerks.)
Gothika hat geschrieben:Nun, "stark sein wird bestraft"...
hast du das so gelernt, dass man mit stark-sein eben keine positive aufmerksamkeit kriegt? frage: wie wirken starke menschen denn auf dich?
Gothika hat geschrieben:Summasummarum habe ich noch kein Gegenargument gegen die These, stark sein lohne nicht gefunden. Außer einem: Man selbst fühlt sich dabei besser
ich hätte da noch eines: anerkennung und aufmerksamkeit von menschen die ich selber achte ist mir nur jene von bedeutung, die ich durch positive aufmerksamkeit kriege. (oder ist das das gleiche wie du bereits geschrieben hast?)
Gothika hat geschrieben:Diese Illusion des "erst mal" ist sehr hilfreich und wirkt. Aber ich weiß genau, dass ich nicht lange daran glauben kann. Nur kurzzeitig kann ich mich auf diese Weise selbstbetrügen.
sich die zukunft in salami-taktik häppchenweise vorzunehmen also immer wieder neu zu evaluieren und gegebenenfalls anzupassen würde ich umschreiben als "erst mal". es ist insofern eine erleichterung, da mich dieser horizont vor einer entscheidung mit definitiv eingemeisselter konsequenz sehr wahrscheinlich fast umhaut vor schwere und gegebenenfalls ich zur salzsäule erstarre.
insofern muss ich dir widersprechen diese strategie als illusion zu bezeichnen. ich denke mehr, dass dies eine selbst-freundlichere annäherungsweise an ein zu lösendes problem ist. klar, ist eine tautologische frage: ist die beziehung halb kapputt oder ist sie halb zu kitten? schlussendlich kommts aufs gleiche raus, es beeinträchtigt einfach grundlegend meine innere einstellung zum sachverhalt an sich.

ich schreibe und schreibe.....
Gothika hat geschrieben:("Ich brauche deine Liebe nicht mehr! Deine Liebe ist wertlos! Du bedeutet mir nichts mehr!" etc.)
ich habe da mal sonen psüchoratgeber gekauft und halb gelesen ( ).
Das «Ich-Gewicht®» Maya Storch
Motivklärung mit dem Unbewussten erarbeiten.
Identitätsziele mit starker Eigenmotivation entwickeln.
Nachhaltige Verhaltensänderung lustvoll erzielen.
All dies geschieht ohne unsinnige Diätempfehlungen mit Jo-Jo-Effekt und ohne Zwang zu gesundheitsschädigenden und teuren Fitness-Massnahmen.


da gings so drum wie wichtig es ist, ziele bewusst zu formulieren ohne dass negative assoziationen einem einen strich durch die rechnung machen. an sich sicher gut.
die kunst besteht offenbar darin, ziele möglichst positiv zu formulieren.

weisst du wie ich meine???? (und da du ja so ein willens-freak bist wäre das buch für dich sicher geeigneter gewesen als für mich... )
ging mir einfach so durch den kopf, dass es mit einer umformulierung einfacher wäre. und dass das kein selbstbetrug ist, hat sie in dem buch recht gut dargelegt!!!


GLG,kkkk

P.S:http://www.3sat.de/3sat.php?http://www. ... index.html
P.P.S. diese methode liesse sich in bezug auf das gewicht aber auch auf so selbstaffirmationen anwenden.
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Beitrag Sa., 23.08.2008, 22:26

Hi!

Betreff dem Stark-Sein: Sagen wir es so: ich ziehe damit zwei Sorten von Menschen an.
1. Sehr schwache Personen, die in mir eine Ersatzmutti sehen und mich auch wirklich so nennen, obwohl ich alles andere als typisch "mütterlich" bin. Diese dulden das nicht, wenn es ihrem Held auch mal schlecht geht. Keine Chance. Schließlich wollen sie alles Mitgefühl für sich etc.
2. Mir Ebenbürtige, welche aber sehr selten sind, und den Nachteil haben, selbst sehr distanziert zu sein und alles für "selbstverständlich" zu nehmen.

Ob man das "positive Aufmerksamkeit" nennen kann?!
Mir geht es auch nicht um Aufmerksamkeit, das weiß ich. Nicht im eigentlichen Sinne. Sondern nur um "wahrgenommen" zu werden. Mit beiden o.g. Gruppen muss ich um mein Recht streiten, dass es mir auch mal schlecht gehen darf, weil mir das keiner abkauft und in beiden Fällen nicht deren Weltbild/Bild von mir entspricht.

Danke für Deine Hinweise. Mit Affirmationen kenne ich mich sehr gut aus und habe meist gute Erfolge.

Heute beschäftigt mich wieder eines meiner "geliebt-gehassten" Themen: Das Kind. Wir führten zwei, drei Gespräche über Papa. Sie fing an. Es ist so unglaublich wie er sie a) ignoriert (vermutlich weil er sie ZU sehr lieb und gar nicht mit der Situation umgehen kann b) wie herzreißend sie ihm vertraut und ihn verteidigt. Es blutet in der Seele, sich das mitanzusehen.

Gestern sprach sie dreimal auf seinem AB. Heute schrieb sie ihm hinter meinem Rücken eine Email. Aber er geht noch nicht mal in "ihr gemeinsames" Forum um Emails abzufragen. Seit 14 Tagen nicht, nachdem sie sich jüngst so sehr freute, dass er sich dort anmeldete. Und sie freut sich so tierisch, dass er VIELLEICHT an ihrem Geburtstag in 4 Wochen käme... während er schon längst wieder alle Mauern dicht machte. Sie ist noch nicht mal 8. Sie kann es nicht verstehen. Aber sie vertraut ihm absolut. Stellt sich auf seine Seite. Sie weiß was sie will. Hat ihre eigene Meinung. Papa liebt sie. Punkt. Aus. Das weiß sie genau. Und für alles andere gäbe es schon irgendeinen driftigen Grund. Sie vermisst ihn so sehr!

Als Frau möchte man schreien: "Schluss jetzt! Aus! Ende! Nie wieder auch nur einen winzigen Kontakt!" . Aber als Mutter, wenn man dieses herzerweichende Worte hört?

Das einzige, was man festhalten kann: Wenn es vor Gericht geht, erhöht diese Aktion der letzten zwei bis drei Wochen nur die Chance, dass er wirklich alle Rechte an ihr verliert. Wenn er selbst zum Anwalt geht und behauptet, er bemühe sich, macht er sich lächerlich.

Aber warum??!! Ich hab ihm je nach Verhalten langsamen steigenden Kontakt zum Kind erlaubt! Ich hab trotz allem - u.a. wegen ihr - hin und her überlegt, und es ihm zu meinem eigenen Nachteil gestattet.

@Kami
Sorry, wenn ich Dich mal direkt persönlich etwas frage: Du schreibst mir ja fließig, und ich bin Dir da sehr dankbar. Scheinst eine ähnliche Geschichte hinter Dir zu haben. Und doch "hängst" Du noch in diesem Forum rum. Es wird besser, aber niemals wieder gut, nicht wahr? Du bist auch noch nicht drüber hinweg, und man wird es NIEMALS wirklich verarbeiten können. Oder irre ich mich da? Es ist schlimmer, als wenn ein Partner stirbt. Da weiß man, woran man ist. So aber kann man sich nur selbst schützen. Sich - wie in meinem Fall - ZWINGEN nicht mehr dran zu denken, weil es ja eh keinen Sinn macht. Weil das ohnehin niemand verstehen kann, was in so Psycho's vor sich geht. Man geht in Therapie um "vergessen" zu lernen um sich selbst zu retten. Aber am Ende bleibt es eine Niederlage. Hat man keine andere Wahl. Wirklich, wirklich verarbeiten kann man so was glaube ich nicht. Meine Meinung zumindest. Und wie siehst Du es?

Gothika
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Beitrag So., 24.08.2008, 19:51

Hallihallo,
ich will mich mal an die frage wagen, die du an mich gerichtet hast:
Gothika hat geschrieben:Es wird besser, aber niemals wieder gut, nicht wahr? Du bist auch noch nicht drüber hinweg, und man wird es NIEMALS wirklich verarbeiten können. Oder irre ich mich da? Es ist schlimmer, als wenn ein Partner stirbt. Da weiß man, woran man ist. So aber kann man sich nur selbst schützen.
simple antwort, wertneutral: es wird anders...

ich denke, das ist nicht die antwort die dich befriedigt...es wird sicherlich nie mehr wie am anfang der beziehung, wo noch träume kraftvoller waren als die realität, so wie in jeder beziehung. aber das ist ja nicht der zustand, an dem gemessen werden soll; messe ich hier kanns nur eine negative bilanz sein. dann wäre der verlust wirklich untröstlich. (Soll-Zustand)
ich messe aber an den harten zeiten, am leidensdruck in mir. den habe ich echt nicht vergessen. (Ist-Zustand)

http://www.palverlag.de/Trauerarbeit.html
es gibt ja recht viele versch. modelle des trauerprozesses (das ende einer beziehung ist m.E. genauso eine trauerarbeit wie nach dem tode eines nahen menschen. da widerspreche ich dir!) dieses ist eines (s.link).
für mich war das wissen um so zyklen und phasen noch wichtig um irgendwie ein licht aus dem tunnel hervorblinken zu sehen.
so nostalgische anwandlungen, flash-backs etc die mich wieder in den Soll-Zustand zurückholen gibts bsp. in ferien, weihnachten etc. da habe ich die erfahrung gemacht, dass ich solches auch aushalten kann und muss. blöd gesagt: das geht wieder vorbei. mit dem kopf weiss ich ja, dass ich den alten zustand nicht mehr re-animieren kann.
mit solchen emos habe ich glaub ca. neun monate lang zu kämpfen gehabt (lustig: so lang dauert auch ne SS)... daneben das schlechte gewissen, ihn auf der strecke gelassen zu haben etc.

irgendwann danach hats bei mir klick gemacht: ich habe durch ihn viel erlebt, viele erfahrungen machen dürfen. das ist ein geschenk. aber dafür muss ich mich jetzt nicht verrückt machen. als mann find eich ihn einfach nicht mehr akzeoptabel, schluss punkt. ich konnte es annehmen als das was es ist.

ich habe die krise auch für eine neu-definierung benutzen können. heute denke ich, ich habe mich durch die sache wie eine schlange ein paar mal häuten müssen, weil ich aus alten gewändern herausgewachsen bin....

ich habe mich ziemlich intensiv mit den phasen auseinandergesetzt:
das wichtige m.E. ist, nicht in einer Phase stecken zu bleiben. dass wir immer wieder zurückfallen gehört dazu!

insofern zur beantwortung der frage: ja und nein...

(ich schreibe grad weiter...)
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Beitrag So., 24.08.2008, 20:16

Gothika hat geschrieben:Man geht in Therapie um "vergessen" zu lernen um sich selbst zu retten. Aber am Ende bleibt es eine Niederlage. Hat man keine andere Wahl. Wirklich, wirklich verarbeiten kann man so was glaube ich nicht. Meine Meinung zumindest. Und wie siehst Du es?
theras tendieren m.E. dazu, in einer aufgetretenen krise biografisch begründete faktoren zu suchen, welche als mitauslöser zur aktuellen krise beigetragen haben...bsp.: irgend ein uraltes eltern-problem in diesen zusammenhang zu setzen, mal salopp gesagt....

therapien gibt es so viele wie es versch. menschen gibt:
bei mir gings viel um: Selbstwert, Trennung der Verantwortung, Zeigen emot. Zustände nach aussen (mentalisierung) etc. etc. also eigentlich Themen rund herum. das bedeutete für mich eine konfrontation mit zum teil jahrelang gewonnen gewohnheiten, die schlussendlich doch dysfunktional waren. für mich ist meine motivation da: ich kann so auch präventiv dazu beitragen, zukünftige krisensituationen zu verhindern, indem ich bsp. ein früherkennungssystem zulege, problematisches verhalten von mir minimiere etc. und gaaaar nicht der defizitäre approach zum ganzen. in der th. gehts also nicht primär um eine schadensbegrenzung, sondern um ein deblockieren, zulassen von sprunghaft verlaufendem inneren wachstum.

das ist ergo eine annäherung, die ja gerade zum ziel hat, den Ist-Zustand mit anderen augen zu sehen. ziel wäre dann bsp. dass ich mich selber nicht schuldig erkläre für die eingetretene situation, jedoch verantwortung übernehme für meinen teil. damit ist erreicht, dass ich die krise eben nicht als niederlage sondern als allenfalls chance definier.

genau hier empfinde ich, dass wir uns hier nicht zu "verstehen" scheinen: was du als selbstbetrug definierst sehe ich als re-framing, als umdeutung in einen lebenfreundlicheren rahmen. ich kanns nicht ganz ausdrücken was ich genau meine.............

Gothika hat geschrieben:Als Frau möchte man schreien: "Schluss jetzt! Aus! Ende! Nie wieder auch nur einen winzigen Kontakt!"
wieviel von seinen probs hast du ihr erklärt? (es gibt bsp. recht spezifische kinderbücher; zum zusammen anschauen!...) weiss sie bsp. dass seine unzuverlässigjeit mit seinem zustand, jedoch nichts mit seine rliebe zu ihr zu tun hat? auch wenn du's gesagt hast: kinder müssen das manchmal tausend mal am tag hören, dass man sie liebt und sie keine schuld haben an dem ganzen.

mir kommt dazu in den sinn: deine erwartungen an ihn als vater sind eines. dass sie dir sagt und zeigt wie sehr sie ihn mag ist schlussendlich ein riesiger vertrauensbeweis an dich, dass sie nicht meint, sich in ihrer liebe zu euch teilen zu müssen, dir etwas vorzugaukeln um dich bsp. nicht zu verletzen.
dass sie sagen kann und darf was sie will, sich wünscht, wo sie traurig und enttäuscht ist: das ist ihr recht. das darfst auch du zu ihr sagen, wenn du enttäuscht bist über ihn.

wichtig scheint, dass kinder das bedürfnis haben, über die gründe der trennung informiert zu werden. kla rist das anstrengend als emot. angeschlagene betroffene. aber für das kind bedeutet es nichts als eine entlastung.

LG, k.
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Beitrag So., 24.08.2008, 20:34

ach ja und:
Gothika hat geschrieben:Du schreibst mir ja fließig, und ich bin Dir da sehr dankbar. Scheinst eine ähnliche Geschichte hinter Dir zu haben. Und doch "hängst" Du noch in diesem Forum rum.
realistisch besehen bin ich in
4. Phase der Trauer: neues Gleichgewicht
Wir sind zu einem neuen körperlichen und seelischen Gleichgewicht gelangt. Es erfüllt uns bisweilen immer noch mit Wehmut, an die Vergangenheit zu denken, doch wir sehen vertrauensvoll in die Zukunft. Wir werden den verstorbenen Menschen nie ersetzen und vergessen können, aber lenken unseren Blick auf das, was wir jetzt im Leben noch haben können. Wir haben uns eine neue Lebensaufgabe gesucht und uns neue Fähigkeiten zugelegt, die Alltagsaufgaben zu bewältigen. Die Trauerarbeit ist beendet.

wobei ich das sehr blöd formuliert finde: "die trauerarbeit ist beendet"!!!!!!!!!!

wenn du dieses modell zum experiment an dir ausprobierst: wo siehst du dich aktuell?
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Beitrag So., 24.08.2008, 22:26

Hi!

Dein Post bringt mich zum Weinen. Aber mach Dir bitte keine Vorwürfe .

Es ist nur so, dass ich ja schon so viele Jahre Innenarbeit und Selbstreflektion betreibe, und was Du nun über deine Geschichte erzählst, ist 100%ig das, was ich erwarte habe und auch vor mir sehe. Und dass ich all dies vorher schon wußte und deutlich ahnen konnte, war mit ein Grund gewesen länger zu bleiben als gut für mich war.

Ja, Du hast recht. Es ist entscheidend ob man das Jetzt oder die nahe Zukunft mit dem "IST" oder dem einstigem SOLL-Zustand vergleicht. Realistisch betrachtet kam ich schon vor Jahren zu dem Schluss, dass das negative IST das positive der ersten Zeit überwog. Beispielsweise, dass ich wortwörtlich an einer Hand abzählen kann, wie oft er mich in 12 Jahren (!) umarmte, wenn ich mal wirklich traurig war. Exakt 5 mal kam es vor. Wie tragisch ist es doch, sich so genau daran zu erinneren! Aber dazu muss ich sagen, dass 3 mal davon in den letzten 3 Monaten war. Wie wir schon besprochen haben: ich hoffe darauf, dass es sich eines Tages lohnen würde und kurz vor Ende hatten wir einen großen Durchbruch. Ich habe zu diesem Zeitpunkt die Vergangenheit wirklich losgelassen. Wirklich vertraut. Und behaupte auch jetzt noch, dass meine Gründe berechtig gewesen seien, wenn sein dummer Panikanfall vor dem Erfolg ("Erfolg ist schwerer zu ertragen als das ewige Versagen, dass er gewöhnt ist") nicht gewesen wäre. Und trotzdem...! Trotzdem sitze ich da, und behaupte, dass diese wenige Umarmungen, gerade am Ende, für alles andere entschädigen!!!

Weißt Du, in meiner Lebensphilosophie vergleiche ich stets mit der Liebe zu Kindern. Ich halte (oder hielt?!) meine Liebe zu ihm ebenso unsterblich so wie man nun mal immer Mutter bleibt, egal wie missraten das Kind ist. Dies führt zu folgenden zwei Vernunftsargumenten, die mich dazu brachten, nicht nur bei ihm zu bleiben, sondern mich auch nach vielen unschönen Jahren NEU für hin zu entscheiden. Bewusst.

1. Wenn mein Kind psychisch krank ist und z.B. ADHS hat, würde mir doch im Traum nicht in den Sinn kommen es rauszuwerfen und ins Heim zu geben! Und heißt es nicht in der Ehe: In guten wie in schlechten Zeiten? Wenn er einen Unfall hätte und körperlich und geistig behindert wäre, würde ich dann meinen Mann NUR deswegen verlassen? Das entspricht nicht meinem Bild der Ehe.

2. Ich wollte eigentlich nie Kinder und bin keine typische Mutter. Kinder machen - OBJEKTIV BETRACHTET - nur Schererein, Ärger, kosten Geld, man muss sich so extrem einschränken und und und. Objektiv betrachtet. Aber wenn sie einen dann anschauen, und sagen: "Mama, hab Dich lieb!" ist alles doppelt und dreifach vergällt. Das funktioniert also durchaus. Wieso sollte er es bei der (wahren) Mann-Frau-Liebe anders sein?! Siehe obiges Umarmungsbeispiel. Ja, es ist Irrsinn so an einer Beziehung zu hängen wo tröstene Umarmungen wenn man weint so selten sind. Klingt nach vollen Verlustgeschäft. Aber objektiv sind das Kind auch. Und wenn dann so eine Umarmung kam - wie gesagt die meisten davon in der "guten, neuen Zeit" nach dem Durchbruch - dann war dies so ein gutes Gefühl, dass dafür die Worte fehlen. Sorry, ich sehe einfach nicht den Unterschied, sondern bin der Meinung, dass hier bei den unterschiedlichen Lieben mit zweierlei Maß gerechnet wird. Mit ein und demselben Argument soll man sich das (anstrengende, und Opfer-bringende) Mutter-Sein schön reden und gleichzeitig den Mann ausreden. Wobei ich sogar so weit gehe, dass ich sage: Den Mann hab ich mir wenigstens bewußt ausgesucht, die Kinder nimmt man wie sie kommen . Der Mann erfüllte mich. Das Mutter-Sein hingegen nicht. (Das gilt getrennt von der Liebe zum Kind zu sehen, ich meine jetzt die Mutterpflichten, mit denen ich mich sehr schwer tue wie Haushalt, morgens früh aufstehen, eingeschränkte Freiheiten).

Nochmal zu dem, was ich für mich (noch?) als Selbstverrat wahrnehme: Ich habe bereits zwei wahre Seelenverwandte auf diese "Vernunftsweise" verlieren müssen. Daher vermutlich meine deutliche Ahnung, in welchen Phasen es weitergeht. Und ich muss sagen, dass ich nicht zufrieden bin mit der Art und Weise wie man weiterging, mit diesen Phasen. Ich leide noch immer unter der Mauer aus "Vernunft", die man aufbaute, und mit der man dann verarbeitete. Überhaupt: Wo fängt Verarbeitung an und wo hört es auf sich aus Vernunft Mauern zum Selbstschutz zu bauen. Wenn ich nicht frei nach meinen Empfindungen leben kann, sondern mich das Leben zwingt "vernünftig" zu sein, dann bezeichne ich es für mich als "Selbstverrat".

In den letzten 3 Monaten mit meinem Gemahl war ich zum ersten Mal seit Jahren auf allen drei Ebenen - Kopf, Herz und Seele - harmonisiert, statt nur einer.

... Fortsetzung folgt...
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Beitrag So., 24.08.2008, 22:33

Noch ein weiterer Grund, wieso ich blieb, aber der ist mir selbst ein wenig suspekt: Man kann alles so oder so auslegen. Was mangelnde Liebe scheint, kann auch zu viel der Liebe sein. Unser geschulter, emanzipierter Verstand rebelliert und schimpft einen naiv, aber - mit Hilfe des lieben Psychologen damals, der mich nämlich zu meinem Mann ZURÜCK geführt hatte! Man staune! - kam ich zu dem Schluss, dass nur die Entscheidung zählt. Sonst nichts. Gefühle können immer das eine oder andere sein.

Beispielsweise als ich ihn einmal verlassen hatte. Was dann nach der Krise zum "Durchbruch" vor dem "Abbruch" führte. Damals war ich von mir aus soweit weiter zu gehen, wäre es auch heute, wenn wir uns eben nicht gezeigt hätten, dass es auch anders geht. Damals hatte er sich hals-über-Kopf mit der schäbigsten Tussi eingelassen, die sich ihm an den Hals warf: Eine - sorry! - asoziale Borderlinerin. Was ging es mir mies! Wie kalt und herzlos das mir vorkam! So schnell! Und dann noch so eine! Hinterher sah ich es als eine wertvolle negative Erfahrung, die er hatte machen müssen. Kurz nachdem er mit ihr zusammen war, hatte er seinen ersten richtigen Realitäts-Blackout. Von jetzt auf sofort saß er mit einer ganz anderen Frau am Tisch. Das hat er nicht ertragen. Und sie war sowas wie eine Selbstbestrafung für ihn. Wirklich gräßlich. Hinterher sah ich es dann also ein Zeichen dafür, wie wichtig ihm doch bin. Wie nah es ihm ging. Und als Zeichen der Liebe.

Naiv? Aber warum nicht? Es kann beides gleichzeitig gewesen sein. Das eine oder das andere? Wer kann es sagen? Die Frage ist, was man daraus macht. Gefühle sind immer wirr und komplex! Sind niemals schwarz-weiß. So eben auch sein aktuelles Verhalten gegenüber seine Tochter. Er hat sein Kind abgöttisch geliebt. Abgöttisch! Er konnte kein Tag ohne seine Süße sein. Und jetzt das! Das genaue Gegenteil? Plötzliches Desintesse und Gleichgültigkeit? Oder ist es nicht viel eher so, dass er sie SO sehr liebt und gerade deswegen so hilflos überfordert mit der Situation ist?

Und irgendwie wollte ich eigentlich über ein ganz anderes Thema schreiben. Hmmm. Hab den Faden verloren. Vielleicht ein anderes Mal. Hatte heute noch ein sehr fruchtbares Gespräch mit meiner Kleinen, die übrigens ebenso viel von ihm wie von mir hat. Das heißt u.a. auch, dass ich gewissen Themen und Macken definitiv nie entkommen werde. Aber es bedeutet auch, dass das Kind - mit ihrer perfekten Mischung aus unseren beiden Extremen - auch uns ein sehr gutes Vorbild sein kann. Wir können viel von ihr lernen. Gemeinsam entschieden wir, dass SIE SELBST ihrem Papa mal ihre Gefühle schriebt. Ich habe ihr NICHT reingeredet. Herzerweichend und beispielshaft. Da kann ich noch viel von ihr lernen. Abgesehen davon, dass sie mir auf ihre sehr eigene Art besser erklären kann, was wohl in Papa vorgeht als sonstwer, weil sie ja ihm so ähnlich ist.

In welche Phase der Trauerarbeit ich mich sehe? Panik und Verzweiflung und Unglauben.

Und Therapie: Na, freilich will ich eine Thera! Freilich ist das Leben mit einem "Psycho" hart. Aber meine Devise lautet an sich arbeiten, nicht wegwerfen. Alles, was Du über das nanntest, was man in Therapie lernen kann, kann man auch innerhalb einer Partnerschaft lernen. Das eine schließt das andere nicht aus. Außerdem bleibt da jener bitterer Beigeschmack, dass man selbst VOR der jahrelange Beziehung gar nie erst in so eine Situation gekommen wäre eine Therapie zu brauchen. Nun ja, genau weiß man es nicht. Jeder Mensch hat seine Fehler. Niemand ist perfekt. Ich glaube nicht dass meine Fehler sich anderenfalls jemals so extrem ausgeprägt hätten.

LG,
Gothika
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kamikatze
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Beitrag Di., 26.08.2008, 13:11

Hi Du!
wie gehts euch?


ich habe lange rumgehirnt wie ich dir zurückschreiben soll... hmmm.
also: ich habe das gefühl, dass wir aneinander vorbeischreiben. ich weiss nicht. oder dass du dich wie weigerst, in meinen garten zu gucken.
eigentlich ist es zwischen zwei menschen ja oft so, dass man das hört, was man vom anderen hören möchte und den rest ausblendet. hier merke ich einfach, dass ich wieder an so eine grenze komme bei dir. ob das primär mit mir zu tun hat, weiss ich nicht. und das spielt ja auch nicht sone rolle. es ist mir einfach aufgefallen.

ich fand es bsp. gut, dass du das ruder in die hand genommen hast hier und beispielsweise mit ganz konkreten fragen gekommen bist.
was ich jedoch nicht global tun kann, ist deine meinung einfach zu bestätigen. ich habe das gefühl, dass du meine angebote nicht annehmen willst. versteh mich nicht miss, bitte. ich meine das auch nicht böse. ist einfach ne sachliche feststellung.

wenn meine wahrnehmung berechtigung haben sollte, passt das bei mir gar nicht in das bild der flexiblen und lernwilligen studentin, die du warst. das ist so ein dissens, ist zwar nur ein eindruck von mir, wenn da aber ein quentchen "wahrheit" dran sein sollte, so kannst nur du das für dich beantworten. ich wollte dir das einfach zurückmelden, weil ich dich hier erlebe. und das heisst nicht, dass ich mich von dir zurückziehe. ich bin gerne bereit, mich weiterhin mit dir auszutauschen.

GLG, k.
Ich rotiere höchstens,
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kamikatze
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Beitrag Di., 26.08.2008, 13:24

hi nochmal,
du hast in deinem anderen thread ja geschrieben, dass du dich für die sozialbiologie interessiert. in diesem schriebtest du mal was und hast den vergleich einer membrane gebracht, welche dich umfasst. stimmt das?

mir kam deshalb folgender vergleich:
die "membran-permeabilität" in deinem system kommt mir zur zeit nicht sehr hoch vor.
frage: war das schon immer so?????

guckst du: http://www.psychotherapiepraxis.at/foru ... hp?t=32068
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Beitrag Di., 26.08.2008, 15:14

Hi!

Da ich ja genau merke, dass Du es nicht böse meinst, nehme ich Dein Feedback gerne an. Es ist vielleicht ein bißchen ein "aneinander vorbei schreiben", und ja, dieser Austausch tut mir sehr gut.

Im Grunde haben wir beide schon den springenden Punkt festgestellt: Die fehlende GRUNDLEGENDE Entscheidung. Wenn ich nun schreibe, dann befinde ich mich in - gemäß der Unentschlossenheit - in unterschiedlichen Stimmungen. Nun schreiben wir beide eher gerne viel, und da ist es immer schwierig auf alles einzugehen so wie man das eigentlich gerne möchte. Aber nur wenn ich bei einer Antwort nicht direkt darauf eingehe, u.a. weil ich gerade emotional wieder in einer anderen "Stimmung" bin, heißt das nicht, dass ich es an mir vorbei geht. Deine Worte sind definitiv nicht verschwendet. Das solltest Du nicht glauben.

Heute z.B. bin ich wieder ein konkreteren "Stimmung", auf der Grundlage: ja, ich tue was. Schreibe dem Betreuer oder gehe zum Anwalt. Und besonders dann sind deine Ratschläge sehr hilfreich und werden bei den Überlegungen explizit mit berücksichtigt. Aber ich bin auch mir selbst gegenüber so ehrlich, dass ich weiß, dass dies die wahre, grundlegende Entscheidung eben noch nicht gefallen ist. Irgendwo ganz am Anfang war dies ja auch mein Grundanliegen: Inwieweit soll ich mich gedanklich/emotional überhaupt noch mit diesen Thema Ex beschäftigten?

Natürlich kann mir niemand eine Entscheidung abnehmen. Dessen bin ich mir voll bewußt. Aber ich sammele Argumente. Dafür. Dagegen. Und sowohl Du als auch "münchler_kindle" haben mir dabei geholfen.

Langsam komme ich aber selbst an eine Grenze, da ich denke, dass ich zwar vielleicht noch nicht alle, aber bereits ausreichend Argumente sowohl für die eine oder andere Seite sammelte. Es hält sich leider dennoch die Wage. Im Moment bin daher bei folgender Frage getroffen:

Ist es überhaupt möglich eine "richtige" Entscheidung zu treffen? Oder ist dies der falsche Ansatz per se? Liegt es an mir oder an der Gesamtsituation, die man als Forenleser ja nicht so ganz einschätzen kann?

Angenommen, es läge rein an mir, dass eine Entscheidung unter gegebenen Umständen per se nicht treffbar ist, so wäre es kontraproduktiv, sie mit solchen Argumenten aufzuschieben, und es würde sich die Frage stellen, weshalb es mir trotz allem nicht wirklich gelingt.

Angenommen aber, es läge nicht wirklich an mir, sondern daran, dass es nun mal defakto eine Zwickmühle ist, so wäre es im Gegenteil sinnvoll, diese Zwickmühle erst mal als solche zu akzeptieren, mir selbst den aktuellen Entscheidungsdruck und eine andere Taktik zu suchen.

Was insgesamt ein Paradox ist, denn VOR der Entscheidungsfrage kommt erst mal die Entscheidung OB sich die Entscheidungsfrage überhaupt aktuell stellt.

Ich meine damit nicht die Entscheidung für oder gegen ihn, sondern konkret in weit ich für mein oder das Recht meines Kindes kämpfe. Das andere - bitte verzeih - mischt sich auf der Emotionalität nur gerne mal dazwischen.

Noch mal konkret zum Anfang zurück:

Möglichkeit a) Ich treffe für mich eine endgültige Entscheidung, mit der ich auch leben kann (und die dann auch konsequent und willenstark verfolge) und entscheide DANN OB ich mich z.b. an den Betreuer wende, ob ich versuche per Anwalt irgendwas zu erreichen oder OB nicht.

Möglichkeit b) Ich kann eine solche Entscheidung (noch) gar nicht treffen, und suche mir erst weitere Informationen, um dann SPÄTER die richtige Entscheidung zu treffen.

Ich glaube, nur eines ist mittlerweile ziemlich sicher: Zwar kenne ich viele Methoden, damit man sich zwingt, ganz und gar abzuschalten, aber ich kann das nicht mit mir vertreten. Absolut gar nichts tun kommt nicht für mich Frage.

Zur Trauerarbeit wollte ich noch was ergänzen: Ich ging noch mal in mich, und ich muss sagen, dass dies Thema sehr kompliziert für mich ist, als die erste Antwort darauf vermuten lässt. Dies liegt daran, dass ich in meinem kompletten Selbst- und Weltbild von jeher strikt zwischen "Herz" und "Seele" trenne, und beides sich in unterschiedlichen Stadien befindet. Die Seele im "Unglauben". Aber das Herz dürfte sogar schon in Phase 3 sein. Die Zeiten, da man sich heulend im Bett wältze, nichts essen konnte, ständig in Tränen ausbrach sind zum Beispiel vorbei.

Auch deine abschließende Frage mit "semi-permeablen Membranen" bzw. "Ego-Permealität betrifft diese o.g. Trennung in "Herz" und "Seele". Auf die eine Seite trifft es vielleicht zu, auf die andere hingegen wohl eher nicht. Während ich sehr festsitzende auch rational begründete Ansichten habe, die man mir wohl nicht mal mit einer Therapie ausreden würde, setze ich Handlungsvorschläge, nachdem eine Entscheidung gefallen ist, sehr gerne und meist sehr schnell um. Wie gesagt, bei meinen Erwägungen habe ich z.B. heute auch explizit deine Argumente miteingebunden.

LG,
Gothika
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Beitrag Di., 26.08.2008, 18:15

Entschuldige das Doppelpost. Das obige, was ich schrieb gefällt mir eh nicht. Viel zu viele Worte. Auf der Stelle treten. Und doch nur ein Drumherum.

Viele Wege führen nach Rom.

Fakt ist, ich kann die Situation nicht einfach so lassen. Das widerspricht mir, und normalerweise meiner Meinung nach auch dem "gesunden" Menschenverstand. Ist aber nicht leicht zu durchschauen, weil die häufigste Antwort in unsere Gesellschaft "Passivitität" lautet. Passives Mitleiden. Oder sogar wegschauen. Nichts tun. Und weil die meisten so auf den ersten Blick so sehen, scheint es das "Vernünftigste" zu sein.

Situation ganz faktisch:
Ein Kind, das abgöttisch ihren Vater liebt und unter der Trennung leidet.
Ein Vater, der psychische Probleme, die durch die Trennung (vom Kind) nur noch zehnmal schlimmer werden. Der sein Kind ebenfalls abgöttisch liebt, vielleicht zu sehr, und deswegen insgesamt mit der Situation überhaupt gar nicht mehr klar kommt. Überspitzt gesagt: War er vorher schon so schwierig, ist er nun eher ein Fall für die Klapse.
Eine Mutter, die dem Kind nicht im Wege stehen will, die sich um den Kontakt Kind-Vater bemüht.Gleichzeitig aber auch ihre Fürsorgepflicht hat und deswegen unsicher im Umgang ist und ein paar Sicherheiten braucht wie z.B. ein psychologisches Gutachten, wofür der Vater auch grundlegend bereit ist, aber nicht aus seiner Haut kann.
Alle Beteiligten leiden erheblich unter der Situation.

Da lautet die richtige Antwort: Diese Familie BRAUCHT Hilfe.

Und nicht etwa: "Ach, vergiss den doch! Denk gar nicht drüber nach! Das geht dich nichts mehr an, was DER macht und der Rest ist das Problem mit dem Kindes, das muss da auch durch!"

Diese Familie braucht Hilfe. Und meine ich insgesamt als Familie, unabhängig von Trennung oder nicht. Als Gesamtkonzept. Und nicht etwa, dass ein jeder der Beteiligten getrennt seine Psychotherapie macht mit Ziel, dass man diese unwürdige Situation besser akzeptieren kann. Weil: "Man kann ja eh nichts machen!".

Worauf ich hinaus will, nicht das es heißt, es drehe sich NUR im Kreis. Ich beginne das Problem dahinter zu erkennen, und deswegen soll dies hier auch mein abschließendes Posting sein, außer es geht noch weiter über wirklich ganz praktische, konkrete Hilfestellungen. Ich glaube, ich habe das "missing link" gefunden:

Diese Familie braucht Hilfe und Unterstützung. Aber es hat keiner gesagt, dass ICH (als Betroffene) diese Hilfe bewirken und alleine bewerkstelligen muss. Nicht ICH muss den Karren aus dem Dreck ziehen, sondern wir alle brauchen Unterstützung.

Deine Worte bezüglich Therapie: Verantwortlichkeiten erkennen. Für was man verantwortlich ist und für was nicht. ICH allein kann nicht das Ruder rumreißen, seine, meine und des Kindesprobleme lösen. Aber das heißt umgekehrt nicht, dass ich "gar nichts" tun soll. Siehe oben. Sondern entsprechende Hilfe suchen.

Erziehungshilfe wurde genannt. Vom Jugendamt bin ich bisher enttäuscht. Dies erwähnte ich bereits.

Vom Betreuer - der ohnehin eher für die Vermögenswerte zuständig ist - ebenfalls. Dieser sah kürzlich selbst ein, seine Kompetenzen überschritten zu haben.

Sein Therapeut ist SEIN Therapeut, und da ich weder Name noch sonst irgendwelche Daten kenne, wäre er ohnehin nicht zu erreichen.

Die Frage also nun - ein Stückchen weiter - umdefinieren: Nicht ob und wieweit ICH helfe. Sondern WER hilft. Besonders wer IHM hilft. Aus Erfahrung weiß ich, dass ich wesentlich ruhiger angehen lasse, wenn ich ihn in "kompetener Hilfe" weiß. Denn ich will es auch gar nicht für ihn übernehmen.

Viele Punkte wurden bereits angesprochen. Und ja, sie kamen auch bei an. Statt dann im Nachhinein auf die emotionale Schiene abzudriften und "drumherums" hätte ich wohl eher bei diesen Punkten bleiben sollen. Mein Fehler. Denn wie immer ist die Gesamtsituation meist komplizierter als es scheint.

Ich denke, mit dieser "neu definierten Fragestellung" bin ich schon einen Schritt weiter, und kann es neu und auf andere Ebene eingehen...

Abschalten? Vergessen? Verdrängen? Nein! Das wäre unterlassende Hilfeleistung.

Hilfe? Ja! Aber nicht ich bin es, die das alle lösen muss. Meine Kompetenz geht exakt und höchstens soweit, dass ich Wege suche um entsprechende Hilfe auch für mich und uns als Gesamtkonzept in Wege leite...

Hier leidet nicht EINER unter der Situation. Sondern ALLE. Auch die Großeltern und Schwiegereltern. Und vor allem auch mein Kind. Einfach wegsehen und sich "nur um sich selbst zu kümmern" ist mit meiner Moralvorstellung nicht vereinbar. Ich will davon jetzt auch nichts mehr hören. Was ich mir lediglich klar machen muss, dass ich selbst nicht für diese notwendige Hilfe verantwortlich bin. Siehe oben: Höchstens sie in die Wege zu leiten. Weil's ja offenbar sonst keiner tut.

Klingt das jetzt vernünftiger? Ich hoffe es. Für mich zumindest macht es Sinn.

Gothika

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kamikatze
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Beitrag Di., 26.08.2008, 20:51

Liebe Gothika,
da bin ich aber froh, hast du's nicht als Kränkung verstanden!
ich habe mir nochmals gedanken gemacht:
ich erwarte ja wirklich keine entscheidung von dir von heute auf morgen. wenn das als druck rüberkam so will ich mich dafür entschuldigen!
um zu einer entscheidung zu gelangen müssen argumente sortiert und priorisiert werden. das meine auffassung. du hst ein enormes argumentatives geschick, das ist unbestritten! und das ist ja auch gut so. aber eben...
nehmen wir uns mal so ein handlungstheoretisches modell zur grundlage unserer diskussion:
Hier wird in fünf Phasen unterschieden, die in die zwei Gruppen Willensbildung und Willensdurchsetzung zusammengefasst werden.

Anregungsphase: Hier wird der Prozess der Willensbildung ausgelöst, in der Regel durch das Erkennen eines noch offenen Problems. Anregungen können sich beispielsweise aus dem Soll-Ist-Vergleich im Rahmen einer Unternehmensanalyse ergeben.

Suchphase: Zur Lösung der Aufgabe werden Handlungsalternativen gesucht. Dabei sollen zugleich Informationen gewonnen werden über die jeweiligen Nebenbedingungen und Konsequenzen sowie mit weichem Grad und in weicher Art das Erreichen der Ziele erwartet werden kann. Vielfach muss dabei statt auf eindeutige und vollständige Daten auf Prognosen zurückgegriffen werden.

Auswahl-, Optimierungsphase
: Diejenigen Alternativen, die unter den gegebenen Bedingungen und angenommenen Kriterien als zulässig erscheinen, sind vergleichend zu bewerten und möglichst in eine Rangfolge zu bringen, um letztendlich eine Auswahl treffen zu können.

Durchführungs-, Realisationsphase: Nach der Willensbildung geht es hier um die tatsächliche Verwirklichung der ausgewählten Alternative, also um die Willensdurchsetzung.

Kontrollphase: Hier wird überprüft, inwieweit die Willensdurchsetzung erfolgreich war und abgeschlossen werden kann. Zugleich kann jedoch in der Kontrolle das Erfordernis nach Anpassungsmaßnahmen deutlich werden, wodurch ggf. ein neuer Entscheidungsprozess ausgelöst wird.

Nach diesem Konzept wird der Entscheidungsprozess also nicht mit der Auswahl einer Alternative abgeschlossen, sondern umfasst zu gleich die Willensdurchsetzung.


ich sehe bei dir viele sprunghafte schritte vorwärts und zurück. vielleicht ist das auch ne abenteuerliche hypothese von mir: kaum merkst du, dass du einen schritt weiter richtung konkretisierung bist, springst du einen schritt zurück. in diesem modell wird das willensdurchsetzung genannt. dieses switchen interpretiere ich als deine ambivalenz, die du rhetorisch ungemein gut vertrittst, sozusagen offensiv.

so modelle sind einfach praktisch, finde ich. sie sagen mehr als tausend worte, nicht?

dies einfach nochmal zur verdeutlichung meines motivs dir das heute morgen zu schreiben.
Ich rotiere höchstens,
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