amorfati hat geschrieben: ↑Do., 16.01.2025, 20:55
Die Frage, die ich mir stellen würde, ist, warum dich das so sehr anficht. Was das mit dir zu tun hat. Und was DU ändern kannst. Denn die Menschen um dich herum kannst du nicht ändern.
Es ärgert mich. Die ersten beiden Punkte sind ungerecht, das ärgert mich.
Menschen, die nicht arbeiten gehen, sind entweder krank oder ihnen wurde als Kind vorgelebt, auf der Couch herumzugammeln oder haben keine Anerkennung bekommen für das, was sie produziert haben. Kindergartenknder strahlen aus den Augen, wenn sie stolz präsentieren können, was sie gemacht haben. Wohin geht das bis zum Erwachsenenalter bei manchen verloren? Natürlich, die Anforderungen werden komplexer, aber auch die Fähigkeiten. Ein Mensch braucht eine sinnvolle Tätigkeit, wenn er dem nicht nachgeht, stimmt etwas nicht. Und in einer Gesellschaft, die miteinander in Verbindung ist, da kümmern sich die Nachbarn vielleicht um das Kind oder die Großeltern, wenn die Großfamilie beisammen lebt. Und wenn dann gehetzt wird gegen eine Familie, dass die Eltern nicht vollzeit arbeiten gehen, aber die haben sieben Kinder, dann macht mich das einfach betroffen. Auch, weil offenbar es nicht als "anständige Arbeit" im Sinne einer Erwerbsarbeit gilt, eigene Kinder oder ältere Angehörige zu versorgen. Und wenn dann in den Nachrichten geschrieben wird: ein bisschen mehr als die Hälfte der Österreicher geht vollzeit arbeiten, 17 % arbeiten teilzeit oder Geringfügig, der Rest arbeitet nicht, macht mich das auch betroffen. Da wird ein Bild gezeichnet,dass fast die Hälfte der Bevölkerung nicht ausreichend"arbeitet? Was ist mit den Pensionisten, Kranken, Bornout-Personen (davon, dass es Unternehmen gibt, die ihre Mitarbeiter in den Burnout treiben, redet niemand), jene, die Kinder und Ältere daheim betreuen/pflegen? Ich finde das einfach ärgerlich und unfair. Und ich kann mir denken, dass so ähnliche Inhalte in der Kronenzeitung auch geschrieben werden, die viele in Österreich lesen.
Vielleicht auch einfach aus eigener Betroffenheit, dass mich mein Therapeut dazu gedrängt hat, arbeiten zu gehen, obwohl ich dazu nichth in der Lage bin, dass meine Eltern versucht haben, mich dazu zu drängen, obwohl sie mich zerstört haben und das nicht einmal sehen, dass damals auf der Therapiestation daraufhin gearbeitet wurde, dass die Patienten arbeiten gehen. Und dabei werden Menschen ausgebeutet (nicht alle, aber viele), ins Burnout gedrängt und wenn sie unbrauchbar sind, kommt der nächste. Und trotzdem arbeitet auch die halbe Therapiewelt darauf hin, Menschen arbeiten zu schicken. (ich bin offenbar zu kaputt, ich hab nicht so oft diese Erfahrungen gemacht in meinen 23 Therapiejahren, aber eine Freundin hat berichtet, dass ihr schon öfter Druck gemacht worden ist). Das, alles in allem, macht mich wütend.
Das zweite macht mich betroffen. Vielleicht weil ich mich in die Lage einer Mutter hineinversetze und ich mich vielleicht fragen würde: was mache ich falsch, dass ich manchmal absolut nicht begeistert bin von meinem Nachwuchs, wenn ich schon die zweite Woche nach der Geburt kaum ein Auge zugedrückt hab in der Nacht oder wenn das Kind nicht zu schreien aufhört und es auch noch nicht im "Bindungsmodus" ist und ich es nur fütter, wickel, beruhige, einen Haufen Gewand wasch. Ich wäre vielleicht verunsichert. Hab mal beim Einkaufen eine Mutter gesehen und die Mutter war grad an der Kasse, ihr ca 5-jähriger Sohn hat laut geweint wegen irgendetwas, die Mutter war total gestresst, hat den Jungen schreien lassen und ich hab dann jemanden vorwurfsvoll zum anderen sagen hören: "dass die ihr Kind nicht beruhigt". naja, manchmal kann man nicht anders, Kinder verstehen auch nicht immer überall alles und wenn man grad gestresst ist, kann man es ihnen vielleicht grad nicht erklären. Hab auch mal gelesen, dass Personen in den Öffis Mütter böse anschauen würden, wenn sie ihr Kind nicht beruhigen. Das kann ich nicht beurteilen, hab so etwas noch nicht mitbekommen. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass nicht gefestigte Mütter da schnell mal unsicher werden können. Wenn sie dann vielleicht anfangen, ihre Unzufriedenheit zu verdrängen oder gar abzuspalten, kann das auf Dauer nicht gutgehen.
Das dritte. Ich bin selbst mal einem Idealbild nachgelaufen. Heute mag ich das nicht mehr. Wer weiß, ob ich das müsste, wenn ich berufstätig wäre. Ich bin Leuten begegnet, die solchen Idealbildern entsprechen wollten, ich habe gesagt: du siehst auch so gut aus, ich konnte sie nicht überzeugen. In einem Forum stoße ich immer wieder auf leidvolle Erfahrungen, weil Personen nicht dem Idealbild entsprechen. Das macht mich betroffen.
Aber das waren nur drei Beispiele. Ich kenne Personen oder bin ihnen begegnet, die auf Manipulationen reinfallen oder sich wie Aliens oder einsam fühlen, weil sie nicht dem entsprechen, wie "man offenbar sein sollte" oder wie "man eben ist". Das macht mich betroffen.