Falsche Antwort bei Psychotherapie

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candle.
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Beitrag Mo., 23.12.2024, 16:19

Montana hat geschrieben: Mo., 23.12.2024, 13:40 Wie man da auf Opferhaltung und Schlechtmachen kommt, weiß ich nicht. Das sind ja schon eher extreme Ausprägungen.
Dass ihr Ex Mann sie schlecht gemacht hat, hat die TE geschrieben, das ist nicht meine Erfindung. Und dann ist die Frage wie sie reagiert hat. Opfer läßt es mit sich machen oder im besten Fall ist sie stark und es "macht ihr nichts aus".

Ich denke, wie gesagt, dass diese Szene hier wirklich nicht viel hergibt, aber bei dir ist es ja nun schon zur "Fehlersuche" gekommen- ein Fehlverhalten der Mutter, was ich überhaupt nicht so sehe. Das ist wirklich nur ein Mosaikstein in der ganzen Geschichte.
Was ich meine ist einfach, dass man sich die ganzen Kleinigkeiten des Alltags anschauen muss.
Das impliziert ja wieder eine Schuldzuweisung an die Mutter. Und da läßt sich solange nichts anschauen solange der Sohn sich nicht geäußert hat was für ihn das Problem ist. Das wissen wir nicht. Es gibt ja manchmal Dinge, die man nicht beeinflussen kann. Vielleicht folgt der Sohn auch dem Einfluß des Vaters? Das wäre natürlich "dumm", aber ließe sich wohl kaum von der TE beeinflussen. Und wenn der Sohn nicht mal die Möglichkeit gibt eine Veränderung, bestenfalls gemeinsam, zu erarbeiten dann ist es auch unfair.

Also Achtung mit der Bewertung der Mutter und ihr Verhalten. Wird sind alle nicht perfekt! In Therapie kann es ja auch nur um Trauerverarbeitung gehen. Was soll sie auch ändern, wenn da eh keiner mehr Interesse an einer Beziehung zu ihr hat? Und letztlich tut man es ja für sich selbst.
(Kaputte Familien sind ja leider auch normal.)
Finde ich gar nicht. Ich kenne eine Menge funktionierende tolle Familien. Und "kaputt" ist ja relativ. Was bedeutet schon kaputt? Und dann gibt es noch die "Kaputten", die ihrer "kaputten" Familie ihr Leben lang nach laufen und sich noch kaputter damit machen.
Jetzt ist mein Labergen eingeschaltet. :lol:
Es braucht keinen großen Knall um die Meinung eines Kindes über seine Eltern negativ zu beeinflussen. Das ist eine Sammlung von kleinen Dingen über lange Zeit.
Eben. Dennoch verschwindet man ja nicht wortlos oder doch?
Es passiert sehr schnell, dass Erwachsene sich einreden, dass sie schlau gehandelt haben, aber in Wirklichkeit war es nur Selbstbetrug und Kinder erkennen das.
Naja, die Kinder sind schon groß.
Beispiel von mir (Aggressor war die Mutter, der Vater verließ irgendwann die Familie): mein Vater dachte "der Klügere gibt nach", aber in Wahrheit hat er aus irgendwelchen Gründen keine Möglichkeit gehabt zu kämpfen. Für uns Kinder ergab sich daraus, dass wir ihn als Allerletzten um Hilfe gebeten hätten, weil wir wussten, er kann es sowieso nicht. Von heute betrachtet, mehrere Jahrzehnte später: die Einschätzung von uns Kindern war korrekt, und er ist heute noch so. Er hat das inzwischen selber erkannt und kann manchmal darüber reflektieren. Als junger Ehemann und Vater besaß er diese Reife und Erkenntnis aber noch nicht.
Dass dein Vater das sieht finde ich toll! Passiert aber auch selten.

Und andererseits habe ich eine leicht ähnliche Geschichte und weiß, dass ich lange Jahre meinen Vater "geschützt" habe und ihm "helfen" wollte. Er ist aber auch nicht OHNE Schuld! Immerhin konnte er auch mit dieser Frau und Mutter ins Bett gehen und Kinder zeugen. Dein Vater hätte Euch schützen müssen!
Das einzige Verständnis was ich da habe ist, dass es damals noch nicht so die Hilfen gab, die es heute gibt. Aber die Kinder bei einem Monster zurückzulassen ist an sich auch unverzeihlich.
Psychologisch brauchte ich es auch, dass ich meinen Vater auch als zu bemitleidendes Opfer sah. Wie hätte ich sonst überleben sollen? Das brauche ich heute nicht mehr und das ist gut so!
in Wahrheit hat er aus irgendwelchen Gründen keine Möglichkeit gehabt zu kämpfen
Das könntest du jetzt auch für deine Mutter anführen. Sie hatte wohl auch keine Möglichkeiten sich helfen zu lassen. ::? Irgendwas wird sie auch mal SO gemacht haben genauso wie dein Vater SO gemacht wurde zu flüchten statt seiner Verantwortung gerecht zu werden.

Ich hoffe, weil du das Beispiel brachtest, ist das jetzt nicht zu starker Tobak für dich, aber Eltern sind immer gleichermaßen verantwortlich für die Kinder.

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Montana
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Beitrag Mo., 23.12.2024, 17:07

Wie kommst du denn darauf, ich würde der TE als Mutter irgendwelche Schuld geben? Darum geht es doch nicht. Sie hat alles so gut gemacht wie sie konnte, davon gehe ich mal aus, denn das tun die meisten Menschen. Es gibt aber niemanden der von oben drauf guckt und sagt: "Ah, ok, war zwar nicht ganz perfekt, aber du hast dich extrem bemüht, und daher verdienst du eine gute Beziehung zu deinen Kindern." So läuft das im Leben nicht. Wir bekommen einfach das, was gerade da ist, und müssen das beste draus machen. Manche machen aus Schei*e Gold und andere aus Gold Schei*e. Das hat nichts mit Gerechtigkeit zu tun, und auch soziale Fähigkeiten werden nicht gleichmäßig verteilt.

Wenn man sich über eine "Schuldfrage" aufregen möchte, dann nimmt das die Chance zur Weiterentwicklung. Dann steht man nämlich da und verteidigt sich permanent.

Mein Vater ist übrigens eine tragische Figur, weil ihn die Selbsterkenntnis nicht dazu gebracht hat, eine Beziehung zu verlassen, die ihn in vielerlei Hinsicht unglücklich macht. Er ist ein bisschen wie eine Frau die sich schlagen lässt, damit sie das Haus und das Ansehen der Familie behalten kann, anstatt allein etwas völlig neues aufzubauen. Kann man so machen, ja. Aber ich finde es tatsächlich traurig, zumal ich das durchaus auch abbekomme, aber das ist hier OT.

Beziehung ist einfach etwas, was Menschen nicht von Geburt an können, und gute Vorbilder sind extrem rar. Wer sich als Erwachsener noch entscheidend weiterentwickelt, was möglich ist, kann aber noch sehr viel für sich selbst erreichen. So bin ich z.B. froh, dass ich nicht in jungen Jahren Mutter geworden bin, sondern erst mit Ende 30. Gewünscht war das so nicht, aber ich bin auf jeden Fall eine bessere Mutter als ich es in meinen 20ern hätte sein können. Aus der Perspektive einer Frau in den 20ern konnte ich das aber nicht erahnen.

Die Beziehung zu erwachsenen Kindern lässt sich auch noch verändern. Aber sicher nicht über die "Schuldfrage", denn die ist einfach fehl am Platz.

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Andrea_vonhier
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Beitrag Mo., 23.12.2024, 17:12

.................
Mein Sohn war 9 jahre als ich mich trennte. ich bin als einzelkind aufgewachsen und meine mutter kümmerte sich um alles was mich betraf. das alles intressierte meinen vater überhaupt nicht, weder schule, hobbies, arzttermine etc interessierte ihn alles nicht. mein exmann war genauso und das fand ich auch gar nicht komisch, war es ja so gewohnt. ein einziges mal war er mit bei einem elternabend und da hörte ich von ihm noch monate später dass er sich das nie wieder antun würde und so war es dann auch. ich hielt ihn aber auch nach der scheidung immer am laufenden wenn es termine gab, ein fussballspiel, schulfest usw...... aber natürlich interessierte es ihn auch da nicht. er sagte immer- das ist nichts für mich, du machst das schon. ich fand die dankbarkeit mit den blumen eine sehr schöne geste und das sagte ich ihm auch, aber es war natürlich selbstverständlich für mich und ich habs auch gerne getan, da gibts auch keinen haken daran. lg
Zuletzt geändert von Pauline am Di., 24.12.2024, 06:58, insgesamt 2-mal geändert.
Grund: Nochmals: keine Komplettzitate verwenden und auf Gross-und Kleinschreibung achten! Lies bitte die Netiquette.

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Beitrag Mo., 23.12.2024, 17:36

Montana hat geschrieben: Mo., 23.12.2024, 17:07 Wie kommst du denn darauf, ich würde der TE als Mutter irgendwelche Schuld geben?
Das kommt bei mir so an.
Wenn man sich über eine "Schuldfrage" aufregen möchte, dann nimmt das die Chance zur Weiterentwicklung. Dann steht man nämlich da und verteidigt sich permanent.
Das war nicht auf den Thread bezogen, sondern auf "deinen Fall" und da ist der Vater, der abhaut genauso "Schuld" wie die Mutter, die die Kinder mißhandelt, eben weil beide zu gleichen Teil verantwortlich sind, dass Kinder unter bestmöglichen Verhältnissen aufwachsen. Das muß "man" sich mal in Erinnerung rufen und sich die Frage stellen wie er das ertragen hat zu wissen wie schlecht es den Kindern bei der Mutter geht. Aber das ist jetzt nur ein OT.
Die Beziehung zu erwachsenen Kindern lässt sich auch noch verändern. Aber sicher nicht über die "Schuldfrage", denn die ist einfach fehl am Platz.
Wie schon erwähnt war das mit der Schuldfrage eher auf deine persönliche Geschichte gemünzt, nicht auf die TE. Und klar, da bin ich dafür, dass sich Eltern/ Kind Beziehungen später noch positiv verändern können.

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Montana
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Beitrag Mo., 23.12.2024, 18:10

In meiner Geschichte stellt sich aber ebenfalls keine Schuldfrage. Es gab viele tragische Umstände und im Nachhinein ist eine Aufklärung der Ereignisse nicht zu 100% möglich. Es sind nicht alle Beteiligten greifbar und wer noch da ist, kann nicht unbefangen über seine Erinnerungen berichten.

Viel wichtiger finde ich andere Dinge. Nämlich das Erweitern der Perspektive. Es kommt so oft zu Missverständnissen, weil sich jeder sicher ist, dass seine Interpretation einer Situation die einzige ist, die richtig sein kann. Aus der eigenen Lebensgeschichte heraus wirkt es so. Aus einer anderen aber nicht. Wie die TE z.B. schreibt "da gibt es keinen Haken". Wenn dem so ist, dann ist das aber nicht selbstverständlich. Bei vielen Menschen gibt es doch einen Haken, und wenn man das oft genug erlebt hat, dann kann man es nicht glauben, dass es bei einem Menschen tatsächlich keinen gibt. Was zu unguten Gefühlen führen kann wie Misstrauen und Angst. Vielleicht unverständlich für jemanden, der nicht aus Berechnung hilfsbereit ist, sondern weil er sich ganz einfach selber dadurch gut fühlt und dieses gute Gefühl haben möchte so oft es geht. Es gibt so viele Gründe, warum Menschen tun was sie tun. (Wobei beim letztgenannten natürlich eine ehrliche Aussage wäre: "Ich mache es gern, weil ich mich gut fühle damit. Also mache ich es auch für mich selbst und es ist damit eine Win-win-Situation." Das ist etwas anderes als "es ist selbstverständlich" und erzeugt im Gegenüber evtl. mehr positive Gefühle.)

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Beitrag Mo., 23.12.2024, 18:59

Montana hat geschrieben: Mo., 23.12.2024, 18:10 In meiner Geschichte stellt sich aber ebenfalls keine Schuldfrage. Es gab viele tragische Umstände und im Nachhinein ist eine Aufklärung der Ereignisse nicht zu 100% möglich. Es sind nicht alle Beteiligten greifbar und wer noch da ist, kann nicht unbefangen über seine Erinnerungen berichten.
Was aufklären? Das habe ich nicht verstanden.
Viel wichtiger finde ich andere Dinge. Nämlich das Erweitern der Perspektive. Es kommt so oft zu Missverständnissen, weil sich jeder sicher ist, dass seine Interpretation einer Situation die einzige ist, die richtig sein kann.
Naja, wenn man verprügelt wird braucht es keine anderen Perspektiven. Das ist einfach falsch. Guten, man kann verstehen wollen warum das getan wurde, aber da kommt man auch nicht weiter als Beispiel.
Aus der eigenen Lebensgeschichte heraus wirkt es so. Aus einer anderen aber nicht. Wie die TE z.B. schreibt "da gibt es keinen Haken". Wenn dem so ist, dann ist das aber nicht selbstverständlich.
Ich verstehe hier dein Problem nicht.
Bei vielen Menschen gibt es doch einen Haken, und wenn man das oft genug erlebt hat, dann kann man es nicht glauben, dass es bei einem Menschen tatsächlich keinen gibt.
Ich denke schon, dass jedem mehr oder weniger bewußt ist, dass man seine Haken hat, dennoch werden auch die unterschiedlich empfunden.
Vielleicht unverständlich für jemanden, der nicht aus Berechnung hilfsbereit ist, sondern weil er sich ganz einfach selber dadurch gut fühlt und dieses gute Gefühl haben möchte so oft es geht.
Mit der Ansicht kann man sich aber ganz schön das Leben schwer machen. Selbst ein Kind zu haben kann man als egoistischen Akt ansehen oder aber einfach als Leben zur Kenntnis nehmen.
Es gibt so viele Gründe, warum Menschen tun was sie tun. (Wobei beim letztgenannten natürlich eine ehrliche Aussage wäre: "Ich mache es gern, weil ich mich gut fühle damit.
Wie machst du das mit deinem Kind? Natürlich macht man ALLES was man tut für sich selbst, kann aber auch unbewußt ablaufen.
Also mache ich es auch für mich selbst und es ist damit eine Win-win-Situation." Das ist etwas anderes als "es ist selbstverständlich" und erzeugt im Gegenüber evtl. mehr positive Gefühle.)
Das meinst du so, dass es das macht, aber ich finde es nicht schlimm das zu sagen, wenn das so gesehen wird. Ich finde es auch OK und meine auch hier, dass Jungs da immer etwas spätzünderisch sind und manchmal mehr Unterstützung brauchen.

Alles war wir tun hat immer im besten Fall gesunden Egoismus dabei.

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Montana
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Beitrag Mo., 23.12.2024, 20:28

Du hast mich absolut nicht verstanden, aber ich habe keine Lust, alles haarklein zu erklären. So läuft nämlich jeder Thread irgendwann in dem du schreibst. Bin raus.

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