Vater mit Demenz im Pflegeheim
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Merle, ich denke es sind drei Überlegungen, die mich so oft gehen lassen. 1. ich will ihm den schwierigen Anfang erleichtern, 2. mein Schuldgefühl in Schach halten und 3. an 5 von sieben Tagen haben wir so gut geredet wie noch nie.
Talking, die PflegerInnen sind kompetent, geduldig und sehr liebevoll. Viele Vietnamesinnen, die exzellent Deutsch sprechen. Aber sie können nicht immer überall sei. Es sind 2-4 Pflegerinnen für 23 Bewohnerinnen.
Ich führ mir immer wieder vor Augen, dass es keine Alternative gibt. Aus der Seniorenresidenz haben sie ihn herauskomplementiert, er hat den Herd angelassen, das Klo überlaufen lassen, Geld, Ausweis, Schlüssel immer wieder verloren, seine Freundin kann nicht mehr, seine Wohnung war zu klein für 24 Stundenpflege und wenn ich aufhöre zu arbeiten, weiß ich nicht, wovon ich in der Rente leben soll. So ein Heim wie er werde ich mir eh nicht leisten können
Talking, die PflegerInnen sind kompetent, geduldig und sehr liebevoll. Viele Vietnamesinnen, die exzellent Deutsch sprechen. Aber sie können nicht immer überall sei. Es sind 2-4 Pflegerinnen für 23 Bewohnerinnen.
Ich führ mir immer wieder vor Augen, dass es keine Alternative gibt. Aus der Seniorenresidenz haben sie ihn herauskomplementiert, er hat den Herd angelassen, das Klo überlaufen lassen, Geld, Ausweis, Schlüssel immer wieder verloren, seine Freundin kann nicht mehr, seine Wohnung war zu klein für 24 Stundenpflege und wenn ich aufhöre zu arbeiten, weiß ich nicht, wovon ich in der Rente leben soll. So ein Heim wie er werde ich mir eh nicht leisten können
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.
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Ich möchte dir auch nahe legen, gut auf dich aufzupassen. Es ist bestimmt eine schwierige Situation, in der ich zum Glück noch nicht war und hoffentlich auch nicht rein komme.
Ich möchte dir gern 2 praktische Tips gegen Uringeruch dalassen. Zum Einen hilft Wodka dagegen (umfüllen in eine normale Wassersprühflasche), zum Anderen Enzymreiniger. Mir ist klar, dass du damit nicht das ganze Heim einsprühen kannst, aber vielleicht zumindest das Badezimmer deines Vaters?
Ich möchte dir gern 2 praktische Tips gegen Uringeruch dalassen. Zum Einen hilft Wodka dagegen (umfüllen in eine normale Wassersprühflasche), zum Anderen Enzymreiniger. Mir ist klar, dass du damit nicht das ganze Heim einsprühen kannst, aber vielleicht zumindest das Badezimmer deines Vaters?
Novembernacht
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Puh, ich würde dir wünschen, dass du die Gedanken um deinen Vater wenigstens auf deiner Dienstreise mal ein Stück weit loslassen kannst. Und dann schaust du vielleicht mal fünf Tage später, wie es ihm geht? Und machst eventuell die Erfahrung, dass sein Wohlergehen wenigstens nicht zu 100 Prozent von deiner Gegenwart abhängt.
Ich kann so vieles nachvollziehen, was du schreibst: die Schuldgefühle, die Gedanken, ich hätte ein besseres Heim finden können etc. Sag dir doch bitte, du hast so far das Bestmögliche für ihn getan, denn alles, was du hier schreibst, deutet sehr darauf hin. Du bist auch nicht für sein Aggressionspotenzial verantwortlich.
P.S.: Ab einem gewissen Grad der Beeinträchtigung scheint mir eine Demenz-WG nicht der bessere Ort zu sein. Dass es nicht immer nach Rosen duftet, ist im Heim meines Vaters auch so, aber ich habe den Eindruck, dass die Pflegenden durchaus tun, was sie können. Eben so, wie du es für das Pflegeheim deines Vaters auch beschreibst.
Ich kann so vieles nachvollziehen, was du schreibst: die Schuldgefühle, die Gedanken, ich hätte ein besseres Heim finden können etc. Sag dir doch bitte, du hast so far das Bestmögliche für ihn getan, denn alles, was du hier schreibst, deutet sehr darauf hin. Du bist auch nicht für sein Aggressionspotenzial verantwortlich.
P.S.: Ab einem gewissen Grad der Beeinträchtigung scheint mir eine Demenz-WG nicht der bessere Ort zu sein. Dass es nicht immer nach Rosen duftet, ist im Heim meines Vaters auch so, aber ich habe den Eindruck, dass die Pflegenden durchaus tun, was sie können. Eben so, wie du es für das Pflegeheim deines Vaters auch beschreibst.
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Liebe Zauberlehrling, vielen Dank für den praktischen Tipp. Das hilft.
Lady Nightmare, auch Dir danke ich insbesondere für den Hinweis, dass meine Anwesenheit ihm nicht unbedingt hilft.
Im Moment kann ich immerhin in den Momenten abschalten, in denen ich arbeite und mit anderen Menschen kommuniziere.
Ich habe zwei Dinge gemacht:
1. Ich habe mir aufgeschrieben, dass und warum es keine Alternative zu der jetzigen Heimlösung steht. Die Seniorenresidenz, in der er bislang gewohnt hat, hat mit der Beantragung einer Zwangseinweisung gedroht. Und das hätte bedeutet, dass er in das Heim gekommen wäre, in dem zuerst ein Platz notfalls auch in einem Doppelzimmer freigeworden wäre. Das hätte fürchterlich ausgehen können. Dort, wo er gewohnt hat, gibt es grauenhafte Heime in Kuhdörfern, in die man nur schwer kommen kann und in denen man ihn nur sehr selten hätte besuchen können.
2. Ich hab meine Gefühle sortiert. (i) Ich habe unglaubliches Mitleid mit ihm - nicht nur wegen des Heimes, sondern auch deshalb, weil er nichts in seinem Leben mehr hat. Er interessiert sich schon seit Jahren für nichts, liest nicht, guckt keine Filme und blafft nur Leute an. Das ist sehr, sehr traurig. Aber ich kann es nicht ändern. (ii) Mein Kinder-ich hat Angst vor meinem Vater. (iii) Ich habe Angst, selber in so einer Situation zu landen und werde deshalb gerade Mitglied in einem Sterbehilfeverein. (iv) Ich habe Angst das Falsche getan und ihn zu früh in das falsche Heim gegeben zu haben.
Mein Aufgabe: Mein Mitgefühl aushalten ohne ihn deshalb dämonisieren zu müssen. Mir immer wieder vor Augen zu halten: Es ging nicht anders, er war auch schon vorher aggressiv, unleidlich, unglücklich und hat andere permanent aufgefordert, ihn totzuschlagen.
Lady Nightmare, auch Dir danke ich insbesondere für den Hinweis, dass meine Anwesenheit ihm nicht unbedingt hilft.
Im Moment kann ich immerhin in den Momenten abschalten, in denen ich arbeite und mit anderen Menschen kommuniziere.
Ich habe zwei Dinge gemacht:
1. Ich habe mir aufgeschrieben, dass und warum es keine Alternative zu der jetzigen Heimlösung steht. Die Seniorenresidenz, in der er bislang gewohnt hat, hat mit der Beantragung einer Zwangseinweisung gedroht. Und das hätte bedeutet, dass er in das Heim gekommen wäre, in dem zuerst ein Platz notfalls auch in einem Doppelzimmer freigeworden wäre. Das hätte fürchterlich ausgehen können. Dort, wo er gewohnt hat, gibt es grauenhafte Heime in Kuhdörfern, in die man nur schwer kommen kann und in denen man ihn nur sehr selten hätte besuchen können.
2. Ich hab meine Gefühle sortiert. (i) Ich habe unglaubliches Mitleid mit ihm - nicht nur wegen des Heimes, sondern auch deshalb, weil er nichts in seinem Leben mehr hat. Er interessiert sich schon seit Jahren für nichts, liest nicht, guckt keine Filme und blafft nur Leute an. Das ist sehr, sehr traurig. Aber ich kann es nicht ändern. (ii) Mein Kinder-ich hat Angst vor meinem Vater. (iii) Ich habe Angst, selber in so einer Situation zu landen und werde deshalb gerade Mitglied in einem Sterbehilfeverein. (iv) Ich habe Angst das Falsche getan und ihn zu früh in das falsche Heim gegeben zu haben.
Mein Aufgabe: Mein Mitgefühl aushalten ohne ihn deshalb dämonisieren zu müssen. Mir immer wieder vor Augen zu halten: Es ging nicht anders, er war auch schon vorher aggressiv, unleidlich, unglücklich und hat andere permanent aufgefordert, ihn totzuschlagen.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.
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Eine Kurze Erklärung zum Dämonisieren: Ich neige dazu, meine Trauer und mein Mitgefühl über die Lage, in der er steckt und in die ich ihn letztlich gesteckt habe, dadurch in Schach bzw. klein zu halten, dass ich ihn zum A.rschloch erkläre. Das ist er zwar hin und wieder auch. Aber momentan passen seine Symptome wie die Faust aufs Auge zur Demenz. Er kann für Manches, für Vieles nichts dafür. Außerdem hilft mir das ihn Dämonisieren eh nicht nachhaltig. Niemand, auch ein A.rschloch hat nicht verdient, was er gerade erlebt.
Was bleibt? Meine Therapeutin hat immer gesagt, ich müsse weite Räume in mir schaffen, um meine Gefühle an- und aufnehmen zu können. Ich muss einen neuen inneren Raum für die Trauer, das Mitgefühl, die Angst und die Wut auf meinen Vater unterzubringen - sortiert, reflektiert und beschriftet.
Was bleibt? Meine Therapeutin hat immer gesagt, ich müsse weite Räume in mir schaffen, um meine Gefühle an- und aufnehmen zu können. Ich muss einen neuen inneren Raum für die Trauer, das Mitgefühl, die Angst und die Wut auf meinen Vater unterzubringen - sortiert, reflektiert und beschriftet.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.
Ohne dich zu kennen, glaube ich nicht so recht an deine These, dass die (ungewollte) Dämonisierung dein Mittel zum Kleinhalten des Mitgefühls und der Trauer über die Lage ist. Also, das ist nicht recht überzeugend. Es sei denn, du erlaubst dir dieses Mitgefühl schlicht nicht.
Aus dem Wenigen, das sich über deinen Vater herauslesen lässt, kommt es mir eher so vor, als wäre dein Mitgefühl möglicherweise dein Mittel, um den Dämon „Vater“ klein zu halten.
Aber das ist natürlich nur so eine Vermutung
Aus dem Wenigen, das sich über deinen Vater herauslesen lässt, kommt es mir eher so vor, als wäre dein Mitgefühl möglicherweise dein Mittel, um den Dämon „Vater“ klein zu halten.
Aber das ist natürlich nur so eine Vermutung
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Ja, MerleX, das macht schon auch in der Umkehrung Sinn. Danke für den Hinweis darauf.
Ich glaube aber tatsächlich, dass ich wie viele traumatisch gestörte Personen Schwierigkeiten damit habe, schwere Gefühle auszuhalten OHNE sie wegzumachen. Und mir zu sagen, mein Vater ist ein Dämon, hält mir natürlich all die extrem quälenden Gefühle vom Leib, die sich einstellen, wenn ich sehe wo er wie gelandet ist ...
Das ist meine Herausforderung: Die Gefühle annehmen, weil die Situation fürchterlich ist ohne sie durch Übertreibung anzuspalten ... Auszuhalten, dass es so ist und es keine Alternative gibt.
Es wird langsam besser. Mein Bauchschmerz ist da, hat sich aber auf handhabbare Größe zusammengeschnurrt.
Ich glaube aber tatsächlich, dass ich wie viele traumatisch gestörte Personen Schwierigkeiten damit habe, schwere Gefühle auszuhalten OHNE sie wegzumachen. Und mir zu sagen, mein Vater ist ein Dämon, hält mir natürlich all die extrem quälenden Gefühle vom Leib, die sich einstellen, wenn ich sehe wo er wie gelandet ist ...
Das ist meine Herausforderung: Die Gefühle annehmen, weil die Situation fürchterlich ist ohne sie durch Übertreibung anzuspalten ... Auszuhalten, dass es so ist und es keine Alternative gibt.
Es wird langsam besser. Mein Bauchschmerz ist da, hat sich aber auf handhabbare Größe zusammengeschnurrt.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.
Danke für die genaue Erklärung, Ziegenkind!
Ich stelle es mir übrigens sehr verwirrend vor (auf „Kinder“-Ebene), den einst so machtvollen Vater (gleichzeitig in einer Person) als „kleines und hilfloses Kind“ zu erleben - der in die Ecken macht, sich das Hemd falsch zuknöpft, verzweifelt brüllt und möchte, dass das Messer, das er früher gegen andere gerichtet hat, gegen ihn selbst gerichtet werden soll. Genau genommen gegen die „kleine“ und schwache Seite seiner selbst, die er nicht mehr in den Griff bekommt.
Das ist tatsächlich unglaublich traurig.
Ich stelle es mir übrigens sehr verwirrend vor (auf „Kinder“-Ebene), den einst so machtvollen Vater (gleichzeitig in einer Person) als „kleines und hilfloses Kind“ zu erleben - der in die Ecken macht, sich das Hemd falsch zuknöpft, verzweifelt brüllt und möchte, dass das Messer, das er früher gegen andere gerichtet hat, gegen ihn selbst gerichtet werden soll. Genau genommen gegen die „kleine“ und schwache Seite seiner selbst, die er nicht mehr in den Griff bekommt.
Das ist tatsächlich unglaublich traurig.
Ich glaub, das Schwierige ist ja auch, dass beides zugleich da ist:
- Du hast ein schwieriges Verhältnis zu deinem Vater und das hat Gründe. Und das zu denken oder zu sagen ist nicht sofort automatisch die Dämonisierung deines Vaters sondern Anerkennen dessen, was eure gemeinsame Geschichte ist.
- Du hast Mitgefühl mit ihm in seiner aktuellen Situation.
Und das lässt sich erstmal nicht auflösen. Obwohl sich beides zu widersprechen scheint. Das ist wie dieses Umspringbild, wo zugleich die alte Frau und die junge Dame zu sehen ist, jenachdem auf welchen Aspekt der Zeichnung man sich gerade fokussiert.
Vielleicht ist es ein Anfang, dass man mit sich selbst drauf einigt: *Beides* ist da und das eine führt nicht automatisch dazu, dass das andere gecancelt wird. Und ich glaube, das Bewusstsein, was eure Geschichte ist, ist auch wichtig für dich - damit du deine eigenen Grenzen setzen kannst und dich nicht verausgabst. Du "schuldest" ihm nichts, Ziegenkind. Alles was er aktuell von dir bekommt, ist Bonus und du gibst es ihm aus freien Stücken. Und es ist genauso ok, es ihm nicht zu geben.
Was vielleicht auch noch ein Aspekt ist (war für mich jedenfalls eine Zeitlang so) - diese gefühlte Rollenumkehr hat mich immer wieder in die Falle tappen lassen, dass ich meinem Vater "beweisen" wollte, dass ich es "besser" machen kann. So ein unbewusstes "Ich zeig dir wie das richtig geht"... oder (ganz spezifisch für meine Geschichte): "auch wenn ich abtrünnig geworden bin, ich bin trotzdem eine "gute" Tochter. Seit mir das klar ist, kann ich es besser sein lassen, zumindest aus dieser Motivation. Wenn ich ihm etwas gebe, dann deshalb, weil es für mich in dem Augenblick stimmig ist und passt. Aber nicht, weil ich damit irgendwas zeigen, beweisen oder vermitteln müsste, was über diesen Augenblick hinaus weist.
- Du hast ein schwieriges Verhältnis zu deinem Vater und das hat Gründe. Und das zu denken oder zu sagen ist nicht sofort automatisch die Dämonisierung deines Vaters sondern Anerkennen dessen, was eure gemeinsame Geschichte ist.
- Du hast Mitgefühl mit ihm in seiner aktuellen Situation.
Und das lässt sich erstmal nicht auflösen. Obwohl sich beides zu widersprechen scheint. Das ist wie dieses Umspringbild, wo zugleich die alte Frau und die junge Dame zu sehen ist, jenachdem auf welchen Aspekt der Zeichnung man sich gerade fokussiert.
Vielleicht ist es ein Anfang, dass man mit sich selbst drauf einigt: *Beides* ist da und das eine führt nicht automatisch dazu, dass das andere gecancelt wird. Und ich glaube, das Bewusstsein, was eure Geschichte ist, ist auch wichtig für dich - damit du deine eigenen Grenzen setzen kannst und dich nicht verausgabst. Du "schuldest" ihm nichts, Ziegenkind. Alles was er aktuell von dir bekommt, ist Bonus und du gibst es ihm aus freien Stücken. Und es ist genauso ok, es ihm nicht zu geben.
Was vielleicht auch noch ein Aspekt ist (war für mich jedenfalls eine Zeitlang so) - diese gefühlte Rollenumkehr hat mich immer wieder in die Falle tappen lassen, dass ich meinem Vater "beweisen" wollte, dass ich es "besser" machen kann. So ein unbewusstes "Ich zeig dir wie das richtig geht"... oder (ganz spezifisch für meine Geschichte): "auch wenn ich abtrünnig geworden bin, ich bin trotzdem eine "gute" Tochter. Seit mir das klar ist, kann ich es besser sein lassen, zumindest aus dieser Motivation. Wenn ich ihm etwas gebe, dann deshalb, weil es für mich in dem Augenblick stimmig ist und passt. Aber nicht, weil ich damit irgendwas zeigen, beweisen oder vermitteln müsste, was über diesen Augenblick hinaus weist.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott
― Anne Lamott
Oft besteht auch eine Diskrepanz zwischen den eigenen Ansprüchen an sich selbst und den tatsächlichen Möglichkeiten und Grenzen, gerade dann, wenn man psychisch wenig belastbar ist und zusätzlich noch negative Bindungserfahrungen bestehen. Gerade sich einzugestehen zu müssen nicht so zu können, wie man gern möchte, kann sehr schmerzhaft sein.
Pflegeheime schaden dem alten Menschen,
bringen aber das Personal in Lohn und Brot.
bringen aber das Personal in Lohn und Brot.
Äh, ja. Ich kann mir auch schönere Orte als ein Altenheim vorstellen - bei allen Unterschieden, die es in dem Bereich gibt. Das ganz sicher. Und ich mache mich deswegen seit inzwischen fast fünf Jahren völlig fertig, damit meine Großtante und mein Großonkel, die ich beide sehr liebe (beziehungsweise geliebt habe) zu Hause sein können (konnten). Inwischen ist der Punkt erreicht, an dem ich nicht weiß ob und wie es noch weiter geht, weil ich seit vielen Jahren kein eigenes Leben mehr habe und von niemandem und nirgends Unterstützung bekomme. Ich könnte seitenlang darüber schreiben, wie es ist eine demente Angehörige (die noch nicht einnmal besonders aggressiv ist) zu betreuen und zu pflegen, aber ich fürchte, das würde das Thema hier völlig schreddern. Ganz abgesehen davon, dass in Pflegeheimen permanenter Personalmangel herrscht, Menschen dort unter miesen Bedingungen und zum Teil immer noch schlecht bezahlt schwierige Arbeit machen. Arbeite du doch vielleicht mal ein Jahr Vollzeit in einem Pflegeheim?
Tut mir Leid @ziegenkind, normalerweise bin ich im Forum eher stille Mitleserin und ich wollte in deinem Thema hier nicht OT werden, aber diese Aussage kann ich so auch nicht stehen lassen, weil sie mich zu sehr aufregt.
Tut mir Leid @ziegenkind, normalerweise bin ich im Forum eher stille Mitleserin und ich wollte in deinem Thema hier nicht OT werden, aber diese Aussage kann ich so auch nicht stehen lassen, weil sie mich zu sehr aufregt.
Mein Vater buggste im ersten Pflegeheim dauernd aus. Einmal verursachte er dabei einen Autounfall als eine Pflegerin hinter ihm herrannte und ein Passant ihr helfen wollte. Er hatte einen sehr guten Hausarzt, den ich schließlich fragte, was ich dafür tun kann, dass mein Vater nicht dauernd davon rennt und die Polizei nicht immer ausrücken muss wegen ihm. Sein Arzt meinte, ich sollte mir da keine Sorgen machen. Die anderen mobilen Heimbewohner laufen auch oft davon. Unter den Pflegerinnen herrsche eine giftige Mobbingatmosphäre, weil alle die nächste Oberhenne werden wollten. Dieses Klima ertragen alte Menschen schlecht. Im Pflegeheim meiner Schwester arbeitete eine Pflegedienstleiterin, die in Bewerbungsgesprächen 500 Euro Handgeld von neuen Mitarbeitern verlangte, wenn sie eingestellt werden wollten. Nach der Auflösung des Vertrags fing sie gleich in einem anderen Heim an. In einem Rechtsstaat wäre sie im Gefängnis. Die höchste Dichte an unsozialen Menschen arbeitet in Pflegeheimen. Meine Beobachtung.
Noch einmal OT, es tut mir Leid:
@Jacob_, warum hast du deinen Vater nicht zu Hause gepflegt und dafür gesorgt, dass er nicht davon läuft? Warum pflegst du deine Schwester nicht? Oder arbeitest Vollzeit dort im Heim, wenn die Bezahlung so toll ist? Da könntest du die Lebensqualität ganz vieler Pflegebedürftiger auf einmal verbessern.
@Jacob_, warum hast du deinen Vater nicht zu Hause gepflegt und dafür gesorgt, dass er nicht davon läuft? Warum pflegst du deine Schwester nicht? Oder arbeitest Vollzeit dort im Heim, wenn die Bezahlung so toll ist? Da könntest du die Lebensqualität ganz vieler Pflegebedürftiger auf einmal verbessern.
Ich habe fünfmal Urlaub ohne Lohn für familiäre Pflege genommen, Arbra. Einmal magerte Vater extrem ab, nahm keine Nahrung mehr zu sich, und wurde bettlägerig. Man wollte ihm noch eine Magensonde legen, sah sich außerstande, ihn mobil zu bekommen. Zuhause nahm er von mir wieder Nahrung zu sich, wurde trocken und konnte nach zwei Wochen mit Rollator wieder 500 m am Stück gehen. Ich habe halt auch noch andere Verpflichtungen. Was sagt es über die fachliche und moralische Qualifikation unseres Pflegepersonals aus, wenn sie meinen Vater sterben lassen wollen, ich ihn aber wieder mobil und essend bekam. 6 Wochen nach Rückkehr ins Heim hatte Vater wieder Windeleinlagen. Selbst damit ist man überfordert.
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