Ich stecke fest...

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Aufbruch
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Beitrag Do., 21.09.2023, 20:50

candle. hat geschrieben: Do., 21.09.2023, 20:10 Bist du denn auch wütend Aufbruch oder nicht?
Nein, ich bin nicht wütend. Deshalb habe ich mich ja gefragt, ob das einem Patienten unbewusst sein kann. Enttäuscht trifft es bei mir eher.
alatan hat geschrieben: Do., 21.09.2023, 20:10 Zu Gefühlen zählt unter anderem auch Wut, natürlich. Ja, Gefühle authentisch zu erleben, ermöglicht eine tiefe Näheerfahrung.
Ich bekomme Wut und damit verbundene Näheerfahrung irgendwie nicht zusammen.

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candle.
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Beitrag Do., 21.09.2023, 21:07

Aufbruch hat geschrieben: Do., 21.09.2023, 20:50 Ich bekomme Wut und damit verbundene Näheerfahrung irgendwie nicht zusammen.
Für mich scheint es logisch. Mit Wut kannst du in einen Dialog treten. Kennst du "Reibung erzeugt Wärme"? So ähnlich stelle ich mir das vor.

Aber ich weiß natürlich auch nicht, ob du Nähe/ Beziehung "kennst"?

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Aufbruch
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Beitrag Do., 21.09.2023, 21:18

@candle: Vielleicht tue ich mich deshalb schwer damit, weil Wut für mich negativ und Nähe positiv konnotiert ist.

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candle.
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Beitrag Do., 21.09.2023, 21:29

Aufbruch hat geschrieben: Do., 21.09.2023, 21:18 @candle: Vielleicht tue ich mich deshalb schwer damit, weil Wut für mich negativ und Nähe positiv konnotiert ist.
Ich kenne deine Lebensumstände nicht, aber man kann doch auch wütend sein in Beziehungen und sich dennoch nahe sein. Nähe ist auch nicht immer positiv.

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Shukria
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Beitrag Do., 21.09.2023, 21:39

Es braucht aber nicht zwangsläufig Wut um Nähe herzustellen.

Und @aufbruch: du musst bei dir schauen was deine Gefühle sind. Das kann dir niemand sagen. Wenn du enttäuscht bist ist das wahrscheinlich die stimmigere Emotion. Und die schafft Klarheit und Distanz.

Unter Wut liegt manchmal auch (nicht immer) auch eine andere Grundemotion drunter, die nicht gespürt werden kann oder darf. Zb Enttäuschung, Traurigkeit etc

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candle.
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Beitrag Do., 21.09.2023, 21:41

Shukria hat geschrieben: Do., 21.09.2023, 21:39 Es braucht aber nicht zwangsläufig Wut um Nähe herzustellen.
Nee, das braucht es nicht.

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Silberdistel
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Beitrag Do., 21.09.2023, 22:13

Vielleicht meinte alatan, dass die tiefer liegende, noch nicht fühlbare Wut in frühen Jahren (Kindheit) nicht gezeigt werden durfte (weil es bedrohliche Konsequenzen gehabt hätte), in einer Therapie sich zeigen darf, und der Patient die 'neue' Erfahrung machen darf, dass der Therapeut diese Wut aushält und 'da bleibt', dass das Zeigen von Wut (die ja im Grunde gar nicht dem Therapeuten gilt) nicht zum Beziehungsabbruch, zur Bestrafung etc. führt. Das kann durchaus zu einer Näheerfahrung von anderer Qualität zwischen Patient/Klient und Therapeut führen.

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alatan
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Beitrag Fr., 22.09.2023, 05:02

Genau. Und letztlich geht es nicht um die Wut, die ist lediglich ein "Türöffner" für die sehr schmerzhaften Gefühle dahinter, die krank machen und den Zugang zu Versöhnung mit sich und den Introjekten versperren.

@Aufbruch: Enttäuschung ist ein Gefühlsgemisch, in dem auch Wütendes steckt. Es wird häufig als "Verdeckung" benutzt, um das tatsächliche Gefühlsausmaß nicht erleben zu müssen.

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Shukria
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Beitrag Fr., 22.09.2023, 10:18

Bitte schön was soll denn Enttäuschung verdecken🤔

Ich finde es eher sehr reif zu sagen ich bin enttäuscht, weil mir ja völlig klar ist das in der Enttäuschung verschiedene Gegühlsfaccetten drin sind, die mir bewusst sind und teils gegenläufig und ich trotzdem aushalte.

Wut ist schön einfach, das Gefühl geht nur in eine Richtung und klammert positives aus. Bei Enttäuschung sind viele Gacetten erfasst und ich finde liegen offen und nicht verdeckt.

Welches Gefühl im Ausdruck wäre denn deiner Meinung nach wenn geäußert „nicht verdeckend“?

Mir erschließt sich das nämlich nicht aus deiner Beschreibung.

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candle.
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Beitrag Fr., 22.09.2023, 10:24

Shukria hat geschrieben: Fr., 22.09.2023, 10:18 Bitte schön was soll denn Enttäuschung verdecken🤔
Dazu müßte man wissen was für ein Verhalten an den Tag gelegt wird, wenn jemand enttäuscht ist. Vielleicht steht hier etwas von Enttäuschung und Zuhause wird die Wohnung auseinander genommen vor Enttäuschung. :lol:

Oder wenn ich wütend bin, kann ich super strammen Schrittes um den Block gehen und die Wut ist abgebaut. Was ist daran schlecht?

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alatan
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Beitrag Fr., 22.09.2023, 12:14

Shukria hat geschrieben: Fr., 22.09.2023, 10:18 Bitte schön was soll denn Enttäuschung verdecken🤔
Das habe ich bereits geschrieben.
Shukria hat geschrieben: Fr., 22.09.2023, 10:18 Ich finde es eher sehr reif zu sagen ich bin enttäuscht, weil mir ja völlig klar ist das in der Enttäuschung verschiedene Gegühlsfaccetten drin sind, die mir bewusst sind und teils gegenläufig und ich trotzdem aushalte.
Wenn es dir klar ist, ist es das aber für das Gegenüber nicht.

Zudem dachte ich, es ginge hier um PT, wo es sehr relevant ist, Gefühle hinter Deckworten zu verstecken oder sie zu erleben.

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Silberdistel
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Beitrag Fr., 22.09.2023, 15:11

Wenn ich bei mir Enttäuschung im Kontext Beziehung, also auch Therapie, spüre und ich zunächst mal in Auseinandersetzung mit mir selbst gehe, was der Enttäuschung zugrunde liegt (liegen könnte), gibt es meist eine Ebene im Außen, an der ich das Enttäuschtsein festmachen kann (jemand hat etwas (mir Wichtiges) Verabredetes, Zugesagtes nicht eingehalten z.B.) und eine tieferliegende Ebene, auf der ich weitere Gefühle ausmachen kann, wie Ärger, Wut, Traurigkeit, Angst, Verzweiflung und vielleicht nochmals eine Enttäuschung von anderer Qualität, weil ich meinem Gegenüber eine andere Haltung oder auch innere Größe 'zugesprochen' habe, die er nun in einem bestimmten (mir wichtigen) Kontext nicht zeigt.
Über diese tiefere Ebene mit meinem Gegenüber in Austausch und Auseinandersetzung zu gehen ( diese Ebene im ersten Schritt anzusprechen - dazu gehört ja schon viel Vertrauen), kann zu mehr Nähe und Verbundenheit (mit sich selbst und dem Gegenüber) führen.

Ich kenne es von mir selbst, dass ich zunächst in dem 'ersten Gefühl von Enttäuschtsein auf der Außenebene' stehenbleibe (vielleicht auch als Schutz, um nicht mit schmerzhafteren Gefühlen konfrontiert zu sein).
'Gehe ich aber tiefer', empfinde ich die Gefühle (unter dem Enttäuschtsein) oft als überwältigend, als kaum aus-haltbar. Dann weiß ich, also rein vom Kopf her (meist), dass da etwas 'Altes', ganz 'Frühes' mit dabei ist. Und -leider- weil es so kraftzehrend, so lebensbegleitend ist, fängt da die eigentliche Arbeit mit sich selbst an, nämlich immer und immer wieder zu prüfen, auseinanderzuhalten, was (an den Gefühlen, dieser Gefühlswelle und Wucht) gehört zu 'Damals' und was ins 'Heute', wie angemessen ist die Art und Weise, wie ich heute in der Situation agiere und reagiere. Diese Arbeit 'funktioniert' ja immer nur mit einem gewissen Abstand zu auslösenden Ereignissen. Es ist so kraft- wie zeitintensiv (für mich, mein Leben), mit allen meinen Gefühlen (wenn ich denn mit diesen in Verbindung bin) und den Alltagsanforderungen, sowie meinen Beziehungen gleichzeitig umzugehen, alles irgendwie gleichzeitig und andauernd zu händeln. Mich erschöpft dies sehr.

Ohje, ich glaube, das war jetzt chaotisch, wirr und vielleicht 'off topic'.
Sorry, wenn es so ankommt.

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Shukria
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Beitrag Fr., 22.09.2023, 16:20

Also ich geh da von ner anderen Haltung aus. Für mich Ist es nicht wichtig das mein Gegenüber von all meinen Empfindungen weiß, auch nicht unbedingt in der Therapie.

Ich teile nur mit was für die Situation, das Thema Relevanz hat. Ich denke das ist auch abhängig von der Therapierichtung. Ich bin mehr im Handeln und Gefühle gehören dazu aber nicht all meine Gefühle gehören transparent in die Therapie. Bei einer Stunde pro Woche würde ich da ja auch nie rum kommen. Das ist eher was für Psychoanalyse etc. mit 2-3h/Woche.

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Aufbruch
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Beitrag Fr., 22.09.2023, 19:04

Aufbruch hat geschrieben: Do., 21.09.2023, 20:50 Ich bekomme Wut und damit verbundene Näheerfahrung irgendwie nicht zusammen.
Immer noch nicht, auch nicht nach dem Lesen Eurer Beiträge. Ich kann mir nicht vorstellen, auf jemanden wütend zu sein und dadurch eine Näheerfahrung zum Gegenüber zu erleben.

Kann vielleicht mal jemand "Näheerfahrung" definieren? Vielleicht habe ich ja eine falsche Vorstellung davon. Für mich bedeutet Nähe ein Gefühl der Verbundenheit.

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candle.
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Beitrag Fr., 22.09.2023, 19:11

Aufbruch hat geschrieben: Fr., 22.09.2023, 19:04 Kann vielleicht mal jemand "Näheerfahrung" definieren? Vielleicht habe ich ja eine falsche Vorstellung davon. Für mich bedeutet Nähe ein Gefühl der Verbundenheit.
Ja.

Vielleicht hast du dieses Problem einfach nicht, dann kommt es schon auch komisch rüber.

Ich hatte letztens ein Video geschaut da ging es um Aggressivität/ Wut und Borderline, also dass Menschen mit dieser ... so Nähe und Kontakt versuchen herzustellen und immer wieder versuchen sich damit Sicherheit und Stabilität zu verschaffen bei diesen Menschen. Für einen Menschen, der das nicht kennt, ist das natürlich völlig abstrus.

Ich habe mir selber so noch nie einen Kopf gemacht was das Thema "Nähe" angeht.

candle
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