Diagnostik, Diagnose und passende Therapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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LovisTochter
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Beitrag So., 03.09.2023, 19:03

candle. hat geschrieben: So., 03.09.2023, 18:59 Schwerbehinderung habe ich bis heute nicht auch wenn mir die EUTB dazu geraten hat das zu beantragen, weil es einfach keiner machen will, warum auch immer.
Wer soll das denn machen außer Dir?
Antrag beim zuständigen VA runterladen, ausfüllen, Selbstbeschreibung dazu und die behandelnden Ärzte mit ins Boot holen.
Das wars.

Was macht es denn für einen Sinn, jetzt mit Dingen zu kommen, die vielleicht bei Dir vor 25 Jahren mal so waren?
Du stellst es ja als Fakt hin (heute) das man ohne die Nennung der eigenen Diagnose nicht langjährig durchs Berufsleben kommt. Und genau das wage ich mal ganz frech, aus eigener Erfahrung, zu bezweifeln.
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Scars
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Beitrag So., 03.09.2023, 19:06

Wenn wir schon „passende Therapie“ im Titel haben, fände ich die Frage interessant, wie man denn zur passenden Therapie findet. Ob mit oder ohne Diagnose.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass VT immer zur VT rät und analytisch immer zu analytisch und jeder meint es am besten zu können. Das kann also nicht der Ansatz sein. Wie finde ich die für mich passende Therapie?
Zuletzt geändert von Scars am So., 03.09.2023, 19:07, insgesamt 1-mal geändert.
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candle.
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Beitrag So., 03.09.2023, 19:06

Die Ärzte wollten das nicht machen. Ist lange her. Vielleicht versuche ich es nochmal, wenn ich länger in Behandlung bin.

candle
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candle.
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Beitrag So., 03.09.2023, 19:11

Scars hat geschrieben: So., 03.09.2023, 19:06 Wie finde ich die für mich passende Therapie?
Schwierig! Du hattest doch den einen Thread, wenn ich mich richtig erinnere?

Was würdest du denn mitmachen wollen in Therapie? Ansonsten gibt es vielleicht Möglichkeiten außerhalb von Therapie?

candle
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LovisTochter
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Beitrag So., 03.09.2023, 19:14

Laut Studien ist das Therapieverfahren gar nicht so wirklich ausschlaggebend. Viel wichtiger ist die Beziehung Therapeut:in - Patient:in.
Und ob es zwischenmenschlich passt ist ja höchst individuell.
Ich denke, da gibt es keinen anderen Weg als durchzuprobieren bis man jemanden gefunden hat, wo man sich wohl fühlt.

Allerdings gibt es sicher auch Menschen, die ganz konkrete Arbeitsaufträge an den/die Therapeut:in haben. Ich denke da gerade an Ängste/Zwänge, sofern sie wirklich nicht komorbid mit anderen Diagnosen sind. In dem Fall würde ich mich wohl eher an VT-Therapeut:innen wenden als an Analytiker:innen. Aber das ist jetzt nur mein Gedanke. Das können andere Menschen natürlich auch ganz anders sehen.
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caduta
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Beitrag So., 03.09.2023, 19:23

Scars hat geschrieben: So., 03.09.2023, 19:06 Wenn wir schon „passende Therapie“ im Titel haben, fände ich die Frage interessant, wie man denn zur passenden Therapie findet. Ob mit oder ohne Diagnose.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass VT immer zur VT rät und analytisch immer zu analytisch und jeder meint es am besten zu können. Das kann also nicht der Ansatz sein. Wie finde ich die für mich passende Therapie?
Mein VT Therapeut hat mir am Ende der Therapie explizit zu einer TfP als Anschlusstherapie geraten. Es gibt also wohl doch Therapeuten, die über den Tellerrand schauen...

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candle.
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Beitrag So., 03.09.2023, 19:44

LovisTochter hat geschrieben: So., 03.09.2023, 19:03 Was macht es denn für einen Sinn, jetzt mit Dingen zu kommen, die vielleicht bei Dir vor 25 Jahren mal so waren?
Du stellst es ja als Fakt hin (heute) das man ohne die Nennung der eigenen Diagnose nicht langjährig durchs Berufsleben kommt. Und genau das wage ich mal ganz frech, aus eigener Erfahrung, zu bezweifeln.
Das war das Beispiel für damals, ich denke, ich schrieb schon, dass das für mich heute keine Rolle mehr spielt, da ist mir das egal, aber als ich jung war, war es mir nicht egal und ich hatte Angst davor.
Wie akzuell die Beiträge anderer User sind, weiß ich nicht, aber ich nehme an, dass da auch mehr über die Vergangenheit als über das Heute geschrieben wurde.

Ja, aber man kann sich hier echt gut einwickeln lassen und an die Wand stellen, das dünkte mir schon in der ersten Threadfrage.

Es geht hier nicht um mich, das war die Idee eines Gefallens wegen dem anderen Thread. :!!:

Ich habe gar keine stationären Erfahrungen, da kann ich also auch nichts zu den Behandlern sagen.

Der andere Aspekt für bestimmte Diagnosen ist für mich, dass ordentlich die Kasse klingelt. Borderline war mal voll in Mode und ahne, dass das wirklich gerne jeden umgehängt wurde um zu therapieren. Heute bekommt man kaum einen Therapieplatz.

Man muß auch alles im Wandel der Zeit betrachten.

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Montana
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Beitrag So., 03.09.2023, 20:20

Scars hat geschrieben: So., 03.09.2023, 19:06 Ich habe die Erfahrung gemacht, dass VT immer zur VT rät und analytisch immer zu analytisch und jeder meint es am besten zu können.
Ich habe die gegenteilige Erfahrung.
Therapeut 1, VT: ich kann Ihnen nicht helfen, Sie sollten TfP oder Analyse machen.
Therapeut 2, TfP: Sie sollten besser Analyse machen, weil man da so extrem viel mehr Stunden bekommt. Aber ich sehe ein, dass Sie sowieso keinen Platz finden, also nehme ich Sie.
Therapeut 3 war dann Analytiker.
Therapeut 4 VT.

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Scars
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Beitrag So., 03.09.2023, 21:26

Montana hat geschrieben: So., 03.09.2023, 20:20 Ich habe die gegenteilige Erfahrung.
Therapeut 1, VT: ich kann Ihnen nicht helfen, Sie sollten TfP oder Analyse machen.
Therapeut 2, TfP: Sie sollten besser Analyse machen, weil man da so extrem viel mehr Stunden bekommt. Aber ich sehe ein, dass Sie sowieso keinen Platz finden, also nehme ich Sie.
Therapeut 3 war dann Analytiker.
Therapeut 4 VT.
Die Erfahrung, dass Tiefenpsychologen zur Analyse schicken habe ich auch gemacht. Da kam ich mir vor wie ein Härtefall. :roll:

Es geht mir nicht um mich, ich möchte keine Therapie mehr machen.

Ich dachte vielleicht gibt es allgemein Hinweise, wie man eine passende Therapie findet, wenn wir schon beim Thema Diagnosen sind oder wie man von der Diagnose dann zu einer passenden Therapie kommt. Aus meiner Erfahrung heraus ist es leider nicht damit getan zu Therapeut xy zu gehen und zu glauben, dass der dann schon die passende Therapie herausfinden wird… das muss man sich irgendwie selbst suchen.
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münchnerkindl
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Beitrag So., 03.09.2023, 23:31

candle. hat geschrieben: So., 03.09.2023, 16:31 Naja, ich dachte eine komplexe PTBS entsteht, wenn die PTBS chronifiziert? Denkfehler?

candle


Ne, die komplexe PTBS entsteht durch multiple Ereignisse über einen längeren Zeitraum. ZB Schulmobbing. Da ist jedes einzelne Mobbingereignis nicht Traumafolgestörung auslösend, aber dadurch dass es immer wieder passiert, ein ständiger Stress und Angst vor der nächsten Attacke über lange Zeit besteht entsteht dann die Traumafolgestörung.

Eine komplexe PTBS ist eigentlich automatisch eine chronische Sache weil es lange gebraucht hat um zu entstehen.

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caduta
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Beitrag Mo., 04.09.2023, 08:03

münchnerkindl hat geschrieben: So., 03.09.2023, 23:31 Ne, die komplexe PTBS entsteht durch multiple Ereignisse über einen längeren Zeitraum. ZB Schulmobbing. Da ist jedes einzelne Mobbingereignis nicht Traumafolgestörung auslösend, aber dadurch dass es immer wieder passiert, ein ständiger Stress und Angst vor der nächsten Attacke über lange Zeit besteht entsteht dann die Traumafolgestörung.
Eine komplexe PTBS ist eigentlich automatisch eine chronische Sache weil es lange gebraucht hat um zu entstehen.
Das ist eigentlich auch mein Verständnis. Aber irgendwie passen da aus meiner Sicht die Diagnosekriterien nicht dazu. Bei solch langfristigen stressigen Ereignissen habe ich doch normalerweise keine Flashbacks und lebensbedrohlich ist es auch eher in seltensten Fällen. Das wird aber für eine Diagnose der kPTBS gefordert.

Die Probleme sind bei solch langfristigen 'Traumen' doch ganz anderer Art und passen überhaupt nicht zu den Folgen von Schocktraumen. Was ist beispielsweise mit emotionaler Vernachlässigung? Die Folgen sind eher in der veränderten Persönlichkeitsstruktur und abgespaltenen Gefühlen zu finden, die immer wieder 'herausgetriggert' werden. Das hat aber doch rein gar nichts mit Schocktrauma und PTBS zu tun?

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Montana
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Beitrag Mo., 04.09.2023, 08:12

Genau, und deshalb wurde eigentlich die Diagnose der kPTBS erfunden (vor sehr vielen Jahren). Weil man die Diagnose PTBS nicht vergeben kann, weil die Kriterien nicht erfüllt werden. Es musste eine neue Diagnose her, die genau das abbildet, was hier in den letzten Beiträgen beschrieben wurde. Was dabei im ICD-11 rausgekommen ist, ist totaler Unsinn. Es gab und gibt keinen Bedarf, eine besonders schwere PTBS nochmal genauer abzugrenzen, denn die ist in der Diagnose PTBS sowieso schon enthalten. Gewollt war etwas, was zu all den Fällen passt, die keine PTBS sind, aber trotzdem eine Traumafolgestörung.

Ich hatte eine zeitlang die Diagnose "Andauernde Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung", aber auch das trifft es nicht. Denn es gab a) keine Vorher-Persönlichkeit und b) keine Extrembelastung (in Abgrenzung zu "normal", denn das war ja mein "normal").
Zuletzt geändert von Montana am Mo., 04.09.2023, 08:15, insgesamt 1-mal geändert.

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chrysokoll
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Beitrag Mo., 04.09.2023, 08:14

caduta, es wäre wirklich sinnvoll wenn du dich ein wenig damit befassen würdest statt von völlig falschen Privatgedanken auszugehen und die als gegeben und richtig darzustellen.
Ich hab auch wenig Lust auf der Basis den Erklärbar zu geben.

Nur so viel:
Ein Komplextrauma entsteht durch fortwährende, wiederholte Ereignisse.
Normalerweise schwere und schwerste Gewalt in der Kindheit, auch bei Erwachsenen ist das möglich. Also körperliche, seelische und sexuelle Gewalt.
Es geht nicht darum ob das objektiv lebensbedrohlich war (das war es dann ja nicht wenn jemand überlebt hat, mal ganz platt gesagt). Sondern ob die Person, das Kind das so empfunden hat.
Und doch, viele haben Flaschbacks. Manche nicht.

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Montana
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Beitrag Mo., 04.09.2023, 08:19

chrysokoll hat geschrieben: Mo., 04.09.2023, 08:14 Es geht nicht darum ob das objektiv lebensbedrohlich war (das war es dann ja nicht wenn jemand überlebt hat, mal ganz platt gesagt).
Diese Schlussfolgerung ist aber schlicht falsch. Beispiel: jemand schubst mich an einem Bahnübergang vor einen einfahrenden Zug. Weil ich sehr reaktionsschnell bin, springe ich kurz vor dem Aufprall noch auf der anderen Seite vom Gleis. Dann habe ich überlebt, aber lebensbedrohlich war es trotzdem, denn ich konnte mich nur durch eine bestimmte Reaktion in einem kurzen Zeitfenster so gerade noch retten.

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caduta
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Beitrag Mo., 04.09.2023, 09:14

chrysokoll hat geschrieben: Mo., 04.09.2023, 08:14 caduta, es wäre wirklich sinnvoll wenn du dich ein wenig damit befassen würdest statt von völlig falschen Privatgedanken auszugehen und die als gegeben und richtig darzustellen.
Ich hab auch wenig Lust auf der Basis den Erklärbar zu geben.
Das finde ich jetzt etwas unfair. Ich beschäftige mich seit ziemlich langer Zeit ziemlich intensiv damit. Aber die Erklärungen im Internet widersprechen sich einfach. Deshalb genau meine Frage. Und ja ich versuche mir mein eigenes Bild zu basteln, genau deswegen weil die offiziellen Erklärungen und Definitionen einfach nicht zusammenpassen.
chrysokoll hat geschrieben: Mo., 04.09.2023, 08:14 Ein Komplextrauma entsteht durch fortwährende, wiederholte Ereignisse.
Normalerweise schwere und schwerste Gewalt in der Kindheit, auch bei Erwachsenen ist das möglich. Also körperliche, seelische und sexuelle Gewalt.
Das ist doch exakt der Punkt! Was ist mit emotionaler Vernachlässigung? Die kann auch schädigend sein. Fällt die jetzt darunter oder nicht? Sie kann ungewollt passieren. Ist das dann Gewalt? Warum zählt Mobbing dazu? Ist das schwere oder schwerste Gewalt in der Kindheit? Aus meiner Sicht nicht. Es ist langandauernd und wirkt daher zerstörerisch. Das sind doch genau die Wiedersprüche, die nirgends aufgeschlüsselt werden.
chrysokoll hat geschrieben: Mo., 04.09.2023, 08:14 Und doch, viele haben Flaschbacks. Manche nicht.
Und damit fällt man schon wieder aus der Diagnose raus?!

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