Normales Therapeutenverhalten?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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candle.
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Beitrag Sa., 29.07.2023, 12:05

chrysokoll hat geschrieben: Sa., 29.07.2023, 11:47 also Mobbing ist ja nun wirklich was anderes und es ist auch ein deutlicher Unterschied dazu wenn sich zwei Personen gegen eine weitere verbünden.
Zwei erwachsene Menschen, die auf einen einreden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das total nett zugeht und möglicherweise liegt das Verhalten der Mutter genau darin Angst zu haben vor so einen Zusammentreffen. Natürlich ist das auch Spekulation, weil ich da ebenso von meinen Standpunkt ausgehe wie ihr von euren Standpunkten.
Ich hatte irre Angst vor diesen "Aussprachen" von ich allein gegen 3 war. Das kann doch nicht gut und richtig sein für erwachsene Menschen? Es ist eben ein Ungleichgewicht und das kann nie gut sein.
Dass Geschwister das tun ist ja sehr naheliegend. Sie haben die gleiche Mutter, sehr wahrscheinlich gleiche bzw. sehr ähnliche Dinge erlebt und kennen auch die Hintergründe. Und das von Anfang an. Das ist doch eine ganz andere Ebene der Solidarisierung.
Da täuscht du dich aber. Alleine schon durch Altersunterschiede hat man alles nie gleich erlebt. Daraus resultieren auch andere "Erkrankungen" und Verhaltensweisen.
Ich finde wenn gleich zwei Kinder sich abwenden ist das ein deutlicher Hinweis für die Mutter
Das kann sein, das muß aber nicht sein. Was wenn ein Geschwister manipulierend ist und eines ist nicht so stark als Beispiel?

Also nichts ist irgendwie ein deutlicher Hinweis für Fehlverhalten der Mutter.

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Leyndin
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Beitrag Sa., 29.07.2023, 13:22

candle. hat geschrieben: Sa., 29.07.2023, 11:43 Wie
Und das hängt damit zusammen, ob sie deinen Kontaktabbruch annehmen oder nicht?

Ich finde das Thema gerade schwierig. Ich bin ja kein Kontaktabbrecher.

Auch diese Situation, die hier geschildert wurde schmeckt mir schon nicht, weil ZWEI Kinder gemeinsam den Kontakt abgebrochen haben und das könnte nochmal andere Hintergründe haben. Allgemein so eine Solidarsierung gegen eine Person mag ich nicht sonderlich, das scheint mir ähnlich wie Mobbing.
Ich hatte das allgemeiner gemeint. Wenn ich z. B. von anderen Personen beispielsweise rassistische, menschenfeindliche Äusserungen mitbekomme, dann werde ich meinen Kontakt zu diesen Personen auf das lebensnotwendige Minimum beschränken. Da gibt es für mich rote Linien, die mir nicht egal sind und ich auch nicht anstrebe, dass sie mir egal werden. Mobbing ist das nicht, denn Mobbing sind schädliche Handlungen. Ich ziehe jedoch nur MICH aus dem Kontakt zurück. Auch wenn ich dadurch Nachteile habe. Z.B. weil ich nichts kaufe von jemandem der seine Kinder schlägt, auch wenn es billiger/einfacher wäre als anderswo.

Je nach Kontext eines Kontakts erhebe ich unterschiedliche Ansprüche an das ‚auf einer Wellenlänge liegen‘. Da besteht bei Ladenbesitzern, Kunden, Nachbarn, Mitarbeitern, Vorgesetzten etc einfach eine unterschiedliche Notwendigkeit der nötigen Schnittmenge. Äusserungen repräsentieren in der Summe eben auch die Fähigkeit vernetzten Denkens, der Reflexion etc. Das Ganze im Kontext der systemischen Einbindung, Bildung etc.
Für eine gelingende therapeutische Beziehung müsste bei mir der Eindruck entstehen, dass die Fachperson eine sehr reflektierte, vielschichtige Denkweise besitzt, hoffentlich noch mehr als ich selbst. Und da würde es mich sehr stören, wenn der Therapeut Aussagen tätigen würde, die bei mir den Eindruck einer sehr einseitigen Denkweise entstehen liessen. Ob es diese Situation wäre, ich weiss es nicht, ich war nicht dabei. Aber so wie es sich für mich liest, betrifft es den Unterschied zwischen Mitleid und Mitgefühl. Es ist etwas anderes, wenn er sagt ‚ich sehe deinen Schmerz, es ist sicher schlimm für dich, dass es so gekommen ist und schwierig zu verstehen‘ oder wenn rüberkommt ‚oh du Armes, die Anderen/die Welt ist böse und ich habe Mitleid mit dir‘.

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Fairness
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Beitrag Sa., 29.07.2023, 14:11

Mir kommt in den Sinn, dass wir nicht wissen, was mit dem Herrn alles besprochen wurde, bereits vor der Zeit als ArcticFox in die Gruppe als neuer Patient kam...

Ich denke, sich so mit anderen zu beschäftigen, kann manchmal auch eine Art Abwehr sein.
Sometimes your heart needs more time to accept what your mind already knows.

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Montana
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Beitrag Sa., 29.07.2023, 17:56

Woher kommt denn jetzt die Idee, wenn zwei Geschwister den Kontakt abbrechen, dann müssten sie alles gemeinsam tun? Und die Mutter käme in die Situation, bei einem Treffen einer Übermacht entgegentreten zu müssen?

Meine Schwester und ich haben z.B. ganz unabhängig voneinander einen Versuch der Kontaktaufnahme gestartet. Wir sind beide gescheitert. Und haben uns erst Jahre später gegenseitig davon erzählt. Schließlich gibt es auch noch Dynamiken zwischen den Geschwistern und wir hatten beide das Gefühl, den jeweils anderen zu verraten. Der Kontaktabbruch hatte bereits in der Kindheit stattgefunden.

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candle.
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Beitrag Sa., 29.07.2023, 18:53

Montana hat geschrieben: Sa., 29.07.2023, 17:56 Woher kommt denn jetzt die Idee, wenn zwei Geschwister den Kontakt abbrechen, dann müssten sie alles gemeinsam tun? Und die Mutter käme in die Situation, bei einem Treffen einer Übermacht entgegentreten zu müssen?
Diese Idee kommt von mir. Es gibt auch Geschwister mit Rachemotiven oder mindestens dem Motiv den Eltern auch heftig weh zu tun. Oder es geht um Kontrolle, dass ein Geschwister nicht mehr Zuwendung bekommt als das andere.
Der Kontaktabbruch hatte bereits in der Kindheit stattgefunden.
Wie kommt sowas zustande?

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Montana
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Beitrag Sa., 29.07.2023, 21:36

Aber das ist doch nicht die Regel, oder? Die Beziehungen untereinander sind meist kompliziert, und das auch schon immer gewesen. Selbst in einer harmonischen Familie kann es zu Rivalitäten zwischen Geschwistern kommen. In einer kaputten gibt es teilweise sogar Aufteilungen in verschiedene Lager, die untereinander ebenfalls den Kontakt abbrechen. Sowas kenne ich von verschiedenen Mitgliedern einer SHG. Da ist die Anzahl der Kinder jeweils überdurchschnittlich hoch und die Altersspanne entsprechend.

Um deine Frage zu beantworten: die Mutter hat verlangt, den Kontakt zum geschiedenen Vater zu beenden. Die Kinder sollten sich entscheiden zwischen Mutter und Vater, und den jeweils anderen würden sie nie wiedersehen. Das haben sie jahrelang nicht getan, weil das einfach unmöglich ist. Und weil es die Option, sich für den Vater zu entscheiden, in Wirklichkeit gar nicht gab. Bis die Situation so unaushaltbar wurde, dass sie geflohen sind. Der Mutter wurde dann das Sorgerecht entzogen und fortan gab es keine Kontakte mehr bis auf einen einzigen, vor Gericht erstritten durch die Mutter, unter Aufsicht, in einer psychologischen Beratungsstelle. Dabei gab es eine Übergabe von Zetteln, mit ihrer Anschrift und Telefonnummer. Durch den späteren Versuch, mit ihr zu sprechen, weiß ich, dass aus ihrer Sicht ich die Schuld trage für alles. Ich sei nicht ihre Tochter, aber verantwortlich dafür, dass sie ihre kleine Tochter verloren hat. Die kleine Tochter war 11 Jahre alt gewesen, die "schuldige Nicht-Tochter" 12.

Bei allen, die ich so kenne, die eine vergleichbare Vorgeschichte haben und keinen Kontakt mehr zu einem oder beiden Elternteilen, stelle ich eins fest: es gibt keinen Wunsch nach Rache, sondern einzig das Bestreben, sich in Sicherheit zu wissen. Stirbt ein Elternteil, dann stellt sich Erleichterung ein. Das ist bei uns der Status Quo seit Jahrzehnten. Man weiß, wo die Mutter ungefähr wohnt. Im Ausland. Und da ist sie weit genug weg. Das vorherrschende Gefühl ist nämlich immer noch Angst.

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Leyndin
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Beitrag Sa., 29.07.2023, 21:55

Auch wenn es verdammt weh tut das zu schreiben…Meine E. glauben auch ich hätte den Kontakt abgebrochen um ihnen zu schaden und weil ich sie hasse.
Nein. Ich hasse sie nicht und ich wünsche ihnen nichts schlechtes. Aber ich kann dem nicht entsprechen was sie sich von mir wünschen und leide mit Kontakt mehr als ohne. Also ist der Kontaktabbruch reiner Selbstschutz. Der Preis ist hoch. Diese Bindung - auch wenn es keine gesunde ist und war - ist verdammt stark. Platz für Rache ist da nicht.

Aber natürlich wird das auf der anderen Seite komplett anders dargestellt.

Auf ‚das kann ‚man‘ doch nicht machen, es sind doch die Eltern‘ reagiere ich auch SEHR empfindlich. In dem Fall gehöre ich nicht zu ‚man‘. Und in einem Umfeld, wo das ausserhalb des Vorstellbaren liegt, kann ich mich nicht wohlfühlen, lernen, mich weiterentwickeln. So eine Situation kann ich vielleicht augenscheinlich ertragen. Im Hochstress und immer am Rand zur Dissoziation. Ich bin ein friedlicher, ungefährlicher Mensch, es geht dann einfach immer weiter nach innen. Von aussen sieht man nichts. Aber Therapie ist dann jedenfalls unmöglich.

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 29.07.2023, 23:13

Montana hat geschrieben: Sa., 29.07.2023, 21:36
Bei allen, die ich so kenne, die eine vergleichbare Vorgeschichte haben und keinen Kontakt mehr zu einem oder beiden Elternteilen, stelle ich eins fest: es gibt keinen Wunsch nach Rache, sondern einzig das Bestreben, sich in Sicherheit zu wissen.
Bei mir ist es auch keine Rache, ich mag nur einfach "solche" Leute nicht mehr in meinem Leben haben. Das bezieht sich auf meine Mutter, aber auch auf alle anderen Menschen die sich auf vergleichbare Art verhalten. Ich will einfach generell "so ein Verhalten" nicht mehr in meinem Leben haben, ganz egal von wem. Keine Dramaqueens, kein Rumschreien wegen Banalien, kein trotzig schmollen, kein unselbstständiges Kleinkindverhalten, manipulatives Blabla, kein vereinnahmt werden, keine komplette Reuelosigkeit für das ganze Arschlochverhalten.

Täter deren Kinder den Kontakt abbrechen glauben vermutlich dass das Rache ist weil sie selber so handeln würden. Aber wenn man den Kontakt abbricht hat man echt dringendere Bedürfnisse als Rachepläne auszudenken und in die Tat umsetzen.

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chrysokoll
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Beitrag So., 30.07.2023, 08:40

candle. hat geschrieben: Sa., 29.07.2023, 12:05 Zwei erwachsene Menschen, die auf einen einreden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das total nett zugeht und möglicherweise liegt das Verhalten der Mutter genau darin Angst zu haben vor so einen Zusammentreffen.
normalerweise brechen erwachsene Kinder nicht den Kontakt zu den Eltern ab weil es früher immer so nett zuging.
Und ja, möglicherweise ist der Mutter das doch klar und sie hat nun Angst vor dem was da kommt. Durchaus verständlich.
Doch wenn sie noch Kontakt möchte, hätte sie viele Möglichkeiten. Sie kann die Angst zulassen, auch in der Therapie. Nicht nur auf ihren Forderungen beharren wie der Kontakt abzulaufen hat. Darum bitten erstmal nur ein Kind zu sehen. Um schriftlichen Austausch bitten, fragen ob man das erste Gespräch moderiert mit einer Beraterin führt.

Es gäbe viel zwischen "nur zu meinen Bedingungen" und "bestimmt läuft es total fies"

Es ist alles nur Spekulation, doch Kinder brechen in aller Regel den Kontakt zu den Eltern nicht wegen larifari ab.

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candle.
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Beitrag So., 30.07.2023, 10:02

Ausgangspunkt ist: Dass die Zuwendung für die Frau ArcticFox indirekt als "Kritik" an ihn wahrgenommen hat. So mal zusammengefaßt. Was ist die Lösung?
Ich denke, ich würde das- mache ich eh immer- für mich durchdenken. Ich würde mir wohl blöd vorkommen dem Therapeuten Fehlverhalten vorwerfen zu wollen. Letztlich ist es "nur" eine Gruppentherapie. Und dabei ist die Gruppe wichtig, der Therapeut dürfte da eher etwas in den Hintergrund treten. Also ist es wichtig, dass man sich in der Gruppe äußert. Wenn die Teilnehmer da gar nichts unternehmen, weil sie sich nicht trauen, dann finde ich die Therapie relativ gescheitert, weil letztlich kein Teilnehmer etwas mitnimmt und in seinem Fahrwasser bleibt.
Es besteht ja auch die Möglichkeit zu Fragen und mehr über die Hintergründe zu erfahren um dann vielleicht auch anzumerken was da schiefgelaufen ist in der Mutter Tochter Beziehung. Warum nicht?
Aber irgendwie habe ich schon ein wenig den Eindruck, dass es auch um Anerkennung seiner Situation geht, aber damit müßte ArcticFox das eben offenlegen. Und anders habe ich nicht verstanden, ob er nun wegen diesen Kontaktabbruch in Gruppentherapie ist? Oder wenn es andere Themen sind, warum dann nicht diese Probleme thematisieren? Für mich wirkt das im Moment so als wäre eine Gruppentherapie für ihn nicht notwendig.
Letztlich geht es ja meistens in Therapie nicht um Schuld, sondern um Problemlösung. Und zumindest in den Beiträgen scheint es mir darum zu gehen einen Schuldigen zu finden, der Sinn dahinter fehlt mir allerdings. Die Frau hat ein Problem, ArcticFox hat ein Problem, andere Teilnehmer haben ein Problem und es ist wohl besser sich um die eigenen Probleme zu kümmern und nicht auf andere Teilnehmer zu verschieben.

Bei mir war es auch wieder anders: Ich wurde aus der Familie herausgemobbt. Vielleicht ist das für euch auch wieder ein fremdes Feld, aber das hat es nunmal gegeben und da waren Eltern und Geschwister dran beteiligt. So war es.
Mein Problem ist oft, das sehe ich ja auch hier, dass meine Situationen oft abweichen von anderen Erlebnissen und da ist es erst recht schwierig jemanden zu finden, der sich das anhört und versteht und vielleicht auch ausdrückt, dass es ihm für mich leid tut.
chrysokoll hat geschrieben: So., 30.07.2023, 08:40 Doch wenn sie noch Kontakt möchte, hätte sie viele Möglichkeiten. Sie kann die Angst zulassen, auch in der Therapie. Nicht nur auf ihren Forderungen beharren wie der Kontakt abzulaufen hat. Darum bitten erstmal nur ein Kind zu sehen. Um schriftlichen Austausch bitten, fragen ob man das erste Gespräch moderiert mit einer Beraterin führt.
Das sind von außen gesehen gut Vorschläge, aber die Hilflosigkeit dahinter kann ich nachvollziehen und nicht jeder ist so absolut handlungsfähig diese Möglichkeiten in Betracht zu ziehen. Blöd nur, dass das von Montana kommt und wir nicht wissen, ob sie die Dame etwas an die Hand genommen haben um ihr zu helfen oder ob das auch nur ein Bombardement von Sprüchen war.
Ich versuche letztlich auch nur zu helfen, wenn ich meine das ich das kann und das von Anfang bis Ende.


Es ist alles nur Spekulation, doch Kinder brechen in aller Regel den Kontakt zu den Eltern nicht wegen larifari ab.
Ich kenne eben aus meiner Welt auch nur "larifari" Gründe. Die Welt ist doch sehr bunt.

Viele Grüße
candle
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Montana
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Beitrag So., 30.07.2023, 12:45

candle. hat geschrieben: So., 30.07.2023, 10:02 Und dabei ist die Gruppe wichtig, der Therapeut dürfte da eher etwas in den Hintergrund treten.
Das sehe ich anders. Schließlich ist das eine Gruppentherapie. Wenn der Therapeut keine wichtige Rolle spielt, dann kann er auch weg. Man braucht keine Therapie bei der Kasse beantragen, es fließt kein Geld, man trifft sich einfach im Rahmen einer SHG. Das ist übrigens eine richtig gute Sache, das kann ich aus Erfahrung sagen, aber es ist keine GruppenTHERAPIE.
candle. hat geschrieben: So., 30.07.2023, 10:02 Blöd nur, dass das von Montana kommt und wir nicht wissen, ob sie die Dame etwas an die Hand genommen haben um ihr zu helfen oder ob das auch nur ein Bombardement von Sprüchen war.
Sie wurde weder an die Hand genommen, noch mit Sprüchen bombardiert. Beides ist nicht Aufgabe einer SHG. Wer Hilfe möchte, der muss das sagen, von sich aus. Ansonsten darf man einfach erzählen, was man erzählen möchte. Das wird nicht wertend kommentiert. Es hat also nie jemand gesagt: "Schau doch mal bei dir, wegen deines Verhaltens wollen deine Kinder keinen Kontakt." Sie hat nur ihre Probleme damit wieder und wieder erzählt, wodurch deutlich war, dass es sie sehr belastet, nicht geklärt werden konnte, und sie auch so gar nicht weiterkommt. Darüber, wie ihr zu helfen wäre, haben einige wenige Mitglieder privat und ohne ihre Anwesenheit gesprochen. Mit dem Ergebnis, dass es am besten sei, nichts zu tun. Weil es nichts gab, was man sinnvollerweise hätte tun können. Jemandem Sprüche reinzudrücken wäre echt das letzte gewesen, was einer von uns gemacht hätte. Dann hätten wir die Gruppe auch gleich dichtmachen können. Sowas ist einer SHG nicht würdig.

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Beitrag So., 30.07.2023, 12:52

eben, wenn der Therapeut völlig egal ist, dann kann ich in eine Selbsthilfegruppe gehen.
Die ist kostenlos, da muss nichts bei der Kasse beantragt werden, das ist ein ganz anderer Ansatz.

Montana, ihr habt für euch entschieden diese Frau nicht zu konfrontieren mit ihren Verhalten, nicht zu hinterfragen.
Und das war für euch in dieser Lage genau richtig. Andere Menschen hätten vielleicht anders entschieden, aber das kann man weder von aussen beurteilen noch werten.
Das ist eben der Unterschied zu einer Therapie, auch Gruppentherapie: Da gibt es einen Therapeuten, einen Fachmann, der vielleicht entscheidet zu spiegeln, zu konfrontieren, etwas zu thematisieren aus therapeutischen Gründen.

Aber in einer SHG sitzen eben Betroffene, Laien, keine Fachleute. Den Unterschied sollte man sich immer bewusst machen wenn man Hilfe sucht.

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Beitrag So., 30.07.2023, 13:12

SHG haben ja auch unterschiedliche Profile, also bieten unterschiedliches an. Das war keine Gruppe, die bei familiären Konflikten helfen soll. Sie soll ein sicherer Ort sein für s. traumatisierte Personen. Und die sollen in erster Linie das Gefühl haben, willkommen zu sein und verstanden zu werden in einer Gruppe von Menschen mit ähnlichen Erfahrungen. Natürlich unterscheiden wir uns aber in vielen anderen Belangen, und das darf so sein und darüber darf erzählt werden. Das ungefragte Verteilen von Ratschlägen gehört ausdrücklich zu den NoGos. Die gibt's ja im normalen Leben ohnehin ständig von allen Seiten gratis.

Und genau aus dem Grund finde ich es auch bedenklich, wenn in einer Gruppentherapie der Therapeut im Hintergrund bleibt und die Gruppe einfach machen lässt. Solche Gruppen habe ich in Kliniken erlebt. Die bleiben dann auf dem Niveau, wo Mitglieder einander unqualifizierte Ratschläge geben. Beispiel: jemand erzählt, dass er manchmal Probleme mit Dissoziation hat, jemand anders schlägt vor, sich einen Igelball zu kaufen. Für sowas braucht man aber keine Therapie, da kann man auch nach Tipps im Internet suchen, das bringt genauso viel.

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Beitrag So., 30.07.2023, 13:17

Montana, eine Selbsthilfegruppe ist was anderes als Gruppentherapie.
chrysokoll hat geschrieben: So., 30.07.2023, 12:52 eben, wenn der Therapeut völlig egal ist,
Das habe ich so geschrieben? Nein, egal ist er nicht, aber deren Aufgaben sind wohl mehr Wunsch als Wirklichkeit. Es geht darum dass Menschen in einer Gruppe einen Umgang miteinander "lernen" egal welche Problematik dahintersteckt. Da muß die Gruppe aktiv werden und den Raum nutzen ähnlich einer Einzeltherapie.

Von ArcticFox wird ja die "Einmischung" offenbar nicht gut aufgenommen, auch wenn es nicht um ihn geht.

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chrysokoll
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Beitrag So., 30.07.2023, 13:26

Montana hat geschrieben: So., 30.07.2023, 13:12 Solche Gruppen habe ich in Kliniken erlebt. Die bleiben dann auf dem Niveau, wo Mitglieder einander unqualifizierte Ratschläge geben. Beispiel: jemand erzählt, dass er manchmal Probleme mit Dissoziation hat, jemand anders schlägt vor, sich einen Igelball zu kaufen. Für sowas braucht man aber keine Therapie, da kann man auch nach Tipps im Internet suchen, das bringt genauso viel.
genau so habe ich das leider auch in Kliniken kennengelernt.
Da werden die Gruppen oft geleitet von angehenden Therapeuten. Also recht jungen Leuten, die gerade Psychologie studiert haben und nun ihr praktisches Jahr mehr recht als schlecht an Kliniken absolvieren.
Da sitzen dann nicht nur Männer und Frauen bunt gemischt in Gruppen mit ständig wechselnden Teilnehmern, sondern auch diverse Krankheitsbilder.
Und dann sagt ein Mensch mit Depression dass er sich nicht aktivieren kann und ein Borderliner rät, doch mal Sport zu machen. Der Borderliner erzählt von den Wutanfällen und ein Mensch mit Phobie rät dazu, doch mal einen Boxsack zu kaufen. Und der angehende Therapeut strahlt auch noch bei so viel "Kreativität"
Ganz ehrlich, dafür brauche ich keinen Klinikaufenthalt.

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