Therapieabbruch durch Therapeuten nach Suizidversuch

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Laura296
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Beitrag Sa., 01.07.2023, 19:41

Sydney-b hat geschrieben: Sa., 01.07.2023, 19:20 Seit deinem ersten Post sind nun einige Tage vergangen.
Wie denkst du nun über seine Aussage, dass er bei einem weiteren Versuch deinerseits die Therapie beenden wird?
Ist durch seine Aussage dein Vertrauen in den Therapeuten zerbrochen?
Oder denkst du, dass eine Weiterarbeit mit ihm trotzdem gut möglich wäre?

Einige Tage ist gut…. Vorgestern; 48h
Mein Vertrauen ist nicht gebrochen, dafür haben wir zu hart an überhaupt einer gemeinsamen Basis gearbeitet. Aber es bleibt das Gefühl, dass der VERSUCH nicht mehr passieren darf; sondern es nur ein ganz oder gar nicht gibt.
Und das macht es nicht unbedingt besser

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Scars
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Beitrag Sa., 01.07.2023, 20:05

Laura296 hat geschrieben: Sa., 01.07.2023, 19:41 Aber es bleibt das Gefühl, dass der VERSUCH nicht mehr passieren darf; sondern es nur ein ganz oder gar nicht gibt.
Und das macht es nicht unbedingt besser
Das hat dein Therapeut ja so auch kommuniziert, dass er nach einem weiteren Suizidversuch die Zusammenarbeit beenden würde. Ich denke es ist als erster Schritt wichtig, dass du lernst deine Handlungen diesbezüglich zu kontrollieren oder umzulenken. Du darfst dich so suizidal fühlen wie du willst und dieses Ventil auch weiterhin nutzen, allerdings halt nicht umsetzen, wenn du weiterhin zu dieser Therapie gehen möchtest. Das ist eine Entscheidung, die du treffen kannst: in Zukunft alle Möglichkeiten zu nutzen um suizidale Handlungen zu verhindern - oder nicht. Wenn du keine Strategie kennst, darfst du dir welche aneignen - deine Therapeuten fragen, hier fragen, dir andere Unterstützung holen.

Je nachdem welche Haltung du ein nimmst wird es auch deinen Therapeuten beeinflussen in seinen Entscheidungen.

Wie geht es dir denn aktuell? Kommst du mit dem inneren Druck klar? Habt ihr Absprachen, was du bis zur nächsten Therapiestunde machst?
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Laura296
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Beitrag Sa., 01.07.2023, 20:19

Scars hat geschrieben: Sa., 01.07.2023, 20:05
Wie geht es dir denn aktuell? Kommst du mit dem inneren Druck klar? Habt ihr Absprachen, was du bis zur nächsten Therapiestunde machst?
Heute ist ein sehr zweigeteilter Tag. Ich habe massive Schwankungen und obwohl ich mich sehr auf heute gefreut habe, bin ich heut Abend sehr erschöpft und ziehe mich zurück. Empfinde Druck, der sich gerade in (nicht schlimmen, aber ich kenne den Verlauf) Selbstverletzungen entladen hat. Jetzt ist es etwas erträglicher; aber weit ab von gut. Mein Kopf dreht Wiederholungsschleifen um dieses „Ich darf mir nichts tun“ und ich lese stundenlang alles mögliche und unmögliche zu dem Thema…
Ich würde gerne heulen, aber ich bin über das Stadium schon drüber. Ich habe keine Tränen mehr.

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Beitrag Sa., 01.07.2023, 20:32

Laura296 hat geschrieben: Sa., 01.07.2023, 19:41 Aber es bleibt das Gefühl, dass der VERSUCH nicht mehr passieren darf; sondern es nur ein ganz oder gar nicht gibt.
Und das macht es nicht unbedingt besser
Ganz oder gar nicht gibt es nur in deiner Fantasie. Wenn man eine lebensgefährhliche Krankheit hat, geht man auch in eine Krankenhause. Stell dir vor du hättest ne Blinddarmentzündung und gehst zum Hausarzt und der kann dich nicht operieren. Dann wied dir der Hausarzt auch irgendwann sagen, ich kann sie in diesem Zustand hier in meiner Praxis nicht behandeln. Ich würde mir selbst eine gute Klinik jetzt schon mal raussuchen. Dann kommst du icht in irgendso eine Standardklinik im Ernstfall. Ich würde mir schon mal n Plan B überlegen. Außerdem sollte der Therapeut mit dir n Notfallplan erarbeiten, was es sonst noch für Hilfsmöglichkeiten gibt.usw.

Und zum Thema Suizidgedanken an sich. Ist halt so die Frage, wie das bei dir so ist.

Es ist halt so die Frage: Brauchst du Suizidversuche um deine Stimmung zu regulieren und/oder zu zeigen, dass du Hilfe brauchst/es dir schlecht geht, dann solltest du vllt daran arbeiten das ander zu managen.

Beruhigen dich Suizidversuche weil sie dir Kontrolle über eine nicht aushaltbare Situation geben? Dann solltest du daran arbeiten, Situationen anders aushaltbarer zu machen.

Ein Teil von dir will leben. Wie kannst du den stärken und größer werden lassen?

Ja, es ist hart zu hören, dass man nicht stabil genug ist für eine ambulante Therapie. Aber manchmal ist das eben so. Dieser Zustand wird sich auch irgendwann wieder ändern.
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 01.07.2023, 20:36

Ich denke du würdest am meisten von einer für dein Problem passenden stationären Psychotherapie profitieren. Dazu wäre es nötig erst mal festzustellen was die für dich geeignete Art von stationärer Therapie ist. Was hast du denn im Alltag für psychosoziale Unterstützung? Wie sieht überhaupt dein Alltag aus?
Weil in solchen Zuständen ist die passende gesunde Ablenkung gut.

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Scars
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Beitrag Sa., 01.07.2023, 21:02

Laura296 hat geschrieben: Sa., 01.07.2023, 20:19 Jetzt ist es etwas erträglicher; aber weit ab von gut. Mein Kopf dreht Wiederholungsschleifen um dieses „Ich darf mir nichts tun“ und ich lese stundenlang alles mögliche und unmögliche zu dem Thema…
Naja, das es dir gut geht kurz nach Suizidversuch, wäre wohl nicht zu erwarten, oder? Solange es dir hilft klarzukommen dich damit zu beschäftigen… vielleicht kannst du das Unmögliche ja ein bisschen weg lassen.

Dein Therapeut meint es sicher nicht böse, wenn er dich begrenzt. Warum kommt Klinik nicht in Frage für dich? Tagesklinik? Wenn es in dir so viel Druck erzeugt zu verhindern dir nichts anzutun, könnte ich mir schon vorstellen dass es hilfreich sein könnte (war noch nie stationär), weil du von der Verantwortung etwas abgeben könntest und positive Momente hast.

Ich habe mich auch immer gegen stationäre Aufenthalt gesperrt (tue es weiterhin hoppla) aber würde es nicht empfehlen. Du musst es ja nicht durchziehen, wenn es blöd ist und signalisiert gleichzeitig deinem Therapeuten deine Therapiebereitschaft, wenn du es versuchst. Außerdem geht’s dir ja einfach schlecht.
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Sydney-b
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Beitrag So., 02.07.2023, 00:05

Laura296 hat geschrieben: Sa., 01.07.2023, 19:41

Einige Tage ist gut…. Vorgestern; 48h
Mein Vertrauen ist nicht gebrochen, dafür haben wir zu hart an überhaupt einer gemeinsamen Basis gearbeitet. Aber es bleibt das Gefühl, dass der VERSUCH nicht mehr passieren darf; sondern es nur ein ganz oder gar nicht gibt.
Ich hatte von einigen Tagen geschrieben, weil du geschrieben hattest, dass euer Termin am Montag war.
Es ist eine positive Nachricht, dass dein Vertrauen in ihn nicht gebrochen ist.
Da habt ihr eine gute Basis und könnt noch so einiges erarbeiten.
Es gibt übrigens mehr, als ein Ganz oder Garnicht.
Über deine Suizidgedanken darfst (und sollst) du dich ja mitteilen.
Rechtzeitig Hilfe holen/annehmen (und vorher mit ihm erarbeiten, wie das aussehen könnte) wäre wohl ein tragbarer Kompromiss für eine gute und erfolgreiche Therapie.

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Shukria
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Beitrag So., 02.07.2023, 08:00

Suizid (Versuch) heißt ja, aus dem Kontakt zu gehen und im Prinzip sagt die dein Therapeut, er arbeitet nur mit dir wenn du eine innere Bereitschaft mitbringst - gerade wenn es dir schlecht geht - IN den Kontakt mit ihm zu treten bzw. mit ihm in Kontakt zu bleiben und in der Beziehung mit ihm, Gemeinsam, nach Lösungen für deine Belastungen zu schauen.

Das ist die Arbeitsbasis die er dir anbietet.
Und du bist wenn du dich in die Ecke gedrängt fühlst durch/in deiner Not noch bei, ich muss das alleine schaffen und das geht nur indem ich den Kontakt abbreche (nicht mehr drüber reden , suizid ist ja nur die Steigerung)

Und er sagt, „Probier was neues, funktionaleres MIT mir“ - für deine alten , dysfunktionalen Lösungen brauchst du mich nämlich nicht, die hast du ja schon

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verzweigt_verliebt
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Beitrag Fr., 07.07.2023, 13:34

Gibt es bei euch denn sowas wie einen Behandlungsvertrag, in dem ihr mal den Umgang mit suizidalen Krisen besprochen und euch auf Absprachen geeinigt habt?

Ich hoffe, es geht dir ein bisschen besser :(

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Pursuit82
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Beitrag Sa., 15.07.2023, 01:55

"so gesehen ein Vertrauensmissbrauch gegenüber Deinem Therapeuten."

Nein.

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olbeu19
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Beitrag Di., 03.10.2023, 01:32

Laura296 hat geschrieben: Sa., 01.07.2023, 19:10 Je nachdem was die Ursache für den Suizidversuch bei der TE war, muss man damit dann auch anders umgehen.
- Schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome seit über 6Monaten
- Albträume/Flashbacks permanenter Schlafmangel, wenn ich schlafe, dann ultrakurz und unterbrochen von Albträumen
- dissoziative Symptome bis hin zur Depersonalisation; vermutlich Traumainduziert, aber noch nicht ganz klar weil eben bisher nur kurze Therapie

Ich tue mir außerdem massiv schwer mich zu öffnen; was auch der Grund ist warum ich aktuell nicht in der Klinik bin.
Mein Therapeut hat das schon immer wieder angesprochen und befürwortet und nach dem
Suizidversuch war ich auch 10 Tage stationär. Tatsächlich hat das null geholfen, außer dass ich „verwahrt“ wurde. Es hat mich eher sehr/mehr noch als zu Hause belastet und ich habe mich nach zehn Tagen selbst entlassen. Ich war heilfroh wieder bei „meinem“ Therapeuten zu Hause zu sein, insbesondere weil ich dort nicht wieder ganz von vorne anfangen musste. Und mehr als einmal pro Woche gab es auch in der Akut-Psychiatrie keine Psychotherapie.
[/quote]

Liebe Laura, habe auch Trauma ohne es zu wissen (frühste Kindheit). Deine Schilderung hört sich für mich nach Trauma an. Bitte erwarte keine Diagnose seitens der Therapeuten. Ich an Deiner Stelle würde folgendes machen: Schau dir körperbezogene Traumatherapien an ( EMDR, Neurofeedback, ...) und lass Dir von Deiner Theraputin eine Überweisung als Ergotherapie dazu geben. Wenn du magst, lass von einem Neurologen eine Gehirnstrommessung machen. Eine "Öffnunf" ist dabei nicht großartig nötig, Du wirst nur gefragt, wie es Dir geht. Vielleicht ist Dein stressempfinden viel zu hoch. Trauma mit Psychotherapie zu behandeln ist riskant ( bin selber 1x retraumatisiert worden). Mit der Ergotherapie verarbeitet dein Unterbewusstsein alles.
Bei mir ist nach 10 Jahren VT und 2 Kliniken alles andere nur Zeitverschwendung.

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