Enttäuscht von meinem Therapeuten, Beendigung der Therapie

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SinnIch
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Beitrag Do., 15.06.2023, 10:29

Bini hat geschrieben: Do., 15.06.2023, 10:13 Das mit der Schweigepflichtsverletzung macht mir am meisten zu schaffen. Die ganze Zeit ist so ein schlechtes Gefühl da, wem ich da eigentlich so lange Zeit mein Vertrauen geschenkt habe.
Kann ich total nachvollziehen. Das ist ja auch echt, von dem, was du schreibst, das nach außen hin schwerwiegendste. :neutral: Tut mir echt total leid, was du da erlebt hast bzw. gerade erlebst, ich kann das nachfühlen.

Würde es dir vielleicht noch helfen, das irgendwie an ihm "rauszulassen" (Email oder Brief schreiben...)? Also ruhig auch mit harten Worten so wie du es fühlst... Das wäre wohl mein Weg. Wut ist nicht das allerschlechteste, finde ich, das aktiviert wenigstens und macht weniger hilflos.

Vielleicht hab ich es überlesen, aber wie hast du denn erfahren, dass er Sachen über dich ausgeplaudert hat, hat sie dir das dann erzählt?

Zum darüber lachen: Auch nur mit Abstand und eher auf einer Meta-Ebene, wenn man das Gesamte betrachtet ;-)
In deiner Situation gerade könnte ich das auch nicht und ich bin ja bis heute über manches traurig, was mit der ersten Therapeutin lief.

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saffiatou
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Beitrag Do., 15.06.2023, 13:26

Bini hat geschrieben: Mi., 14.06.2023, 16:01 Ich habe mich bis jetzt, wo sich alles so bitter entwickelt hat, nicht wirklich mit Therapie, Rahmenbedingungen, Therapieformen und allem was da sonst noch dazu gehört beschäftigt. Das kann man aus jetziger Sicht als Fehler ansehen.
Für die Einhaltung der Rahmenbedingungen ist der Therapeut zuständig und nicht der Patient. Wenn der Therapeut alles richtig macht, dann klärt er den Patienten auf, steckt gemeinsam die Grenzen ab und sorgt dafür, dass beide Seiten sie einhalten.

Beim Lesen hat mich das extreme und ständige Überziehen der Stunden sehr alarmiert und auch Sitzungen an einem Sonntag. Dein Therapeut hat keine Grenzen und das zeigt sich dann tragischer Weise darin, dass er die Scheigepflicht nicht einhält, das ist eine strafbare Handlung. Es ist egal, wie gut er Dir in den letzten Jahren geholfen hat, hier hat er Dir einen großen Schaden zugefügt, indem er einer Person Inhalte aus der Therapie berichtete. Wie soll so jemand dann erneut bei einem Therapeuten vertrauen finden? er hat damit sehr viel zerstört.

Ja, ich würde so einen Thera melden, egal wie gut Euer Verhältnis zueinander vorher war, wie soll er sonst lernen und begreifen, was ein Bruch der Schweigepflicht wirklich bedeutet.

Die Fehleinschätzung wegen des Absetzens des Antidepressiva ist meiner Meinung nach für Dich zwar (richtig) schlimm gewesen, aber das kann einfach passieren, da niemand vorhersagen kann, wie heftig die Wirkung sein kann, wenn du ein Medi absetzt. Aber bitter finde ich, dass er nicht zu dem steht, was er sagte.
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Bini
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Beitrag Do., 15.06.2023, 13:41

Die Kurzform. Vor ca. 2 Jahren habe ich mich beruflich weiter verändert und arbeite seit dem auf einer anderen Dienststelle. Mit dieser betreffenden Arbeitskollegin habe ich seither null Kontakt und auch während unserer Zusammenarbeit hat sich der Kontakt rein auf das berufliche beschränkt. Wir hatten kein Problem mit der jeweils anderen, aber die große Sympathie war es nie.

Passiert ist das Ganze bei einer Hochzeit ungefähr 100 Kilometer entfernt von meiner Wohngegend und Dienststelle. Sowohl mein Therapeut mit seiner Frau als auch meine Arbeitskollgin mit ihrem Mann waren dort Gäste. Und zu meinem Glück auch eine Bekannte/Freundin von mir mit ihrem Freund. Diese Bekannte kennt weder meine Arbeitskollegin noch meinen Therapeuten, hat aber ganz genau mitbekommen, dass beide neben vielen anderen Dingen, die nichts mit mir zu tun haben auch über mich gesprochen haben. Der Situation nach und wie gesprochen wurde muss es nicht das erste Mal gewesen sein, dass über mich gesprochen wurde.

Ich kann es ja selber nicht genau sagen, wie gut mein Therapeut und diese ehemalige Arbeitskollegin befreundet sind. Vielleicht kennen sie sich schon seit Ewigkeiten und sind richtig gut befreundet. Das ist ja das gemeine daran. Ich kann mir aus den Informationen die ich habe nur irgendwie möglichst realistisch zusammenfügen, wie das alles ist. Vielleicht hat mein Therapeut keine Sorge gehabt, dass ich das jemals mitbekomme, weil er von meiner ehemaligen Arbeitskollgin genau weiß, dass wir nie besonders gut waren und seit meinem Dienststellenwechsel null Kontakt besteht. Vielleicht hat sie ihm versprochen, dass sie den Mund hält. Es ist einfach nur ein riesengroßes Glück für mich oder Pech für meinen Therapeuten, dass auf einer Hochzeit so weit entfernt von unserer Gegend dann noch jemand am Tisch sitzt, der mich kennt. Die haben das ja nicht gewusst.

Sowohl meine Bekannte/Freundin als auch ihr Freund haben beide das selbe erzählt. Wieso sollten sie mich anlügen, wenn sie plötzlich Dinge wissen, die sie einfach nicht wissen können. Als ich darauf angesprochen wurde habe ich einen Adrenalinstoß bekommen und für 15-20 Sekunden so ein Gefühl gehabt als wäre das gerade nicht real.
Zuletzt geändert von Bini am Do., 15.06.2023, 13:46, insgesamt 1-mal geändert.

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Bini
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Beitrag Do., 15.06.2023, 13:44

Hallo saffiatou, danke für deine Einschätzung. Wirklich danke. Noch vor 2 tagen habe ich riesengroße Zweifel gehabt, dass ich überreagiere. Mir helfen eure Rückmeldungen so sehr, dass das nicht mehr so ist. Danke!

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Sydney-b
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Beitrag Do., 15.06.2023, 13:48

Schweigepflicht ist Schweigepflicht und hat keine Kilometerbegrenzung!
Dann noch in der Öffentlichkeit über Patienten/Namen sprechen…
Das wird ja mit jeder Erklärung von dir schlimmer…

Sein Verhalten ist durch nichts zu entschuldigen!

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SinnIch
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Beitrag Do., 15.06.2023, 14:47

Puh, ich glaube zwar, sowas kommt öfter vor als man denkt und die Wahrscheinlichkeit ist ja enorm hoch, dass sowas ja eher nicht auffliegt, aber schließe mich da an, dass es trotzdem nicht zu entschuldigen ist. Vor allen Dingen, dass auch noch echt Namen dabei fallen und nicht "ich hab da eine Patientin, die...". Und dann noch intime Sachen, bei denen es ja vermutlich nicht um die Farbe des neu angeschafften Autos geht oder sowas :evil:

Mir wäre glaube ich auch wichtig, dass der anderen Person das klar ist, was sie angerichtet hat. Aber da tickt ja jeder anders und man muss ja auch da schauen, was einem da selbst wirklich "hilft" und man da nicht über seine eigenen Grenzen geht.

Krass finde ich, dass er auch noch so gelassen reagierte als du ihn damit konfrontiertest (wobei, wer weiß, was innerlich abging...).

Edit: Mir fällt gerade auf, dass ich das mit dem Namen jetzt "reininterpretiert" habe. Aber es muss ja zumindest so gesprochen worden sein, dass eindeutig war, um wen es ging, was ja eigentlich fast nur durch komplette Namen geht, wenn deine Bekannte die anderen ja auch nicht mal kannte, oder?

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Bini
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Beitrag Do., 15.06.2023, 15:28

Ja also es ist nicht möglich, dass meine ehemalige Arbeitskollegin ihn ins Blaue hinein fragt, ob ich nicht vielleicht zufällig in Therapie bei ihm bin. Es kann nur so gewesen sein, dass er da den Anfang gemacht, so quasi: Hey, wirst du nicht glauben, ich hab eine Kollegin von dir in Therapie bei mir. Sag auf keinen Fall was weiter, das muss unter uns bleiben. Wir haben immer wieder über Dinge von eurer Arbeit gesprochen. Ist das wirklich so? Wie siehst du das?

Was er da bei der Unterhaltung bei der Hochzeitsfeier nicht gemacht hat, war über mich lästern oder mich schlecht reden. Das haben mir auch beide so bestätigt. Es war mehr ein neutrales bis neugieriges hin und her und nach ein paar Minuten war es schon wieder vorbei. So ist es mir erzählt worden.

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SinnIch
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Beitrag Do., 15.06.2023, 15:38

Was ich da auch gerade krass dran finde, ist neben der offensichtlichen Verletzung der Schweigepflicht, dass er ja dann sich selber dadurch ja auch noch ein anderes Bild der Sachen, die du mit ihm besprichst, macht, also diese dann ja eingefärbt von der Wahrnehmung deiner Kollegin sind und er dir nicht mehr unvereingenommen gegenüber sitzt.

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saffiatou
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Beitrag Do., 15.06.2023, 15:42

Es spielt keine Rolle, ob er gelästert hat oder nicht, oder wie lange er über dich sprach, es ist und bleibt eine Straftat!

Die Minuten sind belanglos. Wie soll man einem thera trauen, mit ihm über ganz ganz private Dinge reden, die man sonst mit niemandem bespricht, wenn man nicht sicher sein kann, dass er plaudert. Es ist außerdem ethisch fragwürdig, dass er dich als Patientin angenommen hat, wenn er mit deiner Kollegin befreundet ist, das hätte er zumindest ansprechen müssen.
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Beitrag Do., 15.06.2023, 15:51

WahnSinnIch hat geschrieben: Do., 15.06.2023, 15:38 Was ich da auch gerade krass dran finde, ist neben der offensichtlichen Verletzung der Schweigepflicht, dass er ja dann sich selber dadurch ja auch noch ein anderes Bild der Sachen, die du mit ihm besprichst, macht, also diese dann ja eingefärbt von der Wahrnehmung deiner Kollegin sind und er dir nicht mehr unvereingenommen gegenüber sitzt.
Genau dieser Punkt ist für mich am aller schlimmsten. Wir haben sehr viel über die Arbeit gesprochen. Über das Chaos und teilweise den Irrsinn dort und auch immer versucht, alle Hintergründe und meine Persönlichkeitsstruktur dabei genau zu verstehen. Es ist nur eine Vermutung und ich werde leider nie eine Bestätigung dafür bekommen, aber ich denke dass er neugierig war und darüber eben von anderer Seite als mir mehr Informationen wollte. Dieser Punkt ist für mich sehr schlimm. Es würde zwar nichts ändern, aber dann ist das genau noch eine Kollegin, wo die Sympathie nie da war. Bei anderen, mit denen ich immer gut konnte, würde es mich nicht ganz so heftig treffen. Und das erste Jahr, wo ich eben noch an der alten Dienststelle gearbeitet habe, war ich ja auch schon bei ihm in Therapie. Ich will mir gar nicht vorstellen, dass diese Arbeitskollegin damals vielleicht gewusst hat was los ist, wo ich selbst davon keine Ahnung habe.

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Bini
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Beitrag Do., 15.06.2023, 15:53

saffiatou hat geschrieben: Do., 15.06.2023, 15:42 Wie soll man einem thera trauen, mit ihm über ganz ganz private Dinge reden, die man sonst mit niemandem bespricht, wenn man nicht sicher sein kann, dass er plaudert.
Gar nicht mehr. Deswegen weiß ich auch nicht, ob ein deutlicher Brief überhaupt Sinn macht.

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Sydney-b
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Beitrag Do., 15.06.2023, 17:01

Vielleicht kannst du dich ja nach einiger Zeit doch noch an den Ethikverein wenden.
Er sollte auf jeden Fall von einer übergeordneten Stelle mit seinem Fehlverhalten konfrontiert werden.
Solche Therapeuten braucht kein Mensch.
Wenn er schon auf Hochzeiten über seine Patienten plaudert, wo macht er das dann noch?
Es ist davon auszugehen, dass er über seine anderen Patienten auch hin und wieder mit anderen Menschen spricht.
Schuldig bist du ihm gegenüber nichts.
Auch wenn er dir einen Preisnachlass wegen der Stunden eingeräumt hat, beinhaltet das auf keinen Fall, dass er deshalb die Schweigepflicht brechen darf.

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saffiatou
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Beitrag Do., 15.06.2023, 17:04

Einen Brief zu schreiben, macht ihm auch deutlich, dass er entlarvt wurde! Es zeigt, dass Fehlverhalten herauskommt. Es kann auch für dich ein wichtiger therapeutischer Akt sein, zu formulieren und ihm zu schreiben was und wie sehr er dich verletzt und verunsichert hat. Auch wenn er nicht darauf reagiert, oder es nicht begreift, du hast de8ne Meinung vertreten — das ist wichtig.
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chrysokoll
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Beitrag Do., 15.06.2023, 17:18

ich kann mir einfach nicht vorstellen dass einem Therapeuten nicht klar ist dass er eine Straftat begeht wenn er die Schweigepflicht verletzt.
Wie kommt man auf sowas? Hat er gedacht das kommt schon nicht raus wenn er gelegentlich lässig über die Patientin plaudert? Ich finde er muss dringend wissen dass dass nicht geht, sowas ist ja meistens dann nicht die einzige Tat (auch wenn die TE selbstverständlich nicht dafür zuständig ist andere zu schützen, es wäre nur ein Nebeneffekt)

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Bini
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Beitrag Do., 15.06.2023, 19:40

Ich habe jetzt auch das erste Mal mit meinem Freund über die Schweigepflichtverletzung gesprochen. Über alles andere weiß er sowieso bescheid. Er hilft mir wo es nur geht und auch wenn er es nicht so zeigt, ihn hat das die letzte Zeit auch ziemlich mitgenommen. Ich bin ihm so dankbar. Er ist so eine riesengroße Unterstützung. Jedenfalls habe ich ihm das mit der Verletzung der Schweigepflicht jetzt in Ruhe (mit ein paar Tränen) ganz genau erzählt. Ich habe ihn lange nicht so verständnisvoll für mich und gleichzeitig wütend erlebt. Er sagt ich muss unbedingt etwas unternehmen und er unterstützt mich auch dabei so gut er kann. So ruhig aber wütend habe ich ihn lange nicht gesehen.

Ich habe noch genau das Bild vor mir, wie ich meinen Therapeuten bei dem für ihn überraschenden letzten Termin darauf angesprochen habe, dass ich das mitbekommen habe. Ganz kurz war er überrascht und erschrocken, dann haben wir uns 10 Sekunden ohne jeden Mucks gegenseitig angestarrt. Vielleicht hätte ich da gleich auf den Tisch hauen sollen, aber ich hatte die Kraft in diesem Moment nicht. Von ihm kam nichts. Er hat mich einfach nur angestarrt bis ich gesagt habe, dass ich jetzt gehen werde. Dann kam von ihm in komplett nüchternen Ton, dass der Abschied für ihn sehr schwer wäre, gefolgt von weiteren 10 Sekunden gegenseitig anstarren. Dann bin aufgestanden, er hat mir die Hand gegeben und ich bin gegangen.

Ich denke ich werde mit meinem Freund gemeinsam mit dem Ethikverein Kontakt aufnehmen. Aber nicht sofort. Wir schauen uns vorher noch nach einer neuen Therapie für mich um und ich muss mich generell noch etwas fangen, bevor ich die Kraft dafür habe. Eine Mail (die erste Mail überhaupt die ich an ihn schicken werde) werde ich auch noch schreiben und gleich schreiben, dass ich gar keine Antwort möchte. Aber auch da werde ich noch ein paar Tage warten. Mir geht das alles einfach trotz Ablenkung den ganzen Tag nicht aus dem Kopf. Es ist immer präsent.

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