Belastende Beziehung zur Mutter

Alle Themen, die in keines der Partnerschafts-Foren passen, bei denen es aber in weitestem Sinne um Beziehungen, soziale Kontakte usw. geht, Adoption, Pflege usw.
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chrysokoll
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Beitrag Di., 03.01.2023, 18:23

Chiana hat geschrieben: Di., 03.01.2023, 09:19 Letztes Jahr war ich schon sehr froh (trotz dem was ich oben schrieb, nach ein paar Tagen Abstand), als ich die Verlängerung auf vier Wochen angesprochen und durchgesetzt hatte. Es war eine riesen Erleichterung. Allerdings gab es auch gleich von einem Bekannten eine eher negative Reaktionen in dem Sinn, dass er gesagt hat, man wüsste ja nie, wie lange man seine Eltern noch hat, also sollte man so viel Zeit wie möglich mit ihnen verbringen.
wie kommt denn ein Bekannter drauf das mit dir zu besprechen, das überhaupt anzusprechen?
hast du den gefragt? Das glaube ich ja kaum.
Oder hat deine Mutter da einen "Auftrag" erteilt?, so hintenrum

Ich fahre ja ganz gut damit bei Bekannten die mir ungefragt irgendwas mitteilen nur so mit "aha" zur reagieren oder "ja genau" oder "ach hmhm" zu nuscheln

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Chiana
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Beitrag Do., 05.01.2023, 12:21

Takli hat geschrieben: Di., 03.01.2023, 09:32 Daß ich den Kontakt gemieden habe, war für ihn ein Zeichen von Undankbarkeit und mangelnder Wertschätzung. Die Wahrheit lag aber eher in seiner emotionalen Bedürftigkeit und seinem klammernden Verhalten, daß mir die Luft zum Atmen genommen hat.
So fühlt es sich für mich auch an. Und durch meine schlechte Durchsetzungsfähigkeit bei sofort einsetzendem Bedauern, wenn sie negativ reagiert, kommt es mir auch vor wie ein Gefängnis, aus dem ich trotz räumlichem Abstand nicht richtig rauskomme.

Das empfohlene Buch habe ich sogar schon eine Weile hier, aber habe noch nicht angefangen zu lesen. Werde ich jetzt mal machen. Da gibt es auch ein Kapitel über schwache Väter, das könnte für mich auch interessant sein.
saffiatou hat geschrieben: Di., 03.01.2023, 11:14 Vielleicht würde es helfen, wenn genaue Regeln formuliert werden. Wenn Du Dich hinsetzt und mal für Dich aufschreibst, was Du von ihr erwarstest, wie Du es dir vorstellst, wenn Du sie besuchst und es "gut" laufen soll.
Ja, da hätte ich schon ein paar Vorstellungen. Besonders, dass sie nicht immer an mir oder anderen herumkritisiert. Ich will auch nicht hören, was wieder zwischen ihr und meiner Schwester war, wenn ich dort bin. Außerdem bringt sie ein weiteres Thema mit 100% Häufigkeit, nämlich ihr Gewicht, es geht kein Besuch vorbei, an dem sie nicht darüber redet, ob es gerade runter oder hoch ging und was sie zu viel gegessen hat. Früher hat sie dazu auch noch mein Gewicht kritisiert, das lässt sie inzwischen immerhin.
saffiatou hat geschrieben: Di., 03.01.2023, 11:14 Vielleicht kannst Du sie daran erinnern, dass sie ihre Mutter auch nicht ständig besucht hat (das war bei meiner Mutter so, die wurde nur an hohen Feiertagen mal aufgesucht!!)
Genau das kam mir auch schon in den Sinn. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir in meiner Kindheit sehr oft bei meiner Oma waren. Das war auch eher sporadisch. Ich werde sie mal fragen, ob sie sich noch daran erinnert.

-Fortsetzung folgt-

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Chiana
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Beitrag Do., 05.01.2023, 12:23

saffiatou hat geschrieben: Di., 03.01.2023, 11:23 Wenn Du ihr mitteilst, dass Du sie seltener besuchen willst und dann gleich Tränen kommen, kannst Du ihr auch mal sagen, dass es für sie zwar schwer ist, aber auch für Dich ist einiges nicht einfach.
Das ist wirklich ein schwieriges Thema. Ich fand gestern diesen Text:
https://palais-fluxx.de/ich-mag-meine-mutter-nicht/

Da trifft nicht alles genauso auf meine Mutter zu, aber ein paar Sachen, besonders das:

"Ein paar Mal habe ich mich als Erwachsene getraut, sie auf den Mangel anzusprechen, den ich als ihr Kind empfunden habe und immer noch empfinde – ruhig im Tonfall, aber ehrlich in der Sache: „Mama, es ist schwer für mich, wenn du …” – „Ich habe gelitten darunter, dass …” – „Ich fühlte mich oft nicht genug geliebt, weil …”
Ich habe meiner Mutter Dinge gesagt, die mich maßlos bestürzen und beschäftigen würden, wenn mein Kind sie zu mir sagen würde. Ich würde Tage und Nächte lang darüber nachdenken. Ich würde noch einmal darüber reden, mich erklären, verteidigen und entschuldigen, mich mit meinem über alles geliebten Kind versöhnen wollen.
Meine Mutter antwortete immer nur: „Ach, das ist so lange her.” Oder: „Das war damals halt so.” Oder einfach: „Daran kann ich mich nicht erinnern.” (...)
"...so reden wir nur noch über ihre neuesten Einkäufe und andere scheinbar unverfängliche Dinge"
"Und neulich, als sie sich mal wieder nur halbherzig danach erkundigt hatte, wie es ihrem Enkel ginge, aber die Antwort nicht hören wollte, nämlich dass er gerade schlecht drauf war wegen des damals immer noch anhaltenden Online-Studiums („Na, anders geht es halt nicht, und Corona ist für uns alle eine Belastung!“). Als sie lieber schnell das Thema wechselte und eine halbe Stunde am Stück berichtete, in welchen Ecken die neue Putzfrau nicht gründlich genug geputzt habe "


Also das Ausblenden von Problemen anderer (oder meiner), alles wird bagatellisiert oder es kommt ein Spruch wie "das muss halt so sein" u.ä., Ziel ist vermutlich, dass es sie nicht belastet.
Hinterher würde aber meine Mutter sich beklagen und beim nächsten Besuch vielleicht sagen: "ich habe nächtelang nicht geschlafen wegen dem, was du gesagt hast". Also käme es schon irgendwie an bei ihr, aber als Bumerang und Vorwurf wieder zu mir zurück. Deshalb sage ich sowas gar nicht erst.

Der Satz "Ich sitze da und langweile mich entsetzlich." ist auch mein Problem, aber es klingt so banal, wenn man sagt, ich langweile mich bei meiner Mutter. Daher bin ich froh, diesen Text gefunden zu haben, der das ein bisschen besser erklärt. Es kommt halt noch das dazu, was ich schon erwähnte, dass ich nicht über meine Themen reden kann, weil sie das alles in irgendeiner Weise dann schlecht macht oder kritisiert. Wenn ich z.B. für etwas Geld ausgebe, kann sie mich dafür kritisieren, dass das doch rausgeworfenes Geld sei (z.B. "Sport kannst du doch auch alleine machen, wieso Geld für ein Training/Kurs/Studio o.ä. ausgeben?). Oder wenn ich ihr sagen würde, dass ich eine Haushaltshilfe habe, die mir meine Zwei-Zimmer-Wohnung putzt, dann würde sie sagen, dass ja wohl eine zwei Zimmer-Wohnung zu schaffen sein müsste, wenn man noch dazu allein dort wohnt. Dass ich Pflegegrad 1 habe, habe ich gar nicht erwähnt, und vieles andere auch nicht, weil sie es sowieso nicht akzeptieren würde und ggf., wenn es ihr nicht passt, dann hat sie es bis zum nächsten Besuch einfach wieder vergessen.

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Chiana
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Beitrag Do., 05.01.2023, 12:25

Zauberlehrling hat geschrieben: Di., 03.01.2023, 16:46 Es kann aber auch sein, dass deine Mutter noch 20 Jahre lebt... Es weiß halt keiner. Was macht dieser Gedanke mit dir?
Ich hatte diesen Gedanken schon, und es hat mich eher erschreckt. Wahrscheinlich sterbe ich dann noch vor meiner Mutter und habe sie als Belastung bis an mein Lebensende. Ein bisschen Ironie wäre dabei, weil meine Mutter im Grunde schon seit 20 Jahren vom Sterben redet.
Zauberlehrling hat geschrieben: Di., 03.01.2023, 16:46 Was passiert mit dir/in dir, wenn du einen Termin wegen Krankheit nicht wahrnehmen kannst?
Ich gehe normalerweise hin, auch wenn ich mich krank fühle, weil ihr zu sagen, dass ich nicht komme, ist schwieriger, als ein paar Unpässlichkeiten auszuhalten. Ich müsste schon wirklich sehr krank sein, sodass ich nicht aus dem Haus kann, aber das war schon ewig nicht mehr der Fall. Ein oder zwei Mal habe ich einen Besuch mit Hilfe einer Lüge nicht ausfallen lassen, aber um eine Woche verschoben. Ich sagte, ich hätte einen Termin, eine Veranstaltung, wo ich unbedingt dabei sein will. Ist auch dann schwierig genug, weil ich immer mit ihrer Enttäuschung umgehen muss.
Kannst du dich in diesem Punkt ernst nehmen? Dir zugestehen, dass es tatsächlich erleichternd für dich ist, deine Mutter seltener zu sehen? Was passiert mit dir, wenn du diese Fantasie weiter verfolgst und es keine Einschränkungen gibt i.S.v.: "Das macht man/gehört sich aber so!"?
Ich habe inzwischen verstanden, dass mir diese Besuche nicht gut tun, habe aber noch Angst/Hemmungen, meine Wünsche gnadenlos durchzusetzen. Ich würde dann meine Mutter nur noch an Weihnachten und Ostern besuchen, oder vielleicht zu den Geburtstagen. Es würde sich wie Freiheit anfühlen, endlich Luft zum Atmen, und es wäre ganz hell wie an einem Wintertag, wo es frisch geschneit hat. Aber ich muss immer Rücksicht auf sie nehmen, deshalb ist es nur eine Fantasie, bis jetzt.
chrysokoll hat geschrieben: Di., 03.01.2023, 18:23 wie kommt denn ein Bekannter drauf das mit dir zu besprechen, das überhaupt anzusprechen?
hast du den gefragt? Das glaube ich ja kaum.
Meine Mutter kennt diesen Bekannten nicht. Ich tausche mich mit ihm über vieles aus, worüber ich sonst mit niemandem reden kann. Meistens versteht er mich und versucht mich zu unterstützen. Bei diesem einen Thema hat er aber eine andere Geschichte im Hintergrund als ich, deshalb konnte er mich hier nicht verstehen. Seine Eltern sind nämlich schon tot, und er hat wohl manchmal bereut, dass er sie nicht häufiger besucht hat, also das Gegenteil von mir. Deshalb seine Aussage. Er hat aber nicht daran rumgemacht, es war nur seine erste Reaktion. Diese Haltung, die er vertritt, ist ja auch weit verbreitet. Es gibt wohl viele Menschen, die ein besseres Verhältnis zu ihren Eltern haben, oder die es besser schaffen, mit den EIgenheiten ihrer Eltern zurechtzukommen.

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candle.
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Beitrag Do., 05.01.2023, 12:55

Chiana hat geschrieben: Do., 05.01.2023, 12:23 Dass ich Pflegegrad 1 habe, habe ich gar nicht erwähnt, und vieles andere auch nicht, weil sie es sowieso nicht akzeptieren würde und ggf., wenn es ihr nicht passt, dann hat sie es bis zum nächsten Besuch einfach wieder vergessen.
Das klingt ja schon nach Erwartungshaltung, dass du mit deiner Mutter etwas aufarbeiten willst. Ist die Frage, ob das überhaupt mal möglich war und sein wird? Davon müßtest du dich wohl ganz handfest verabschieden.

Und dann nochmal schauen und auch ganz ehrlich zu dir sein: Habe ich noch Lust darauf diese alte Dame zu besuchen und das ggf. ganz lassen oder weniger mit "Haut und Haar" (Über dich ergehen lassen).
Ankündigungen von deinem Rückzugswillen würde ich auch lassen, denn du siehst ja, dass das Stoff für Diskussionen gibt. Du bist da- Punkt. Und du bist nicht da- Punkt.

Wie gesagt: Diskussionen oder Ansagen bringen nichts, weil du ja Antworten erwartest. Hat sie Tränen in den Augen, hast du deine Antwort und du hast du dir gleichzeitig selber ein Bein gestellt.

Ansonsten kann ich sagen, dass bei mir überall der Punkt kam, auch bei meiner Oma wo es dann wirklich keine Gespräche oder sonstiges gibt. Das ist völlig normal, denke ich und das kann man dann eben einfach nur "ertragen", weil man diesen Menschen liebt und er einem ja auch irgendwo was gegeben hat. Bei meiner Oma war das viel, aber die Besuche genauso anstrengend.

Deine unverarbeiteten Mutterthemen kannst du dann vielleicht in Therapie bearbeiten.

LG candle
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sebi
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Beitrag Do., 05.01.2023, 12:57

Chiana hat geschrieben: Do., 05.01.2023, 12:25 Aber ich muss immer Rücksicht auf sie nehmen, deshalb ist es nur eine Fantasie, bis jetzt.
Vlt kannst du deine Fantasie auf dem Weg zur Realität dahingehend unterstützen, dass du dir immer wieder sagst, dass d u gar nichts m u s s t.
Deine Rücksicht verhindert zudem, dass sich deine Mutter weiter ent-wickeln kann. Ich versteh dich sehr gut. Ich habe Jahre gebraucht, bis mir klar wurde, was da in einer Beziehung läuft. Es gibt ein universelles Gesetz, das mir die Augen geöffnet hat: Wenn einer in einer Beziehung überfunktioniert, beginnt der andere zu unterfunktionieren. D.h. je mehr d u dich bemühst, je mehr d u tust, umso weniger bemüht sich der andere.
"Jeder Mensch sucht nach Halt. Dabei liegt der einzige Halt im Loslassen." Hape Kerkeling

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saffiatou
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Beitrag Do., 05.01.2023, 13:33

Chiana hat geschrieben: Do., 05.01.2023, 12:25 Ich tausche mich mit ihm über vieles aus, worüber ich sonst mit niemandem reden kann. Meistens versteht er mich und versucht mich zu unterstützen. Bei diesem einen Thema hat er aber eine andere Geschichte im Hintergrund als ich, deshalb konnte er mich hier nicht verstehen.
Eein Problem unserer (und manch anderer) Gesellschaft ist, dass wir die Familie und gerade die Eltern "heiligen" es muss doch etwas tolles sein. Eine Mutter ist angeblich immer gut und selbstvergessen. Das Vierte Gebot dazu, dass uns sagt, wir sollen unsere Eltern ehren.

Familien sind Gruppen, die durch den Zufall der Geburt entstehen. Mütter können gut sein, aber auch ganz ganz schrecklich und grausam. Warum soll man Menschen, die einem nicht gut tun ehren und unterstützen?

Viele trauen sich nicht daran, weil sie selbst noch in ihren vielleicht schlimmen Familienbeziehungen gefangen sind.

Bei meinem Bruder ist es so, der leugnet jede Misshandlung. In seiner Erinnerung war alles super. Wenn wir von unseren Familien berichten würden, hätte man den Eindruck, dass wir über zwei vollkommen unterschiedliche Familien erzählen.

Vielleicht ist das bei Deinem bekannten ebenfalls so, dass er in diesen Traditionen denkt oder an ihren festhält - aus welchen Gründen auch immer.

Du darfst an Dich denken - und zwar zuerst.
never know better than the natives. Kofi Annan

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chrysokoll
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Beitrag Do., 05.01.2023, 17:07

Selbst innerhalb derselben Familie können Menschen ja ganz unterschiedliche Dinge erlebt oder gefühlt haben.
Kinder werden manchmal auch ganz anders behandelt, es muss also nicht einmal gelogen sein oder Leugnung zu tun haben wenn Geschwister Dinge anders erzählen. Aber kann natürlich, nicht jeder geht gleich mit Dingen um.

Und bei Bekannten ist es ja nochmal ganz anders.
Klar sieht jemand der z.B. eine glückliche Kindheit hatte und ein gutes Verhältnis zu den Eltern das echt anders. Und bedauert sehr wenn die früh sterben und kann gar nicht verstehen wo bei anderen die Probleme liegen.
Ich bin da auch sehr zurückhaltend und diskutiere solche Fragen gar nicht. Das bringt nichts finde ich

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Zauberlehrling
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Beitrag Do., 05.01.2023, 21:59

Bei deinen Aussagen fällt mir eine ganz lange Antwort ein. Dabei halte ich mich doch so gern kurz :lol: .

Chiana hat geschrieben: Do., 05.01.2023, 12:25 Ich hatte diesen Gedanken schon, und es hat mich eher erschreckt. Wahrscheinlich sterbe ich dann noch vor meiner Mutter und habe sie als Belastung bis an mein Lebensende.
So waren meine Gedanken damals auch. Mich hatte das irre erschreckt und ich musste einen Weg raus finden, wenn ich mich retten wollte.

Chiana hat geschrieben: Do., 05.01.2023, 12:25 Ich müsste schon wirklich sehr krank sein, sodass ich nicht aus dem Haus kann,
Du bist sehr krank:
habe ich Mühe mit einer Zwei-Zimmer-Wohnung und bin immer am Rande eines Burnout.
Du wirst sicher nicht nur Mühe mit deiner Wohnung haben...

Hast du dir schon einmal überlegt, ob dir deine Mutter nicht die Energien abzieht, die du für dein eigentliches Leben brauchst? Sie bekommt dann ihr Haus sauber, während du auf der Strecke bleibst?

meine Wünsche gnadenlos durchzusetzen
Es geht ja nicht darum, deine Wünsche gnadenlos umzusetzen. Der erste Schritt wäre m.E. erst einmal, dir deine Wünsche zuzugestehen, um dann eine schrittweise Umsetzung zu überlegen.

Ich hatte damals damit angefangen, nur noch Wünsche meines Vaters zu registrieren, die er tatsächlich ausgesprochen hatte. Es war erstaunlich für mich, wie wenig dann nur noch übrig blieb. Alles Andere waren subtile Andeutungen darüber, wie ich mich zu verhalten hätte. Zwischen den Zeilen natürlich gut verpackt, entsprechende Blicke etc.

Der nächste Schritt war dann, über diese ausgesprochenen Wünsche, die auch durchaus Forderungen sein konnten, zu verhandeln. Wie es in einer gut funktionierenden Beziehung laufen sollte: "Ich wünsche mir dieses Verhalten von dir, ich kann dir nur so viel Verhalten entgegen bringen." Kompromisse finden eben, mit denen beide Seiten leben können.

Leider hatte das bei mir so überhaupt nicht funktioniert. Je mehr ich mich den Wünschen verweigert hatte, um so stärker wurde ich geknebelt. Nun ja, zumindest war mein Versuch da. Letztendlich blieb mir nur der Kontaktabbruch. Aber das kann ja bei dir anders laufen.

Es würde sich wie Freiheit anfühlen, endlich Luft zum Atmen, und es wäre ganz hell wie an einem Wintertag, wo es frisch geschneit hat.
Welch schönes Gefühl! Bewahre es dir auf und versuche, deine Ziele wenigstens näherungsweise umzusetzen.

sebi hat Recht: Du musst gar nichts.

Und saffiatou hat Recht. Das unsägliche Vierte Gebot. Dabei fällt mir unweigerlich Alice Miller ein: Das Drama des begabten Kindes, Du sollst nicht merken und Am Anfang war Erziehung. Vielleicht magst du die Bücher mal lesen.

Auch wenn du keine Therapie mehr machen wolltest. Mit einer solchen kannst du dieses Problem besser bewältigen. Ich würde es mir noch einmal überlegen.

Ich hoffe, meine Antwort war nun nicht zu lang und du kannst ein wenig damit anfangen ;-) .
Novembernacht

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Chiana
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Beitrag Sa., 07.01.2023, 12:27

saffiatou hat geschrieben: Do., 05.01.2023, 13:33 Vielleicht ist das bei Deinem bekannten ebenfalls so, dass er in diesen Traditionen denkt oder an ihren festhält - aus welchen Gründen auch immer.
Bei dem Bekannten spielt das eine große Rolle. Aus seinen Erzählungen denke ich, dass auch nicht alles toll war in der Kindheit. Aber er ist sehr christlich und die Eltern in Ehren zu halten ist daher für ihn selbstverständlich.

Ich fürchte, für meine Mutter auch, sie ist nämlich auch christlich. (Ich selbst bin Atheist.)
Zauberlehrling hat geschrieben: Do., 05.01.2023, 21:59 Du wirst sicher nicht nur Mühe mit deiner Wohnung haben...
Nein, da gibt es noch mehr. Mit meiner Mutter darüber zu reden hat zunehmend weniger Sinn. Früher war es oft zwiespältig, auf der einen Seite hat sie immer alles abgewiegelt und mir selbst die Schuld gegeben, nach dem Motto, ich hätte doch gar nicht viel zu tun und könnte alles problemlos schaffen. Ich müsste nur.... (hier einen banalen Rat einsetzen).
Wenn dann doch etwas mal als echte Sorge bei ihr ankommt, ist es auch nicht gut, denn dann muss ich damit leben, dass sie nächtelang nicht schlafen konnte wegen mir. Möge das Problem schnell verschwinden.
Das tut sie nicht mal mit böser Absicht, sondern weil sie es einfach nicht versteht und keinen Perspektivwechsel schafft. Deshalb erzähle ich ja auch das meiste gar nicht erst.
Inzwischen hat sie ja auch altersbedingt nicht mehr die Funktion als Mutter, dass sie alles verstehen und helfen müsste. Ich bin selber groß. Aber es macht immer noch den Austausch schwierig. Ich erwarte ja keine Lösungen und Ratschläge von ihr, aber es macht auch keinen Spaß, etwas zu erzählen, wenn es dann solche Folgen hat oder letztendlich nicht interessiert.
Zauberlehrling hat geschrieben: Do., 05.01.2023, 21:59 Es geht ja nicht darum, deine Wünsche gnadenlos umzusetzen. Der erste Schritt wäre m.E. erst einmal, dir deine Wünsche zuzugestehen, um dann eine schrittweise Umsetzung zu überlegen.
Ja, wenn ich mir überlege, wie ich das umsetzen könnte, und ich stelle mir die Situation vor, mit meiner Mutter darüber zu reden, dann sind ihre Gefühle so deutlich wie ein Elefant im Raum, selbst wenn sie keiner anspricht. Für meine Gefühle ist gar kein Platz, sie sind unwichtig.
candle. hat geschrieben: Do., 05.01.2023, 12:55 Ankündigungen von deinem Rückzugswillen würde ich auch lassen, denn du siehst ja, dass das Stoff für Diskussionen gibt. Du bist da- Punkt. Und du bist nicht da- Punkt.
Das wird so nicht funktionieren. Spätestens wenn ich da bin, wird es das Gespräch geben.

Aber eins ist mir klar geworden: ich muss etwas tun, wenn sich etwas ändern soll. Ich bin oft zu passiv und hoffe, dass Aussitzen etwas ändert, oder jemand anders meine Probleme löst.
Es wird Zeit, selbst für mich zu sorgen, auch wenn ich dabei jemanden enttäuschen oder jemandem Umstände machen muss. Das fällt mir schwer, aber ist notwendig.

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Beitrag Sa., 07.01.2023, 13:51

Chiana hat geschrieben: Sa., 07.01.2023, 12:27 Das wird so nicht funktionieren. Spätestens wenn ich da bin, wird es das Gespräch geben.
Das kann ganz sicher funktionieren.

Was für ein Gespräch?

Ich sehe das so, dass es letztlich steht und fällt mit dir.
Je mehr du meinst reden zu müssen, desto mehr Schwierigkeiten gibt es.

Ich verabschiede mich ja letztlich auch nur mit einem "Bis zum nächsten mal"- völlig ergebnisoffen. Und da gibt es auch Tränen zum Abschied, aber ich kann es nicht ändern.

Vielleicht erwartest du doch noch irgendwas von deiner Mutter? Da mußt du wohl auch ehrlich mit dir selbst sein.

Und wohin soll das denn noch führen bei dir? Bis zur völligen Kontaktlosigkeit?

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Beitrag Sa., 07.01.2023, 13:54

Es ist sehr wichtig und gut dass du ins Handeln kommst und nicht mehr passiv bleibst.
Allein das fühlt sich meiner Erfahrung nach viel viel besser an, auch wenn es deine Mutter vielleicht nicht verändert.
Vielleicht aber doch! Meine Mutter ist deiner sehr ähnlich, sie war und ist immer vorwurfsvoll, dramatisch, manipulativ, weinerlich etc.
Aber sie merkt schon was sie machen kann und was nicht.

Mir hilft immer auch mich zu fragen was wirklich passieren kann.
Die Mutter kann (wegen mir?) nächtelang nicht schlafen. Nein, sie kann wegen sich nicht schlafen, es ist ihre Sache wie sehr sie sich da reinsteigert, nicht meine Verantwortung. Und selbst wenn sie nicht schlafen kann: Ja und? Sie ist Rentnerin, sie muss nirgendwo im Job oder sonstwo funktionieren, sie muss nicht aufstehen. Sie wird schon schlafen wenn sie müde genug ist. Es passiert nichts.

Oder wenn sie Dinge so absolut nicht versteht: Ich überlege dann was ich einer, also irgendeiner alten Dame sagen würde die sich so eingeschränkt, einfältig, renitent zeigt: Ich würde ziemlich deutlich werden, meinen Standpunkt und meine Lage darlegen und aus. Da sag ich durchaus mal "so ein Schwachsinn" oder auch "in welcher Welt lebst du denn" oder "du hast echt keine Ahnung". Manchmal, ganz manchmal gelingt mir das bei meiner Mutter - und es wirkt nachdrücklich!

Ich wünsche dir dass du auch einen guten Weg für dich findest

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Beitrag Sa., 07.01.2023, 16:12

chrysokoll hat geschrieben: Sa., 07.01.2023, 13:54 Die Mutter kann (wegen mir?) nächtelang nicht schlafen. Nein, sie kann wegen sich nicht schlafen, es ist ihre Sache wie sehr sie sich da reinsteigert, nicht meine Verantwortung. Und selbst wenn sie nicht schlafen kann: Ja und? Sie ist Rentnerin, sie muss nirgendwo im Job oder sonstwo funktionieren, sie muss nicht aufstehen. Sie wird schon schlafen wenn sie müde genug ist. Es passiert nichts.
Doppelt unterstreich!
"Jeder Mensch sucht nach Halt. Dabei liegt der einzige Halt im Loslassen." Hape Kerkeling

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Beitrag Sa., 07.01.2023, 16:30

Chiana hat geschrieben: Sa., 07.01.2023, 12:27 Ich fürchte, für meine Mutter auch, sie ist nämlich auch christlich. (Ich selbst bin Atheist.)
Auch wenn Du (inzwischen) Atheistin bist, ist dieses Gebot, dass wir alle ja von Anfang an mitbekommen (auf vielfältige Weise: Unterricht, Erzählungen, Verhaltensregeln etc) noch immer sehr mächtig verinnerlicht.

Die Familien erwarten auch, dass eben nichts böses in der Familie nach außen dringt , so ist das bei sehr vielen Familien -leider
Chiana hat geschrieben: So., 01.01.2023, 19:50

wäre. Das wäre beides schlimm für sie (versagt zu haben und nicht geliebt zu werden). Wenn andere Leute merken würden, dass eins oder mehrere ihrer Kinder sie nicht besuchen, wäre das auch schlimm für sie, denn was andere denken, geht ihr über alles. aus Kommentaren von ihr). Es ist nämlich gar nicht so, dass sie einem das reindrückt (sie redet wenig
Chiana hat geschrieben: Sa., 07.01.2023, 12:27 Mit meiner Mutter darüber zu reden hat zunehmend weniger Sinn.
eine sehr wichtige Erkenntnis, Du kannst das zur Basis nehmen und überlegen, wie Du Dich nun ihr gegenüber verhalten möchtest. Das bedeutet eben NICHT, dass Du alles hinnehmen musst nur weil sie eben nicht refelktieren kann, oder will.

Meiner Meinung nach ist das auch keine Altersfrage. Sie macht es sich eben leicht: Was sie sagt und denkt ist das was zählt.
Chiana hat geschrieben: Sa., 07.01.2023, 12:27 Wenn dann doch etwas mal als echte Sorge bei ihr ankommt, ist es auch nicht gut, denn dann muss ich damit leben, dass sie nächtelang nicht schlafen konnte wegen mir.
Das kenne ich nur zu gut, das zeigt wieder, dass sie nur an sich denkt und Dir dann noch ein schlechtes Gewissen machen will: Es heißt deutlich übersetzt: "Ich will von Deinen Problemen nichts hören, weil die mich nur krank machen!"

Es ist immer schwer, sich aus den Fängen einer Familie, zumal dysfunktionalen, zu lösen. Manchmal dauert es ein wenig und passiert in SChritten.
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Beitrag Sa., 07.01.2023, 16:51

Chiana hat geschrieben: Sa., 07.01.2023, 12:27 Ich fürchte, für meine Mutter auch, sie ist nämlich auch christlich. (Ich selbst bin Atheist.)
Ich glaube nicht, dass es nur mit Religiösität zusammenhängt, auch wenn es dort seinen Ursprung hat. Es ist tief in die Gesellschaft eingewebt. Ich kann mich noch an Poesiebuchsprüche erinnern, die ungefähr so lauteten: "Liebe das Mutterherz, solange es schlägt. Wenn es gebrochen ist, ist es zu spät". Und ähnlich sinnfreie Lebensweisheiten.

Da habe ich einen schönen Poesiespruch zu gelesen, den ich gern hier lasse: "Sei nicht wie das Veilchen im Moose, sittsam, bescheiden und rein. Du kannst ruhig wie die Rose, ein wenig stachelig, sein."

Chiana hat geschrieben: Sa., 07.01.2023, 12:27 Ich müsste nur.... (hier einen banalen Rat einsetzen).
:lol: ´Tschuldigung, wenn ich lache... Das kenne ich auch.

Chiana hat geschrieben: Sa., 07.01.2023, 12:27 denn dann muss ich damit leben, dass sie nächtelang nicht schlafen konnte wegen mir.
Auch das kenne ich gut: Schuldgefühle machen.

Mit viel Sarkasmus sage ich heute, dass deine Mutter dich nur motivieren will, deine Probleme zu lösen. Sind deine Probleme gelöst, sind auch die Schuldgefühle weg. Alles gut... :kopfschuettel:

Es ist die Menge an den einzelnen Vorkommnissen, die so beuteln, oder? Wäre es nur hier und dort ein Lapsus, kämest du klar?

Chiana hat geschrieben: Sa., 07.01.2023, 12:27 Das tut sie nicht mal mit böser Absicht
Nein. Aber macht es das für dich besser?

Chiana hat geschrieben: Sa., 07.01.2023, 12:27 Inzwischen hat sie ja auch altersbedingt nicht mehr die Funktion als Mutter,
Das ist deine Sicht. Leider eher nicht die Sicht deiner Mutter. Wenn ich dich richtig verstehe, besteht das Problem zwischen euch ja genau darin: dass sie dich immer noch als ihr Kind sieht. Als kleines Kind, nicht als erwachsenes Kind. Oder gar als selbständige Frau.

Chiana hat geschrieben: Sa., 07.01.2023, 12:27 Es wird Zeit, selbst für mich zu sorgen, auch wenn ich dabei jemanden enttäuschen oder jemandem Umstände machen muss. Das fällt mir schwer, aber ist notwendig.
Ja. Leider ist es so. Das meinte ich mit meiner Frage, ob nicht das Problem eher darin besteht, dass sich die Eltern nicht von den Kindern lösen können. Könnten sie es, könnten sich Eltern und erwachsene Kinder auf Augenhöhe begegnen, ohne dass es zu vorherigen "Kämpfen" kommt. Die Begegnungen wären freiwillig und sicher angenehmer für beide Seiten. So meine theoretische Vorstellung...
Novembernacht

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