Der Therapeut als Vaterfigur

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Philosophia
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Beitrag Do., 04.08.2022, 20:39

Nun, ich hab das null persönlich genommen - da, wo ich wohne, sind die Therapeuten extrem ausgelastet. Meine Therapeutensuche hat tatsächlich vier Monate gedauert.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Philosophia
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Beitrag Do., 04.08.2022, 20:41

Wie dem auch sei, ich denke, er wird dich sympathisch finden. Sonst hättet ihr nicht so schöne und berührende Momente in den Stunden gehabt.
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Natusik
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Beitrag Do., 04.08.2022, 20:44

Philosophia,
wollte dich auch mal fragen: hat sich dein komplettes Leben (privat, beruflich) auch im positivem Sinne duch die Therapie verändert? Denn bei mir ist es definitiv so. Dafür bin ich dem Therapeuten auch dankbar
"Sich selbst zu lieben - ist der Beginn einer lebenslanger Romanze"
Oscar Wilde


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Natusik
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Beitrag Do., 04.08.2022, 20:46

Philosophia hat geschrieben: Do., 04.08.2022, 20:39 Nun, ich hab das null persönlich genommen - da, wo ich wohne, sind die Therapeuten extrem ausgelastet. Meine Therapeutensuche hat tatsächlich vier Monate gedauert.
Hauptsache, du hast jetzt eine und zwar ganz tolle Therapeutin, wie du sie beschreibst. Da war die lange Suche wohl nicht umsonst 😊
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Natusik
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Beitrag Do., 04.08.2022, 20:47

Philosophia hat geschrieben: Do., 04.08.2022, 20:41 Wie dem auch sei, ich denke, er wird dich sympathisch finden. Sonst hättet ihr nicht so schöne und berührende Momente in den Stunden gehabt.
Seine Sympathie spürt man auch, Schade nur, dass er nicht mein Vater ist. Ohhh, ich bin so hoffnungslos 😂
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Philosophia
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Beitrag Do., 04.08.2022, 20:55

Natusik hat geschrieben: Do., 04.08.2022, 20:44 Philosophia,
wollte dich auch mal fragen: hat sich dein komplettes Leben (privat, beruflich) auch im positivem Sinne duch die Therapie verändert? Denn bei mir ist es definitiv so. Dafür bin ich dem Therapeuten auch dankbar
Ja, in jeglicher Hinsicht. Und nicht nur das - ich war wirklich so krank, dass ich vorher kein wirkliches Leben hatte, ich war eher kurz vorm Sterben (und zwar nicht durch Suizid, sondern psychosomatisch) - sie hat mich gerettet. Dass ich dann in privater und beruflicher Hinsicht auch noch ein Leben bekomme, war für mich zuvor kaum denkbar.
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Philosophia
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Beitrag Do., 04.08.2022, 20:56

Natusik hat geschrieben: Do., 04.08.2022, 20:47 Seine Sympathie spürt man auch, Schade nur, dass er nicht mein Vater ist. Ohhh, ich bin so hoffnungslos 😂
Warum, darfst du doch denken. Nur es muss halt auch sein dürfen, dass er das eben nicht sein kann. Vielleicht geht ja beides? (überdies, ich verabschiede mich jetzt, da ich ins Bett muss)
So aber in etwa: "Ich finde, er wäre ein toller Vater für mich, auch wenn er es nicht sein kann. Ich bin dankbar für das, was er mir als Therapeut gibt." Wie klingt das?
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Natusik
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Beitrag Do., 04.08.2022, 21:09

Es tut mir leid, dass du psychisch so am Ende warst, war bestimmt eine harte Zeit
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Candykills
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Beitrag Do., 04.08.2022, 21:21

Das ist natürlich etwas plump, dass du so lernen sollst mit Verlust umzugehen, weil Trennung halt dazu gehört.
Da hätte er schon etwas feinfühliger mit dir umgehen und dir bei dem Umgang damit helfen können.
Ansonsten: Nachbeelterung heißt nicht, dass Thera einen wirklich als das eigene Kind betrachtet.
Es geht dabei darum zu lernen sich das, was man vermisst hat oder nicht bekam oder sich nicht geben kann, irgendwann selbst gehen zu können.
Es gibt keine andere Lösung, denn sonst müssten Theras echt ne Menge Leute adoptieren!
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Philosophia
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Beitrag Fr., 05.08.2022, 06:10

Ganz genau, Candy!
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Saly
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Beitrag Fr., 05.08.2022, 08:25

Hallo Natusik,

ich kann dir gerne von meiner Sichtweise und Erfahrung erzählen.
Was für eine Therapierichtung machst du denn?
Ich mache eine Schematherapie, mittlerweile beim 2. Therapeuten wegen einem Umzug. In der Schematherapie geht es je nach Symptomatik sehr viel um Nachbeelterung.

Mein derzeitiger Therapeut ist nur ein paar Jahre älter als ich. Daher konnte ich mir schwer vorstellen wie das bei ihm funktionieren sollte. Meine letzte Therapeutin war ca. 15 Jahre älter. Beide haben da ähnlich verfahren. Wenn sie in die „Elternrolle“ schlüpfen dann duzen sie mich und nennen mich beim Vornamen. Sie reden beide sehr sanft, mein jetziger Therapeut geht oft in die Hocke neben meinem Stuhl (wie man es bei einem Kind tun würde).
In dem Moment übernehmen sie die Rolle meiner gesunden Erwachsenen wenn ich’s noch nicht kann und dienen als Vorbild.

Natürlich ist es im ersten Moment etwas gewöhnungsbedürftig. Und natürlich macht es in schnell abhängig weil man das bekommt was einem als Kind so oft gefehlt hat. Man hat diese große Sehnsucht in sich. Bei der alten Therapeutin dachte ich auch das würde nie vergehen oder sich auflösen. Aber wir haben uns immer wieder bewusst gemacht dass es nur vorübergehend ist. Aber es ist trotzdem echt. Und das hat mir sehr geholfen. Ich hab sie jetzt nach der Therapie als wohlwollende Stimme im Kopf, als Vorbild. Ich überlege oft was sie dazu sagen würde. Und natürlich hätte ich sie gerne als Mutter oder überlege wie gute es ihre Kinder haben. Aber die Realität ist auch ein andere und am Ende ist mir schon klar dass auch das nicht das Ende meine Probleme wäre. Ich hab ab und zu Kontakt mit ihr und spreche das auch an. Wenn sie merkt dass ich sie idealisiere, macht sie mir klar, dass auch die ihre Muster hat. Und wenn ich mal ihre Kinder fragen würde, dann würden sie das sicher auch anders sehen ;)

Jedenfalls würde ich dir raten dass immer wieder anzusprechen und dir bewusst zu machen warum das so ist. Und dir ein gutes Bild von deinem Therapeuten zu schaffen. Er ist für dich da, er ist Berater/Vertrauter. Vielleicht ist das ja viel besser als ein Vater, der dann doch nicht perfekt ist (wer ist das schon?) und du enttäuscht Wärst ;)

Lg saly

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Montana
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Beitrag Fr., 05.08.2022, 08:26

Natusik hat geschrieben: Do., 04.08.2022, 17:18 Montana,
Darf ich mal fragen, wieso du es nicht so gut fandest, dass du seiner Tochter in der Kindheit ähnlich ausgesehen hast?
Ich hatte das Gefühl, für ihn hat sich da etwas in Richtung Vaterrolle entwickelt. Er hat sich in einer Position gesehen, sich mir gegenüber entsprechend zu verhalten, und das gefiel mir nicht. Er hat tatsächlich Sachen gemacht, die für mich (und auch ganz offiziell) nicht ok sind. So hat er z.B. Email-Kontakt mit meinem Freund gehabt und den eingestellt, als ich das erfahren und ihm meine Meinung dazu gesagt habe.
Was ich in einer Therapie suche, ist einfach etwas ganz anderes. Das ist ja auch durchaus individuell verschieden. Ich habe jemanden gesucht, mit dem ich auf Augenhöhe bin bzw. der das grundsätzlich zulässt, so dass ich das irgendwann erreichen kann. Da hilft es auch, wenn es keinen großen Altersunterschied gibt. Hab ich inzwischen gefunden.


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Natusik
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Beitrag Fr., 05.08.2022, 08:40

Hallo, Sally,
danke, dass du deine Erfahrungen mit mir teilst.
Ich hatte (die Therapie ist schon vorbei, gehe nur noch ab und zu zum Therapeuten) eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie wegen einer generalisierten Angststörung. Ich hatte irgendwie vor allem Angst, insbesondere waren es aber hypochondrische Ängste kombiniert mit Panikattacken.
Weißt du, mein Therapeut ist der erste Mensch, der mir (professionell selbstverständlich) geholfen hat, mich mit meinen Ängsten auseinandersetzen, mir gezeigt hat, dass man sie in Griff bekommen kann. Er war damals, als ich sehr stark unter meinen Ängsten gelitten habe, meine Rettung.
Es wäre fast schon unmöglich für mich, keine Gefühle ihm gegenüber zu entwickeln. Und da ich so ein schlechtes Verhältnis zum Vater habe, hat sich meine Psyche dazu entschieden, fälschlicherweise, dass der Therapeut der richtige Vater ist.
Und nun möchte ich mich hier mit anderen Forummitgliedern austauschen, die etwas ähnliches erleben oder erlebt haben 😊
Zuletzt geändert von Natusik am Fr., 05.08.2022, 08:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Montana
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Beitrag Fr., 05.08.2022, 08:40

Natusik hat geschrieben: Do., 04.08.2022, 20:25 Da sitzt jemand, der schon sowieso psychisch vorbelastet ist und dann noch 'ne Absage vom möglichen Therapeuten bekommen?
Ist mir passiert. Beim allerersten, in der dritten Stunde. Ich fand ihn furchtbar, wäre aber geblieben, weil die Suche eh schon schwer war. Ich wusste auch nicht, ob es woanders besser wäre. Seine Begründung war, dass er mir bei meinem Problem nicht helfen könne. Weil er es schlicht nicht kann, zu schwierig. Das hat mich sehr getroffen, obwohl er mir ja nicht gesagt hat, ich sei doof oder so. Bei der weiteren Suche war er nicht behilflich. Ich war einfach wieder bei Null, mit der neuen Angst, dass ich abgewiesen werde, wenn ich zu ehrlich sage, warum ich da bin. Aber es war natürlich trotzdem gut, dass ich dort keine Therapie begonnen habe. Es hat nicht gepasst.


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Natusik
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Beitrag Fr., 05.08.2022, 08:44

Montana,
habe ich dich richtig verstanden, du fandest ihn furchtbar? Darf ich fragen, wieso? Und hättest du, früher oder später, die Therapie auch von dir aus beendet?
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