negative Gefühle ausgelöst und dann nicht mehr erreichbar

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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diesoderdas
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Beitrag Di., 21.06.2022, 22:39

Montana hat geschrieben: Di., 21.06.2022, 20:31 Und da man vermutlich selten den gläsernen Patienten antrifft, bei dem von Anfang an klar auf dem Tisch liegt, welche Probleme er hat, läuft eigentlich automatisch alles parallel.
Ich denke da auch, für was halten sich manche Therapeuten, falls sie tatsächlich eine Art gläsernen Patienten erwarten?
Habe mal ein Video einer Therapeutin gesehen, die es so ausdrückte, wie ich es auch unterschreiben könnte.
Nämlich dass jeder Patient immer das absolute Recht hat, nur das zu erzählen, was er/sie möchte oder wann er/sie das möchte (oder sogar ob ein Thema überhaupt zum Thema gemacht werden soll oder eben nicht). Und dass kein Therapeut der Welt das "Recht" auf alles und sofort hat. Genauso wie wenn 100%iges Vertrauen gefordert wird (kenne ich so zum Beispiel). Nein, Vertrauen muss erst verdient werden.

Damit will ich nicht sagen, dass ich persönlich es für sonderlich sinnvoll halte Sucht (dauerhaft) zu verschweigen. Aber das wann gehört in die Hände des Patienten, so denke ich.

Hier im Thread WURDE der Thera die Sucht ja sogar erzählt. Ich glaube, hier stand nichts zu lesen, wie lange die Therapie überhaupt schon läuft, oder? Sind es erst 3 Wochen oder schon 3 Jahre? Würde doch auch schon einen Unterschied machen.
Ich persönlich hätte es therapeutisch erheblich sinnvoller gefunden, wenn eine Reaktion gekommen wäre wie "Oh, schade, dass Sie mir das nicht vorher erzählt haben. Aber ich finde es super, dass Sie nun den Mut dazu hatten. Vielen Dank für Ihr Vertrauen, das Sie mir damit schenken."

Auch weiß niemand, um was für eine Sucht es sich hier konkret handelt. Sollte es sich z.B. um Drogenabhängigkeit handeln und die Thera hätte Drogenabhängigkeit klar als Contraindikation für eine Therapie kommuniziert, könnte ich "Angepisstsein" von Seiten der Thera durchaus nachvollziehen. Ansonsten aber eher nicht.

Wäre schon schön, wenn darüber geredet werden könnte und vielleicht Klärung möglich wäre.

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candle.
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Beitrag Di., 21.06.2022, 23:00

diesoderdas hat geschrieben: Di., 21.06.2022, 22:39 Auch weiß niemand, um was für eine Sucht es sich hier konkret handelt.
Ich denke, das steht in den vorigen Threads.

candle
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lisbeth
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Beitrag Mi., 22.06.2022, 05:53

diesoderdas hat geschrieben: Di., 21.06.2022, 22:39 Ich denke da auch, für was halten sich manche Therapeuten, falls sie tatsächlich eine Art gläsernen Patienten erwarten?
Bevor jetzt alle auf der Therapeutin rumhacken - im Hinblick auf Sucht kann und darf die gar nicht anders. Steht so in der Psychotherapie-Richtlinie, da wird bei Abhängigkeitserkrankungen Suchtmittelfreiheit gefordert, oder zumindest die eindeutige Absicht und bis Stunde xy muss dann auch Abstinenz erreicht sein. Ich weiß, das Abstinenz-Thema bei Sucht ist hochumstritten. Aber ich weiß auch aus eigener Erfahrung (Suchtkranke in der Verwandtschaft), dass sich bei fortgesetztem Konsum alles nur um die Sucht/bzw das Suchtmittel dreht und alles andere wird diesem Ziel untergeordnet. Entweder ganz direkt ("wie komme ich an den nächsten Stoff") oder indirekt ("niemand darf merken, dass ich ein Suchtproblem habe"). Und ja, auf lange Sicht überschattet das praktisch alle Beziehungen, die man so hat.

@DandyLion: Ja, das ist alles sehr schmerzhaft. Aber auch in dem was du hier schreibst, schiebst du der Therapeutin die Verantwortung zu die vor allem deine ist. Denn eigentlich erlebst du hier gerade ganz direkt die Konsequenzen deines eigenen Handelns, was deine Sucht und deine Lügen mit deinen Beziehungen machen. Ist nicht schön. Aber anstatt darüber zu jammern, dass der andere dafür sorgt, dass du dich jetzt schlecht fühlen musst, wäre es sinnvoller bei dir selbst anzusetzen. Was kannst DU jetzt tun? Wie kannst du die Verantwortung für dich und dein Handeln übernehmen? Willst du die Therapie fortführen? Dann mach einen Termin aus und sprich mit der Therapeutin darüber, unter welchen Bedingungen das möglich ist. Bedingungen wird es ziemlich sicher geben (siehe oben), das liegt nicht in der Entscheidung deiner Therapeutin. Vielleicht ist das Time-Out sogar ganz gut, damit du dir selbst klar darüber werden kannst, was jetzt dran ist. Dein Schmerz kommt vor allem daher, dass es nun ein "weiter so" nicht geben kann und du eine Entscheidung treffen musst, weil beides, Suchtkonsum und Therapie, so parallel nicht mehr möglich sind.
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diesoderdas
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Beitrag Mi., 22.06.2022, 06:58

Ich habe mal den anderen Thread gelesen. Da steht im März:
DandyLion hat geschrieben: So., 06.03.2022, 13:55 Als Diagnose chronische Depression und Sucht. Im Gespräch war Bindungs-/Entwicklungstrauma und Sozialphobie. Es wurde nicht wirklich auf eine Diagnose geschaut, vor allem die Sucht stand im Vordergrund, nicht unbedingt als Gesprächsthema, aber als Behandlungsgrund.

Geändert hat sich auf jeden Fall, dass ich nicht mehr trinke.
In dieser Therapie war die Sucht also wohl bekannt.
wenn ich es richtig verstanden habe, fand die Therapie dort während einer Reha statt.
Hier im Thread wird von einer Beratungsstelle geschrieben (wenn ich auch das richtig verstanden haben).

Meinem Verständnis nach könnte es also sehr wohl sein, dass es hier im Thread um eine ganz frische Therapie geht.
Vielleicht möchte DandyLion dazu ja noch etwas sagen.

Ob man eine Sucht sagen "muss", wenn man aktuell vom Suchtmittel (wohl?) frei ist, weiß ich nicht.

Ich möchte am Rand erwähnen, dass bei Vorhandensein einer Sozialphobie die Therapie durchaus eine spezielle Herausforderung sein kann, die es mit anderen Diagnosen auf diese Art nicht unbedingt ist.
Ein Sozialphobiker ist unter Umständen ab Betreten der Praxis massivst mit seinem Problem konfrontiert. Vielleicht in etwa so, als wenn jemand Magersüchtiges während der Therapie nonstop Chips futtern muss, damit es überhaupt zu Therapie kommt.
Ich finde, das vergessen/unterschätzen viele, auch Therapeuten, was für ein Kraftakt das für die Betroffenen sein kann.

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lisbeth
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Beitrag Mi., 22.06.2022, 07:23

diesoderdas hat geschrieben: Mi., 22.06.2022, 06:58 In dieser Therapie war die Sucht also wohl bekannt.
wenn ich es richtig verstanden habe, fand die Therapie dort während einer Reha statt.
Hier im Thread wird von einer Beratungsstelle geschrieben (wenn ich auch das richtig verstanden haben).

Meinem Verständnis nach könnte es also sehr wohl sein, dass es hier im Thread um eine ganz frische Therapie geht.
Vielleicht möchte DandyLion dazu ja noch etwas sagen.

Ob man eine Sucht sagen "muss", wenn man aktuell vom Suchtmittel (wohl?) frei ist, weiß ich nicht.

Naja, das ist jetzt alles Spekulation: Ist das dieselbe Therapie? Besteht weiterhin Abstinenz? Da zeigt sich doch ein klassisches Muster bei Abhängigkeitserkrankungen (wobei es das Verhalten nicht nur bei Suchtkranken gibt) dass die Fakten immer nur scheibchenweise serviert werden und meist erst dann, wenn es gar nicht anders geht. Und vorher bleibt alles betont vage und unscharf, damit das Gegenüber sich die Lücken selbst ausfüllen kann... Wir sehen ja selbst, wie schwierig es ist, dann in einen ernsthaften, konstruktiven Austausch zu treten, weil man von anderen Voraussetzungen ausgeht und sich dann herausstellt: Neee, sorry, ist alles ganz anders. Warum sollte das in der Therapie-Beziehung anders sein? Und ja, wenn sich dieses Muster mit einem Gegenüber immer wieder wiederholt, dann fühle ich mich irgendwann ver.arscht.
Insofern war die Reaktion deiner Therapeutin authentisch, DandyLion. Und so eine authentische Reaktion ist manchmal auch im Therapie-Space hilfreich und nützlich. Therapeut:innen sind nicht verpflichtet, ihre Klient:innen immer nur mit Samthandschuhen anzufassen. Meine Therapeutin hat mir auch schon deutlich zurückgemeldet, wenn sie sich über mich bzw. mein Verhalten geärgert hat. Und ja, das ist ungemütlich. Das tut weh. Aber anstatt sich trotzig-beleidigt zurückzuziehen und seine Wunden zu lecken (was gar nichts ändern würde), kann man versuchen, weiter im Kontakt zu bleiben und das miteinander zu klären (womit sich einiges ändern könnte).
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peppermint patty
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Beitrag Mi., 22.06.2022, 07:33

Nun, wir wissen bei den wenigen Informationen nicht, wie genau es sich zugetragen hat und inwiefern die Mitteilung über die Sucht therapierelevant war und ist. Dies weiß die Therapeutin vermutlich am besten.
Insofern finde ich das Verhalten der Therapeutin keineswegs inakzeptabel, im Gegenteil Therapeuten sind keine übermächtigen Personen. Sie dürfen auch Reaktionen zeigen, wenn sie sich verarscht fühlen.
Warum soll ein Therapeut nicht zeigen, was das Verhalten eines Patienten in ihm auslöst? Warum darf sie nicht wütend werden, wenn sich ein Patient nicht angemessen oder nach einer Vereinbarung verhält?
Es geht doch darum, in einer Therapie zu lernen, was Beziehung bedeutet, wie sie sich anfühlt, und welche Konsequenzen bestimmtes Verhalten für diese nach sich zieht.
Von daher würde ich zunächst mein eigenes Verhalten versuchen einzuordnen, zu sortieren und zu überlegen, ob es zB nur nicht geäußert wurde, WEIL es Konsequenzen nach sich ziehen könnte. Ganz ehrlich mit dir selbst sein. Und, dass ist zwar schwer, die Zeit bis zur nächsten Stunde mit all dem aushalten was ist, um es dann gemeinsam anzugucken und aus der Welt zu schaffen. Vielleicht machst du dir dazu ein paar Notizen, um etwas inneren Druck abzulassen, oder suchst Dir einen anderen (gesunden) Kanal?
Ich weiß übrigens wovon ich hier schreibe, denn ich bin vor langer Zeit selbst mal mit einer heftigen Reaktion meiner damaligen Therapeutin konfrontiert wurden. Und obwohl dies damals sehr! unangenehm und schambehaftet für mich war, ist es eine der wertvollsten Erfahrungen dieser Therapie den absolut angemessenen Ärger der Therapeutin ausgehalten zu haben.

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Shukria
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Beitrag Mi., 22.06.2022, 07:36

Mir fehlen hier auch zuviele Angaben/Klarheiten auf wichtige Fragen die im Thread schon gestellt wurden aber mehrfach nicht beantwortet, daher vielleicht dandylion magst du die jetzt doch noch beantworten

Wie kam es dazu, daß die Therapeutin vom Trinkverhalten doch noch erfahren hat, es klang nicht danach als hättest du es ihr freiwillig erzählt? Wodurch kam das auf den Tisch?

Wusste sie von der Thematik und dachte du wärst abstinenz aber jetzt hat dich herausgestellt du konsumiert wieder?

Wenn bisher unbekannt, was war denn dann der Anlass für die Therapie?

Wie lange geht die Therapie schon und was sind die Ziele?

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Montana
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Beitrag Mi., 22.06.2022, 08:06

lisbeth hat geschrieben: Mi., 22.06.2022, 05:53 Steht so in der Psychotherapie-Richtlinie, da wird bei Abhängigkeitserkrankungen Suchtmittelfreiheit gefordert, oder zumindest die eindeutige Absicht und bis Stunde xy muss dann auch Abstinenz erreicht sein.
Ich glaube dir, dass das da steht. Auch wenn ich keine Lust habe, das selber nachzuschauen. Aber: das ändert ja nichts daran, dass diese Forderung schwachsinnig ist. Das wäre in etwa so, als würde man Corona einfach verbieten oder es unter Strafe stellen, damit ins Krankenhaus zu müssen. Dann sterben die Leute halt alleine Zuhause. Und wenn man Therapie an die Bedingung knüpft, der Patient habe abstinent zu sein, dann bekommen eine ganze Menge Leute keine Chance, mit Hilfe einer Therapie ihre Sucht loszuwerden. Es funktioniert auf diese Weise einfach nicht.
Und über schwachsinnige Richtlinien darf man sich hinwegsetzen. Sowohl als Patient als auch als Therapeut. An anderer Stelle passiert das auch ständig. Ich bin z.B. immer noch in Therapie, obwohl der Gutachter beim letzten Verlängerungsversuch ganze acht Stunden "zum Verabschieden" gewährt hat.

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candle.
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Beitrag Mi., 22.06.2022, 08:15

Montana hat geschrieben: Mi., 22.06.2022, 08:06 Und wenn man Therapie an die Bedingung knüpft, der Patient habe abstinent zu sein,
Ich denke schon, dass es legitim ist. Man kann ja auch erst die Sucht in den Griff bekommen in bestimmten Institutionen um anschließend eine "normale" Therapie zu machen.

Es gibt auch Therapeuten, die nur ohne Medikamente behandeln.
Das wird aber sicher jeweils vom Schweregrad der Problematik abhängig sein.

Eine unwissende Beratung hat mich mal in ein Therapiezentrum geschickt wo sich rausstellte, dass dort nur Menschen mit Alkoholproblem therapiert werden, ergo wurde ich dort wieder weggeschickt. ,-)

LG candle
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peppermint patty
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Beitrag Mi., 22.06.2022, 08:35

Ich finde diese Regelung adäquat- denn über das Suchtmittel (es hat ja eine Funktion dieses einzusetzen) werden zB Gefühle ausgeschaltet. Und in jeder Therapie wird es idR emotional mal richtig ungemütlich, was heißt, es geht darum Unangenehmes auszuhalten. Wenn dann mit Suchtmittelkonsum reagiert wird ist die ganze Therapie obsolet.

Für Süchtige gibt es natürlich Alternativen, wie ZB Entgiftungen und lange stationäre Klinikaufenthalte, welche dann die Voraussetzungen für ambulante Therapien schaffen.

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diesoderdas
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Beitrag Mi., 22.06.2022, 08:46

Ich finde bisschen schade, wie hier - manches - geschrieben wird. Bisschen unmotziger würde vielleicht dazu beitragen, dass die TE überhaupt noch Lust hat hier weiter zu erzählen.

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Montana
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Beitrag Mi., 22.06.2022, 09:02

peppermint patty hat geschrieben: Mi., 22.06.2022, 08:35 Ich finde diese Regelung adäquat- denn über das Suchtmittel (es hat ja eine Funktion dieses einzusetzen) werden zB Gefühle ausgeschaltet. Und in jeder Therapie wird es idR emotional mal richtig ungemütlich, was heißt, es geht darum Unangenehmes auszuhalten. Wenn dann mit Suchtmittelkonsum reagiert wird ist die ganze Therapie obsolet.
Nein, es geht in einer Therapie nicht darum, unangenehmes auszuhalten. Wenn ein Therapeut mit dieser Idee arbeitet, dann sollte man um den einen riesigen Bogen machen.
Und bitte, es gibt so viel Literatur zum Thema, auch viel Gutes, und frei im Internet verfügbar.
Wenn ein Patient irgendetwas nicht aushalten KANN und deshalb ein Suchtmittel nutzt (oft ist es nichts anderes als eine Art Selbstmedikation), dann hilft es nicht, ihm das Suchtmittel zu nehmen und zu sagen, du musst aber.
Was aber sehr wohl helfen kann, das ist, die Fähigkeiten des Patienten so zu erweitern, dass die Situationen, aus denen er flieht, nicht mehr unaushaltbar sind. Natürlich geht das nicht, wenn sich einer bis zur Besinnungslosigkeit getrunken hat. Aber dieser Zustand ist ja nicht die Regel.

Und dass man seine Gefühle komplett ausschaltet, das stimmt überhaupt nicht. Diese Unterstellung erinnert mich gerade stark an meinen Ex, der meine Einnahme von Antidepressiva kritisiert hat. Ich würde "Happy-Pillen einschmeißen". Tja, schade, eine solche Wirkung hatten die "leider" gar nicht. Das leider in Anführungszeichen, weil so eine Wirkung auch nie beabsichtigt war.

Eine Entgiftung in einer Klinik hat wenig Aussichten auf Erfolg, wenn der Patient dann einfach so entlassen wird und nicht in einer Therapie die Fähigkeiten erworben hat, die er für ein Leben ohne Sucht braucht. Deshalb sind die Rückfallquoten auch so extrem hoch.

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chrysokoll
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Beitrag Mi., 22.06.2022, 09:10

Montana hat geschrieben: Mi., 22.06.2022, 08:06 Ich glaube dir, dass das da steht. Auch wenn ich keine Lust habe, das selber nachzuschauen. Aber: das ändert ja nichts daran, dass diese Forderung schwachsinnig ist.
nein, an dieser Forderung ist nichts schwachsinnig
Du lehnst dich da sehr weit aus dem Fenster indem du Grundlagen von diversen Fachleuten einfach mal als "Schwachsinn" abtust, offenbar auch ohne eigene Suchterfahrung

Suchtkranke stehen auch nicht ohne Hilfe da, es gibt diverse Suchttherapieangebote. Und ja, die haben massive Reduktion bis hin zur Abstinenz als Ziel. Was denn auch sonst?

Therapie mit vernebeltem Hirn hat keinen Sinn, ebensowenig wie Therapie, bei der statt Auseinandersetzung immer zum Suchtmittel gegriffen wird.

Was hier bei dandy der Fall war wisssen wir nicht, auch nicht ob die Therapeutin da unprofessionell persönlich wurde oder sehr gezielt und klar therapeutisch interveniert hat.
Und ja klar ist es ungünstig dass sie dann krank war und nun in Urlaub ist, aber DAS kann einfach passieren

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peppermint patty
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Beitrag Mi., 22.06.2022, 09:16

@Montana,
Sorry, aber du hast da gerade eine Menge aus meinem Beitrag entnommen, was ich gar nicht geschrieben habe.
Weder habe ich von Unaushaltbarem noch davon, dass nach einer Entgiftung nichts Therapeutisches passiert, geschrieben. Noch davon den Patienten einfach so stehen zu lassen, ohne ihn etwas an die Hand zu geben, wie er mit schwierigen Gefühlen umgehen kann.
Aber für eine ambulante Therapie ist ein Mindestmaß an Stabilität Voraussetzung. Ich selbst war und bin nicht immer stabil gewesen (hierbei ging es jetzt nicht um Sucht) und „musste“ auch auf Anregung meiner damaligen Therapeutin mehrfach zur Stabilisierung in die Klinik. Bei mir war und ist es eine Ergänzung, wenn ambulante Therapie nicht ausreicht oder ich die Voraussetzung nicht mitbringe.
Meine neue Therapeutin- die ich erst seit sechs Stunden habe - legt da auch größten Wert drauf und hat mir dies bereits trotz der kurzen Zeit mehrfach vorgeschlagen, was ich nun auch beherzigen werde.
Zuletzt geändert von peppermint patty am Mi., 22.06.2022, 09:18, insgesamt 1-mal geändert.

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Montana
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Beitrag Mi., 22.06.2022, 09:17

chrysokoll hat geschrieben: Mi., 22.06.2022, 09:10 Du lehnst dich da sehr weit aus dem Fenster indem du Grundlagen von diversen Fachleuten einfach mal als "Schwachsinn" abtust, offenbar auch ohne eigene Suchterfahrung
Ja, ich tue die Äußerungen diverser Fachleute als Schwachsinn ab. So wie es Fachleute untereinander auch tun. Auch in meinem eigenen beruflichen Umfeld, wo ich selbst zu den sogenannten Fachleuten gehöre. Es ist völlig normal, dass es kontroverse Meinungen gibt, und dass althergebrachtes Wissen von aktuellerem abgelöst wird. Eigene Sucht-Erfahrung benötige ich dafür nicht. So wie mein Gyn auch nie selber ein Kind bekommen hat und trotzdem gute Arbeit macht.

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