Marlena hat geschrieben: ↑Di., 10.05.2022, 06:11
Ich muss halt echt mit dem blöden erbrechen aufhören und das bearbeiten was dann hochkommt und das schaff ich wahrscheinlich nicht.
Marlena, einfach so aufhören, das wird nicht klappen. Und ich finde es mittlerweile verantwortungslos von deinem Therapeuten, dass er das so hinstellt, als ob das klappen könnte. Oder es ist deine Darstellung von dem was du von ihm aufnimmst, weil es in dein Bild passt. Ohne Vorwurf jetzt, denn ich kenne das auch von mir. Man pickt sich immer das raus, was die eigene Sicht auf die Welt und das eigene Handeln nicht (zu sehr) in Frage stellt. Den Rest ignoriert man, blendet aus.
Und genau deshalb wäre es gut, mal eine Zeit am Stück in der Klinik zu sein. Weil die sich dann ein *komplettes* Bild von dir machen können. Da wird es auch nicht nur um deine Bulimie gehen. Weil dort ein ganzes Team mit dir arbeitet. Rund um die Uhr. Aber das wird natürlich deinem "läuft schon, passt schon" ein Ende setzen, und genau davor scheust du zurück. Es gibt keinen Weg zurück ins Nicht-Wissen. In dem Moment wo du etwas "erkannt" hast, wirst du das in dein Handeln mit einbeziehen (müssen)...
Und ja, im Idealfall erübrigt sich das Erbrechen, wenn du stabiler geworden bist. Aber vorher wird es erstmal ordentlich ungemütlich werden, das ist einfach so. Und genau dafür brauchst du kompetente (!) Unterstützung. Jemand der dir Werkzeuge in die Hand gibt, um mit den schwierigen Emotionen, die definitiv kommen werden, besser umzugehen. Jemand, der mit dir den Umgang übt. Jemand der dir einen größeren "Hammer" gibt, wenn du feststellst, dass der aktuelle Hammer "zu klein" ist... Jemand mit dem du all das - ganz pragmatisch (erstmal) - besprechen kannst.
Marlena hat geschrieben: ↑Di., 10.05.2022, 06:11
Mein Therapeut meint eben, dass ich jederzeit aufhören und wechseln kann, aber wir können auch jetzt genau das alles und das Chaos bearbeiten. Aber es zieht sich halt ewig.
Und genau deshalb zieht es sich ewig, weil dein Therapeut dir keine Werkzeuge in die Hand gibt. Weil er sagt, da musst du selbst drauf kommen, dass du einen Hammer (und welchen Hammer genau) brauchst. Klappt für manche. Aber eben nicht für alle. Und genau das finde ich von ihm verantwortungslos, dass er dich da dir selbst überlässt und dich im eigenen Saft schmoren lässt.
Das ist halt das Problem an analytisch arbeitenden Therapeuten, dass sie (oder sehr viele) sich und ihre Methode für allmächtig halten und das auch nie hinterfragen. Natürlich wird er dir immer wieder versichern, dass es halt Zeit braucht. Was anderes *kann* er ja auch gar nicht sagen, ohne dass sein Ego und seine Kompetenz einen riesigen Knacks bekommen.
Marlena hat geschrieben: ↑Di., 10.05.2022, 06:11
Und ja sicher macht mir das auch Angst solange ohne ihn, aber in erster Linie ist es einfach das alleine sein. Weg sein von meinem sozialen Umfeld und das auch noch über 2h Fahrtzeit. Ich darf nicht raus, muss durchgehend dort sein.
Und vielleicht ist auch das mal "gut" (auch wenn es hart ist), dass du da vor dir selbst nicht weglaufen kannst, dass die Ablenkung von außen reduzierter ist?