chrysokoll hat geschrieben: ↑Mi., 16.03.2022, 15:31
eine fachlich korrekte Diagnostik wäre natürlich absolut Grundvoraussetzung.
Meine Therapeutin hat darauf mehrere Stunden verwendet, mit Interviews und mit Fragebögen die ich selbst ausfüllen musste. Erst dann stellte sie die Diagnose und natürlich kann auch erst auf dieser Basis ein Behandlungsplan erstellt werden.
Ich wusstse davor gar nicht was Dissoziation ist, beim FDS erreichte ich dann beeindruckende Werte.
So eine Diagnostik mit Fragebögen habe ich auch mitgemacht. In einer Klinik für Psychotraumatologie. Aber der FDS kam z.B. nicht zum Einsatz. Auch nichts anderes, was zur Diagnostik einer dissoziativen Störung hätte beitragen können. Dementsprechend wurde auch keine diagnostiziert. Was ich nicht wusste: die waren spezialisiert auf akute Traumatisierungen und blendeten alles andere systematisch aus. Der Psychiater, der mich dorthin geschickt hatte, hatte das aber nach bestem Wissen und Gewissen getan. Es war ja im Umkreis die einzige Klinik, die überhaupt einen Schwerpunkt auf Traumafolgestörungen hatte.
Das Angebot ist einfach sehr überschaubar. Leider stehen einem falsche Erstdiagnosen später im Weg. Gar keine zu haben erscheint mir fast besser, weil man dann mit einem neutralen Blick beurteilt wird.
Ich habe im Laufe der Zeit so einiges gelesen, auch über diese diagnostischen Interviews. In drei ambulanten Therapien und drei stationären Aufenthalten (Akutpsychiatrie nicht mitgerechnet), ist mit mir aber niemals eines gemacht worden. Das ist für mich so ähnlich wie unrealistische Werbeversprechen im Fernsehen: "Kommen Sie und machen Sie eine gute Diagnostik" und dann ist man da und es heißt: "Nee, nee, sowas machen wir nicht. Das wäre viel zu aufwendig." Ich hätte furchtbar gerne sowas mal gemacht und kenne auch privat einige Leute, denen diverse Fehldiagnosen angeheftet wurden, die loszuwerden Jahre gedauert hat.