Vertrauen bewahren

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Waldschratin
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Beitrag Mo., 27.09.2021, 15:21

peponi hat geschrieben:Ich werde mich morgen trauen und ihn fragen, aber kann mir halt schon vorstellen, dass er das vielleicht nicht ganz so toll findet und wir ewig diskutieren werden.
Ich drück die Daumen, dass er höchstens mal interessiert nachfragt, weshalb und warum, und dann auch einfach "Passt scho!" dazu sagt! :ja:
Du hast gute Argumente und er kennt dich lange genug, um das einzuordnen, dass du damit gut umgehen kannst.
(Ich hab da mit dem TfPler zu seiner Zeit ewige Diskussionen gehabt wegen der Aufnahmen. Er wollte die haben, weil er noch in Supervision war, ich hab mich drauf eingelassen. Tonaufnahmen, nicht wie gewünscht Film. Das wollte ich nicht.
Später wollte ich meine eigenen Aufnahmen eben auch mit machen, auch nur Ton, eben wegen der Dissos etc. Oh, hat der sich geziert!! Der hat mir keinen Funken vertraut, dass ich nicht wer weiß was mit den Aufnahmen anstelle, ins Netz stell, gegen ihn verwende etc. :roll: Spätestens da wurde mir klar, dass er die größeren Probleme hatte von uns beiden. :-> )

peponi hat geschrieben: Da hat Solage schon irgendwie Recht, das wirkliche, gefühlsmäßige Einlassen schaffe ich noch immer nicht. Der Therapeut fragte mich mal, warum es nicht sein darf, dass er mir etwas bedeutet. Das ist ein Jahr her und im Wesentlichen hat es sich noch immer nicht verändert, dass das nicht sein darf.
Hast du denn ne Antwort auf seine Frage, warum er dir nichts bedeuten darf?

Ich kann mir gut vorstellen, dass es damit zusammenhängt:
peponi hat geschrieben:Ich denke immer, das nicht verdient zu haben, diesen Respekt, diese Wertschätzung. Und dass es falsch ist, dass mir das entgegen gebracht wird und irgendwo noch ein Haken sein MUSS. Eine böse Überraschung, die dann ganz zum Schluss kommt...
peponi hat geschrieben: ich kann das überhaupt nicht annehmen und ich glaube daher kommt auch irgendwo dieser Schmerz, dieses Stechen im ganzen Körper.
Das kann auch eine direkte Körpererinnerung sein, die du da spürst. So hat es damals weh getan, daran erinnert sich der Körper und "bittet" um eine Art "Antwort" drauf.
So erleb ich das im SE manchmal. Mein Körper erinnert sich, will es dann ausdrücken. Lass ichs zu, setz ich es um (Manchmal modifiziert, weil ich kann ja schließlich nicht einfach rausgehen und Leute umnieten, wenn mir danach ist), dann vergehen solche Schmerzen manchmal sogar ganz, oder ich kanns besser einordnen, besser drauf reagieren und was "geben" als "Antwort" drauf.

Hast du ne Vorstellung, was dein Körper dann brauchen könnte bei diesen stechenden Schmerzen?

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Sternchen987
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Beitrag Mo., 27.09.2021, 15:29

peponi hat geschrieben: Mo., 27.09.2021, 12:01
Ich denke immer, das nicht verdient zu haben, diesen Respekt, diese Wertschätzung. Und dass es falsch ist, dass mir das entgegen gebracht wird und irgendwo noch ein Haken sein MUSS. Eine böse Überraschung, die dann ganz zum Schluss kommt... ich kann das überhaupt nicht annehmen und ich glaube daher kommt auch irgendwo dieser Schmerz, dieses Stechen im ganzen Körper.
Ich fühle mit dir, peponi. So geht es mir auch. Und das Schlimme daran ist, wir können noch so oft das Gegenteil erzählt bekommen, es ändert nichts an unseren Empfindungen. Ich selbst hasse mich so sehr, wie soll mich denn ein anderer Mensch lieben und respektieren können?

@Waldschratin
Deine Worte über die Therapeutische Beziehung haben mich in meiner Mittagspause sehr bewegt :red: so schön beschrieben, wirklich, danke dir dafür :-)
Sieht so aus als ob ich mich verliere-.. schon wieder.

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Alani
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Beitrag Mo., 27.09.2021, 19:03

peponi hat geschrieben: Mo., 27.09.2021, 12:01
Solage hat geschrieben: So., 26.09.2021, 21:46 Mir hat mein Therapeut vor Jahren gesagt, dass seine Patienten richtig zusammenbrechen, wenn er ihnen wertschätzend und wohlwollend begegnet. Dass diese Trauer so groß ist, zu erkennen wie es hätte sein können. Wie es gewesen wäre, wenn ihnen von Anfang an mit Wertschätzung begegnet worden wäre. Das tut richtig, richtig weh.
Ich habe das damals nicht begriffen, weil ich mich da noch nicht auf ihn einlassen konnte. Da tat noch nichts weh.
Später dann schon. Gesehen zu werden und das auszuhalten, ohne es kaputt zu machen...
...das nicht verdient zu haben, diesen Respekt, diese Wertschätzung. Und dass es falsch ist, dass mir das entgegen gebracht wird und irgendwo noch ein Haken sein MUSS. Eine böse Überraschung, die dann ganz zum Schluss kommt... ich kann das überhaupt nicht annehmen und ich glaube daher kommt auch irgendwo dieser Schmerz, dieses Stechen im ganzen Körper.
Das ist echt ein guter Punkt. Da kommen so viele krasse Gefühle hoch, ich finde da merkt man so richtig die Tragik des Ganzen. Ihr habt das echt gut beschrieben, Solange und Peponi.
Ich hatte vor längerer Zeit auch mal einen Therapeuten, dem ich echt vertrauen konnte. Erst als die Therapie fast zu Ende war konnte ich das Gute wirklich glauben und auch spüren. Die daraus entstandene Hoffnung auf bessere künftige Erlebnisse mit andern Menschen war sehr viel wert. Auch war es so ein komplett anderes Lebensgefühl als zuvor. Auf einmal war Halt da und dass ich so sein durfte wie ich bin. Das war so ein schönes Gefühl.

Na ja, geht aber leider auch anders. Nachdem die gute Wirkung der Therapie nach einigen Jahren bei mir wieder nachgelassen hat, wollte ich das nochmal angehen, auch noch offene Themen lösen. Und dieses Mal wars ironischerweise dann echt so, dass sich meine ganzen schlimmen Ängste dann auch noch bewahrheitet haben. Also am Anfang war die Therapeutin nett und verständnisvoll, aber ganz plötzlich wandelte sich das zu Kälte, Ablehnung, zappeln lassen, plötzlich keine Termine mehr angeboten bekommen und sowas. Hat mich sehr verletzt und eigentlich wieder mehr zurückgeworfen. Jetzt komme ich mir sogar noch schuldig vor dass es mir schlecht geht und dass mich diese Therapeutin vermutlich zu Recht "bestraft". Also bei mir kam dann sozusagen tatsächlich eine böse Überraschung.
Mittlerweile denke ich, dass man richtig gute Therapeuten schon auch länger suchen muss bzw. es auch Glück ist an jemanden zu geraten der menschlich und fachlich passt.

Bei dieser letzten Erfahrung bin ich immer noch nicht ganz sicher wieso das passiert ist. Vielleicht wars ein Wegkippen auf beiden Seiten, keine Ahnung. Denn die erste Zeit lief es recht gut.
Aber wenn es bei Dir so ist, dass Du den Therapeuten auch immer wieder als positiv und verständnisvoll erlebst, dann kann das doch vermutlich die ganzen doofen Gedanken und Gefühle wieder zurückdrängen, oder? Vielleicht kannst Du es ja schaffen, immer wieder selber in dieses positive Bild zu gehen. Dich auch immer wieder zu fragen woher das negative gerade kommt.

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peponi
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Beitrag Di., 28.09.2021, 16:51

Ich war in der Therapie und habe den Therapeuten wegen der Aufnahmen gefragt. Er möchte das nicht. Er hat ziemlich viel dazu gesagt, aber im Wesentlichen meinte er, dass er sich damit erstens unwohl fühle und dass er das zweitens so sieht, dass ich dadurch mehr Kontrolle haben will, er aber glaube, dass mehr Kontrolle nicht sinnvoll wäre, sondern weniger Kontrolle und mehr sich Einlassen, mehr Loslassen.
Ich hab dann nur noch geschwiegen. Er hat immer wieder wieder versucht, mit mir in Kontakt zu kommen, aber bei mir ging nichts mehr. Ich bin schließlich nach einer halben Stunde gegangen.
Hatte auf dem Nachhauseweg eine schlimme Panikattacke und musste sogar vom Rad absteigen und mich ins Gebüsch übergeben.
Jetzt würde ich am liebsten den nächsten Termin in einer Woche absagen. Ich will nicht aus dem Affekt handeln, deshalb schlafe ich noch eine Nacht drüber. Aber der Wunsch ist stark, das zu tun. Ich will ihn eigentlich nicht mehr sehen. Gerade ist wirklich alles an positiver Beziehung verschwunden.
Er hat dann noch einen Satz gesagt, bei dem ich innerlich zusätzlich schon wieder auf die Barrikaden gehe. Und das ist jetzt die dritte Woche in Folge, dass genau das passiert. Vorher lief es so lange gut und jetzt hört es gar nicht mehr auf. So hat das keinen Sinn. Das macht mich zu sehr fertig und ich brauche meine ganze Kraft gerade für alles andere außerhalb der Therapie.
Ich habe gerade nicht einmal mehr Lust, irgendwie für die therapeutische Beziehung zu kämpfen und zu versuchen, das noch zu reparieren. Aus meiner Sicht hat sich die erledigt. Ich fühle gar nichts Positives mehr daran.

Ich wollte eigentlich noch etwas zu euren Antworten schreiben, aber das wird mir gerade zu viel. Das mache ich ein anderes Mal.
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Waldschratin
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Beitrag Di., 28.09.2021, 17:35

Du brauchst auch gar nichts weiter schreiben als Antwort, liebe peponi! :hugs:
Darfst auch einfach "nehmen", was dir an unserem Geschreibsel dienlich ist und gut is! :ja: :heart:

Schade, das hätte ich dir anders gewünscht! :trost:
Aber ich versteh dich gut : Das macht an Beziehung kaputt, wenn er dir nicht vertrauen kann - und das dann auch noch dir therapeutisch begründen bzw. unterjubeln will.
Dann soll er wenigstens dazu stehen, dass er Angst hat, Kontrolle zu verlieren! :evil:

Ich finds aber gut, dass du nicht einfach aus der Panik raus jetzt alles hinwirfst, sondern erstmal dich besinnen und dann entscheiden wirst. Das ist ganz große Klasse, die du da beweist! :ja:
Kann dir leider nicht wirklich was Hilfreiches dalassen, aber den hier :hugs: , und den sehr gerne! :heart:

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 28.09.2021, 18:00

peponi hat geschrieben: Di., 28.09.2021, 16:51 Ich war in der Therapie und habe den Therapeuten wegen der Aufnahmen gefragt. Er möchte das nicht. Er hat ziemlich viel dazu gesagt, aber im Wesentlichen meinte er, dass er sich damit erstens unwohl fühle und dass er das zweitens so sieht, dass ich dadurch mehr Kontrolle haben will, er aber glaube, dass mehr Kontrolle nicht sinnvoll wäre, sondern weniger Kontrolle und mehr sich Einlassen, mehr Loslassen.


Das ist so eine verkopfte Aussage. Ja, theoretisch gesehen ist das sicher richtig.

Aber erstens gibt es keinen Knopf wo man Vertrauen und Loslassen können einfach anknipsen kann.

Und zweitens ist Loslassen einfacher wenn man sich rückversichern kann dass alles okay ist. Also kein blindes Vertrauen.

Und sagen wir mal, mein Partner ist von seiner letzten Beziehung schlimm betrogen worden. Da ist es verständlich dass er sich gerne versichern würde dass auf meinem Handy keine heimlichen Kontakte zu anderen Männern sind, keine Mitgliedschaften auf Datingseiten etc.

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Liya1997
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Beitrag Mi., 06.10.2021, 22:11

Sternchen987 hat geschrieben: So., 26.09.2021, 14:52 Rein interessehalber, falls ich es überlesen habe. Welche Thera Form machst du? Ich habe nämlich auch immer diesen Gedanken "Was ist wenn ich nicht mehr genug Zeit habe", würde mich jetzt tatsächlich interessieren.

Und auch diese Gedanken kenne ich. Eine Freundin sagte mal zu mir, dass ich dem Thera glauben sollte wenn er sagt, er möchte mit mir arbeiten. Ich weiß wie verdammt schwer es ist diesen Worten zu glauben..

Hey, das ist ein sehr interessantes Thema. Ich kann mir gut vorstellen, wie es dir dabei geht. Das allerwichtigste ist ja, dass du dich wohl fühlst.
Ich habe mich beim Lesen wiedergefunden. Darf ich fragen, über welche Fonds ihr die Therapie beantragt. Ich suche nämlich auch Stiftungen für meine Kunsttherapie.

Viele Grüße
Liya

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Liya1997
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Beitrag Mi., 06.10.2021, 22:15

[/quote]

Hey, das ist ein sehr interessantes Thema. Ich kann mir gut vorstellen, wie es dir dabei geht. Das allerwichtigste ist ja, dass du dich wohl fühlst. Diese Angst kenne ich. Vielleicht sprichst du es auch mal an, dass du Angst hast, er wird die Therapie beenden...
Ich habe mich beim Lesen wiedergefunden. Darf ich fragen, über welche Fonds ihr die Therapie beantragt. Ich suche nämlich auch Stiftungen für meine Kunsttherapie.

Viele Grüße
Liya

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Liya1997
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Beitrag Mi., 06.10.2021, 22:20

lisbeth hat geschrieben: Fr., 24.09.2021, 07:04
Hallo Lisbeth, ich finde deine Antwort sehr interessant und hilfreich, weil ich die Situation auch von mir kenne. Magst du auf meinem Profil die letzte Frage beantworten.
Vielen Dank!

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peponi
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Beitrag Do., 07.10.2021, 08:22

Ich habe noch keinen Antrag gestellt und weiß auch noch nicht, ob ich das machen werde. Das wäre beim Fonds Sexueller Missbrauch. Mit dem kennen sich hier andere besser aus.
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ziegenkind
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Beitrag Do., 07.10.2021, 09:40

Pepponi,

ich bin nicht bei Eurer Therapie dabei und im Zweifelsfall weißt Du das alles besser.

Nur eine kleine Beobachtung: In Deinem Post über die letzte Stunde schreibst Du, dass er sich immer wieder bemüht hat, mit Dir in Kontakt zu kommen. Ich schreibe das nicht, um Dir Druck zu machen und zu sagen, na dann lass Dich doch drauf ein. Ich weiß: manchmal geht das nicht. Ich schreibe das, weil mir scheint, ein Teil von Dir nimmt seine Bemühungen um Dich wahr ... Vielleicht macht dieser kleine Teil den Unterschied und gibt den Ausschlag, dass Du es jetzt doch noch nicht aufgibst mit ihm un der Therapie?

Vielleicht hat die Dynamik auch damit zu tun, dass Deine zerstörerischen Teile wissen, jetzt geht es ans Eingemachte, wir müssen das hier sofort beenden ...

Bei mir war es viele Wochen und Monate so. Ich war mir nach jeder Stunde nicht sicher, ob ich wieder komme. Es gab nur so einen ganz kleinen Faden, der mich mit meiner Therapeutin noch verband. Ich sah an ihren Augen, ich hörte an ihrer Stimme, dass sie auch bewegt war und mich nicht verlieren wollte auf dem Weg. Darüber haben wir dann auch oft gesprochen. Und sie hat irgendwann Mal gesagt, sie sehe, wie schlecht es mir geht und wie schwer mir das falle. das berühre sie sehr. Sie glaube, wir hätten noch eine Chance, sie würde aber auch sehr, sehr gut verstehen, wenn mir all der Schmerz zu viel wäre ... Ich bin so froh, dass ich geblieben bin.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 08.10.2021, 17:02

Waldschratin hat geschrieben: So., 26.09.2021, 09:47 Und jedes Mal, wirklich jedes einzelne Mal, war ich davon völlig überzeugt, dass er mich eh hasst, sich in Grund und Boden ekelt vor mir, mir die Pest an den Hals wünscht und nichts außer bodenloser Verachtung mir entgegenbringt.


Könnte das auch eine unbewusste Abwehrstrategie sein? Also etwas womit du die Nähe die entstanden ist nachträglich entwertest und ungültig machst? Oder auch eine Selbstbestrafung? Ich verdiene es garnicht dass jemand einfach nett und wohlwollend zu mir ist? Also quasi eine mentale Selbstverletzung.
Oder liegt es daran dass du Verachtung einfach gewöhnt bist, das die einzige "Zuwendung" ist die du kennengelernt hast und dein Hirn automatisch abgleicht Zuwendung=Verachtung.
Oder dass du zuhause auch manchmal Zuwendung bekommen hast, dann aber von der selben Person am nächsten Tag massive Mengen von Verachtung, und dass du es so gewöhnt bist dass du von jemandem der dir mal Zuwendung gibt dann automatisch auch Verachtung geben wird.

Ich würde mal genauer anschauen wie die Täter in deiner Kindheit agiert haben und was für Konditionierungen die genau hinterlassen haben.

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 08.10.2021, 17:11

ziegenkind hat geschrieben: Do., 07.10.2021, 09:40 Nur eine kleine Beobachtung: In Deinem Post über die letzte Stunde schreibst Du, dass er sich immer wieder bemüht hat, mit Dir in Kontakt zu kommen.

Das kann aber auch schon wieder zu viel sein. Wenn ich mies drauf bin ist es mir am liebsten, wenn mein Gegenüber signalisiert dass Wohlwollen und die Möglichkeit von Kontakt da ist aber ich selbst dann den Kontakt in dem Tempo aufnehme wie es mir gerade danach ist.

Ich gehe seit ein paar Jahren in eine Tagesstätte für Frauen mit psychischen Problemen, da gibt es immer sehr nettes und auch kompetentes Personal in Form von Sozialpädagoginnen etc. Der Vorteil daran ist, dass wenn ich jemanden zum Reden brauche, ich die mir gerade genehme Fachperson suchen kann, das kann man dann auch bei a bisserl Gartenarbeit oder mit einem Kaffee oder nach dem Mittagessen eher informell sein Problem besprechen. Das was ich da als absolut angenehm empfinde ist, dass niemand ein Problemgespräch von einem erwartet, niemand einem im Nacken sitzt dass man doch was sagen soll, dass man die Person auch a bisserl privat kennt (man verbringt da ja zT auch mal den ganzen Tag, kocht zusammen etc). Es gibt sehr gutes Essen und man kann kommen und gehen wie man sich gerade wohlfühlt.

Und wenn man jemandem konsistent über eine längere Zeit mehrmals die Woche sieht und auch semiprivat erlebt und die Perso konsistent immer wohlwollend und freundlich ist, dann sollte das besser für Vertrauensbildung sein als wenn man jemanden ein Mal die Woche für eine Stunde nur in diesem künstlichen Psychotherapie Setting erlebt, wo man dann immer am Dienstag um 3 eine Stunde reden soll mit jemandem der ansonsten ein Fremder ist. Warum sollte man in so einem Setting vertrauen? Man hat kaum eine Möglichkeit festzustellen, ob die Person wirklich vertrauenswürdig ist.

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 08.10.2021, 18:21

mk, das ist für dich sicher die richtige Lösung und es ist schön dass es das gibt und du das gefunden hast.

Das ist aber aus mehrfacher Hinsicht nicht wirklich praktikabel für für meisten.
Andere sind halt eingebunden in Beruf etc. Ich hätte gar nicht die Zeit da mehrmals die Woche tagsüber irgendwohin zu gehen.

Und ganze ehrlich: Ich bevorzuge dann doch das klare Setting einer Therapie, richtig professionelle Behandlung und keine Sozpäds die mit mir gärtnern und plaudern. Das hilft mir nicht.

Ich habe Missbrauch in der Therapie erlebt, das kam noch oben drauf, Vertrauen ist eines meiner schwierigsten Themen. Mir hilft genau hinzuschauen, genau hinzuspüren und wirklich jedes Mal neu die grundsätzliche Entscheidung zu treffen: "Wir" gehen da hin. Immer wieder

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peponi
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Beitrag Fr., 08.10.2021, 20:48

münchnerkindl hat geschrieben: Fr., 08.10.2021, 17:11
ziegenkind hat geschrieben: Do., 07.10.2021, 09:40 Nur eine kleine Beobachtung: In Deinem Post über die letzte Stunde schreibst Du, dass er sich immer wieder bemüht hat, mit Dir in Kontakt zu kommen.

Das kann aber auch schon wieder zu viel sein.
Für mich war das genau das Richtige. Ich schweige oft, obwohl ich Kontakt herstellen möchte. Und manchmal hilft es, wenn er mir, sinnbildlich, immer wieder die Hand reicht, bis ich sie irgendwann annehmen kann. Beim letzten Mal zwar nicht, aber es war trotzdem gut, dass er es versucht hat.
münchnerkindl hat geschrieben: Fr., 08.10.2021, 17:11 Warum sollte man in so einem Setting vertrauen?
Weil dieses Setting eine Sicherheit gibt, die in diesen anderen semi-privaten Settings fehlt. Es hat sehr klare Grenzen, der formale Rahmen dieser sozialen Beziehung steht fest. Und das ist etwas, was ich zumindest brauche. Ich will einen Raum, in dem ich etwas von dem zurücklassen kann, was mich quält, ein Gegenüber, mit dem ich das teilen kann. Alles darüber hinaus wäre mir zu viel. Und innerhalb dieses Settings gibt es schon Möglichkeiten, um das Gegenüber als vertrauenswürdig einschätzen zu können oder auch nicht.

@ziegenkind
Ich habe deine Worte gelesen, kurz bevor ich zur Therapie gefahren bin.
Sie waren wichtig für mich, insbesondere in diesem Moment.
Ich habe gerade nicht so viel Zeit, um ausführlicher zu schreiben. Aber das wollte ich dir zurückmelden.
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