Trigger durch Therapeuten

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Waldschratin
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Beitrag Fr., 06.08.2021, 16:27

Urmeli hat geschrieben:Es ist halt jetzt Freitag, da geht nicht viel.
Krisendienste gehen immer, dafür sinds Krisendienste. ;-)
Urmeli hat geschrieben:Ihr seid, glaub ich, gerade meine Online-Therapie.
Naja, wir sind halt keine Fachleute hier...
Aber wenn dir das grade am besten hilft : Gerne! :ja:
(Dann wäre vielleicht doch auch für demnächst etwas mit Selbsthilfe grade passend(er) für dich..? )

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urmely
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Beitrag Fr., 06.08.2021, 16:34

Waldschratin hat geschrieben: Fr., 06.08.2021, 16:27
Krisendienste gehen immer, dafür sinds Krisendienste. ;-)
Da würde ich mir vorkommen als ob ich es übertreibe.
Waldschratin hat geschrieben: Fr., 06.08.2021, 16:27Ihr seid, glaub ich, gerade meine Online-Therapie.
Naja, wir sind halt keine Fachleute hier...
Aber wenn dir das grade am besten hilft : Gerne! :ja:
(Dann wäre vielleicht doch auch für demnächst etwas mit Selbsthilfe grade passend(er) für dich..? )
Hör mir auf mit Selbsthilfe. Ich bin auf anraten des Therapeuten in eine SHG für Hochsensible gegangen an dem Ort wo er praktiziert. Ich habe mich nicht wirklich dieser Gruppe zugehörig gefühlt und es nach 2 Terminen wieder bleiben lassen. Gruppen sind generell eher nicht so meins.


Waldschratin
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Beitrag Fr., 06.08.2021, 16:41

Naja, ich kenns ähnlich wie du, grade das mit den Gruppen, auch das mit speziell den HSlern.
Und ich bin deutlich der Meinung, das "keine Hilfe" in einer Verfassung wie deiner grade (Die kenn ich auch von mir von früher) immer noch besser ist als die falsche Hilfe, die einen nur noch mehr kaputtmachen kann dann.

Aber mir fällt schon auch auf, dass du praktisch alles erstmal ablehnst, ein deutliches "Aber" hast (Sagt die Richtige...:-> ), das sicher auch seine Berechtigung hat.

Ich kenn halt auch das von mir : Wenn ich mir so viele "Abers" auf einmal noch leisten kann, geht es mir lange nicht so schlecht und schlimm, wie es sich grade für mich anfühlen mag.

Vielleicht hilft dir das im Moment ein bissl, ganz aktuell und jetzt grade auf all das zu gucken, was du kannst und hast und worauf du grade sicher "stehen" kannst. :!!:
Und bei dem, was du geschrieben hast, wie dein Alltag so aussieht, muss das ne ganze Menge sein! :ja:

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urmely
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Beitrag Fr., 06.08.2021, 17:00

Waldschratin hat geschrieben: Fr., 06.08.2021, 16:41 Naja, ich kenns ähnlich wie du, grade das mit den Gruppen, auch das mit speziell den HSlern.
Und ich bin deutlich der Meinung, das "keine Hilfe" in einer Verfassung wie deiner grade (Die kenn ich auch von mir von früher) immer noch besser ist als die falsche Hilfe, die einen nur noch mehr kaputtmachen kann dann.

Aber mir fällt schon auch auf, dass du praktisch alles erstmal ablehnst, ein deutliches "Aber" hast (Sagt die Richtige...:-> ), das sicher auch seine Berechtigung hat.

Ich kenn halt auch das von mir : Wenn ich mir so viele "Abers" auf einmal noch leisten kann, geht es mir lange nicht so schlecht und schlimm, wie es sich grade für mich anfühlen mag.

Vielleicht hilft dir das im Moment ein bissl, ganz aktuell und jetzt grade auf all das zu gucken, was du kannst und hast und worauf du grade sicher "stehen" kannst. :!!:
Und bei dem, was du geschrieben hast, wie dein Alltag so aussieht, muss das ne ganze Menge sein! :ja:
Ja, das mit den Abers... findest du echt, dass ich ablehne. Ich finde, die meisten Abers sind "aber das habe ich schon probiert". Vielleicht täusche ich mich da auch selbst.

Gefühlt kann ich gar nix und auch auf nix stehen. Ich betreibe seit Jahren nur noch Chaosmanagement. Lange habe ich es mit dem Bild des Akrobaten mit den Tellern auf Stangen beschrieben, der immer schauen muss, dass er die Teller in der Luft hält. Mittlerweile liegen die meisten Teller in Scherben am Boden. Ich kehr nur noch zusammen und setz ab und zu einen neuen Teller auf, der dann irgendwann auch wieder in Scherben auf dem Boden liegt.

Ich bekomme den Haushalt nicht geregelt, meine 20jährige Tochter mit Autismusverdacht bekommt einfach keinen Diagnostikplatz vor Mitte/Ende 2022 und hängt hier nach ihrem FSJ rum und bekommt es nicht hin ein Studium anzufangen. Den Ältesten habe ich jetzt bis 23 "sicher" untergebracht, er macht eine Ausbildung in einem Berufsbildungswerk und der Jüngste wird nach langem Kampf aktuell online beschult und macht 22 seine mittlere Reife per Schulfremdenprüfung in einem anderen Bundesland. Da überfordert mich aktuell schon alleine der Gedanke daran komplett. Ich bin beruflich raus, meinen Job habe ich nur noch, weil ich noch bis Oktober 22 Kündigungsschutz wegen Familienpflegezeit habe. Ich hatte von Vollzeit auf 30 Stunden reduziert, weil ich nicht mehr konnte und das läuft noch gut 1 Jahr.
Das Gefühl von Sicherheit gibt es bei mir nicht. Ich lebe immer mit dem Gefühl einer drohenden Katastrophe. Vor knapp 2 Wochen ist mein leerstehendes und noch nicht ausgeräumtes Elternhaus bei Starkregen überflutet worden, im Keller stand das Wasser. Ich habe es erst 3 Tage später bemerkt, jetzt ist Stress mit dem Trocknen, dem Ausräumen, der Versicherung. Natürlich war der Keller vollgestellt mit Kruscht aus den letzten 60 Jahren. Mit dem Pflegedienst hatte ich auch letzte Woche Stress, weil die mehr Leistung abrechnen, als erbracht wurde... ich könnte endlos weiter erzählen und hätte dann aber nur die Sachen der letzten Wochen erwähnt.

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Waldschratin
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Beitrag Fr., 06.08.2021, 17:09

urmely hat geschrieben:Ja, das mit den Abers... findest du echt, dass ich ablehne. Ich finde, die meisten Abers sind "aber das habe ich schon probiert". Vielleicht täusche ich mich da auch selbst.
(So, jetzt hab ich wenigstens endlich mal deinen Nick richtig geschrieben bekommen... :roll: :-> )

Wie gesagt : Ich kenns ja selber. Und ja, die meisten "Abers" hab ich auch als Erklärung, weil ichs halt schon ausprobiert hab, meist mehr als ein Mal.

Aber manchmal sieht man ja den Wald auch vor lauter Bäumen nicht mehr.

Dachte ich mir schon, dass du Chaosmanagement kennst und sonst wahrscheinlich nicht viel, wenn überhaupt.
Dieses ewig vorhandene Gefühl von gleich einsetzendem Weltuntergang kenn ich auch, ist mein "inneres Fundament" auch.

Deshalb kann ichs auch ein gut Teil nachvollziehen, dass da sehr viele Behandler und Anlaufstellen kapitulieren, bevor sie überhaupt mit einem anfangen wollen...

Mir war das so dermaßen vertraut, dass ichs nicht verstanden hab, wovor die denn so zurückschrecken oder warum die solche Bedenken haben etc.

Erklärt mir auch, dass du von der Klinik ein "zu komplexes Diagnosebild" bescheinigt bekommen hast.

Das hilft dir zwar grad auch nicht weiter, aber vielleicht tröstet es dich ein bissl, dass du damit nicht alleine auf der Welt dastehst.

Hast du denn irgendeine Unterstützung bei alledem, was du da tagtäglich wuppst?
Mann/Vater der Kinder, Nachbarn, Nachbarschaftshilfe etc.?

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urmely
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Beitrag Fr., 06.08.2021, 18:19

Waldschratin hat geschrieben: Fr., 06.08.2021, 17:09
Aber manchmal sieht man ja den Wald auch vor lauter Bäumen nicht mehr.

Dachte ich mir schon, dass du Chaosmanagement kennst und sonst wahrscheinlich nicht viel, wenn überhaupt.
Dieses ewig vorhandene Gefühl von gleich einsetzendem Weltuntergang kenn ich auch, ist mein "inneres Fundament" auch.

Deshalb kann ichs auch ein gut Teil nachvollziehen, dass da sehr viele Behandler und Anlaufstellen kapitulieren, bevor sie überhaupt mit einem anfangen wollen...

Mir war das so dermaßen vertraut, dass ichs nicht verstanden hab, wovor die denn so zurückschrecken oder warum die solche Bedenken haben etc.

Erklärt mir auch, dass du von der Klinik ein "zu komplexes Diagnosebild" bescheinigt bekommen hast.

Das hilft dir zwar grad auch nicht weiter, aber vielleicht tröstet es dich ein bissl, dass du damit nicht alleine auf der Welt dastehst.

Hast du denn irgendeine Unterstützung bei alledem, was du da tagtäglich wuppst?
Mann/Vater der Kinder, Nachbarn, Nachbarschaftshilfe etc.?
Irgendwie ist das tatsächlich beruhigend, dass es noch mehr Leute gibt, die so rumstruggeln.

Unterstützung leider nicht. Mein Mann ist nach 2 Schlaganfällen leider keine Hilfe mehr, er bemüht sich immerhin, auch nicht zu viel Pflege zu beanspruchen. Bis Dezember habe ich mich noch um meinen Vater gekümmert, der alleine in meinem Elternhaus gelebt hat. Mitte Dezember habe ich ihn dann tot aufgefunden, war auch kein Spaß. Da hatte ich zum Glück noch meine Ergotherapeutin, bei der ich Anfang Dezember angefangen hatte und die total gut mit mir konnte. Ähnlich wie mein Therapeut, aber ohne Ausfälle. Leider hat die Organisation die Praxis im Juni spontan geschlossen und diese Hilfe fiel weg. Ich habe zwar wahrscheinlich einen neuen Ergotherapieplatz in einer anderen Praxis, aber frühestens ab Ende September und ob die dann so hilfreich ist, wird sich zeigen.
Es ist halt auch so, dass ich aufgehört habe, um Hilfe zu bitten. Schon alleine, weil ich niemandem etwas zurück geben kann.


Waldschratin
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Beitrag Fr., 06.08.2021, 18:53

urmely hat geschrieben:Es ist halt auch so, dass ich aufgehört habe, um Hilfe zu bitten. Schon alleine, weil ich niemandem etwas zurück geben kann.
Kommt mir alles auch recht bekannt vor... :roll:

Mich hat mein Körper buchstäblich auf die Matte legen müssen, damit ich mich da dranmache, das mal abzulegen : Nur wenn ich entsprechend zurückgeben kann, "darf" ich was nehmen. (Und eigentlich nicht mal dann...)

Ich hab auch so am Stück dauergewerkelt, hatte zwar keine Familie, aber Vollzeitberuf in 3 Schichten als Krankenschwester, auch Nachtdienst in Vollzeit, also ständig wechselnde Schichten. Die Stationsleitung "nebenbei", ein paar Ehrenämter , eine recht turbulente Beziehung. Und halt das ganze verletzte Innenleben....

Das ging ein paar Jahrzehnte recht gut - Mir selber gings halt nicht gut dabei, das war aber nicht wichtig, ich hatte keinen Bezug zu mir, meinem Körper, meinem Sein. Ich "funktionierte", möglichst reibungslos und "unspürbar" für meine Umwelt, wollte ja keine "Belastung" sein etc. blabla.

Und dann kippte es mich aus den Latschen, war ich dauerkrank, wurden (körperliche) Diagnosen gefunden, die mich fast in die Pflegebedürftigkeit gebracht haben.

Seither lerne ich das mit dem Annehmen, was ich nie und nimmer werde zurückgeben können. Jedenfalls nicht 1:1.
"Anders" schon.

Seit ich nämlich ein Leben hab, einen Bezug zu mir etc., kann ich für mein Umfeld ganz anders "da" sein. Zuhören z.B. Einfach "mitgehen" in manchen Dingen, die anderen viel zu viel wären etc.

Um Hilfe zu bitten fällt mir aber auch noch immer recht schwer. Schon alleine, weil es selten "echte" Hilfe gibt für mich. Sind nach wie vor alle recht schnell "überfordert" mit dem, was ich mitbringe. (Erlebe es grade mit der Suche nach einem schnöden Hausarzt. Mein langjähriger Bisheriger hat wegen Krankheit seine Praxis aufgeben müssen, jetzt bin ich wieder auf Odyssee, "prüfen", wer mich aushalten kann. :roll: )

Aber wenn es sein muss, kann ich inzwischen Unterstützung auch mal einfordern.
Jedenfalls gestehe ich sie mir inzwischen meistens schon mal "selbstverständlicher" zu. ;-)

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lisbeth
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Beitrag Fr., 06.08.2021, 20:38

urmely,

ich bin da voll und ganz bei dem was Waldschratin geschrieben hat:
Waldschratin hat geschrieben: Fr., 06.08.2021, 16:08 Erstmal musst du dich aus der Panik rausgeholt bekommen.
Und zwar nicht nur punktuell oder temporär sondern so, dass du (überwiegend) in der Lage bist, dich emotional selbst einigermaßen zu regulieren. Vorher macht alle Gesprächstherapie der Welt wenig bis keinen Sinn, weil alles nur noch mehr deine innere Aktivierung nach oben treibt. Und dann ist es so wie du hier beschreibst: Dein Therapeut kann eigentlich sagen was er will, fast alles ist für dich ein Trigger oder kann zum Trigger werden. Ich meine das nicht als Vorwurf, ich kenne das auch, sondern einfach erstmal "nur" als Feststellung.
Und ich vermute auch, dass wahrscheinlich auch jede/r weitere Therapeut/in dich genauso triggern würde, nicht absichtlich, sondern weil dein vegetatives Nervensystem so im Ausnahmezustand ist, dass du überall "Gefahr witterst".

Mir ging es mit verschiedenen Therapeutinnen auch so, dass alles was sie sagten - egal was - mir quer im Bauch lag und darauf z.T. extrem "empfindlich" reagiert habe. Und inzwischen weiß ich auch, dass das das Gegenüber extrem ratlos und hilflos zurücklassen kann, weil die ja erstmal in "guter Absicht" auf dich zugehen und dir helfen wollen, aber sie können in solchen Momenten eigentlich nur noch alles "verkehrt" machen. Egal was sie sagen oder nicht sagen - das macht es für dich dann eigentlich nur noch schlimmer. So eine Art Zwickmühle für den Therapeuten, wenn du verstehst, was ich da meine? Auch wieder "nur" als Beschreibung und nicht als Vorwurf hiergelassen. Und den oder die Therapeuten/in kann so eine Zwickmühle, in der sie sich dann mit dir befinden, auch schon mal etwas aggressiv machen. Oder genervt sein lassen. Egal wie sehr sie sich reflektieren und hinterfragen. Und manche hinterfragen sich dabei dann auch leider gar nicht.

Hast du dich mal mit körpertherapeutischen Verfahren beschäftigt, oder mit Kunsttherapie? Also etwas, wo es weniger ums Reden geht, sondern darüber, dass man sich anders ausdrückt und auch Informationen anders aufnimmt und verarbeitet?

Und ansonsten ein Erste-Hilfe-Ratschlag wenn die Panik immer größer wird: Tempo rausnehmen, ganz bewusst. Der erste Impuls bei Panik ist eigentlich immer, dass man schneller machen will (dann ist es gefühlt auch schneller vorbei usw). Aber mit dem höheren Tempo treibt man die Panik und Aktivierung immer weiter nach oben. Wenn du bewusst verlangsamst, dann machst du aktiv etwas, damit sich dein vegetatives Nervensystem wieder etwas mehr beruhigen kann. Was wiederum dazu führt, dass die Panik etwas abnimmt.
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Solage
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Beitrag Fr., 06.08.2021, 21:49

Urmely, angenommen dir erzählt eine gute Freundin von ihrer Therapie, die so abläuft wie deine Therapie.
Oder deine Tochter sagt, Mama ich bin so verunsichert, weil der Therapeut mal so und so ist. Irgendwie komisch.

Was für einen Rat gibst du dann Menschen, die dir am Herzen liegen?

Welchen Rat gibst du dir, wenn du dir selbst am Herzen liegst?

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urmely
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Beitrag Sa., 07.08.2021, 06:58

lisbeth hat geschrieben: Fr., 06.08.2021, 20:38 Und zwar nicht nur punktuell oder temporär sondern so, dass du (überwiegend) in der Lage bist, dich emotional selbst einigermaßen zu regulieren. Vorher macht alle Gesprächstherapie der Welt wenig bis keinen Sinn, weil alles nur noch mehr deine innere Aktivierung nach oben treibt. Und dann ist es so wie du hier beschreibst: Dein Therapeut kann eigentlich sagen was er will, fast alles ist für dich ein Trigger oder kann zum Trigger werden. Ich meine das nicht als Vorwurf, ich kenne das auch, sondern einfach erstmal "nur" als Feststellung.
Und ich vermute auch, dass wahrscheinlich auch jede/r weitere Therapeut/in dich genauso triggern würde, nicht absichtlich, sondern weil dein vegetatives Nervensystem so im Ausnahmezustand ist, dass du überall "Gefahr witterst".
Da stimme ich dir absolut zu. Aber wie lerne ich es, mich besser zu regulieren. Zum Teil bin ich aber auch so fassungslos über die letzte Sitzung, weil dieser Therapeut überhaupt der erste war, der mir von Trauma, Bindungsstörung, Hypervigilanz und Triggern erzählt hat. Frühkindliches Trauma und daraus resultierende Störungen sind sein Spezialgebiet. Wenn er mir nicht helfen kann, wer denn?
lisbeth hat geschrieben: Fr., 06.08.2021, 20:38 Hast du dich mal mit körpertherapeutischen Verfahren beschäftigt, oder mit Kunsttherapie? Also etwas, wo es weniger ums Reden geht, sondern darüber, dass man sich anders ausdrückt und auch Informationen anders aufnimmt und verarbeitet?
Nein, ich wüsste nicht, wie man an körpertherapeutische Verfahren oder Kunsttherapie rankommt. Mein Therapeut hatte das mal eingeworfen, dass ich, wenn ich in eine Klinik gehe, über Kunsttherapie nachdenken sollte. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass ich überhaupt irgendetwas aus mir raus lassen kann.

lg
urmely

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urmely
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Beitrag Sa., 07.08.2021, 07:05

Solage hat geschrieben: Fr., 06.08.2021, 21:49 Urmely, angenommen dir erzählt eine gute Freundin von ihrer Therapie, die so abläuft wie deine Therapie.
Oder deine Tochter sagt, Mama ich bin so verunsichert, weil der Therapeut mal so und so ist. Irgendwie komisch.

Was für einen Rat gibst du dann Menschen, die dir am Herzen liegen?

Welchen Rat gibst du dir, wenn du dir selbst am Herzen liegst?
Ich bin tatsächlich ratlos. Manchmal muss es ja auch erst einmal richtig weh tun, bevor es besser wird. Woher weiß ich, ob das nicht so ein Zeitpunkt ist?

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diesoderdas
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Beitrag Sa., 07.08.2021, 08:34

urmely hat geschrieben: Sa., 07.08.2021, 06:58 Zum Teil bin ich aber auch so fassungslos über die letzte Sitzung, weil dieser Therapeut überhaupt der erste war, der mir von Trauma, Bindungsstörung, Hypervigilanz und Triggern erzählt hat. Frühkindliches Trauma und daraus resultierende Störungen sind sein Spezialgebiet. Wenn er mir nicht helfen kann, wer denn?
Nur weil er sich damit auskennt, heißt das noch nicht, dass er auch gut ist. Oder dass er seine eigenen frühen Sachen im Griff hat und nicht mit in die Therapie schleppt.

Kann deinen Gedankengang dazu dennoch nachollziehen

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lisbeth
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Beitrag Sa., 07.08.2021, 09:22

diesoderdas hat geschrieben: Sa., 07.08.2021, 08:34 Nur weil er sich damit auskennt, heißt das noch nicht, dass er auch gut ist. Oder dass er seine eigenen frühen Sachen im Griff hat und nicht mit in die Therapie schleppt.
Das ist leider oft so. Wissen über ein Thema heißt nicht, dass er im therapeutischen Kontakt "gut" ist. Und gerade wenn die frühkindlichen Themen auch seine eigene persönliche Baustelle sind, dann kann es gut sein, dass ihr euch dann gegenseitig "befeuert" und eure innere Aufregung gegenseitig immer weiter nach oben schraubt. Eigentlich hätte er dir das gar nicht mitteilen sollen, ich persönlich finde das too much information, denn das bringt dich auch nur von dir selbst weg und fokussiert dich auf ihn.

Diese gegenseitige Befeuerung in der Aktivierung (Stichwort Spiegelneuronen) verwechseln übrigens viele - gerade Menschen mit einem frühen bzw. Bindungstrauma mit "Kontakt". Weil man da was spürt (auch wenn es "nur" der Adrenalinkick ist) und man sich über diese Spiegelung irgendwie "verbunden" fühlt. In Wirklichkeit ist das aber eher eine Spirale, die sogar Suchtpotential hat, denn der Körper gewöhnt sich an die dauernde Ausschüttung von Adrenalin und anderen Stresshormonen und "verlangt" dann irgendwann auch danach.

Regulierung ist das Gegenteil von dieser Aktivierung. Und das geht meistens nicht über den Kopf sondern über den Körper.
Du kannst mal googeln nach Übungen für den Vagus-Nerv oder für das vegetative Nervensystem, es gibt auch Bücher zum Thema, die auch in den meisten gut sortierten Bibliotheken zu finden sind (z.B. "Der Selbstheilungsnerv" von Rosenberg). Wenn man diese Dauer-Aktivierung gewohnt ist, dann fühlt sich ein halbwegs regulierter Zustand erstmal oft fremd an, oft sogar bedrohlich. Von daher langsam machen, lieber nur kurze Übungen machen und dafür regelmäßig und über den Tag verteilt.

Was nonverbale Therapieverfahren betrifft: Es gibt viele Ergotherapeuten, die eine kunsttherapeutische Zusatzausbildung haben. Auch einfach mal googlen: ergotherapie + kunsttherapie + deine region.
Es geht da nicht drum, tolle Kunstwerke zu erschaffen, sondern einfach erstmal, dass du dich selbst wahrnimmst und lernst, das was gerade da ist auszudrücken. Nicht mehr und nicht weniger.

Und, eine ganz persönliche Rückmeldung: Ich merke, dass deine ununterbrochenen "Abers" mich tendenziell nerven, und stellenweise auch schon aggressiv machen. Ich will das nicht bewerten, denn ich kenne das von mir auch allzugut und oft ist es bei mir so, dass das dann auch irgendeine Funktion für einen selbst hat, wie die Kontrolle behalten oder so. Aber vielleicht kannst du mal versuchen, das "Aber" nicht ständig wie aus der Pistole geschossen zurückzufeuern? Das macht mit dem Gegenüber etwas und ich persönlich verliere dann auch die Motivation, irgendwas noch beizusteuern, weil ich denke: Die lehnt ja eh alles ab.
urmely hat geschrieben: Fr., 06.08.2021, 17:00 Ja, das mit den Abers... findest du echt, dass ich ablehne. Ich finde, die meisten Abers sind "aber das habe ich schon probiert". Vielleicht täusche ich mich da auch selbst.
Ja, so kommt es bei mir zumindest an. Ich habe auch meine Probleme mit Gruppen. Oder wollte nie in eine Klinik, und fand den Gedanken ganz gruselig. Aber ab einem bestimmten Punkt in der Abwärtsspirale habe ich mich dann auch an jeden Strohhalm geklammert und bin dann auch an manchen Stellen (positiv) überrascht worden, habe neue Impulse bekommen, die mir weitergeholfen haben. Bloß weil du eine Klinik oder eine Gruppe ausprobiert hast, heißt das nicht, dass die anderen ganz genauso doof sind. Und es soll ja sogar auch manchmal so sein, dass nichts ausschließlich 100% super ist oder 100% doof ;)
Ja, deine Situation ist kompliziert und schwierig, das will ich gar nicht bestreiten. Aber ganz ehrlich, wenn jemand ganz offensichtlich in einer akuten Krisensituation ist, deshalb Psychopharmaka einnimmt um wieder runter zu kommen und beim Verweis auf den Krisendienst dann sagt:
urmely hat geschrieben: Fr., 06.08.2021, 16:34 Da würde ich mir vorkommen als ob ich es übertreibe.
und stattdessen in einem Selbsthilfe(!)-Forum sich die Finger wundschreibt aber gleichzeitig von sich sagt, dass sie mit Selbsthilfe ein Problem hat... das finde ich schon ziemlich widersprüchlich in der Selbstwahrnehmung.
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― Anne Lamott

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urmely
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Beitrag Sa., 07.08.2021, 09:45

lisbeth hat geschrieben: Sa., 07.08.2021, 09:22 Du kannst mal googeln nach Übungen für den Vagus-Nerv oder für das vegetative Nervensystem, es gibt auch Bücher zum Thema, die auch in den meisten gut sortierten Bibliotheken zu finden sind (z.B. "Der Selbstheilungsnerv" von Rosenberg). Wenn man diese Dauer-Aktivierung gewohnt ist, dann fühlt sich ein halbwegs regulierter Zustand erstmal oft fremd an, oft sogar bedrohlich. Von daher langsam machen, lieber nur kurze Übungen machen und dafür regelmäßig und über den Tag verteilt.
Danke für den Tipp, das schaue ich mir mal an.
lisbeth hat geschrieben: Sa., 07.08.2021, 09:22 Was nonverbale Therapieverfahren betrifft: Es gibt viele Ergotherapeuten, die eine kunsttherapeutische Zusatzausbildung haben. Auch einfach mal googlen: ergotherapie + kunsttherapie + deine region.
Es geht da nicht drum, tolle Kunstwerke zu erschaffen, sondern einfach erstmal, dass du dich selbst wahrnimmst und lernst, das was gerade da ist auszudrücken. Nicht mehr und nicht weniger.
Auch hier ist das Standardproblem, dass es eigentlich keine Therapieplätze gibt. Als ich erfahren habe, dass meine Praxis geschlossen wird, habe ich im erreichbaren Umkreis alle angerufen und bin bei zweien auf der Warteliste gelandet. Eine davon hat mich vor kurzem angerufen, dass sie mich nach den Sommerferien, also Mitte/Ende September, reinnehmen kann. Deinen Hinweis mit der Kunsttherapie behalte ich im Hinterkopf, vielleicht bietet sie so etwas an.
lisbeth hat geschrieben: Sa., 07.08.2021, 09:22 Und, eine ganz persönliche Rückmeldung: Ich merke, dass deine ununterbrochenen "Abers" mich tendenziell nerven, und stellenweise auch schon aggressiv machen. Ich will das nicht bewerten, denn ich kenne das von mir auch allzugut und oft ist es bei mir so, dass das dann auch irgendeine Funktion für einen selbst hat, wie die Kontrolle behalten oder so. Aber vielleicht kannst du mal versuchen, das "Aber" nicht ständig wie aus der Pistole geschossen zurückzufeuern? Das macht mit dem Gegenüber etwas und ich persönlich verliere dann auch die Motivation, irgendwas noch beizusteuern, weil ich denke: Die lehnt ja eh alles ab.
.....
Ja, deine Situation ist kompliziert und schwierig, das will ich gar nicht bestreiten. Aber ganz ehrlich, wenn jemand ganz offensichtlich in einer akuten Krisensituation ist, deshalb Psychopharmaka einnimmt um wieder runter zu kommen und beim Verweis auf den Krisendienst dann sagt:
urmely hat geschrieben: Fr., 06.08.2021, 16:34 Da würde ich mir vorkommen als ob ich es übertreibe.
und stattdessen in einem Selbsthilfe(!)-Forum sich die Finger wundschreibt aber gleichzeitig von sich sagt, dass sie mit Selbsthilfe ein Problem hat... das finde ich schon ziemlich widersprüchlich in der Selbstwahrnehmung.
Ich glaube, bei der Selbsthilfe sind für mich die Gruppen und das daraus resultierende Gefühl da nicht hinzugehören das Problem. Wenn ich ehrlich bin habe ich eigentlich gar keine Selbstwahrnehmung, abgesehen von Extremzuständen. Und Schreiben in einem Forum lässt für mich die Möglichkeit, jederzeit "auszusteigen", ob das nun gut oder schlecht sein mag.
Danke auch für die Rückmeldung bezüglich der "abers". Das ist schon lange ein Problem für mich, ich merk es selbst, aber eben erst, wenn die genervte Rückmeldung von der Gegenseite kommt und es dann in der Regel zu spät ist. Und ja, ich habe den Zwang, alles unter Kontrolle haben zu wollen. Oft ist es aber auch so, dass die Empfehlungen der Gegenseite alle auf einem so niedrigen Niveau sind und ich schon lange viel weiter bin. Z.B. die Sozialberatung in der Klinik, in der ich 10 Tage war. Sie hat mir die üblichen Tipps gegeben, die sie halt allen Patienten gibt, und wollte mir auch nicht glauben, dass in unserer Region z.B. Psychotherapiepraxen mit Gruppentherapie (was mir von dort empfohlen wurde) nicht existieren. Diese Mitarbeiterin hat mich am nächsten Tag sogar angerufen und mir gesagt, dass sie meine Antworten für Abwiegelei gehalten und deswegen rumtelefoniert hätte und jetzt wüsste sie, dass es tatsächlich so ist.

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Pianolullaby
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Beitrag Sa., 07.08.2021, 16:19

ich habe jetzt jeden Beitrag von Dir gelesen und muss ehrlich gestehen bei mir kommen auch nur ABER an, und ich hatte darauf hin eigentlich null Bock iwas zu überlegen, schliessilch versuchen hier alle Dir auf die Füsse zu helfen, Dich zu unterstützen und wenn dann ABER jedesmal ein ABER kommt, hat man bzw. ich schon gestrichen die Schn.... voll überhaupt sich Gedanken zu machen. Schliesslich ist ein jeder hier mit seinem eigenen auch schon beschäftigt genug. Und dann noch so abfgeputzt zu werden, macht mich dann persönlich sauer.
Daher lass ich das dann in der Regel und kümmere mich lieber um mich.
Dies als Information und Rückmeldung warum ich mir nicht die Mühe mache, darüber grösser nachzudenken.
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