Übertragung Auflösen
Lilien, manchmal kommt es auch vor, gerade in einer Therapie, wo man von dem Therapeuten eher weniger kennt, dass die Gefühle, welche ihm scheinbar gelten, gelten eigentlich einem selbst. Ich erinnere mich, in meiner ersten Therapie hatte ich das Gefühl, mein Therapeut sei einsam (und das war er auch) und ich fühlte auch Einsamkeit und dadurch fühlte ich mich mit ihm irgendwie verbunden. Und es tat mir leid, die Phantasie, wie es ihm damit gehen 'muss'.
Bei ihm war das jedoch eine bewusste Entscheidung, so zu leben, wobei bei mir das eher ein Ergebnis einer anderen Entscheidung war und bewusst würde ich das so kaum wollen. Damit meine ich, in dem, was für mich belastend war, fühlte er sich vergleichsweise wohl... und natürlich, jede Entscheidung für etwas bedeutet einen Verzicht auf einer anderen Stelle, das kann hin und wieder weh tun. Man bekommt das in der Begegnung mit und das kann verwirren, jedoch glaube ich, an solcher Stelle sollte man davor aufpassen, das Eigene dem Gegenüber zuzuschreiben... und dann lieber bei sich selbst schauen.
Bei ihm war das jedoch eine bewusste Entscheidung, so zu leben, wobei bei mir das eher ein Ergebnis einer anderen Entscheidung war und bewusst würde ich das so kaum wollen. Damit meine ich, in dem, was für mich belastend war, fühlte er sich vergleichsweise wohl... und natürlich, jede Entscheidung für etwas bedeutet einen Verzicht auf einer anderen Stelle, das kann hin und wieder weh tun. Man bekommt das in der Begegnung mit und das kann verwirren, jedoch glaube ich, an solcher Stelle sollte man davor aufpassen, das Eigene dem Gegenüber zuzuschreiben... und dann lieber bei sich selbst schauen.
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Hallo Lilien,
schön, dass du zwischen Privatmensch und Therapeuten unterscheiden kannst. Denn dann kannst du vielleicht auch besser unterscheiden, was du dir noch erwartest von ihm und in welcher Funktion. Darüber kannst du dann mit deinem Therapeuten reden. So, wie du ihn beschreibst, ist es sicherlich möglich und für dich hilfreich.
Vielleicht hilft dir dieser Aspekt auch dabei, deine Verlassensangst auseinanderzudröseln. Was tut dir weh? Zukunftsangst? Verlust von Wohlwollen, (interessierte) Neugier auf dein Leben etc?
(Zur Sinnhaftigkeit einer Richtlinientherapie äußere ich mich lieber nicht...)
schön, dass du zwischen Privatmensch und Therapeuten unterscheiden kannst. Denn dann kannst du vielleicht auch besser unterscheiden, was du dir noch erwartest von ihm und in welcher Funktion. Darüber kannst du dann mit deinem Therapeuten reden. So, wie du ihn beschreibst, ist es sicherlich möglich und für dich hilfreich.
Vielleicht hilft dir dieser Aspekt auch dabei, deine Verlassensangst auseinanderzudröseln. Was tut dir weh? Zukunftsangst? Verlust von Wohlwollen, (interessierte) Neugier auf dein Leben etc?
Ist das nicht ein schöner Gedanke, eine solche Beziehung zu haben? Schade ist halt nur, dass er bald in der Vergangenheitsform zu formulieren ist. Trotzdem: sie ist. Diese Beziehung. Du hast selbst geschrieben, dass sie in dir stattfindet. Vielleicht irgendwann einmal ein Trost? Sicherlich nicht jetzt, das verstehe ich. Aber später.
Ja. Das ist so. Es fühlt sich schlimm an. Du trauerst. Aber: es ist ein Gefühl, dem auch ein Positiv gegenübersteht. Du trauerst, weil du einen dir sehr wertvollen Menschen begegnet bist. Wie oft passiert das? Und in der Folge: dieser Mensch, diese Beziehung ist es wert, betrauert zu werden, weil sie so trägt. Vielleicht hilft dir auch dieser Gedanke ein wenig. Später. Wenn die schlimmste Trauer verarbeitet ist.
Inwieweit überschneidet sich denn hier der Wunsch, eine Rolle im privaten Leben zu spielen? Gibt es da eine Schnittmenge i.S.v.: "Wenn ich mit meinem ehemaligen Therapeuten in welcher Art auch immer privat in Kontakt bleibe, dann steht er mir im Notfall sicher auch als Therapeut zur Seite?" Als eine Art Sicherheitsnetz? Man weiß ja nie, was im Leben noch so kommt?Lilien hat geschrieben: ↑So., 15.11.2020, 15:27 Auf der anderen Seite wäre seltsamerweise dann auch wiederum der Gedanke okay, ihn einfach weiterhin als meinen Therapeuten in meinem Leben zu wissen, ohne, dass es weiter ins Private ginge, aber insbesondere in Verbindung mit dem Gedanken, das die Therapie nicht in einem vorher definierten Zeitrahmen endet, also z.B. dann, wenn die Kasse nicht mehr zahlt, sondern ich einfach gehen kann, wenn ich all meine Themen bearbeitet habe. Ich fühle mich diesem zeitlichen Rahmen einfach nicht wirklich gewachsen (es sind dennoch noch etwas mehr als 10 Stunden).
(Zur Sinnhaftigkeit einer Richtlinientherapie äußere ich mich lieber nicht...)
Was hindert dich genau?
Mach das. Therapie ist nicht geeignet, minimalinvasiv vorzugehen. Große Schnitte sind oft vonnöten, damit das Sichtfeld ausreichend groß ist .
Hast du mit deinem Therapeuten besprochen, wie es nach der Therapie theoretisch weitergehen könnte? Ob überhaupt (z.B. als Selbstzahler über eine begrenzte Stundenzahl), über Akutstunden, wenn dir das Wasser bis zum Hals steht oder nach diesen ominösen zwei Jahren Therapiesperre, die es mal gibt und dann wieder doch nicht, eine erneute Therapie zu machen?
Novembernacht
Na ja, wie du auch selbst sagst: Du machst ihn klein.inwiefern abwerten? Im Sinne von "ich traue Dir nicht zu, gut genug auf Dich aufzupassen?". Ansonsten wäre mein Therapeut vermutlich einer der letzten Menschen, die ich irgendwie abwerten wollen würde. Dann würde es ganz sicher nicht auf bewusster Ebene ablaufen, sondern tiefer im Verborgenen liegen. Aber, vielleicht kannst Du mir das noch einmal näher erläutern.
Dass du das nicht willst, ist klar, denke ich. Was genau sich dahinter bei dir verbirgt, weiß ich nicht: Es könnten - ich spekuliere aber nur - abgewehrte Aggressionen sein usw.
Bei mir selbst erkenne ich solche Dinge auch nicht so gut, aber bei anderen schon - ich hab früher ziemlich viel Literatur zu dem Thema gelesen, also Bücher von Therapeuten / Analytikern über bestimmte Fälle oder bestimmte Störungen. Und das Thema "Patient will Therapeuten bemuttern" kam immer mal vor; wenn man das so liest, erschrickt man - und man kann sich sehr gut vorstellen, dass der betreffende Patient innerlich sehr aggressiv war, wenn er den Therapeuten auf die beschriebene Weise bevormundet hat (à la: "Ich hab Ihnen mal Obst mitgebracht; Sie sind immer so blass" oder so ähnlich).
Damit hab ich nix über dich gesagt, sondern nur darüber, dass sich hinter fürsorglichem Verhalten so viel anderes verbergen kann. Ich kenne das teilweise auch von mir und habe manchmal die Phantasie, er sei krank und zeigte mir - mit einer Geste, die damit gar nix zu tun hatte - etwas von seiner vermeintlichen Schwäche, was mich in der Phantasie total gerührt hat (aber ich wusste, dass es nur eine Phantasie war). Ich fühlte mich in dem Moment ihm verbunden und wie eine Art "Beschützer", aber tatsächlich hab ich ihn damit auch klein gemacht. Was deine Phantasie tatsächlich bedeutet, könntet ihr ja gemeinsam herausfinden.
Ich glaube, diese Sorge ist in vielen Fällen unbegründet: Es ist ein Missverständnis, anzunehmen, dass "Selbstzahler" so lange bleiben können, wie sie wollen. Tatsächlich achtet der Therapeut auch bei diesen Patienten darauf, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren und die Endlichkeit nicht zu verleugnen (also, meiner tut das). Selbstzahler haben einfach nur den Vorteil, dass sie in der Beziehungsgestaltung freier und unabhängiger sind und sich Therapeut und Patient nicht vor Dritten rechtfertigen müssen. Dass ein Therapeut das nicht ausnutzen darf, ist klar. Und auch als Patient denke ich mir manchmal: "Wenn das vorbei ist, werd ich Millionär" - und so wird der Abschied dann tatsächlich materiell eine Entlastung sein. Ich könnte und wollte mich nie mehr in Kontingente pressen lassen; das entspricht so gar nicht meinem Wesen, selbst wenn es natürlich besser wäre, wenn ich nicht zahlen müsste. Aber es hat eben alles zwei Seiten.Ich selbst schrecke tatsächlich ein wenig davor zurück, die Stunden privat zu zahlen, weil ich doch die Sorge hätte, dann den Absprung nicht mehr zu schaffen.
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Lilien,
Ich habe erst etwa 11 Stunden vor dem Ende die Abnabelung geschafft. Nachdem ich damit sachlich konfrontiert wurde, dass es kein Wiedersehen mehr gibt. Du hast noch Zeit.
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ja, in einer idealen Welt behalten Therapeuten Selbstzahler nicht länger als nötig und sinnvoll....Mondmann hat geschrieben: ↑So., 15.11.2020, 20:38 Ich glaube, diese Sorge ist in vielen Fällen unbegründet: Es ist ein Missverständnis, anzunehmen, dass "Selbstzahler" so lange bleiben können, wie sie wollen. Tatsächlich achtet der Therapeut auch bei diesen Patienten darauf, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren und die Endlichkeit nicht zu verleugnen (also, meiner tut das). Selbstzahler haben einfach nur den Vorteil, dass sie in der Beziehungsgestaltung freier und unabhängiger sind und sich Therapeut und Patient nicht vor Dritten rechtfertigen müssen. Dass ein Therapeut das nicht ausnutzen darf, ist klar.
Es gibt eine Menge Abstufungen zwischen Therapeuten die es sich mit einem Selbstzahler-Patienten ganz komfortabel eingerichtet haben und solchen die streng nach Richtlinie vorgehen.
Ich glaube schon dass eine gewisse Verführung da ist, einen Selbstzahler etwas länger bleiben zu lassen, auch und grade bei Analytikern.
Und ich habe das auch genau so erlebt, was ich im Nachhinein sehr sehr kritisch sehe.
Nein, der Analytiker wollte mir sicherlich nicht schaden. Es gab ja noch sooo viel im Detail zu besprechen.
Es brauchte mich aber nicht weiter, es hat mir insofern auch geschadet und eine Menge Geld gekostet.
Von daher ist mir ein Stundenkontingent und ein Therapeut der die Entwicklung im Auge hat sehr viel lieber.
Ich erlebe erst jetzt, was dann alles möglich ist.
Hallo Fairness,
das ist ein sehr interessanter Ansatz! Denn auch das "behütet werden wollen" ist durchaus ein Thema bei mir und kam u.a. auch bereits in einigen der letzten Sitzungen zur Ansprache, ohne, dass ich bis dato überhaupt eine Verbindung zu den Gefühlen meinem Therapeuten gegenüber gezogen hätte. Ich habe diese aber auch noch nie so klar, wenn überhaupt, in den Stunden angesprochen. So etwas bedeutet für mich immer eine riesige Überwindung und ich tendiere in solchen Situationen (auch außerhalb der Therapie) leider dazu, eher den Rückzug anzutreten bzw. es einfach für mich zu behalten oder ich rede um den heißen Brei herum und komme einfach nicht auf den Punkt.
Ich hoffe, Du konntest Deine Problematik dahingehend mithilfe dieser Erkenntnis und Deinem Therapeuten lösen ♥.
Hallo Zauberlehrling,
Ich denke, es ist einfach auch eine Angst vor Verlust u.a. eben auch von einer gewissen Kontinuität einer "vertrauten Beziehung". Ich gehöre sonst eher zu der introvertierten Sorte, lege nicht ganz so viel Wert auf viele "oberflächliche" Kontakte und tue mich generell schwer, mit anderen Menschen intensiver in Kontakt zu treten. Fühle mich oft schon durch Smalltalk überfordert
Auch hier weiß ich ja vom Verstand her, es ist zwar eine "vertraute" Beziehung, aber eben auch eine Arbeitsbeziehung. Wir sitzen uns ja nicht gegenüber, weil wir uns so gerne haben, sondern, weil ich mit seiner Hilfe vorankommen und gewisse Umstände ändern möchte.
Insbesondere in für mich schwierigen Situationen, versuche ich mich schon, mich in einer gewissen Demut zu üben. Ich denke, wir alle haben erfahren, dass die schönen Momente, ob man diese alleine oder gemeinsam erlebt, keine Selbstverständlichkeit sind. Ich möchte in dem Sinne auch dankbar sein für Begegnungen, die mich berührt haben. Also dafür, so etwas überhaupt erfahren zu haben.
Und trotzdem ist das irgendwie wie so ein kleines Kind in mir, das trotzig ist und sagt: "ich will einfach keine Veränderung und ich will nicht gehen müssen". Vermutlich schwingt da auch einfach die Angst mit, sich dem Neuem gegenüber in gewisser Weise öffnen zu müssen und damit ggf. verletzbar zu werden. Seien es nun neue Beziehungen oder Lebensumstände.
An der Stelle aber auch noch einmal lieben Dank für Deine Worte! Sie haben durchaus etwas Tröstendes für mich.
Und ja, er hat mir auch schon einige Optionen aufgezählt, die man theoretisch noch in Anspruch nehmen könnte. So, wie ich ihn verstanden habe, geht es ihm aber gar nicht so sehr um die Länge der Therapie bzw. war er der Meinung, dass ich mich im Voraus schon blockiert haben könnte, weil ich quasi schon mit dem Gedanken gekommen bin, vermutlich für die nächsten 10 Jahre Therapie zu benötigten. Damit hatte er auch definitiv nicht Unrecht...
... ich teile das Posting in zwei Teile
das ist ein sehr interessanter Ansatz! Denn auch das "behütet werden wollen" ist durchaus ein Thema bei mir und kam u.a. auch bereits in einigen der letzten Sitzungen zur Ansprache, ohne, dass ich bis dato überhaupt eine Verbindung zu den Gefühlen meinem Therapeuten gegenüber gezogen hätte. Ich habe diese aber auch noch nie so klar, wenn überhaupt, in den Stunden angesprochen. So etwas bedeutet für mich immer eine riesige Überwindung und ich tendiere in solchen Situationen (auch außerhalb der Therapie) leider dazu, eher den Rückzug anzutreten bzw. es einfach für mich zu behalten oder ich rede um den heißen Brei herum und komme einfach nicht auf den Punkt.
Ich hoffe, Du konntest Deine Problematik dahingehend mithilfe dieser Erkenntnis und Deinem Therapeuten lösen ♥.
Hallo Zauberlehrling,
Ich denke, es ist einfach auch eine Angst vor Verlust u.a. eben auch von einer gewissen Kontinuität einer "vertrauten Beziehung". Ich gehöre sonst eher zu der introvertierten Sorte, lege nicht ganz so viel Wert auf viele "oberflächliche" Kontakte und tue mich generell schwer, mit anderen Menschen intensiver in Kontakt zu treten. Fühle mich oft schon durch Smalltalk überfordert
Auch hier weiß ich ja vom Verstand her, es ist zwar eine "vertraute" Beziehung, aber eben auch eine Arbeitsbeziehung. Wir sitzen uns ja nicht gegenüber, weil wir uns so gerne haben, sondern, weil ich mit seiner Hilfe vorankommen und gewisse Umstände ändern möchte.
Insbesondere in für mich schwierigen Situationen, versuche ich mich schon, mich in einer gewissen Demut zu üben. Ich denke, wir alle haben erfahren, dass die schönen Momente, ob man diese alleine oder gemeinsam erlebt, keine Selbstverständlichkeit sind. Ich möchte in dem Sinne auch dankbar sein für Begegnungen, die mich berührt haben. Also dafür, so etwas überhaupt erfahren zu haben.
Und trotzdem ist das irgendwie wie so ein kleines Kind in mir, das trotzig ist und sagt: "ich will einfach keine Veränderung und ich will nicht gehen müssen". Vermutlich schwingt da auch einfach die Angst mit, sich dem Neuem gegenüber in gewisser Weise öffnen zu müssen und damit ggf. verletzbar zu werden. Seien es nun neue Beziehungen oder Lebensumstände.
An der Stelle aber auch noch einmal lieben Dank für Deine Worte! Sie haben durchaus etwas Tröstendes für mich.
Ich habe häufig eher das Bedürfnis, ihm eine Art gute Freundin oder Vertraute sein zu wollen - also im Prinzip das an "Seelentrost" zurückzugeben, was ich durch ihn erfahren habe. Es ist also ein bisschen so, als würde Dich jemand beschenken und als Reaktion darauf, würdest Du ein Gegengeschenk anbieten wollen.Zauberlehrling hat geschrieben:Inwieweit überschneidet sich denn hier der Wunsch, eine Rolle im privaten Leben zu spielen? Gibt es da eine Schnittmenge i.S.v.: "Wenn ich mit meinem ehemaligen Therapeuten in welcher Art auch immer privat in Kontakt bleibe, dann steht er mir im Notfall sicher auch als Therapeut zur Seite?" Als eine Art Sicherheitsnetz? Man weiß ja nie, was im Leben noch so kommt?
(Zur Sinnhaftigkeit einer Richtlinientherapie äußere ich mich lieber nicht...)
Ich habe einfach noch nicht das Gefühl, alles ausreichend bearbeitet zu haben.Zauberlehrling hat geschrieben:Was hindert dich genau?
Und ja, er hat mir auch schon einige Optionen aufgezählt, die man theoretisch noch in Anspruch nehmen könnte. So, wie ich ihn verstanden habe, geht es ihm aber gar nicht so sehr um die Länge der Therapie bzw. war er der Meinung, dass ich mich im Voraus schon blockiert haben könnte, weil ich quasi schon mit dem Gedanken gekommen bin, vermutlich für die nächsten 10 Jahre Therapie zu benötigten. Damit hatte er auch definitiv nicht Unrecht...
... ich teile das Posting in zwei Teile
Hallo Mondmann,
jetzt wird das Ganze etwas greifbarer für mich und ich stelle mir eine Mutter vor, die ihrem 30-jährigen Sohn noch die Wäsche zusammenlegt, ihm etwas vermeintlich "Gutes" tut, aber damit auf ihrer Seite (vielleicht unbewusst) die Abnabelung verhindern möchte, indem sie versucht, ihn dadurch zu unterdrücken. (Ich traue Dir nicht zu, dass Du ohne mich zurechtkommen würdest - also traust Du Dir das am besten selbst auch nicht zu)
Für den Moment kann ich nicht wirklich sagen, ob sich dahinter in meinem Fall Aggressionen verbergen, es fühlt sich jetzt erst einmal nicht so stimmig an, aber vielleicht gewinne ich dahingehend zu einem späteren Zeitpunkt mehr Klarheit drüber.
Dein zweites Beispiel kann ich gut nachempfinden, dass es Dich gerührt/berührt hat, Deinen Therapeuten auch einmal in einer verletzlichen Situationen (insbesondere Dir gegenüber) zu sehen. Das hieße dann natürlich auch, dass er Dir gegenüber ebenfalls einiges an Vertrauen entgegenbringen würde und er Dir in gewisser Weise ähnlich wäre. Also es in dieser Beziehung auch möglich wäre, die Rollen zu tauschen.
Was die Selbstzahlung betrifft, bin ich mir auch gar nicht so sicher. Das war, falls es mir nicht entfallen sein sollte, auch noch nie wirkliches Thema. Ich meinte, ich hätte mal aus freien Stücken erwähnt, dass das für mich keine Option sei. Von sich aus hat er das nicht angeboten. Ich glaube auch nicht, dass er das in naher Zukunft tun würde. Und ja, ich hätte die Sorge, dass ich es dann tatsächlich künstlich in die Länge ziehen würde.
da hat Dein Therapeut bzw. Deine Therapeutin wohl gespürt, dass es für Dich die "richtige Methode" sein könnte, um Dich abzunabeln? Ich glaube ja auch, dass die tiefe Akzeptanz, dass Therapie ein "endliches Konzept" ist, letztendlich dabei hilft, sich diesem irgendwann ja unvermeidbaren Abschied besser stellen zu können. Es ist vermutlich auch diese fehlende Konfrontation im Eigendialog mit sich selbst. Manchmal fühlt sich Verdrängung für den Moment etwas besser an.
Danke nochmal alle für eure Beiträge!
jetzt wird das Ganze etwas greifbarer für mich und ich stelle mir eine Mutter vor, die ihrem 30-jährigen Sohn noch die Wäsche zusammenlegt, ihm etwas vermeintlich "Gutes" tut, aber damit auf ihrer Seite (vielleicht unbewusst) die Abnabelung verhindern möchte, indem sie versucht, ihn dadurch zu unterdrücken. (Ich traue Dir nicht zu, dass Du ohne mich zurechtkommen würdest - also traust Du Dir das am besten selbst auch nicht zu)
Für den Moment kann ich nicht wirklich sagen, ob sich dahinter in meinem Fall Aggressionen verbergen, es fühlt sich jetzt erst einmal nicht so stimmig an, aber vielleicht gewinne ich dahingehend zu einem späteren Zeitpunkt mehr Klarheit drüber.
Dein zweites Beispiel kann ich gut nachempfinden, dass es Dich gerührt/berührt hat, Deinen Therapeuten auch einmal in einer verletzlichen Situationen (insbesondere Dir gegenüber) zu sehen. Das hieße dann natürlich auch, dass er Dir gegenüber ebenfalls einiges an Vertrauen entgegenbringen würde und er Dir in gewisser Weise ähnlich wäre. Also es in dieser Beziehung auch möglich wäre, die Rollen zu tauschen.
Was die Selbstzahlung betrifft, bin ich mir auch gar nicht so sicher. Das war, falls es mir nicht entfallen sein sollte, auch noch nie wirkliches Thema. Ich meinte, ich hätte mal aus freien Stücken erwähnt, dass das für mich keine Option sei. Von sich aus hat er das nicht angeboten. Ich glaube auch nicht, dass er das in naher Zukunft tun würde. Und ja, ich hätte die Sorge, dass ich es dann tatsächlich künstlich in die Länge ziehen würde.
Hallo Bilderbuch,Bilderbuch hat geschrieben: ↑So., 15.11.2020, 22:54 Lilien,
Ich habe erst etwa 11 Stunden vor dem Ende die Abnabelung geschafft. Nachdem ich damit sachlich konfrontiert wurde, dass es kein Wiedersehen mehr gibt. Du hast noch Zeit.
da hat Dein Therapeut bzw. Deine Therapeutin wohl gespürt, dass es für Dich die "richtige Methode" sein könnte, um Dich abzunabeln? Ich glaube ja auch, dass die tiefe Akzeptanz, dass Therapie ein "endliches Konzept" ist, letztendlich dabei hilft, sich diesem irgendwann ja unvermeidbaren Abschied besser stellen zu können. Es ist vermutlich auch diese fehlende Konfrontation im Eigendialog mit sich selbst. Manchmal fühlt sich Verdrängung für den Moment etwas besser an.
Danke nochmal alle für eure Beiträge!
Lilien, ich habe das mit einem weiteren Therapeuten aufgearbeitet, da mein erster Therapeut unter dem Einfluss ähnliches Irrtums war. In der Zeit, in welcher er noch da war, haben wir es geschafft, das am Ende zwischen uns zu erkennen, jedoch nicht mehr zu besprechen.
Es freut mich, falls du den Ansatz für dich nützlich findest. Lieben Gruß.
Es freut mich, falls du den Ansatz für dich nützlich findest. Lieben Gruß.
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@Lilien; ich brauchte die Grenze gezeigt zu haben.
Bis hier und nicht weiter. Sehr schmerzhaft aber dadurch vielleicht so befreiend..?
Ich denke bei so vielen Situationen an sie und „höre“, was sie zu mir sagt ( wie in der Therapiestunde). In diesem Sinne gibt es keinen Abschied. Das habe ich verinnerlicht und mich damit angefreundet. Ich habe sie bei mir, im Moment reicht es mir aus. Mal sehen, wie es mir nach dem realen Abschied geht.
Bis hier und nicht weiter. Sehr schmerzhaft aber dadurch vielleicht so befreiend..?
Ich denke bei so vielen Situationen an sie und „höre“, was sie zu mir sagt ( wie in der Therapiestunde). In diesem Sinne gibt es keinen Abschied. Das habe ich verinnerlicht und mich damit angefreundet. Ich habe sie bei mir, im Moment reicht es mir aus. Mal sehen, wie es mir nach dem realen Abschied geht.
Liebe Bilderbuch,Bilderbuch hat geschrieben: ↑Do., 19.11.2020, 18:48 @Lilien; ich brauchte die Grenze gezeigt zu haben.
Bis hier und nicht weiter. Sehr schmerzhaft aber dadurch vielleicht so befreiend..?
Ich denke bei so vielen Situationen an sie und „höre“, was sie zu mir sagt ( wie in der Therapiestunde). In diesem Sinne gibt es keinen Abschied. Das habe ich verinnerlicht und mich damit angefreundet. Ich habe sie bei mir, im Moment reicht es mir aus. Mal sehen, wie es mir nach dem realen Abschied geht.
das liest sich so tapfer und gleichzeitig auch traurig. Nun habe ich auch gelesen, dass Du Dir wünscht, sie würde zum Abschied noch einmal Deine Hand halten. Das hat mich wirklich berührt. Ich wünsche mir sehr, dass die Therapeuten bei all ihren Patienten nicht vergessen, welch emotionales "Band" durch diese zunächst künstlich herbeigeführte Beziehung da eigentlich hergestellt wird. Ich hoffe, dass es noch eine Möglichkeit für euch gibt, dass sie Dir diesen letzten einen Wunsch vielleicht doch noch einmal erfüllen können wird.
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Liebe LilienBilderbuch hat geschrieben: ↑Do., 19.11.2020, 18:48 @Lilien; ich brauchte die Grenze gezeigt zu haben
Liebe Bilderbuch,
das liest sich so tapfer und gleichzeitig auch traurig. Nun habe ich auch gelesen, dass Du Dir wünscht, sie würde zum Abschied noch einmal Deine Hand halten. Das hat mich wirklich berührt. Ich wünsche mir sehr, dass die Therapeuten bei all ihren Patienten nicht vergessen, welch emotionales "Band" durch diese zunächst künstlich herbeigeführte Beziehung da eigentlich hergestellt wird. Ich hoffe, dass es noch eine Möglichkeit für euch gibt, dass sie Dir diesen letzten einen Wunsch vielleicht doch noch einmal erfüllen können wird.
Ja, tapfer; so fühlt es sich auch an.
Was den Wunsch angeht; ....... wir werden vermutlich eine abstrakte Art finden, die das ersetzt. Abgesehen von der letzten Stunde, „hält sie meine Hand“ auch ohne Händeschütteln .
Wichtig ist, dass ich im Alltag meine Liebsten habe, wo das möglich ist und ich diesen Wunsch im reellen Leben übertragen kann. Gefühlvoll und lebendig. Statt nur körperlich anwesend.
Verstehst du, was ich meine? Insofern kann dieser Wunsch ein unerfüllter Wunsch bleiben; wichtig ist mir, dass ich mit Traurigkeiten gut umgehen gelernt habe und das mein Leben kein Kampf mehr ist. Trotz Tapferkeit.
Ein schönes Buch von Ilka Quindeau und Wolfang Schmidbauer im Gespräch mit Uwe Britten: "Der Wunsch nach Nähe - Liebe und Geborgenheit in der Psychotherapie"Lilien hat geschrieben: ↑Mi., 11.11.2020, 16:53 ich lese hier immer mal wieder etwas von "Übertragung auflösen" (durch den Therapeuten/Patienten). Aber, wie genau geht das eigentlich vonstatten und zu welchem Zeitpunkt in der Therapie beginnt man damit i.d.R.?
Ich bin auf eure Erfahrungen sehr gespannt!
Da scheint es so zu sein, dass Übertragung nicht aufgelöst werden kann und deshalb eine freundschaftliche oder Liebesbeziehung nach Therapiende sehr schwierig sein kann.
Es gibt Stimmen, die sagen, dass die Übertragung nie aufgelöst werden kann, ein Leben lang hält und deshalb kein privater Kontakt stattfinden soll, aber auch das Erleben von privaten/Liebeskontakten, die dem widersprechen.
So wie ich es verstanden habe, kann man Übertragung nicht einseitig aktiv auflösen. Da soll das Unbewusste immer eine Rolle spielen usw.
Mir persönlich geht es nach vielen Jahren so, dass ich oft erstaunt bin, ob meiner Übertragung. Die immer, immer wieder im Raum steht. Sei es positiv oder negativ.
Würde ich meinem Therapeuten, das habe ich mit ihm auch besprochen, als Freund außerhalb der Therapie begegnen, dann hätte ich die Therapie und das Heilsame für mich verloren. Ich mag den echt, dann mag ich ihn wieder nicht, dann liebe ich ihn, dann finde ich ihn blöd usw. Aber, wenn ich ihm außerhalb der Therapie begegnen würde, dann würde ich meinen Therapeuten verlieren. Da ist mir der Preis zu hoch.
Da hat meine Übertragung ihren berechtigten Platz!
Hallo liebe Bilderbuch,
ich wünsche Dir, dass es Dir gelingt, diese Bedürfnisse, die sich in der Therapie gezeigt haben, dann auch tatsächlich auf Deine Mitmenschen und realen Beziehungen übertragen und somit ausleben zu können (natürlich meine ich damit im gegenseitigen Einverständnis) , ohne künstliche Begrenzung, die man in der Therapie dann schmerzlicherweise zu spüren bekommt.
Hattest Du denn mittlerweile Deine letzte Stunde?
Liebe Solage,
auch an der Stelle noch einmal vielen Dank für Deinen Input, das Buch klingt tatsächlich so, als könnte ich es gut gebrauchen . Ich habe an einem anderen Thread mal etwas ähnliches von einem Forenuser gelesen (oder warst Du das?), dass in dem Moment, in dem da eine Freundschaft zwischen ihr und dem/der Therapeut/in entstehen würde, sie ihn/sie als Therapeuten verlieren würde.
Ich denke, man wird sich dadurch tatsächlich bewusst, dass diese Wünsche imaginär sind und wenn sie Teil der Wirklichkeit würden, man dann vielleicht doch nicht das Glück spüren würde, von dem man erst einmal in dem jetzigen "Ist-Zustand" ausgeht. Denn, wenn so eine Umwandlung der Beziehung möglich und von beiden Seiten gewünscht wäre, würde es dennoch Verlust dieser besonderen Verbindung, die da zwischen Klient und Therapeut/in entsteht, bedeuten.
Ich wünsche euch noch einen angenehmen Abend!
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Hattest Du denn mittlerweile Deine letzte Stunde?
Liebe Solage,
auch an der Stelle noch einmal vielen Dank für Deinen Input, das Buch klingt tatsächlich so, als könnte ich es gut gebrauchen . Ich habe an einem anderen Thread mal etwas ähnliches von einem Forenuser gelesen (oder warst Du das?), dass in dem Moment, in dem da eine Freundschaft zwischen ihr und dem/der Therapeut/in entstehen würde, sie ihn/sie als Therapeuten verlieren würde.
Ich denke, man wird sich dadurch tatsächlich bewusst, dass diese Wünsche imaginär sind und wenn sie Teil der Wirklichkeit würden, man dann vielleicht doch nicht das Glück spüren würde, von dem man erst einmal in dem jetzigen "Ist-Zustand" ausgeht. Denn, wenn so eine Umwandlung der Beziehung möglich und von beiden Seiten gewünscht wäre, würde es dennoch Verlust dieser besonderen Verbindung, die da zwischen Klient und Therapeut/in entsteht, bedeuten.
Ich wünsche euch noch einen angenehmen Abend!
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