Probleme mit meiner Therapeutin

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Salina1982
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Beitrag Mo., 19.10.2020, 08:29

Ein Beispiel.
Ich versuche jetzt zu umschreiben, damit es mich nicht triggert.

Als ich in die Pubertät kam und eine Brust bekam ,stand mein Vater vor mir und sagte:Du bist nicht nur eine Schlampe (missb...)du siehst jetzt auch noch so aus.

Seitdem versuche ich meine Brust zu verstecken. laufe zum Teil im Sommer mit jacken.
Es hat sich in meinem Kopf eingebrannt. Ja ich bin jetzt erwachsen, aber diese negative Haltung ist geblieben.

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Salina1982
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Beitrag Mo., 19.10.2020, 08:34

Weil es in meinem Kopf ist.

Ich war früher immer schlank.
Ich weiss noch als meine Eltern vor mir standen und laut vor mir diskutierten wo ich überall fett bin.
Dann war ich mit meiner Mutter in einer Bäckerei. Wir mussten noch warten. Da fielen sprüche wie,guck dich mal um .Alle Leute gucken und lachen dich aus ,weil die fette wieder was zu fressen kauft.
Das wurde mir so immer wieder gesagt.

Ich habe als Kind gesagt,ich kann die Blicke von den anderen nur ausweichen wenn ich sie nicht mehr anschaue

Bis heute kann ich nicht zum Bäcker oder ins Restaurant essen gehen.
Es ist schwer wenn man jeden Tag, 18 Jahre lang sowas gesagt bekommt, positiv über sich zu denken.

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candle.
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Beitrag Mo., 19.10.2020, 08:54

Ja, aber da zentrierst du dich doch wieder nur auf früher.

Wie kannst du dir JETZT ein positives Selbstbild erschaffen?

Es geht doch um das JETZT und HIER und HEUTE.

Dass Therapeuten sowas zur Genüge kennen, halte ich dabei für selbstverständlich. Und ich finde es gut, dass du all diese Ursprünge deiner Probleme kennst, da bin ich nämlich noch nicht ganz hinter! Und nun geht es um das Ändern, damit es dir besser geht. Und deshalb wirst du ja auch in Therapie gehen?!

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Malia
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Beitrag Mo., 19.10.2020, 09:03

Vielleicht möchtest du von deiner Therapeutin das hören, was dir früher nicht gesagt wurde?
"Der Unterschied zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ist lediglich eine Illusion”
Albert Einstein

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Salina1982
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Beitrag Mo., 19.10.2020, 09:29

candle. hat geschrieben: Mo., 19.10.2020, 08:54 Ja, aber da zentrierst du dich doch wieder nur auf früher.

Wie kannst du dir JETZT ein positives Selbstbild erschaffen?

Es geht doch um das JETZT und HIER und HEUTE.

Ja genau. Deshalb fragt mich meine Therapeutin immer was ich dem Kind von früher, heute als Erwachsene sagen würde?!
Und das ist genau mein Problem.Was soll ich denn sagen
,wenn ich als Erwachsene genau das selbe fühle und denke wie als Kind!
Dieses negative Körpergefühl zb.hat sich mit den Jahren ja eher noch verschlimmert .
Soll ich dem Kinderanteil von früher sagen ,das die Brust okay ist und nichts schlimmes ist.
Wenn ich heute als Erwachsene Sie am liebsten ampotieren lassen würde.

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candle.
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Beitrag Mo., 19.10.2020, 09:33

Salina1982 hat geschrieben: Mo., 19.10.2020, 09:29 Soll ich dem Kinderanteil von früher sagen ,das die Brust okay ist und nichts schlimmes ist.
Wenn ich heute als Erwachsene Sie am liebsten ampotieren lassen würde.
Zum Beispiel ja.
Ich weiß nicht, ob du Kinder hast, aber SO könntest du es ja auch machen als würdest du mit einem Kind von dir sprechen. Du würdest das deinem Kind ja wohl nicht sagen, oder?

Natürlich fühlst du es so wie damals, aber diese Gefühle sind veränderbar.

candle
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Montana
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Beitrag Mo., 19.10.2020, 09:51

Du meine Güte, Salina, mir laufen die Tränen wenn ich das lese.
Ich versuche mal, meine Gedanken zu ordnen und hoffe, ich vergesse nichts.
Das Malen: ja, mach das! Nicht für deine Therapeutin (dass das hilft glaub ich nämlich nicht) aber für dich. Das darf bildlich dargestellt werden und es darf sichtbar sein für jeden, dem du es zeigen möchtest. Ich finde solche (ich nenne es mal) Dokumente wertvoll.
Und ich möchte entschieden widersprechen bei der Aussage, dass das doch alles Vergangenheit sei und jetzt alles anders, weil du erwachsen bist. So ein Unsinn! Wie kann man es sich denn bitte SO einfach machen? Es ist so viel bekannt über die kindliche Entwicklung und dass es für bestimmte Entwicklungsschritte bestimmte Zeitfenster gibt usw. Bei dir ist in höchstem Maße was schief gelaufen, aber jetzt bist du ja erwachsen und sollst DESHALB jetzt ein heiler und ganzer Mensch sein? Auf welcher Grundlage denn? Es ist doch gar keine da! Du kannst sprechen und lesen und schreiben und vieles mehr, weil DAFÜR etwas getan wurde. Mit dir wurde gesprochen, du warst in der Schule usw. Aber Selbstwert und emotionale Stabilität, die stellen sich mit 18 von selber ein? Wie kann man so denken? So "funktionieren" Menschen nicht. Menschen "lernen" diese Dinge nicht in Theorie, sondern durch Erleben. Und das hast du, und zwar gründlich. In der Phase deines Lebens, in der das vorgesehen ist und in der man für den Rest seines Lebens geprägt wird. Das darf man doch mal so sagen und das Problem nicht gleich relativieren.
Wenn die Therapeutin das nicht verstehen kann, ja, schwierig. Wer selbst in seinem Selbstwertgefühl unerschütterlich ist, der hat es auf eine Weise erworben, die ihm nicht bewusst ist. Vielleicht ist das bei ihr der Fall.

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candle.
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Beitrag Mo., 19.10.2020, 09:58

Montana hat geschrieben: Mo., 19.10.2020, 09:51 Aber Selbstwert und emotionale Stabilität, die stellen sich mit 18 von selber ein?
Ich weiß nicht wo das hier jetzt steht, aber darum geht es ja nicht. Es geht darum, dass man mit 18 selber die Wahl hat, was natürlich auch so eine Sache ist, solche Kränkungen zu verdauen. Aber es gibt ja durchaus Menschen, die mit der Volljährigkeit ihre Familie hinter sich lassen können und ein eigenes Leben aufbauen.

Was denkst du denn mit welcher Methode man da am besten "heilt"?

candle
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Montana
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Beitrag Mo., 19.10.2020, 10:14

Sorry, wurde unterbrochen, wollte eh noch mehr schreiben.

Richtig, ab Volljährigkeit kann man sich von so einer Familie distanzieren und das sehe ich als notwendige Voraussetzung dafür, dass es überhaupt besser werden kann.

Aber es geht nicht darum "Kränkungen zu verdauen". Was Salina passiert ist, das sind keine Kränkungen. Es wurde systematisch dafür gesorgt, dass sie kein gesundes Selbstwertgefühl entwickeln KONNTE. Dementsprechend ist da auch nichts, was "heilen" könnte. Es ist in etwa so, als würde ein Arm fehlen. Gut, ein Arm wächst niemals nach, aber ein normales Selbstwertgefühl im Erwachsenenalter eben genauso wenig. Und ich finde es nicht richtig, so zu tun, als ginge das. Am besten noch "ganz einfach".

Eine Verbesserung ist natürlich trotzdem möglich, aber die würde ich nicht als "Heilung" bezeichnen. Eher würde ich das mit einer Prothese vergleichen, wie für den fehlenden Arm. Das Ergebnis wird nie sein, als wäre nichts gewesen. Aber eine entscheidende Verbesserung der Lebensqualität, ja, die sollte erreichbar sein und die sollte man anstreben.

Eine Voraussetzung dafür wäre (für mich!) aber, dass erstmal anerkannt wird, welches gravierende Problem da überhaupt ist. Und welche Ziele realistisch sind. Die Therapeutin sieht das scheinbar anders als ich und darum sehe ich sie eher kritisch. Ich kenne sie ja auch nicht. Aber sich nicht verstanden fühlen ist, gerade bei SO einem Problem, ganz sicher nicht förderlich.

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candle.
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Beitrag Mo., 19.10.2020, 10:24

Montana hat geschrieben: Mo., 19.10.2020, 10:14 Und ich finde es nicht richtig, so zu tun, als ginge das. Am besten noch "ganz einfach".
Das es extrem super wird, denke ich auch, dass es aber GAR NICHT gehen soll, denke ich nicht. Warum sollte man dann noch zu einer Therapie gehen?
Eine Verbesserung ist natürlich trotzdem möglich, aber die würde ich nicht als "Heilung" bezeichnen.
Das halte ich für Wortklauberei, aber diese Diskussion gab es wohl im Forum schon mal.
Wenn ich an mich denke, habe ich doch Phasen wo ich mich beinahe "geheilt" fühle. Das ist wohl wirklich individuell wie sich entsprechend jeder fühlt.
Eine Voraussetzung dafür wäre (für mich!) aber, dass erstmal anerkannt wird, welches gravierende Problem da überhaupt ist. Und welche Ziele realistisch sind. Die Therapeutin sieht das scheinbar anders als ich und darum sehe ich sie eher kritisch. Ich kenne sie ja auch nicht. Aber sich nicht verstanden fühlen ist, gerade bei SO einem Problem, ganz sicher nicht förderlich.
Auf Seite 1 hat die TE schon geschrieben, dass sie schon ein Jahr über ihre Kindheit gesprochen hat. Wie soll es dann weitergehen?

Diese Vorgehensweise kenne ich ausschließlich aus Therapien und habe das zum Teil als "Verarbeiten" verstanden. Wenn es das nicht ist, was hilft denn dann?

Und das ist wirklich anstrengend sich selber zu sagen, dass man gut ist wie man ist und dem Ganzen eine neue Stimme geben soll, die hartnäckig versucht wird weggebissen zu werden. Es ist hart, aber ich denke, dass das hilft.

Und es gibt leider auch Menschen, die es genau so wieder an ihre Kinder weiter geben. :-(

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Montana
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Beitrag Mo., 19.10.2020, 12:15

Ich denke nicht, dass das Wortklauberei ist, denn der Unterschied ist gravierend. Nach einer Heilung ist man heil, aber wenn es keine Heilung gibt, dann wird deutlich, dass es ein "damit leben" ist, das letztendlich "gelernt" wird.
Man kann auch solchen Umgang als Kind nicht "verarbeiten". Es ist ja nicht allein, dass da "schädliche Dinge" passiert sind, die man als Störfaktor betrachten könnte. Es sind ja nebenbei auch entscheidende Sachen NICHT passiert. Und das ist eigentlich der schlimmere Teil, glaube ich.
Über die Kindheit sprechen bewirkt ganz sicher nicht, dass man dann damit besser umgehen kann. Nicht das Darüber-Sprechen allein. Ich finde es schon auch wichtig, sprechen zu DÜRFEN, denn das war ja immer Teil des Systems: Geheimhaltung. Nach außen war alles super.
Was letztendlich wirklich entscheidend hilft, das weiß ich leider auch nicht. Es ist vielleicht ein Weg, den man für den Rest seines Lebens geht.
In mein Hirn sind übrigens auch Sätze eingebrannt. Besonders dieser Satz meiner Mutter: "Du bist es nicht wert, geliebt zu werden." Natürlich kann ich jetzt als Erwachsene unendlich über die Bedeutung philosophieren, aber das vermag nichts an dem zu ändern, was dieser Satz für mich als Kind bedeutet hat. Für ein Kind in dem Alter ist die Mutter noch die wichtigste Person auf der Welt; man ist in jeder denkbaren Weise von ihr abhängig.
Wobei, eines fällt mir schon ein, was mir durchaus manchmal hilft. Ich weiß relativ viel theoretisches über Bindung und Persönlichkeitsentwicklung bei Kindern. Das habe ich mir aus Fachbüchern angelesen. Und das bringt mir Verständnis für mich selbst. Insbesondere dann ist das hilfreich, wenn ich von außen rückgemeldet bekomme, dass es doch langsam "mal gut" sein müsse und ich jetzt wieder funktionieren müsse. Hatte da mal so ein Problem mit einer Ärztin, die mir erklärte, eine PTBS dauere so und so lange und deshalb wäre meine doch jetzt vorbei.

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candle.
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Beitrag Mo., 19.10.2020, 12:39

Na dann sind wir uns dem Grunde nach ja einig. :)

Salina muß eben selber sehen, ob sie weitere Schritte gehen will oder nicht.

So könnte ich den Ausspruch mit der Widersprüchlichkeit nachvollziehen.

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Sadako
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Beitrag Mo., 19.10.2020, 13:06

Hallo Salina,
Es ist schwierig diese gemeinen Sätze und all das Leid, dass sie verursacht haben, im Raum stehen zu lassen.
Auch wenn du im Kopf weißt, dass es völlig daneben und destruktiv ist, einem Kind so etwas zu sagen...emotional sind diese Sätze wahr und sie lösen so viel Schaden aus.
Manchmal ist das auch für Therapeuten schwierig das auszuhalten und es kann dazu führen, dass ein Therapeut schnell versucht ins Positive zu kommen (Pflaster drauf kleben um die Wunde nicht sehen zu müssen.) Das hat dann oft die Wirkung, dass der Patient sich nicht gesehen fühlt und erst recht nicht von den negativen Botschaften, die eingepflanzt worden sind, loslassen kann.

Vielleicht geht es so in eine solche Richtung, ich kann natürlich auch völlig falsch liegen.

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Pianolullaby
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Beitrag Mo., 19.10.2020, 18:03

Montana hat geschrieben: Mo., 19.10.2020, 10:14 Es ist in etwa so, als würde ein Arm fehlen. Gut, ein Arm wächst niemals nach, aber ein normales Selbstwertgefühl im Erwachsenenalter eben genauso wenig. Und ich finde es nicht richtig, so zu tun, als ginge das. Am besten noch "ganz einfach".

Eine Verbesserung ist natürlich trotzdem möglich, aber die würde ich nicht als "Heilung" bezeichnen. Eher würde ich das mit einer Prothese vergleichen, wie für den fehlenden Arm. Das Ergebnis wird nie sein, als wäre nichts gewesen. Aber eine entscheidende Verbesserung der Lebensqualität, ja, die sollte erreichbar sein und die sollte man anstreben.
Vllt möchte die Therapeutin aber auch nur darauf hinweisen, dass eben die Prothese jetzt da ist, und was dadurch besser ist als ohne. Es heisst ja nicht dass sie nicht versteht, dass es ohne Arm scheisse ist
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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Montana
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Beitrag Mo., 19.10.2020, 18:10

Die ist doch noch gar nicht da. Es wäre die Aufgabe, in der Therapie eine zu erschaffen. Und die Therapeutin scheint nicht zu sehen, dass der Arm komplett fehlt. Sie versucht noch, ihn irgendwo am Körper zu finden.

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