Beitrag
Mi., 26.08.2020, 17:49
Hallo Schneeflocke123,
den Gedanken mit deiner Therapeutin nach Therapieende ein freundschaftliches Verhältnis einzugehen, finde ich nicht abwägig. Vorrausgesetzt, dass die Kontaktsperre eingehalten wird, Du nach Ablauf dieser Kontaktsperre nicht mehr von der Therapeutin abhängig bist und keinen Therapiebedarf mehr hast.
Sorge bereitet mir beim Lesen deiner Postings eher deine aktuelle Lage. Eine Therapie sollte dazu da sein um sich mit den eigenen Problemen zu beschäftigen und nicht mit dem Thema "Zukunft mit der Therapeutin".
Sorge bereitet mir zudem auch das Verhalten deiner Therapeutin. Klare Grenzen setzen wäre meiner Auffassung nach während einer laufenden Therapie besser gewesen, als Dir Hoffnungen zu machen.
Sich jetzt den Kopf darüber zu zerbrechen, was nach den zwei Jahren Kontaktsperre sein wird, ... es kommt eh meist anders als man denkt. Wer weiß, vielleicht hast du in zwei Jahren soviel Abstand zu ihr oder bewertest Dinge in zwei Jahren ganz anders als heute. Lass es auf dich zukommen, wie es sich entwickelt und nutz deine Therapie heute um an deinen Problemen zu arbeiten.
Du fragstest nach Erfahrungen anderer. Ja, ich bin eine Freundschaft mit zwei Therapeuten nach Therapieede eingegangen. Ich würde es nicht wieder tun, weil die Freundschaft mit Enttäuschungen einherging. Therapeuten sind halt privat doch anders als in der Therapeutenrolle. Ich hatte diese Therapeuten ja nur in der Therapeutenrolle kennengelernt und somit ein "falsches" Bild von ihnen bekommen, halt das Bild vom Therapeuten-Ich. Mit der Erwartung, diese nette Frau auch privat vor mir zu haben, ging ich die Freundschaft ein. Doch sie war privat ganz anders, als in der Praxis. Was ich privat kennenlernte, gefiel mir so ganz und gar nicht.
Bitter daran war, dass vieles von dem, was sie mir in der Therapie gab, durch den privaten Kontakt nach Therapieende zerstört wurde. Ich hatte das Gefühl belogen und betrogen worden zu sein, eben weil das Therapeuten-Ich nicht gleich dem wahren Ich war.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.