Hallihallo, ich melde mich auch mal zu Wort!
Also diese Ambivalenz zwischen bleiben / gehen oder Liebe / Hass kann ich auch sehr gut nach empfinden! Bin zwar kein Bordi, aber habe auch entsprechende Bindungsstörungen und Probleme im Nähe-Distanz Verhalten. Als ich meine Therapeutin gerade mal 3x hatte (in einem stationären Rahmen), hat sie in mir einen Anteil geweckt, der eigentlich nur noch bei ihr sein wollte - mehrere Stunden, längere Stunden... am liebsten Nonstop
Das ist dann irgendwann gekippt, weil dieses Idealisieren/ an sie denken/ mehr Nähe wünschen, anfing mir Angst zu machen. Ich hatte Angst die Kontrolle zu verlieren und mich abhängig zu machen. Da wollte ich nur noch weg und hab Panikattacken bekommen, wenn ich sie auch nur zufällig gesehen (oder gehört) habe.
Das ist während meines gesamten Klinikaufenthaltes hin und her geschwankt. Je nachdem, welche Themen gerade bearbeitet wurden oder wo ich das Gefühl hatte, dass sie mir jetzt zu nahe ist (alleine mit dem Wissen wie ich fühle oder denke - brrrr, so gruselig), wollte ich abbrechen. Und gleichzeitig auf ihrem Schoß sitzen xD mal übertrieben gesagt.
Ich sagte ihr das und sie meinte, dass das (unter anderem) dieser Bindungsstörung geschuldet ist. Das ein kindlicher Anteil sich Geborgenheit, Wärme, Nähe, Verständnis usw. wünscht, weil es das als Kind eben nicht (ausreichend) bekommen hat. -> Nähe, evtl. klammern
Ein anderer Anteil ist auf Vorsicht bedacht und flieht lieber, um sich vor erneuter Verletzung zu schützen (schließlich hat man diese Erfahrung schon gemacht und glaubt zu wissen wie es ausgeht). -> Distanz, evtl. Flucht
Man möchte oder wünscht sich Nähe, hat aber zeitgleich riesige Angst davor oder schämt sich oder verabscheut sich sogar für diese Bedürfnisse...so zumindest bei mir.
(Mein Ex-Partner wiederum ist Borderliner und hat die Beziehung zu mir beendet - wie sich herausgestellt hat, weil die Angst vor dem Verlassenwerden so groß war, dass er es zuerst beendete, damit ich ihm nicht zuvorkommen konnte...)
Lange Rede, kurzer Sinn: diese Ambivalenz ist "normal" - also bei psychischen Störungen wie Borderline / Bindungsstörungen.
Einen Spruch von meiner Therapeutin fand ich ganz toll. Den find ich beruhigend, wenn nicht gar motivierend, sie sagte:
"Wo die Angst ist, da geht es lang."