mio hat geschrieben: Ich glaube um sich Zwänge abzugewöhnen muss man verstehen, welche Funktion diese haben.
mio hat geschrieben: Ich kenne es auch, dass ich bestimmte Dinge kontrollieren muss oder musste. In der Regel wenn ich Angst hatte "Schuld auf mich zu laden".
Ja, mit dem "sich schuldig machen" ist wahrscheinlich was dran.
Aber nicht nur.
Vielleicht auch, um die "Sicherheit" zu haben, nichts übersehen zu haben. Insgesamt beziehen sich die Zwänge ja nicht nur auf Situationen, wo ich mich "schuldig machen" könnte. Sondern auch z.B. bei Steuererklärungen, ob ich auch jaaa nichts übersehen habe oder auch jaaa alles verstanden habe (deshalb verschieben ich's dann bis auf den letzten Drücker haha) und da geht es um MEIN Recht. Aber auch darum, dass Ich nichts falsch mache, also auch um Korrektheit meinerseits. Oder sogar in Supermärkten, alle Regale "abscannen", ob ich auch jaaa nichts übersehen hab.
Ich glaube, das ist vielleicht ein "Ersatz-Ordnungs-System" in meinem Kopf, weil vielleicht ansonsten völliges Chaos (Chaos im Kopf) herrschen würde.
Vielleicht auch noch andere Funktionen: auch Aggressions-Abbau wenn ich nicht lesen kann sondern eher aus Zwang (z.B. in Zeitungsartikeln) die Wörter "niederstarren muss".
Es war sogar eine Art Beschäftigungstherapie, zB irgendwelche Sachen (auch aufräumen) besonders gründlich zu machen, weil ich auf diese Weise die Leere nicht so spürte.
Aber Zwänge machen keinen Spass, im Gegenteil. Deshalb auch eine Art selbstschädigendes Verhalten (oder: Aggressionen gegen sich selbst).
Der Hauptgrund ist aber vielleicht (bei mir), sich ein Ordnungssystem im Kopf zu schaffen weil ansonsten nur Chaos herrscht.
Bei den WhatsApp-Nachrichten ist es auch nicht so sehr die Sorge dass jemand angepickt sein könnte, das sind eigentlich reine Chats, wie man welche Aufgabe lernen kann, ok manchmal auch small Talk dazwischen, aber nur selten mit mir als teilnehmende. Zuallererst hatte ich mir noch rausgeschrieben, wo man zu welchem Thema nähere Informationen kriegen könnte usw. Inzwischen kann mir der Austausch relativ egal sein weil ich ja den Anschluss verpasst hab. Und bis zum nächsten Termin, wenn ich nochmal neu einsteigen, hab ich vielleicht das was ich jetzt dort lesen würde sowieso vergessen oder es machen neue Chats auf.
Was meinen ganzen Kram angeht, das ist eine "Altlast", die ich bis jetzt noch nicht losgeworden bin. Vor vielen Jahren kaufte ich wie blöde alle möglichen Sachen, nicht aus Sucht sondern auch aus Zwang, weil ich eine schöne und vor allem gastfreundliche Wohnung haben wollte. Irgendwann quoll die Wohnung dann über und ich total verzweifelt, andere Sachen passierten auch noch in der Zeit. Irgendwann zog ich in die jetzige "alte Wohnung", hier konnte ich mit den ganzen Sachen ein bisschen Ordnung schaffen, sie einsortieren, einen Überblick schaffen was ich denn eigentlich insgesamt so hab. Sind auch nicht unnütze Sachen und oft sogar noch nicht mal benutzt, was es mir schwermacht sie einfach so weg zu tun. Aber es stimmt auch andererseits, es fällt mir schon schwer, Sachen einfach so zu entsorgen.
Jetzt hab ich ja die kleinere Wohnung und jetzt ist es dann wohl an der Zeit, mich wirklich auch von dieser Altlast zu trennen. Und es wäre auch eine Erleichterung, auch seelisch, wenn ich es denn schaffe.
(Fortsetzung folgt)