Wie viel Kontakt ist erlaubt?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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hungryheart
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weiblich/female, 35
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Beitrag So., 16.08.2009, 09:14

caroline hat geschrieben:Meine Therapeutin nimmt mich zur Begrüssung und zum Abschied in den Arm. Wenn es mir schlecht geht auch. Das tut jeweils gut, war aber nicht von Anfang an so, es hat sich mit der Zeit entwickelt. Ich kann jetzt diese Nähe geniessen.

so war es bei mir auch.

und wie nellie hatte ich auch mailadresse, handynummer, sogar die privatnummer. und obwohl ich -wie auch nellie- nie angerufen habe, hat auch mir die möglichkeit es tun zu können eine große sicherheit gegeben, die dann wiederum eben gerade dazu geführt hat, dass ich nicht anrufen musste, sondern die dinge/krisen alleine bewältig habe.

angst vor abhängigkeit hatte ich nicht. ich war es einfach eine zeitlang ganz bewusst und habe mich voll drauf eingelassen und da hineinbegeben.
ich habe die heftige mutter-tochter übertragung so angenommen und durchlebt und sogar unendlich genossen.
ich habe immer gespürt und ganz feste gewusst, dass es -anders als in einer romantischen liebesbeziehung, eben wie in einer echten mutter-tochter beziehung sein würde: ich wachse, werde "älter" und unabhängiger und irgendwann "flügge" und entwachse der abhängigkeit. und genau so war es dann auch.
Nimm was du willst und zahl dafür.

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Navi
sporadischer Gast
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Beiträge: 22

Beitrag So., 20.03.2011, 01:23

Mich würde interessieren, wie viel Kontakt ihr zu eurer/eurem ambulanten Thera außerhalb der Therapiezeiten habt und das bitte im Speziellen bei einer Tiefenpsychologischen Therapie.

Ich mache seit etwas mehr als 4 Monaten eine und ich bin etwas irritiert von der Versicherung meiner Thera, dass ich bisher nur "sporadisch"en Kontakt zu ihr pflege Zur Erklärung: Ich befinde mich seit vielen Wochen in einer Psychiatrischen Krise und seit mehreren Wochen haben wir über die wöchentliche Therapiestunde hinaus ~2x telefonischen Kontakt. Ich darf anrufen, wenn es mir (noch) schlecht(er) geht [solche Gelegenheiten hätte ich bestimmt ein Dutzend Mal mehr gehabt, aber ich trau mich erst, wenn gar nichts mehr geht], und sie ruft mich dann bei nächster Möglichkeit zurück (oft am nächsten Morgen, weil ich fast immer abends meine Tiefpunkte hab). Ich besprech das ganze Drumherum (=meine Ängste, Unsicherheiten usw. diesbzgl.) alles mit ihr, aber mich würde trotzdem mal interessieren, wie sich das bei anderen verhält, zumal ich von ihr irgendwie keine konkrete Antwort bekomme, wann es denn (zu) viel wäre... ich bin einfach total (ver)unsicher(t), generell sowieso, weil sie - nach 5 Jahren Therapieerfahrung - die Erste ist, der ich wirklich vertraue, und weil ich einfach immer (noch) Angst habe, anderen (plötzlich) zu viel zu werden
Zuletzt geändert von Navi am So., 20.03.2011, 01:58, insgesamt 2-mal geändert.

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chandelle
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Beiträge: 1747

Beitrag So., 20.03.2011, 01:28

Guten Morgen Navi!

Mir scheint diese therapeutische Beziehung völlig OK zu sein. Und wenn Du anrufst, wenn es Dir schlecht geht, ist auch völlig OK. Also keine Sorge!
Ansonsten kannst Du ja auch Telefonseelsorge in Anspruch nehmen, wenn Du sofortigen Kontakt brauchst.

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Navi
sporadischer Gast
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weiblich/female, 28
Beiträge: 22

Beitrag So., 20.03.2011, 01:55

Guten Morgen Navi!
Guten Abend, chandelle!

Mir scheint diese therapeutische Beziehung völlig OK zu sein.
Das ist sie bestimmt, da bin ich mir - ausnahmsweise - mal ganz sicher

Und wenn Du anrufst, wenn es Dir schlecht geht, ist auch völlig OK. Also keine Sorge!
Das ist ja auch so abgesprochen ... aber eben so neu für mich... wie so vieles mit ihr. Und es tut mir gut... sie tut mir gut... und ich kann mir durch sie gut-/besser tun.

Ansonsten kannst Du ja auch Telefonseelsorge in Anspruch nehmen, wenn Du sofortigen Kontakt brauchst.
Nee, das ist nichts für mich, dafür sind meine Probleme zu komplex...

Gute Nacht erstmal!

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turbulent
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Beiträge: 71

Beitrag So., 20.03.2011, 07:02

Lucinda hat geschrieben:
Sie hat auch schon mal angeboten sich neben mich zu setzen. Aber das war mir zu nah...
Lieben Gruß,
Lucinda
Ging mir genauso.
Sogar auf ihrem angestammten Platz war es mir zu nah, sodass sie irgendwann sagte: Wenn ich woanders sitzen soll, müssen Sie es mir sagen!
Dann durfte ich sie "umsetzen".

Sonst, außer Händeschütteln auch kein Körperkontakt, will ich auch nicht.

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Lou Salomé
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Beiträge: 208

Beitrag So., 20.03.2011, 11:25

Meine gibt mir manchmal die Hand zur Begrüßung.. immerhin.

Neulich hab ich meine Beine etwas nach vorne ausgestreckt und übereinandergelegt, da hat sie ihre ganz schnell zurückgenommen und unter dem Sessel verstaut. Ich scheine sie zu verängstigen
"Each has his past shut in him like the leaves of a book known to him by his heart, and his friends can only read the title."

~ Virginia Woolf ~

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delmasystems
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Beiträge: 71

Beitrag So., 20.03.2011, 12:09

meine gibt mir auch die Hand beim Kommen und Gehen. Zwischendurch in manchen therapiestunden fragte sich mich auch schon ob sie mich umarmen darf. Ich fand die Umarmungen sehr schön und fühlte mich total sicher und geborgen dabei. vor allem auch angenommen mit meinen Problemen. Sie dosiert dass schon sehr genau und findet auch immer den richtigen Zeitpunkt dafür.

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Medea
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Beiträge: 410

Beitrag So., 20.03.2011, 13:23

Hallo,

der Körperkontakt zwischen mir und meinem Thera beschränkt sich aufs Händeschütteln.
Wobei ich mir fast sicher bin, dass der Impuls zum Hand reichen immer von mir ausgeht.

Ich habe bäuerliche Wurzeln und sich die Hand zu geben ist bei mir einfach total konditioniert. Außerdem finde ich es schön sich mal körperlich zu spüren, wenn man miteinander intensiv arbeitet.

Naja und dann eben der Blickkontakt. Den gibts ja auch.

Mehr Kontakt will ich gar nicht. Eine Umarmung --> Hilfe! Das würd ich gar nicht wollen. Mich würde das sehr sehr stark verunsichern, denn ich tausche Umarmungen wirklich nur mit sehr intimen Bekannten aus und eine Umarmung bedeutet für mich sowas wie ein "Ich hab dich lieb".

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turbulent
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Beiträge: 71

Beitrag So., 20.03.2011, 15:36

@ Lou salome:

Vielleicht will sie nicht mit dir "füßeln"

Meine, macht oft die Sweatjacke zu, wenn wir dann sitzen.
Irgendwann muss ich mal ziemlich irritiert geguckt haben, da meinte sie: Mir ist immer so kühl, wenn ich den ganzen Tag sitze.

Klang einleuchtend. Dacht erst schon: Hilfe, hat sie Angst vor mir?
Aber als sie mir ein Taschentuch gegeben hat, hat sie dabei meine Hand berührt, also so schlimm kanns nicht sein
Obwohl ich das eher unangenehm fand, will sie nicht berühren ( außer Handgeben, höflichkeitshalber)

Vielleicht hat deine ja auch eine einleuchtende Erklärung, für ihre krasse Distanz-Reaktion?

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Speranza
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Beiträge: 115

Beitrag So., 20.03.2011, 17:17

Also mich beschäftigt dieses Thema auch sehr viel. Ich träume sehr oft in "körperlicher Weise" von meinem Therapeuten. Aber der Körperkontakt in den Träumen ist sehr unterschiedlich. Habe schon geträumt, dass er mir viel zu nah kommt und mich sogar vergewaltigen will, aber in anderen Träumen ist seine Nähe wunderschön (keine sexuelle Nähe, sondern ein Kopf an die Schulter lehnen oder so)...
In Wirklichkeit geben wir uns zur Begrüßung und zum Abschied die Hand, mehr war noch nie. Ich sehne mich sehr nach Berührungen, gehalten zu werden usw., aber weiß auch, dass das wahrscheinlich gar nicht so schön wäre wie ich es mir vorstelle. Alles, was irgendwie mit dem Körper zu tun hat, ist mir höchst unangenehm, auch darüber zu sprechen, aber andererseits weiß ich, dass es total wichtig ist, diese Themen anzugehen.

Aber eine Frage, die mich seit langem beschäftigt: Ist es in der Analyse (ich mache eine Analyse) wirklich "verboten", den Patienten irgendwie zu berühren, in den Arm zu nehmen usw.?!?

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Lou Salomé
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Beiträge: 208

Beitrag Mo., 21.03.2011, 01:32

turbulent hat geschrieben:@ Lou salome:

Vielleicht will sie nicht mit dir "füßeln"
Daaas hat ich auch gar nicht vor, siehst du nicht meinen Heiligenschein überm Kopf?
Fühlte mich nur nach Recken und Strecken und sie war wohl kurz davor rauszurennen und "Hiiilfe, Vergewaaaltiguung" zu rufen.

Jaja, ich bin schon ne Wilde. Die arme Frau, sieht immer so hinreißend aus und wundert sich dann wenn man sie lieb anguckt
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beitingon
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Beitrag Mo., 21.03.2011, 05:05

Muss vorausschicken, dass ich nicht in Deutschland lebe und bei uns Haendeschuetteln im allgemeinen nur beim ersten Treffen vorkommen. Koerperlicher Kontakt wird hier im Therapiebereich sehr vorsichtig angegangen. Mir hat meine Therapeutin zweimal die Hand kurz auf den Arm gelegt. Fand ich gut, aber fuer die Therapie finde ich es viel wichtiger, dass ich weiss, dass sie im Gespraech immer 100%ig bei der Sache ist. Geistige/emotionale Empathie.

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turbulent
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Beiträge: 71

Beitrag Mo., 21.03.2011, 08:56

* auch manche Therapeuten haben gelegentlich einen an der Waffel xD
(Hätte ich sicher an deren Stelle auch, wer weiß, was einem die Patienten da manchmal anhängen wollen.
Wenn sie sich gekränkt fühlen und dann heißt es: aber die hat meine Füße berührt xD oder so ähnlich)

Nochmal zum Thema: Meine Thera sagte mal, das Körperkontakt erlaubt sei, jedoch kein sexueller Kontakt.
Und bei Traumatisierten Menschen ( wie bei mir) würde sie das nur machen,wenn es für den Therapieerfolg wichtig wäre, weil sie das sonst ethisch nicht vertreten könnte.
Einfach mal so, anfassen.

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Darkday
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Beiträge: 28

Beitrag Sa., 09.04.2011, 08:42

Hallo zusammen,
Hier ist zwar schon einige Tage nichts mehr geschrieben worden, aber ich habe mich grade extra für dieses Thema angemeldet. ich finde es unglaublich spannend, wie kontrovers Körperkontakt in der Therapie diskutiert wird! Nun möchte ich einmal meine Erfahrungen dazu berichten. Ich befinde mich seit fast zehn Jahren auf Krankenkassenkosten in Psychotherapie, schätze das gibt Auskunft darüber, wie gestört ich zumindest einmal war;) All die Jahre bin ich beim gleichen Therapeuten. Zu Beginn der Behandlung hatte ich so große Probleme mit Nähe, dass mir schon Blickkontakt unmöglich war, dies war schon zuviel Berührung! Eine Therapiestunde dauerte damals in der Regel nur wenige Minuten, alles darüber hinaus hätte mich auch massiv überfordert. Im Laufe der Jahre habe ich gelernt immer mehr Kontakt und Nähe zuzulassen. Dennoch wäre allein die Vorstellung von körperliche Nähe zu meinem Therapeuten noch vor kurzem purer Horror gewesen. Mir ist nichts wichtiger als totale Kontrolle und Autonomie!
Vor kurzer Zeit kam dann in meiner Therapie zum ersten mal das Thema auf, dass mein Therapeut mir anbot mich einfach nur zu halten. Sinn dahinter ist, dass ich diese Erfahrung im Leben nie gemacht habe und ich kann mir dieses Gefühl nur dann selber geben, wenn ich weiß und Vorallem erlebt habe, wie es sich anfühlt. natürlich kam auch bei mir (ähnlich wie es hier berichtet wird) sofort die Panik vor Abhängigkeit auf, trotzdem habe ich mich entschieden dieses Experiment zu wagen und muss sagen, dass es bei mir emotional sehr, sehr viel mehr bewirkt hat, als hundert Stunden reden! In diesen Stunden haben worauf dem Boden gesessen und er hat mich nur im Arm gehalten, mein Kopf o. Rücken gestreichelt ( rein väterlich!), mich etwas fester gehalten oder sanfter, jenachdem wie es grade zuneigen Gefühl passte( mein Therapeut ist da nach der langen Zeit sehr emphatisch) Ich habe zum Teil heftig geweint oder hatte Angst oder habe einfach nur gespürt, geredet haben wir dabei gar nicht. Meiner Meinung nach könnte eine solche Erfahrung bei vielen Menschen Jahre der Psychotherapie einsparen. Voraussetzung ist natürlich eine absolute Kompetenz des Therpeuten. ich hatte zum Beispiel zu keiner Zeit das Gefühl, dass es um seine Bedürfnisbefriedigung oder ähnliches geht, er hat ausschließlich auf das reagiert, was jeweils in mir vorging und abhängig fühle ich mich auch nicht, denn nun ist es mir möglich, in mir selbst dieses Gefühl des gehalten Werdens auch nur für mich alleine wieder hervor zu holen! Ich halte Körperkontakt auch in der Therapie für unglaublich wichtig! Für die, die sich jetzt fragen, wRum ich dann dennoch auf dieser Seite gelandet bin, der Grund ist, dass das Thema im Moment wieder aktuell ist, aber dieses Mal soll ich ganz konkret meinen Wunsch, wie der Kontakt stattfinden soll vorab äußern, dass überfordert mich ziemlich, deshalb war ich auf der Suche wie andere damit umgehen. Aber wie ich feststellen musste scheint Körperkontakt nicht üblich zu sein und meist eher für den Therapeuten ein Tabuthema. So, dass ist jetzt ziemlich lang geworden.... Aber es war mir wichtig,

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turbulent2
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anderes/other, 31
Beiträge: 63

Beitrag Sa., 09.04.2011, 12:38

Vielleicht kannst du ihm das sagen, dass dich das vorab äußern total überfordert?

Tabuthema? ich sehe es so, dass es eine abstinenz gibt.
Aber Tabu ist es nicht, wir reden auch darüber und sicher viele andere auch.
Aber durchführen werden es die wenigsten.
Eben weil man nicht weiß, was man damit grade zu Tage fördert.
Und sich manche Patienten, so sehr sie es sich auch vorher gewünscht haben, im Nachhinein missbraucht ( re-traumatisiert) vorkommen können.
Ich finde, Abstinenz in der normalen Psychotherapie sehr gut.
Körpertherapie ist ja nochmal was anderes.
Grade, weil auch soviele in Übertragungen stecken, dass kann viel anrichten.
Auch wenn mans am Anfang nicht zugeben mag.

Mir ist schon manchmal Blickkontakt zu nah, dann setzen wir uns Rücken/Rücken.
Sonst geht garnichts (schäme mich so, gesehen zu werden)

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