Wie authentisch/offen/ehrlich dürfen Psychotherapeuten sein?

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stern
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Beitrag Fr., 12.07.2019, 05:34

Authentizität ist solange o.k., solange ein Therapeut nicht unprofessionell wird. Wann das der Fall ist, dazu setzen die Berufsvorschriften in D nachvollziehbare Grenzen. Häufiger spricht man daher von selektiver Authentizität in einer Therapie, denn es IST ein therapeutischer Auftrag zu erfüllen (und der therapeutische Rahmen zu wahren).

Was soll es mit Therapie zu tun haben, wenn ein Therapeut sagt, dass er gerne Feierabend hätte? ... Und überhaupt: Warum erzählt er das dem Patienten überhaupt und nicht seiner Frau? Zu sagen, oh nein, jetzt auch noch sie, ist schlicht respektlos.

Es ist ihm unbenommen, sich auf seine Familie zu freuen, aber warum erzählt er es dann nicht dieser oder seinem Kollegen?

Anderes gilt, wenn es offensichtlich ironisch gemeint ist (also etwas ganz anderes damit zum Ausdruck gebracht werden soll). Das entnehme ich jedoch nicht dem Ursprungsbeitrag.

Ist das Verständnis von Authentizität, unbedingt alles sagen zu müssen, was man denkt? Wer macht das? Was gesagt wird, sollte in einer Therapie jedoch einigermaßen authentisch sein.
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Jenny Doe
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Beitrag Fr., 12.07.2019, 06:42

Stern schrieb: Authentizität ist solange o.k., solange ein Therapeut nicht unprofessionell wird. Wann das der Fall ist, dazu setzen die Berufsvorschriften in D nachvollziehbare Grenzen.
Es gab auch mal eine Zeit in der es Berufsvorschriften für Psychotherapeuten als "professionell" ansahen Kranke mit Stromschlägen zu behandeln, Homosexuelle mit aller Gewalt von ihrer "Krankheit" zu heilen, Menschen einen Teil ihres Gehirns zu entfernen, in der festen Überzeugung, so psychische Krankheiten behandeln zu können, ...
Es mag in der Berufsordnung steht, wie authentisch ein Therapeut sein darf. Ich stelle jedoch in Frage, dass diese "Fernab von der Realität Therapie", wie sie derzeit praktiziert wird, wirklich "professionell" ist. Ich sehe überall Klienten, die von ihren (künstlichen) Therapeuten abhängig werden, weil ihnen in ihrer Psychotherapie das Bild eines immer warmen, verständnisvollen, empathischen, immer aufmerksamkeitszugewandten, immer fitten, frei von eigenen Problemen, vollkommenen, perfekten, ... Menschen vermittelt wird, den man so in der Realität nicht findet. Ich sehe Klienten, die in der Realität nicht mehr klarkommen, weil es in ihrer Therapie so kuschelig warm ist und die Welt da draußen so kalt, ... Ich höre Klienten erzählen wie wichtig ihnen ihre Beziehung zum Therapeuten ist und frage mich, wie sie aus nicht-authentischen künstlichen Beziehungen lernen wollen, „da draußen“ in der Realität in Beziehungen klarzukommen. Ob so eine Welt- und Realitätsentfremdung wirklich professionell und heilend ist, wage ich zu bezweifeln.
Meine Therapeutin hat meinen Segen absolut authentisch sein zu dürfen. Sie darf mich kritisieren, sie darf auch laut werden, sie darf sagen, dass es ihr dreckig geht, ... In der Welt "da draußen" muss ich schließlich auch mit Menschen zusammenleben, die mir nicht nur mit Wärme, Einfühlvermögen, Empathie und sonst was begegnen.
Wenn sie damit gegen die Berufsordnung verstoßen sollte, dann ist das okay für mich. Realität in meiner Therapie ist mir wichtiger als ein Therapeut, der zur einen Hälfte authentisch, zur anderen Hälfte künstlich ist. In wünsche in meiner Therapie die Realität, wie ich sie auch „da draußen“ vorfinde.
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stern
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Beitrag Fr., 12.07.2019, 06:58

Ich beziehe mich natürlich auf den Stand, den ich als Patient aktuell erwarten kann... und was dementsprechend als professionell anzusehen ist, gibt es nachvollziehbare Grenzen. Wird das nicht eingehalten, kann man sich als Patient sogar offiziell beschweren. Eine professionelle Behandlung erfordert doch nicht der Realität zu entrücken... :gruebel:

Wenn ein Therapeut temporär zu überlastet ist, um eine professionelle und sachgerechte Behandlung sicherzustellen, müsste er Urlaub nehmen. Für einen Chirurgen würde ähnliches gelten (auch dass er zur Verantwortung gezogen werden könnte, wenn er müdigkeitsbedingt falsche Schnitte setzt).

Selbst empfinde ich meine Therapeutin auch als sehr authentisch, aber dem Therapeuten wird keine UNBEDINGTE Authentizität abverlangt (sondern höchstens selektive), weil Professionalität und der therapeutische Rahmen, Berufspflichten, Strafgesetze (Beleidigungen oder man kann Patienten nicht den Locher nachwerfen, obwohl das als authentischer Impuls verspürt wird), usw. zu wahren sind.

Wenn man sich sehr häufig verstellen muss, um professionell zu arbeiten (das gilt für jeden Beruf), stellt sich vielleicht die Frage, ob es der passende Beruf ist.
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Fairness
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Beitrag Fr., 12.07.2019, 08:20

Jenny Doe hat geschrieben: Fr., 12.07.2019, 06:42 In wünsche in meiner Therapie die Realität, wie ich sie auch „da draußen“ vorfinde.
So sehe ich das auch... jede Erfahrung spiegelt die Realität des Menschens in der konkreten Beziehung und das, was vorkommt, könnte auch in anderen Beziehungen dieses Menschens vorkommen, da ist schon eine Neigung vorhanden, welche vielleicht unterdrückt war.

Ich denke, die Frage ist auch, ob die Therapie stabilisierend sein soll oder ob man sich auch anders zu erfahren braucht, mit dem Schönen und auch mit den Reibungen, um etwas ändern oder lernen zu können, was später hilfreich sein könnte. Weil, nicht jeder Patient zielt auf eine Veränderung, manche kommen mit ihrer vorhandenen Struktur und Lebensumständen gut klar.
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stern
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Beitrag Fr., 12.07.2019, 08:39

Ein Abrücken von Professionalität könnte gar nicht wirksam vereinbart werden (oder selbst auf Patientenwunsch darf ein Therapeut/Arzt keine nicht angezeigte Therapie durchführen).

Warum geht man nicht gleich in die Realität, sondern nimmt den Umweg über einen Therapeuten, wenn man sich genau die Bedingungen wünscht, die außerhalb der Therapie vorzufinden sind? Verstehe ich nicht.

Therapie ist aus meiner Sicht genau deswegen wirksam, weil im geschützten Therapieraum teilweise (!) andere Regeln gelten. Z.B. dass man als Patient alles sagen kann und sich darauf verlassen können sollte, dass ein Therapeut nichts am Patienten ausagiert. Und so vieles mehr.

Dass niemand perfekt ist (außer dem Papst,), darin braucht nicht jeder Nachhilfe (weil es für viele Menschen in der Tat selbstverständlich ist). Und wenn Bedarf ist, das zu vermitteln, muss das nicht dadurch geschehen, dass der Therapierahmen verlassen wird.

Und was die Terminierung angeht: Wieso gibt man späte Termine, wenn man dann darüber jammert? Oder handelt es sich im Eingangsbeitrag um Ausnahmen? Also um etwas, was normal eh kein Thema ist.
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Fairness
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Beitrag Fr., 12.07.2019, 08:51

stern hat geschrieben: Fr., 12.07.2019, 08:39 Therapie ist aus meiner Sicht genau deswegen wirksam, weil im geschützten Therapieraum teilweise (!) andere Regeln gelten.
stern, mit der Realität meine ich die Echtheit der seelischen Begegnung in diesem geschützten Raum für die Zeit der Sitzung. Und wenn sich ein Mensch verändern will, und das auch tut, muss die Passung und die Sympathie nicht mehr so stimmen, wie am Anfang der Therapie, dann kann es passieren, dass auch konflikthafte Situationen entstehen. Dann würden sie zusammen angeschaut. :neutral:
Zuletzt geändert von Fairness am Fr., 12.07.2019, 08:53, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag Fr., 12.07.2019, 08:53

Stern schrieb: Warum geht man nicht gleich in die Realität, sondern nimmt den Umweg über einen Therapeuten, wenn man sich genau die Bedingungen wünscht, die außerhalb der Therapie vorzufinden sind? Verstehe ich nicht.
Eine Therapie ist ja kein Umweg, sondern sollte der Weg in Richtung Realität sein. Wer eine Sozial Phobie, PTBS, Angststörung, Depression usw. hat, der braucht Therapie und kann nicht einfach in die Realität "da draußen" hüpfen. Viele Menschen sitzen zu Hause, verlassen die Wohnung nicht mehr oder haben große Probleme mit der Realität klarzukommen. Die Therapie könnte durch Schaffung realitätsnaher Bedingungen (man könnte auch Konfrontation sagen) dabei helfen mit all diesen Problemen klar zu kommen. Und das nicht nur theoretisch. Der Therapeut könnte durch eigene
Authentizität ein Übungsfeld bieten, anstatt den Klienten rumfantasieren zu lassen, wie der Therapeut in der Realität wirklich ist.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Beitrag Fr., 12.07.2019, 09:03

Konflikte sind sogar idR erwünscht... und all das kann innerhalb der Therapie stattfinden (dann in erster Linie auch als Therapie).

Dazu ist es jedoch nicht notwendig zu stöhnen, oh, nein, nicht Sie heute noch!

Es gibt auch Menschen, die verkaufen Respektlosigkeit als eigene Tugend (Ehrlichkeit bzw. Offenheit). So würde ich manche Bemerkungen im Eingangsposting eher einordnen.
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Beitrag Fr., 12.07.2019, 09:08

In wünsche in meiner Therapie die Realität, wie ich sie auch „da draußen“ vorfinde.
Ich bezog mich darauf: Die Realität "da draußen" gäbe es "da draußen" ja sogar unmittelbar. Nur scheint das nicht immer (ausreichend) zu helfen.

In einer Therapie herrscht also nicht mehr die Realität wie da draußen vor (sondern ist Therapie unter teilweise anderen Bedingungen). Und deswegen kann Therapie helfen.
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Beitrag Fr., 12.07.2019, 09:15

Jenny Doe hat geschrieben: Fr., 12.07.2019, 08:53 Die Therapie könnte durch Schaffung realitätsnaher Bedingungen (man könnte auch Konfrontation sagen) dabei helfen mit all diesen Problemen klar zu kommen. Und das nicht nur theoretisch. Der Therapeut könnte durch eigene
Authentizität ein Übungsfeld bieten, anstatt den Klienten rumfantasieren zu lassen, wie der Therapeut in der Realität wirklich ist.
So läuft es doch auch in einer Therapie, die ihren Namen verdient?!

Aber dazu bedarf es eben keiner Unprofessionalität, Respektlosigkeiten, Verlassen des therapeutischen Rahmens oder Ausheulen beim Patienten... was, draußen werden sie vom Chef angeschrien und angepöbelt, also machen wir das hier auch, dass sie sich daran gewöhnen und abarbeiten können (sondern dann wäre wohl eher Abgrenzung therapeutisch angezeigt)... Allerallerhöchstens porovokative Therapien Verfahren so. Aber so stabil ist nicht jeder (hier werden jedenfalls auch Kontraindikationen zu beachten sein)
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Jenny Doe
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Beitrag Fr., 12.07.2019, 09:30

Stern schrieb: was draußen, werden sie vom Chef angeschrien und angepöbelt, also machen wir das hier auch, dass sie sich daran gewöhnen


Nicht daran gewöhnen, sondern zu lernen damit umzugehen. Therapie könnte ein Übungsfeld in einem sicheren Rahmen sein.
Dazu ist es jedoch nicht notwendig zu stöhnen, oh, nein, nicht Sie heute noch!
Das ist für mich, wie oben schon erwähnt, eine Frage der Passung. Ein Therapeut kann ja nur bei Klienten stöhnen, die das zulassen.

Ich will dir mal ein Beispiel nennen. Ich hatte mal eine Therapeutin, die sehr viel redete, auch über sich. Für meinen Geschmack redete sie zuviel. Ich hätte sie natürlich per Gerichtsbeschluss unter Verweis auf die Berufsordnung zum Mund halten verdonnern können. Aber: Sie konnte ja nur deshalb so viel reden, weil ich nicht "Stopp" sagen konnte. Ein Problem, das ich durchaus auch in der Realität bei anderen Menschen hatte. Ich nahm es lieber in Kauf selber zu leiden, als zu sagen "Jetzt rede ich mal" oder "Stopp, keine Lust mehr zuzuhören". Sie hat klar gegen die Berufsordnung verstoßen, vor allem weil sie sehr viel über sich sprach. Doch dadurch, dass sie auch in der Therapie so war, wie sie auch privat ist, nämlich eine Quasselstrippe, konnte ich ihr Fehlverhalten für mich selber nutzen und an ihr lernen Stopp zu sagen. Ich hatte natürlich mit der Therapeutin darüber geredet und sie sagte "Lernen sie nachzuspüren, wann es ihnen zu viel wird. Lernen sie mir zu sagen, dass ich den Mund halten soll. Lernen sie, sich selbst den Raum zu nehmen". Für mich war ihr Fehlverhalten die beste Übungsmöglichkeit, die ich je hatte. Alles eine Frage der Passung und auch eine Frage, ob man als Klient "Fehlverhalten" des Therapeuten für sich selber und zum Üben benutzt oder lieber den Rechtsweg geht.
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Beitrag Fr., 12.07.2019, 09:34

Die Trennung eines Therapeuten in (Privat)mensch und Therapeut halte ich übrigens eher als Ausdruck einer Spaltung seitens von Patienten... oder dass ein Therapeut tatsächlich doppelte Botschaften vermittelt.

Aus meiner Sicht ist ein Therapeut immer auch Mensch (was sonst), aber a!s Therapeut in einer professionellen Position. Und seine Privatangelegenheiten (z.B. seine Freude auf seine Familie) haben dort eingentlich nichts verloren und nicht wirklich Relevanz für mich als Patient. Ich würde es nicht Authentizität nennen, wenn ein Therapeut das in die Therapie schleppt.

Was anderes ist, wenn er quasi Teile seiner Persönlichkeit (authentisch) für therapeutische Arbeit zur Verfügung stellt.
Zuletzt geändert von stern am Fr., 12.07.2019, 09:50, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag Fr., 12.07.2019, 09:41

Was du beschreibst (VIEL erzählen+Intervention auf das Ansprechen) sehe ich nicht als Fehlverhalten an (schon gar nicht als justiziables), sondern als lupenreine Therapie?! Mir ging es eher um das WAS gesagt bzw. getan wird. Und das hat gute Gründe, dass es Grenzen gibt (auch in der Realität).

Edit: Viel über sich zu sprechen hatte ich überlesen... hängt aber auch vom Inhalt ab, ob es therapeutisch ist.

Also ein Therapeut muss sichnja ncht ganz rausnehmen. Aber sein Feierabend ist seine Privatangelegenheit, die meine Behandlung nicht tangiert.
Zuletzt geändert von stern am Fr., 12.07.2019, 09:56, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitrag Fr., 12.07.2019, 09:55

Die Trennung eines Therapeuten in (Privat)mensch und Therapeut halte ich übrigens eher als Ausdruck einer Spaltung seitens von Patienten.
Meine Erfahrung ist da eine andere. Da ich zu drei Therapeuten nach der Therapie Kontakt hatte, bekam ich einen Einblick darin, wie meine Therapeuten wirklich und privat sind und was sie wirklich denken. Ein Therapeutin, die mir während der Therapie unterstützend und empathisch bei der Bewilligung der EU-Rente zur Seite stand, erzählte mir nach der Therapie, bei einem gemeinsamen Essen bei ihr zu Hause, was sie wirklich über meine EU-Rente denkt. Da zeigte sich ihre wahre Einstellung.

Umgekehrt kenne ich das auch. Ich habe ja Psychologie studiert und musste im Rahmen meiner Diplomarbeit und während der Praktika mit Klienten arbeiten. Natürlich kann man die eigene Persönlichkeit nicht ganz raushalten. Es hat ja auch was mit mir als Psychologin zu tun, warum ich bei Trauma X mehr Empathie für den Klienten empfinde als bei Klienten, die Trauma Y erlebt haben. Meine Kollegin reagierte ganz anders als ich. Da spielt ganz klar die eigene Persönlichkeit mit. Aber ich war nicht nur ich, ich war auch in einer Rolle, die nicht meinem Ich entsprach. Ähnlich wie Polisten, die Demonstranten von den Bäumen des Hambacher Waldes holen müssen, obwohl sie selber gerne mit demonstrieren würden. Und genauso wie die "empathische" Therapeutin, die mich während der Therapie bei der EU-Rente unterstütze, privat jedoch alles andere als emphatisch war.
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Beitrag Fr., 12.07.2019, 10:07

Ich hatte es noch oben ergänzt... hat sich überschnitten.

Ich denke, meine Gespür ist ausreichend gut, dass meine Therapeutin tatsächlich recht authentisch ist (und das, was sie sagt, auch so meint).

Aber wie gesagt, das ist keine unbedingte Authentizität, sondern selektive. Denn es gibt auch Grenzen, des in der Therapie Sagbaren...

Was wäre z.B. wenn sich ein Therapeut in eine Patientin verliebt... Soll er ihr dann Liebeserklärungen machen? Denn es ist ja authentisch. Nee, seine Aufgabe ist Therapie. Nichts anders. Schafft er das nicht: Patientin mit abzugeben.

Geht ja gar nicht anders... auch das ist Realität wie es sie sie im RL gibt: Dass nicht alles zulässig ist. Aus gutem Grund.
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