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Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

mio
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Beitrag Do., 18.07.2019, 22:16

Montana hat geschrieben: Do., 18.07.2019, 22:09 Ich sehe das Problem gar nicht in einer Konfrontation, die naturgemäß unangenehm sein muss. Sondern ich halte die Aussagen, die da scheinbar gemacht werden (a la Schuldgefühle den Eltern gegenüber als Ursache der Störung) schlicht für falsch.
Damit kritisierst Du aber letztlich jedes psychoanalytische/auf Psychodynamik aufbauende Gedankengut.

Es ist nicht so, dass ich diese Kritik nicht teilen und verstehen würde, aber ich würde da stärker differenzieren. Und sie schon gar nicht einer Therapierichtung zuschreiben, die dieses Gedankengut nicht "erfunden" hat.

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mio
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Beitrag Do., 18.07.2019, 22:24

Pianolullaby hat geschrieben: Do., 18.07.2019, 22:14 Wer danach arbeiten will, soll das tun, ich würde es nicht.
Nur dass eben jede Therapie streng genommen manipulativen Charakter hat, weil sie der Veränderung in eine bestimmte Richtung dient. Auch Du willst letztlich, dass Dir Dein Therapeut dabei hilft Dich selbst zu "manipulieren". Du möchtest nur wahrscheinlich nicht, dass er Dir da was "vorgibt". Würde ich auch nicht wollen.

Den Aspekt verstehe ich, was ich nicht verstehe ist, dass geleugnet wird, dass jede Therapie letztlich manipulativen Charakter hat und sogar haben soll und muss wenn eine Veränderung stattfinden soll. Die Frage ist meiner Meinung nach wie gesagt viel mehr wie klar oder unklar wird manipuliert? Wieviel Transparenz herrscht vor in Bezug auf Techniken? Wird über sowas wie Manipulation zB. gesprochen? Wird über die Wirkweisen von nahen Kontakten gesprochen?

Für Dich ist Manipulation an etwas negatives geknüpft, das finde ich auch nachvollziehbar. Aber Manipulation hat eben auch eine "neutrale" Seite wie von Werve angemerkt. Und es gibt auch niemanden der niemals andere manipulieren würde, es ist viel mehr die Frage WIE tut jemand das. Nicht OB er es tut.

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Montana
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Beitrag Do., 18.07.2019, 22:31

mio hat geschrieben: Do., 18.07.2019, 22:16 Damit kritisierst Du aber letztlich jedes psychoanalytische/auf Psychodynamik aufbauende Gedankengut.
Nein, das tue ich nicht. Ich mache selber seit Jahren eine Analyse, aber so eine abstruse Aussage (wie ich sie oben genannt habe) kam da noch nie vor. Ich kann durchaus Theorien nachvollziehen, wenn sie logisch aufgebaut und begründet sind. Logik ist für mich Hobby und Beruf gleichermaßen. Aber die Basisaussagen dieser Therapierichtung, wie sie hier bisher genannt wurden, lassen mir die Haare zu Berge stehen. Und jetzt komme mir keiner damit, dass die Psyche keiner Logik folge. Doch, das tut sie. Täte sie das nicht, dann wäre Therapie gar nicht möglich.


mio
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Beitrag Do., 18.07.2019, 22:34

Und was ist für Dich aus psychoanalytischer Sicht (also Freud und Konsortien folgend) daran falsch, dass bestimmte Störungsbilder sich auf die Störung zwischen Eltern und Kind zurückführen lassen? Betonung auf: Bestimmte Störungsbilder.

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Montana
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Beitrag Do., 18.07.2019, 22:55

"Störung zwischen Eltern und Kind" ist sehr, sehr allgemein ausgedrückt.
Ich denke, und damit bin ich nicht allein, dass sich der Mensch als soziales Wesen nur dann gesund entwickeln kann, wenn es eine sichere Bindung insb. der Mutter zum Kind gibt. Bei Verlust der Mutter kann eine andere geeignete Bindungsperson deren Rolle übernehmen. Liegt eine solche Bindung nicht vor (und da sind die verschiedensten Ausprägungen denkbar), dann ist die Gefahr, dass das Kind eine Störung entwickelt, dadurch größer.
Wie man von dieser recht banalen Erkenntnis aber darauf kommt, das Kind würde daraufhin gedanklich den Eltern etwas antun und darum Schuldgefühle entwickeln und sei DESHALB gestört, das erschließt sich mir nicht. Die gestörte Bindung zu den Bezugspersonen AN SICH ist doch Grund genug für die Entwicklung einer Störung. Da braucht es gar kein weiteres gedankliches Konstrukt, das noch dazu völlig ohne logische Herleitung einfach behauptet wird.

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Montana
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Beitrag Do., 18.07.2019, 23:00

PS: Freud war ein Kind seiner Zeit. Auch er hat jede Menge Unsinn publiziert, im Laufe der Zeit seine Theorien überdacht und verändert und dabei sogar Rückschritte gemacht um sich dem damaligen Zeitgeist anzupassen. Er war weder ein Genie noch lebte er im luftleeren Raum.


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Beitrag Do., 18.07.2019, 23:12

Montana hat geschrieben: Do., 18.07.2019, 22:55 wenn es eine sichere Bindung insb. der Mutter zum Kind gibt
Das finde ich sehr interessant, denn ich würde es genau umgekehrt sehen. Wenn das Kind nicht die Möglichkeit hat eine sichere (durchaus auch einseitig geprägte weil abhängige) Bindung zur Mutter aufzubauen, weil die Mutter das nicht kann oder will, dann entsteht die Störung. Mag sein, dass wir im Grunde das Gleiche meinen, aber ich glaube, dass es das Kind ist, das die Bindung braucht. Dh. eine "bindungsfähige" Mutter braucht die Bindung eben nicht, sie kann sie aber zulassen weil sie ihr Kind "versteht".

Und ich glaube dass Freud auf genau dieser "Umkehr" sein Gedankengut aufgebaut hat die Du beschreibst. Wer ist schuld wenn der andere versagt hat? Und vor allem: Wer bleibt es?

Und was brauche ich als "Mutter" zB. vom Kind (stellvertretend Partner, Freunden, Therapeut)? Brauche ich es, dass diese/s an mich gebunden bleibt/en, damit ich selbst nicht versage? So wie meine Mutter versagt hat?


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Beitrag Do., 18.07.2019, 23:14

Montana hat geschrieben: Do., 18.07.2019, 23:00 Freud war ein Kind seiner Zeit. Auch er hat jede Menge Unsinn publiziert
Was das angeht bin ich absolut bei Dir.

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Montana
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Beitrag Do., 18.07.2019, 23:27

Ich habe das nur vereinfacht ausgedrückt. Die Bindung kann nur sicher sein, wenn sie es in beide Richtungen gleichmaßen ist. Das Kind ist bedürftig und auf die sichere Bindung angewiesen. Die Mutter darf genau das nicht sein, damit es nicht zu einer Rollenumkehr kommt. Die Mutter ist diejenige, die dem Kind seine Gefühle spiegelt und sie für das Kind reguliert, so lange es diese Fähigkeit nicht selbst besitzt.

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Montana
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Beitrag Do., 18.07.2019, 23:35

So, und dann schaue man sich all die Menschen an, die noch nichtmal mit ihren eigenen Gefühlen klarkommen. Wenn da dann noch ein Kind kommt und braucht, dass man seine Gefühle sortiert, dann geht das mit Anlauf schief. Meine Mutter hat versucht, ihre Probleme mit Alkohol in den Griff zu kriegen. Da ist dann der Alkohol zwar ein Problem, aber echt nicht das einzige. Von Schuld würde ich noch nichtmal sprechen. Aber von Verantwortung.


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Beitrag Do., 18.07.2019, 23:37

Montana hat geschrieben: Do., 18.07.2019, 23:27 Die Mutter ist diejenige, die dem Kind seine Gefühle spiegelt und sie für das Kind reguliert, so lange es diese Fähigkeit nicht selbst besitzt.
Und nichts anderes macht ein Istdp Therapeut meiner Meinung nach wenn er "unerwünschtes Verhalten" ablehnt und erwünschtes Verhalten begünstigt. Er macht klar: So ja, so nein.

Im Grunde macht er das, was gute Mütter mit Kindern in der Trotzphase machen.

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Montana
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Beitrag Do., 18.07.2019, 23:42

Was ich geschrieben habe bezieht sich aber nicht auf die Trotzphase. Und einen Patienten in Therapie würde ich auch nicht mit einem Kind in der Trotzphase vergleichen. Wo siehst du da Parallelen? Ich sehe keine.


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Beitrag Do., 18.07.2019, 23:54

Montana hat geschrieben: Do., 18.07.2019, 23:42 Wo siehst du da Parallelen? Ich sehe keine.
Ich sehe die Parallelen in dem Wunsch allein zu bestimmen. Wie was laufen soll, was als "einzig gut" empfunden wird. In der "Konfliktverlagerung" hin zum Anderen der nicht "gehorcht", wenn Du so willst.

In der frühen Kindheit gehorchen die Eltern gefühlt noch, weil sie WISSEN dass das Baby noch nicht anders KANN. Je mehr eigenen Fähigkeiten ein Baby/Kleinkind nun entwickelt, desto mehr sagen die Eltern: Super! Endlich kann ich Dich auch mal "belasten" und mal allein bei anderen lassen. Und mal wieder was für mich machen. Also wenn sie "gesund" sind.

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Montana
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Beitrag Fr., 19.07.2019, 00:15

Wer sagt denn, dass der Patient diesen Wunsch hat? Und vor allem: du denkst dabei an die Therapiesituation, oder? Wegen der geht der Patient aber nicht in Therapie. Und seine Probleme im Alltag werden kaum auf Trotzverhalten zurückzuführen sein.

Und jetzt geh bitte ins Bett, mio. Ich muss sonst nämlich auch wach bleiben um auf deine Antwort zu warten. ;)


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Beitrag Fr., 19.07.2019, 00:21

Montana hat geschrieben: Fr., 19.07.2019, 00:15 Und jetzt geh bitte ins Bett, mio. Ich muss sonst nämlich auch wach bleiben um auf deine Antwort zu warten. ;)
Süß, ich werde sicher nicht ins Bett gehen nur weil Du sonst die ganze Nacht auf Antwort wartest oder so. ;-) (Ok, ich finde das nicht süß, ich finde es eklig, wenn Du sowas sagst.)

Das ist echt DEIN Problem. Ich werde aber tatsächlich gleich mal ins Bett gehen, weil ich morgen früh aufstehen muss (will). :anonym:

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