Kontakt zu Therapeut außerhalb der Sitzungen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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wandermaus123
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Beitrag So., 09.12.2018, 01:05

mio hat geschrieben: So., 09.12.2018, 00:58
wandermaus123 hat geschrieben: So., 09.12.2018, 00:51 Objektivität ist da unbedeutend für dich.
???

Mir bedeutet Objektivität - so wie ich sie verstehe - sogar sehr viel.

Magst Du erklären, was Du damit meinst? Für mich ist das widersprüchlich...
Im Bezug auf deine eigenen Grenzen, nur dann.

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mio
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Beitrag So., 09.12.2018, 01:12

wandermaus123 hat geschrieben: So., 09.12.2018, 01:05 Im Bezug auf deine eigenen Grenzen, nur dann.
Hmm? Ich weiss nicht, ob ich Dich da jetzt richtig verstehe.

Klar, meine Grenzen sind immer subjektiv. Geht ja auch nicht anders. Und für die bin dann auch ich verantwortlich. Dennoch gibt es ja auch objektive Grenzen, also Grenzen die sozusagen "allgemeingültig" sind. Und ich denke dass es wichtig ist das eine vom anderen unterschieden zu können.

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Pferdefan
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Beitrag So., 09.12.2018, 01:48

Wirbel-Uschi hat geschrieben: Sa., 08.12.2018, 23:23 Einmal, nach einer („doofen“) Stunde hab ich es aber tatsächlich „überreizt“ also nicht mit der Intensität sondern mit dem Inhalt. Da hat sie mich klar in meine Schranken verwiesen. Soviel zur Abgrenzung.
Darf ich fragen wie dieses in die Schranken weisen aussah ?
Meine hat einmal klar ne Grenze gesetzt das sie DAS in der nächsten Stunde klären will

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spirit-cologne
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Beitrag So., 09.12.2018, 05:06

Philosophia hat geschrieben: Sa., 08.12.2018, 20:54 Ich sehs halt ganz klar, die Krankenkasse zahlt die 50min die ich da bin und nicht mehr - danach ist alles Zusatzarbeitszeit für die nicht gezahlt wird.
Äh, sorry, wenn ich da mal wieder klugscheiße :anonym: , aber das stimmt so nicht. Sie bekommt 70 min. bezahlt, davon 50 min. reine Gesprächszeit und 20 min. Vor-/Nachbereitung, Dokumentation usw. Zusätzlich bekommt sie noch eine Grundpauschale pro Quartal, durch die administrative Dinge, darunter fallen auch Telefonkontakte, abgedeckt sind.

Auch denke ich nicht, dass man es als unprofessionell bezeichnen kann, für Patienten telefonisch erreichbar zu sein, zumindest innerhalb der üblichen allgemeinen Geschäftszeiten (selbst wenn die nicht den individuellen Geschäftszeiten der Therapeutin entsprechen) Wenn das als unprofessionell gelten würde, würde es ja wohl kaum Sinn machen, dass sich Therapeuten, die nur einen halben Kassensitz haben, nur dann in der restlichen Zeit z.B. in einer Klinik oder Beratungsstelle arbeiten dürfen, wenn der Arbeitgeber schriftlich bestätigt, dass die Therapeutin im Krisenfall jederzeit sofort den Arbeitsplatz verlassen darf, um sich um ihre ambulanten Patienten zu kümmern. Ohne diese Bestätigung dürfen Therapeuten nicht nebenher woanders arbeiten, das ist in den Regelungen bezüglich des Kassensitzes so geregelt, weil der Therapeut - auch wenn er nur einen halben Sitz hat - während der üblichen Geschäftszeiten die vertragspsychotherapeutische Versorgung in seinem Gebiet sicherstellen muss. Klingt ziemlich abenteuerlich, ist aber so, auch wenn das zu der Arbeitsweise vieler Therapeuten nicht passt.

Anders sieht es in den Abendstunden und am Wochenende aus, da sind ausschließlich die Notaufnahmen der psychiatrischen Kliniken für Notfälle zuständig. Ist im Prinzip genauso geregelt, wie bei den Ärzten auch, wird nur von den Therapeuten nicht so gerne kommuniziert, die lehnen sich oft lieber zurück und sagen den Patienten, im Notfall sei immer die Klink zuständig, was aber nicht der geltenden rechtlichen Regelung entspricht. Also, ums nochmal kurz zusammenzufassen, Montags bis Freitags so zwischen ca. 8 und 18 Uhr ist es unbedingt professionell und auch rechtlich verpflichtend, für die Patienten erreichbar zu sein, sei es durch einen Festnetzanschluss in der Praxis oder per Handy, welches aus Sicherheitsgründen natürlich bevorzugt ein reines Diensthandy sein sollte. Außerhalb der üblichen Geschäftszeiten besteht keine derartige Verpflichtung, aber ähnlich wie bei Ärzten wird es natürlich von offizieller Seite durchaus gerne gesehen.

Ob eine Therapeutin deshalb schlecht abgegrenzt ist, halte ich auch nicht für pauschal beantwortbar. Das hängt von der Therapeutin, der jeweiligen Patientin und der jeweiligen Vereinbarung ab. Viele halten es so, dass die Patienten zwar auf die Mailbox sprechen können, aber dass gleichzeitig vereinbart wird, dass die Therapeutin sich erst dann meldet, wenn Zeit dafür ist, i.d.R. frühestens am Morgen des nächsten Arbeitstages. Das finde ich sehr wohl gut abgegrenzt.

Aber auch, wenn sich die Therapeutin in einem echten Krisenfall abends oder am WE meldet, muss das nicht immer ein Zeichen von schlechter Abgrenzung sein. Es kann sogar ein Zeichen guter Selbstfürsorge sein, wenn man durch ein kurzes Telefonat verhindern kann, dass man in der Therapie um Wochen zurückgeworfen wird, das kann nämlich auch für Therapeuten ziemlich frustrierend sein. Ist m.E. immer eine Frage der Verhältnismäßigkeit. Ich habe vor einigen Jahren mal mit einer jungen Frau gearbeitet, die einen sehr übergriffigen Vater hatte, der sie, wenn es ihm schlecht ging, mit etlichen Anrufen am Tag (u.a. auch auf der Arbeit) bombadiert und häufig mit Suizid gedroht hat. Die junge Frau hat mit ihrer Therapeutin an ihrer Abgrenzungsfähigkeit gearbeitet und auch gute Erfolge erzielt. Eines Tages hat sich dann der Vater tatsächlich suizidiert, wovon die Patientin Freitags abends erfahren und am Samstag morgen dann ihre Therapeutin angerufen hat. Ich hätte das doch ziemlich abgebrüht und verantwortungsscheu gefunden, wenn die Therapeutin sich nicht zurück gemeldet hätte und ihr das hinterher mit den Worten:"Tut mir Leid, aber es war Samstag und es ist auch für Sie gut, wenn ich klar abgegrenzt bleibe!" verkauft hätte. Zumal das ja die Therapeutin wahrscheinlich auch beschäftigt haben wird. Ich denke, wer so viel Wert auf einen ungestörten Feierabend legt, der sollte vielleicht nicht unbedingt einen Beruf in der Gesundheitsversorgung wählen, eine Therapeutin muss nicht bei jedem Pups springen, der einer Patientin quersitzt, aber eine gewisse Garantenfunktion, die man nicht bei Feierabend an der Theke abgeben kann, hat eine Therapeutin schon.
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spirit-cologne
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Beitrag So., 09.12.2018, 05:08

Was ich viel schwieriger finde, ist die Unbekümmertheit, mit der gegen datenschutzrechtliche Bestimmungen verstoßen wird. Whatsapp und Facebook sind wegen erheblicher Sicherheitsbedenken datenschutzrechtlich gar nicht erlaubt. Beide Apps dürfen nicht mal auf einem Handy installiert sein, auf dem sich Patientendaten wie z.B. gespeicherte Rufnummern befinden, weil teilweise ungefragt auf Telefonbucheinträge zugegriffen wird. Emails dürfen nur verschlüsselt gesendet werden, wobei mit jedem Patienten ein individueller Schlüssel zu verwenden ist. Alternativ dürfen unverschlüsselte Mails gesandt werden, die nur einen Hinweis auf z.B. ein verschlüsseltes PDF oder Word-Dokument enthalten, die dürfen dann aber keinen Rückschluss auf die berufliche Tätigkeit des Absenders zulassen.

Ähnlich ist der geschlossene Kompromiss bezüglich SMS: Diese dürfen nur genutzt werden, wenn die Patienten dem vorher ausdrücklich schriftlich zugestimmt haben und wenn die SMS keinen inhaltlichen Bezug zur Therapie haben, d.h. sie dürfen für reine Terminabsprachen verwendet werden, wenn nicht erkennbar ist, was für eine Art von Termin das ist und dass der Absender Therapeutin ist. Auch die Patienten sind dazu anzuhalten, sich daran zu halten, allerdings unterliegen sie ja nicht der Datenschutzrichtlinie und können sich daher auch ungestraft darüber hinwegsetzen. Sie dürfen also auch weiterhin auf eigene Gefahr in unverschlüsselten Mails und SMS ihren Therapeuten inhaltliche Dinge mitteilen, aber der Therapeut darf ihnen nicht inhaltlich antworten. Auch hier gilt zwar: wo kein Kläger, da kein Richter, aber im Zweifelsfall, wenn's mal Krach gibt, können Therapeuten da ein echtes Problem kriegen, das wundert mich schon, dass die da oft so sorglos mit umgehen und wie gesagt: Whatsapp ist ein absolutes NoGo.
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Wirbel-Uschi
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Beitrag So., 09.12.2018, 07:29

Pferdefan hat geschrieben: So., 09.12.2018, 01:48
Wirbel-Uschi hat geschrieben: Sa., 08.12.2018, 23:23 Einmal, nach einer („doofen“) Stunde hab ich es aber tatsächlich „überreizt“ also nicht mit der Intensität sondern mit dem Inhalt. Da hat sie mich klar in meine Schranken verwiesen. Soviel zur Abgrenzung.
Darf ich fragen wie dieses in die Schranken weisen aussah ?
Meine hat einmal klar ne Grenze gesetzt das sie DAS in der nächsten Stunde klären will
Ja, das war kurze Zeit, nachdem ich mich gewagt hatte, sie das erste mal zu kontaktieren und um einen Zusatztermin zu bitten (den ich auch bekam. Also positiv abspeicherte).
Mir ging es nach der Therapie Stunde an dem Tag nicht gut und zwar wegen ihr. Ich fand meine Therapeutin „komisch“ in der Stunde wie sie auf etwas von mir erzähltes reagiert hatte. Es machte mir total zu schaffen und das schrieb ich ihr dann und darauf kam dann die Antwort, dass wir keine Therapie per sms vereinbart hätten. Dass ich ganz normal zum nächsten Termin kommen soll.
Ja, das hatte gesessen. Mir wurde so heiß vor Scham und ich dachte, nun kann ich da nie wieder hingehen.
Aber letztendlich: sie hatte ja recht. Und vor allem ist es ihr gutes Recht, sich da entsprechend abzugrenzen.
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Philosophia
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Beitrag So., 09.12.2018, 07:44

Ok, das finde ich selbst etwas beruhigend, spirit, dass da noch 20min Nachbereitung drin sind. Was du alles weißt. Na ja, aber dennoch finde ich da regelmäßiges Gemaile, GeSMSe usw. to much. Ist aber nur meine persönliche Meinung.
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spirit-cologne
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Beitrag So., 09.12.2018, 08:08

Das sehe ich genauso, Philo, grundsätzlich soll die Therapie in den Sitzungen stattfinden und nicht dazwischen. Aber es kommt halt immer auch auf Therapeutin, Patientin, Therapieform und Situation an. Wenn z.B. das Thema einer Patientin ist, keine Hilfe annehmen oder danach fragen können ist, dann kann es z.B. aus verhaltenstherapeutischer Sicht durchaus sinnvoll sein, sowas in der therapeutischen Beziehung zu üben. Ob die Therapeutin dazu bereit ist, eine mehr oder weniger begrenzte Zeit außerhalb der Sitzung aufzuwenden, ist eine andere Frage. Wenn das ganze zielgerichtet und zeitlich begrenzt durchgeführt wird, hat das nicht unbedingt was mit mangelnder Abgrenzungsfähigkeit zu tun. Bei einer abhängigen oder histrionischen Patientin sollte die Therapeutin dagegen tunlichst weitgehend darauf verzichten. Grundsätzlich sollte man aber einer Therapeutin zutrauen, einzuschätzen, mit welcher Patientin sie warum eine solche Vereinbarung trifft. Was natürlich nicht ausschließt, dass es auch TherapeutInnen gibt, die sich da verstricken und nicht richtig abgrenzen können. Aber das ist wie überall in jedem Beruf, es gibt immer welche, die das eine oder andere besser können als Andere.
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stern
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Beitrag So., 09.12.2018, 09:06

Ich habe vergangenes Jahr 2x angerufen, meine ich. Es gibt auch eine Vereinbarung. Ich war trotzdem unsicher, ob das ok ist und ob mir das gut tut (einen klaren, definierter Rahmen finde ich hilfreicher als ein aufgeweichter oder variable Termine). Sie fand es ok und beides finde auch ich immer noch genau richtig und hilfreich, wenn ich daran denke. Im ersten Fall bot sie mir für den gleichen Tag anstelle eines Telefonats noch einen Termin an, ohne dass ich darum bat (ich meine, der war eh frei, kann es aber nicht mehr beschwören). Im zweiten Fall dachte ich, vllt. hilft bereits der AB etwas, um kurz etwas loszuwerden. Sie rief dann sogar zurück und meinte am Ende, ich könne mich auch am nächten Tag (Sa.) nochmals melden, woraufhin sie dann ungefähr zur gleichen Zeit nochmals anrufen würde. Darauf verzichtete ich jedoch. Für das A und O halte ich eine passende Frequenz. Denn wenn bereits die Abstände oft nicht passen, halte ich es nicht für zweckmäßig das über Mails, Telefonate, Whatsapp, etc. auszugleichen. Ich schätze sie so ein, dass sie das dann zunächst darüber regulieren würde. Oder bei Regelmäßigkeit ist das vllt. ein Zeichen, dass eher am Umgang mit Krisen zu arbeiten wäre. Also wenn solche Kontakte grundlegende Schieflagen in der Therapie ausbügeln sollen, fände ich das eher kritisch. Die beiden Kontakte kamen aus meiner Sicht der Therapie zugute und ich fand das auch selbstfürsorglich.
Liebe Grüße
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(alte Weisheit)

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Wirbel-Uschi
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Beitrag So., 09.12.2018, 10:18

Man muss ja grundsätzlich auch sehen, warum man den/die Therapeuten/in kontaktiert.
Meiner Therapeutin ist es wichtig, dass ich weiß, dass ich sie (fast) jederzeit kontaktieren kann. Ja, auch abends und am Wochenende.
Ich denke, sie vertraut darauf, dass ich schon abwäge, wie wichtig/notwendig es ist, sie z.B. abends zu kontaktieren. Dass ich dann nicht anrufe, weil mir ein Pups quer sitzt oder um einen Termin zu ändern, der nicht direkt am nächsten Morgen ist.
Sondern dann, wenn ich sie wirklich brauche.
Und das muss kein Notfall sein, wo ich mich andernfalls vor‘n Zug werfen oder einweisen lassen würde.
Sondern eben dann, wenn echt was quer liegt. Vor allem dann, wenn es aus Sitzungen resultiert.
Und ich finde dieses Angebot beruhigend und hilfreich. Und eigentlich eher professionell statt unprofessionell. Schließlich „wirbeln“ die Therapie Stunden ja auch mal einiges auf. So und dann wäre im Falle des Falles dass ich zu belastet bin die entsprechende Ansprechpartnerin, die, die helfen kann, die ich dann „brauche“, nicht erreichbar? Was soll ich mich dann an ne Notfall-Ambulanz wenden? Wie soll das hilfreich sein?
Es ist aber vermutlich auch immer eine Frage der Therapie-Art und des Settings, vermute ich?!
Ich war ne Weile an eine PIA angebunden und hatte dort eben auch Psychotherapie und diese Therapeutin war ausschließlich über ihr „Büro“-Telefon während ihrer Arbeitszeit oder per E-Mail zu erreichen.
Jetzt mache ich halt analytische Therapie und das ist im gesamten eben viel viel intensiver in alle Richtungen. Da braucht es die Möglichkeit nochmal Kontakt herzustellen schon eher.
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Philosophia
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Beitrag So., 09.12.2018, 10:23

Ja ich versteh das Wirbel-Uschi. Aber mal ganz im Ernst: Möchtest du am Wochende nachts nen Anruf kriegen:" Mir gehts schlecht, ich komm nicht klar"? Wie soll denn da jemand sich ernsthaft erholen von einem eh schon nervenaufreibenden Job? Ich versteh ja den Wunsch der Verfügbarkeit. Aber es muss doch auch gewährleistet sein, dass wirklich mal 100pro Funkstille am Feierabend sein kann, um sich zu regenerieren und das eigene Leben ohne Störungen leben zu können.
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Wirbel-Uschi
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Beitrag So., 09.12.2018, 10:39

Nein, am Wochenende nachts würde ich (an Therapeuten stelle) keinen Anruf bekommen wollen.
Allerdings würde ich (an Patienten stelle) auch nicht nachts am Wochenende anrufen.
Es kommt ganz sicher, wie spirit-cologne auch schrieb, auf die „Art“ Patient an. Und ich denke, das können Therapeuten nach ner Weile einschätzen, wem sie dieses Angebot machen können und wem nicht - um sich selbst zu schützen.
Ich hab meiner Therapeutin mal abends ne Nachricht geschickt weil ich ne frage zur nächsten Stunde hatte und sie hat mir dann auch darauf geantwortet und mit mir in der nächsten Stunde über den Rahmen des kontaktierens gesprochen.
Sie meinte, wenn ich ihr schreibe, würde ich ja sicher auch eine vernünftige Reaktion erwarten. Ich relativierte das ein bisschen, aber sie sagte, doch, das wäre schon ihr Anspruch, mir vernünftig zu antworten, wenn sie etwas liest. Jedoch wenn ich ihr abends schreibe, würde sie ja vermutlich gerade nicht in Ihrem Praxisraum sitzen (=Privatleben haben).
Deshalb bat sie drum, dass ich anrufe statt schreibe.
Dann kann sie ja selbst entscheiden ob sie sich gerade in ihrer Freizeit „stören“ lassen möchte und ran geht oder eben nicht und ich dannauf die Mailbox spreche und sie dann anruft wenn es für sie passt.
Am Donnerstag habe ich sie, nachdem ich 2 std lang überlegte und mich nicht traute, abends kurz vor zehn angerufen. Eigentlich mit der festen Überzeugung (und Hoffnung, ich telefoniere nicht gern mit ihr), ich würde die Mailbox erreichen.
Die ist ran gegangen. Ihre Entscheidung. Vielleicht war ihr klar, unsere Stunde an Vormittag war intensiv, mir ging‘s nicht gut. Sie wollte mich (obwohl ich jetzt nicht sichtbar am Ende war und durchaus in der Lage, nach Hause zu fahren) ungern so gehen lassen, meinte, wir bräuchten jetzt eigentlich ne Doopelstunde.
Wäre das nicht so gewesen an dem Tag, wäre sie vielleicht auch nicht abends um diese Uhrzeit noch ran gegangen.

Aber dass ich sie nicht nachts am Wochenende anrufe, das weiß sie sicher ;)
Bzw würde ich am Wochenende eh nicht anrufen. Auch wenn sie es anbietet. Total lieb und ich weiß das zu schätzen aber dazu müsste es so richtig brennen und ich müsste mir sicher sein, dass ihre Stimme hören, ein Telefonat mit ihr, wirklich hilfreich wäre in der Situation. Dass es das wert wäre sie am Wochenende zu stören. Ich glaube aber, das wird nie vorkommen. Das könnt ich mit meinem Gewissen nixjr vereinbaren.
Ich finde das aber gerade ganz spannend und bin nachdenklich geworden. Ich werde sie das morgen mal fragen. Warum ich sie am Wochenende anrufen dürfte. Ob sie keine Erholung „braucht“ ;)
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Kaonashi
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Beitrag So., 09.12.2018, 10:47

Meine Situation ist die, dass ich nicht immer Zugang zu meinen Gefühlen habe und oft lange darüber nachdenken muss. Außerdem verstehe ich nicht immer alles sofort, was in der Therapiestunde gesagt wird.
Deshalb kommen etliche Erkenntnisse und Fragen erst nach der Stunde.
Dann kommt noch dazu, dass ich mich mündlich nicht immer besonders gut äußern kann, sondern erst schriftlich alles ganz klar aufdröseln kann.

Meine Therapeutin sagte mir, ich könne alles, was mir an Gedanken nach der Stunde kommt, aufschreiben. Ich könnte das nur für mich selbst tun, aber auch gerne ihr per mail schicken. Es ihr per Mail zu schicken, würde sie gut finden, weil sie dann sieht, wo sie etwas noch genauer ausführen sollte, oder es wird dann auch besser klar, wenn ich was falsch verstanden habe.

Ich mache das nun nicht nach jeder Stunde, weil ich trotzdem Angst habe, es könnte ihr zu viel werden. Aber ein paar Mal habe ich es schon gemacht. Sie antwortet meistens kurz darauf, aber im Wesentlichen reden wir dann beim nächsten Termin darüber.

Ich finde das sehr gut. Da meine Therapiestunden nur alle 2 Wochen sind, ist sonst auch der Abstand einfach zu groß. Bis zum nächsten Termin ist alles, was mir nach der Stunde an Gedanken kam, nicht mehr so präsent, und durch das Aufschreiben ist die Reflektion nachhaltiger, denke ich.

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wandermaus123
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Beitrag So., 09.12.2018, 10:57

Danke!!!
Sehr informativ!

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ExtraordinaryGirl
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Beitrag So., 09.12.2018, 11:05

Ich bin ja im Augenblick nicht in Therapie, hatte aber in der letzten Therapie ein Kontaktangebot (per Mail und Telefon/Handy).

Weil ich in der Therapie dazu tendiert habe, mich schriftlich leichter auszudrücken als mündlich, und ich davon ausgegangen bin, dass der Druck, zu reagieren, dabei geringer ist, habe ich mich regelmäßig per E-Mail gemeldet - sie hat dann aber nur auf die Anliegen geantwortet, die sich schnell klären ließen. Für alles andere war die Therapiestunde da.

Während der Abnabelungsphase habe ich wieder explizit nachgefragt, ob ich mich, wenn nötig, in einer bestimmten Situation melden darf.
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)

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