Therapeutin überzieht regelmäßig die Zeit

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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joey23
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Beitrag Do., 29.11.2018, 14:06

Allgemein bzgl. der nun entstehenden Erweiterung, unterschiedliche Handhabung von Grenzen verschiedenen Therapierichtungen zuordnen zu wollen, bin ich erstaunt. Denn dieser Aspekt ist für jede Form von Therapie, ob Psycho oder Komplimentärtherapien, unanbhängig von von Kassen anerkannt oder nicht, eine ethische und fachliche Leitlinie.

Ich frage mich beim Lesen, ist diese entstehende Diskussion für Dich, gravel_pit, bzgl. Deines ursprünglichen Anliegens tatsächlich hilfreich?
:tippen: Ich bitte um Geduld. Ich übe mich gerade darin, eine Kurzschreiberin zu werden.
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und sie trug."

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Anna-Luisa
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Beitrag Do., 29.11.2018, 14:09

Es ist wohl eine traurige Tatsache, dass viele Menschen mit Helfersyndrom sich einen sozialen Beruf suchen, und dieses an Patienten ausleben. Immerhin verdrängen einige offenbar die Tatsache, dass sie auch Patienten zu ihrem Gunsten beeinflussen. Und spätere Therapeuten haben oft einen schweren Start, sind sie doch nicht so lieb und menschlich, dass sie ungebeten jede Menge unbezahlte Überstunden leisten....
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
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Thread-EröffnerIn
gravel_pit
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Beitrag Do., 29.11.2018, 16:32

Hey Leute,
ich komme noch mal auf eure Kommentare zurück.

@Joey23: Alles gut, mach dir keine Gedanken wegen des Namens faux-pas ;) Zu deiner Frage: Ja, doch mir hilft die Diskussion hier. Ich denke halt, vielleicht habe ich es zu Anfang in ein falsches Licht gerückt, denn natürlich gibt es in mir auch den Wunsch "eine besondere Patientin" für die Therapeutin zu sein. Ich glaube, das geht ganz vielen so. Es wäre möglich, dass sie diesen Wunsch irgendwie ahnt und da ich weiß, dass ich ihr auch sympathisch bin, weil sie es mehrfach sagte (weil ich Schwierigkeiten mit dem Thema habe) beantwortet sie das eben auf diese Weise.

Es ist ja nicht so, dass grundsätzlich in diesem Ausmaß überzogen wird. Oft sinds nur 5 oder mal 10 Minuten. In letzter Zeit wurde es halt mehr, aber ich denke, es kommt daher, dass ich a.) einen anderen Erzähl-Stil an den Tag lege als früher (Therapie-Erfolg) und b.) seit einiger Zeit wieder Depressionen schiebe aufgrund meiner veränderten Lebensumstände.

Was mir etwas sauer aufstößt, ist der hier geäußerte "Missbrauchsverdacht", wenn ich das auch anhand meiner sperrlichen Informationen natürlich nachvollziehen kann. Es ist so, dass es wie gesagt außerhalb der Sitzungen keinen Kontakt gibt. Das höchste der Gefühle war mal hier und dort ein Anruf in der Praxis, als ich einen zusatztermin haben wollte, übers Jahr verteilt vielleicht 2 oder 3 mal. Der wurde dann vereinbart, gesprochen wurde in der Sitzung. Zwei oder dreimal habe ich nach einer Sitzung eine E-Mail geschrieben, in der ich mich in 1-2 Sätzen für die vergangene Stunde bedankt habe, weil mich das dann irgendwie doch noch alles sehr beschäftigt und ergriffen hat. Darauf gab es dann ein kurzes Statement von ihr im Sinne von "Vielen Dank, freue mich das zu lesen, bis nächste Woche", das wars.

Ich kenne ihren Ausbildungsweg, ansonsten weiß ich nichts über sie. Sie hat eins, zweimal etwas von persönlichen Erlebnissen erzählt, im Sinne von "das kenne ich auch", das waren aber Belanglosigkeiten, keine lebensverändernden der gar traumatischen Begebenheiten. Diese zu erfahren, wäre mir extrem unangenehm gewesen, das möchte ich wirklich nicht.

In sofern denke ich, sie macht das schon für mich, nicht um sich bei mir was zu holen, was sie im normalen Leben nicht bekommt. Das würde ich hoffentlich merken.
Anna-Luisa hat geschrieben: Do., 29.11.2018, 14:09 Es ist wohl eine traurige Tatsache, dass viele Menschen mit Helfersyndrom sich einen sozialen Beruf suchen (...) sie ungebeten jede Menge unbezahlte Überstunden leisten....
Da hast du recht - aber als Patienten können wir auch irgendwo dankbar sein, dass es solche Menschen in diesen Beruf zieht. Wenn sie nicht auch irgendwo auf ne menschlihe Art helfen wollten und streng nach Schema F ihr Programm abspulen würden, wäre das glaube ich eher nachteilig - jedenfalls für mich. Ich bin aber auch zB kein VT Fan, obwohl man ja oft liest, dass es da schnellere Erfolge gibt, als in den anderen Verfahren.

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Philosophia
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Beitrag Do., 29.11.2018, 18:44

Menschen mit Helfersyndrom wollen sich nur selbst aufwerten. Und sie stellen damit den Drang zu helfen über das eigentliche Wohl des anderen. Weißt du, was ich immer schlimm fand: Dass die Überzieher mir nicht zugetraut haben, allein zurecht zu kommen nach den 50min - ja vielleicht sogar ignorierten, dass ich danach wirklich meiner Wege ziehen wollte. Und dass Weniger manchmal mehr ist. Die sind dann auch beleidigt, wenn sie dann nicht helfen können, wenns nicht wirklich besser wird, obwohl sie einen ja mit "Liebe" überschütten.
Gut, manch einer braucht das vielleicht so, für mich war das echt nix.
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ENA
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Beitrag Do., 29.11.2018, 19:49

gravel_pit hat geschrieben: Do., 29.11.2018, 16:32 Was mir etwas sauer aufstößt, ist der hier geäußerte "Missbrauchsverdacht", wenn ich das auch anhand meiner sperrlichen Informationen natürlich nachvollziehen kann.
Ich denke, das liegt an den Analyse-Erfahrungen vieler die hier mitschrieben.

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lisbeth
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Beitrag Do., 29.11.2018, 19:54

gravel_pit hat geschrieben: Do., 29.11.2018, 16:32 Da hast du recht - aber als Patienten können wir auch irgendwo dankbar sein, dass es solche Menschen in diesen Beruf zieht. Wenn sie nicht auch irgendwo auf ne menschlihe Art helfen wollten und streng nach Schema F ihr Programm abspulen würden, wäre das glaube ich eher nachteilig - jedenfalls für mich. Ich bin aber auch zB kein VT Fan, obwohl man ja oft liest, dass es da schnellere Erfolge gibt, als in den anderen Verfahren.
Nee, als Patientin möchte ich eine Therapeutin haben, die professionell handelt und die auch in der Lage ist, Grenzen zu setzen bzw. diese einzuhalten. Das heißt nicht, dass sie 'streng nach Schema F ihr Programm abspulen' würde. Sondern dass dieser professionelle Rahmen vielleicht erst das Mitgefühl und die Empathie ermöglichen, und zwar dauerhaft und ohne dass man befürchten müsste, dass einem das irgendwann um die Ohren fliegt... Und Grenzen setzen schließt Empathie nicht aus, im Gegenteil. Ich finde eine "Alles-ist-erlaubt-oder-möglich-Haltung" eher schwach und teilweise auch unempathisch, weil es dem Betroffenen auf lange Sicht eher schaden wird.

Dass die Stunde in Ausnahmesituationen mal ein paar Minuten länger geht, ist für mich nicht das Problem. Das Problem ist, wenn diese Überziehung zur Gewohnheit wird. Du "kalkulierst" ja innerlich schon gewissermaßen damit, oder? Und damit steigt dann die Gefahr, dass du oder die Therapeutin oder ihr beide gemeinsam euch in dieser Sache verheddert. Weil sie es irgendwann nicht mehr so selbstverständlich machen wird. Oder dir dieses "Privileg" irgendwann wieder entziehen wird und dann stellst du womöglich alles in Frage, was ihr euch bisher gemeinsam erarbeitet habt, weil du mit diesen Extra-Minuten eben doch irgendwas verbindest... Auch wenn du jetzt sagst, dass du das verkraften würdest. Das sieht in der Realität dann oft ganz anders aus als gedacht...

Frage: Hilft dir das auf Dauer weiter? Also dabei, dein Leben und deine Probleme selbstständig und eigenverantwortlich in Angriff zu nehmen? In meinen Augen füttert das eher Abhängigkeit. Und wenn das noch längere Überziehen deinem (veränderten) Erzählstil geschuldet sein sollte... Dann sollte sie das lieber ansprechen als dir ungefragt die Stunde zu verlängern. Oder die Frage stellen, warum du erst kurz vor Stundenende auf den Punkt kommen kannst. Wenn sie da deiner (unbewussten?) Vorlage einfach folgt, dann ist dir jedenfalls nicht geholfen, finde ich. Und von (m)einer Therapeutin würde ich erwarten, dass sie solche Muster früher oder später durchschaut und thematisiert und nicht, dass sie meine (unbewussten) Spielchen mitspielt. Da würde ich mich nicht mehr gut bei fühlen können.

Es stimmt, das Zeitmanangement in der Stunde ist nicht deine Verantwortung, sondern das deiner Therapeutin. Aber sie kommt dieser Verantwortung seit geraumer Zeit nicht nach, und das beschäftigt dich ja auch. So sehr, dass du hier dazu schreibst. Und genau das würde ich ansprechen, um dann mit ihr gemeinsam auf die Situation zu schauen, und zu schauen, was passiert da eigentlich, was macht das mit mir? Und ist es das, was ich mir wünsche oder brauche?

Alles Gute!
lisbeth.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott


montagne
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Beitrag Do., 29.11.2018, 19:56

@gravel_pit:
Es kommt meiner Meinung nach drauf an, wie die Umstände sind. Es kann etwas übergriffiges sein, es kann aber auch vertretbar oder gar hilfreich sein.

Ich kenne es von meiner Therapie, dass in der Anfangsphase, als es immer wieder tiefere Löcher da waren, die Therapeutin überzogen hat. Auch weil ich jede Stunde lange brauchte, um mich einzulassen.

Es war selten, kam aber eben doch einige Male vor.

In einer anderen Phase, als wir an einem schwierigen Thema gearbeitet hatten, hat sie mir das angeboten, 120 Minuten zu machen, ich bräuchte jedoch nur 50 Minuten zahlen. Ich habe es gerne angenommen, hatte jedoch den Eindruck, zwingend gebraucht hätte ich es nicht, aber es half. Ich habe dann nach einer Weile selbst gesagt, ich brauche es nicht mehr, wir gehen wieder auf 50 Minuten zurück.

Ich gehe einfach davon aus, dass meine Therapeutin sich überlegt, was sie tut und wenn sie zusätzlich etwas anbietet, achtet sie trotzdem auf sich und verausgabt sich nicht. Sie kann die Verantwortung für sich selbst tragen. Da habe ich bei meiner ein gutes Gefühl.

Ich hingegen kann die Verantwortung für mich (mit)tragen und halbwegs erwachsen, bzw reif reagieren. Von dem was mir zusätzlich angeboten wird nehme ich das, was ich hilfreich nutzen kann, aber eben auch nicht mehr.
In meiner therapeutischen Beziehung war es jedenfalls stimmig.

An deiner Stelle würde ich es aber auch ansprechen. Weil es dich ja bewegt und du wirst dann auch ein Gespür kriegen warum sie es tut und wie du dazu stehst.
amor fati

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Anna-Luisa
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Beitrag Do., 29.11.2018, 21:12

gravel_pit hat geschrieben: Do., 29.11.2018, 16:32 Was mir etwas sauer aufstößt, ist der hier geäußerte "Missbrauchsverdacht", wenn ich das auch anhand meiner sperrlichen Informationen natürlich nachvollziehen kann. Es ist so, dass es wie gesagt außerhalb der Sitzungen keinen Kontakt gibt.
Der Machtmissbrauch besteht durch die Tatsache, dass die Therapeutin die Stunden überzieht und keinen klaren Rahmen vorgibt.
gravel_pit hat geschrieben: Do., 29.11.2018, 16:32 Da hast du recht - aber als Patienten können wir auch irgendwo dankbar sein, dass es solche Menschen in diesen Beruf zieht. Wenn sie nicht auch irgendwo auf ne menschlihe Art helfen wollten und streng nach Schema F ihr Programm abspulen würden, wäre das glaube ich eher nachteilig - jedenfalls für mich.
Patienten wie wir (?) können dankbar sein, dass es Menschen mit Helfersyndrom in den Beruf zieht? Warum sollten wir? Menschen mit Helfersyndrom halten Hilfsbedürftige unnötig lange weiterhin hilfsbedürftig. Wird dem Patienten doch nicht einmal zugetraut, dass er mit dem normal veranschlagten Zeitrahmen zurecht kommt. Man ist so wichtig, dass man besser seinen Feierabend verschiebt - da wird dann klar kenntlich, was für ein guter Mensch das sein muss. Um sich selber zu stabilisieren, um als guter Mensch dazustehen werden die Hilfesuchenden gebraucht. Aber nicht um wirklich zu helfen. Das können besser diejenigen, die nicht aus unlauteren Motiven ihren Beruf ergriffen haben.

Nach Schema F zu verfahren, hat ja nun nichts Unmenschliches an sich - und du konntest hier im Thread ja bereits lesen, dass es so manchen Menschen schadete, wenn Therapeuten die Stunden überziehen.

gravel_pit hat geschrieben: Do., 29.11.2018, 16:32 Unbezahlte Überstunden kannst du auch in ner miesen Firma ableisten, die einen Scheizz auf das Wohlsein ihrer Mitarbeiter gibt - dann lieber so was, wie das hier ;-)
Wohl in den seltensten Fällen freiwillig! Wobei mir immer die Tatsache bewusst wäre, dass ein Stunden überziehender Therapeut nicht an meinem Wohlergehen interessiert wäre. Ich hätte keinen Therapeuten mit Helfersyndrom haben wollen, der sich als "Retter" betrachtet. (Bei "echten" Rettern ist es ja nicht unüblich, sich mit lieben Geschenken, wie z.B. Pralinen zu bedanken.......)
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Anna-Luisa
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Beitrag Do., 29.11.2018, 21:42

ENA hat geschrieben: Do., 29.11.2018, 09:18 Gibt es hier Mitschreiber, die keine analytische Therapie machen oder gemacht haben?
Ja, mich. Ich würde NIE IM LEBEN eine Psychoanalyse machen.
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Echolotin
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Beitrag Do., 29.11.2018, 23:13

Ena, es ist doch so, dass hier einige dieses Fehlverhalten von Therapeuten gerade in einer nicht analytischen Therapie erlebt haben. Und es eben in der VT/TP Therapieform so geendet hat, dass die Verstrickung nicht gelöst wurde.

Ich würde es so sehen, dass da seitens des Patienten ein Mangel bestand, der erstmal vom Therapeuten "behoben" wurde. Nur dann ist genau das dem Therapeuten um die Ohren geflogen aber eine andere Lösung wurde nicht erreicht.
Ich hätte es mir gewünscht es genau mit der Therapeutin lösen zu können bei der es entstanden ist. Ich habe es auch geäußert aber da kam nur ein "So arbeite ich nicht" obwohl sie ausgebildete Schematherapeutin ist und mir erzählte, dass die Grenzen ja mittlerweile nicht mehr so starr sind und das übergreifend in andere Therapieformen gearbeitet wird.

Ist es dann nicht eine logische Folge, wenn ein so weggeschickter Patient sich dann eine analytische Therapie sucht? Um eben dadurch zu verstehen was passiert ist und eine Lösung zu finden? Und dann eben auch recht rigeros zu diesem Thema steht?

Echolotin

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ENA
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Beitrag Fr., 30.11.2018, 00:11

Hallo Echolotin,
Echolotin hat geschrieben: Do., 29.11.2018, 23:13 Ist es dann nicht eine logische Folge, wenn ein so weggeschickter Patient sich dann eine analytische Therapie sucht?
Ich finde das nicht logisch. Also dass man vielleicht nochmal irgendwann eine Therapie macht: Okay. Manche werden es auch meiden, wenn sie einmal eine nicht gute Erfahrung gemacht haben (was nicht bedeutet, dass Verlängerung gleich" nicht gute Erfahrung" ist). ...aber ich denke nicht, dass man deswegen zwangsläufig auf die Idee kommt, eine analytische Therapie zu machen (zumal vielen nicht mal klar ist, welche Therapie "für was gut ist", was bedeutet, etc.).
Echolotin hat geschrieben: Do., 29.11.2018, 23:13 Und es eben in der VT/TP Therapieform so geendet hat, dass die Verstrickung nicht gelöst wurde.
Das mag ja sein. Nur habe ich in diesem Forum schon viele analytische Therapieverläufe mitbekommen, die alles andere als gut verlaufen sind und viel Leid erzeugt haben. Also da denke ich doch, dass Verstrickungen auch in einer analytischen Therapie aufkommen können und eine Garantie auf Lösung hat man nicht (wenn ich, wie gesagt, an so einige Threads hier denke).
Echolotin hat geschrieben: Do., 29.11.2018, 23:13 Ich hätte es mir gewünscht es genau mit der Therapeutin lösen zu können bei der es entstanden ist.
Das kann ich verstehen.
Echolotin hat geschrieben: Do., 29.11.2018, 23:13 da kam nur ein "So arbeite ich nicht"
Das verstehe ich nicht ganz. Wie arbeitet sie nicht? Probleme lösen? Analytisch? Probleme und Schwierigkeiten in einer Beziehung klären, kann man doch auch ohne analytische Therapie. (Geht wohl jetzt zuviel ins OT... .)

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joey23
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Beitrag Fr., 30.11.2018, 01:10

Hallo gravel_pit,

mir fällt auf, dass sich im weiteren Verlauf der Beiträge und Deiner Stellungnahmen alles irgendwie verheddert.

Usern fällt sowohl an Deinem allerersten Text und weiteren auf, dass Deine Therapeutin feste Grenzen nicht einhält, was Dir ja auch ein "komisches Gefühl" machte. Du wurdest darauf aufmerksam gemacht, dass es sowohl bzgl. der Häufigkeit wie auch als mögliche "Antwort" auf Dein mittlerweile ausschweifenderes Erzählen in der Therapie kein wirklich professioneller Umgang zu sein scheint.
Deine Intuition/Dein Bauchgefühl - das emotionale Gedächtnis - meldet Dir "Da stimmt irgendwas nicht". Eigentlich reicht das schon. Doch, fair enough, wolltest Du gerne zweite Meinungen. Dafür kann so ein Forum auch mal gut sein.
Viele Teilnehmerinnen haben die Meldung Deiner Intuition bestärkt. Doch das möchtest Du anscheinend nicht hören. Beides nicht. Deine eigene "weise" Stimme und die der anderen. Und jetzt??

Es dreht sich hier weiter und weiter und zuletzt wird das Ganze nun auch noch versucht, an unterschiedlichen Therapierichtungen aufzuhängen. - Sehr schräg.
Und Therapeut*innen mit Helfersyndrom sind Dir letztlich lieber als welche, die ihren Job professionell ausüben. - Echt gruselig, diese Ansicht, sorry.
Ich kann Dir nur noch empfehlen, mal auf fachlich fundieretn Internetseiten was über "Grenzen in Psychotherapie", "Grenzüberschreitungen eines Therapeuten", "Helfersyndrom", "Verstrickung in Therapie" usw. zu lesen.

Ich erlebe es so, als wenn Du teilweise die Antworten, die Dich darauf aufmerksam machen möchten, mal genauer hin zu sehen, und Dich dafür sensibilisieren, Deine Situation tatsächlich kritisch zu betrachten, gar nicht richtig liest / an Dich heran kommen lässt. Einige wiederholen ihre Rückmeldung sogar, um Dich zu erreichen.... Doch Du redest Dir die Situation mit Deiner Therapeutin schön. Sei es drum, es ist selbstverständlich Dein gutes Recht und unter dem Aspekt von möglicher Reinszenierung als Klientin auch verstehbar. Ich bin selbst von so etwas als Klientin nicht frei. Das darf im therapeutischen Raum sein und ist sozusagen gutes "Arbeitsmaterial", sofern der/die Therapeut*in es auf professionelle Weise nutz.

Auch wenn es Dir möglicherweise egal ist, wenn jemand aussteigt, möchte ich Dir ganz bewusst mitteilen, dass meine Geduld am Ende ist, damit Du auch mal eine authentische andere Reaktion bekommst, als gleichbleibendes Mitschwingen bzw. sich mit Dir im Kreis zu drehen. Verstrickung in Deiner Therapie - Verstrickung hier im Forum.
Ich merke, dass Du Dich augenscheinich nicht erreichen lassen und kritisch reflektieren möchtest und bin nicht mehr bereit, in Deinen Tanz weiter einzusteigen. (Grenze!) Nicht weil ich Dich unsympathisch finde, sondern weil ich merke, das ich meine Energie verschwenden würde. Es mag sein, dass Deine Therapeutin Deinem Bedürfnis nach Zuwendung und geschmeichelt werden wollen gerne nachkommt und eine wichtige Grenze zu sehr ausweitet. Das IST schräg und leider wird Dir das nicht helfen. Im Gegenteil. Irgendwann wirst Du es nicht nur spüren, sondern erleben. Ds wünsche ich Dir nicht, doch letztlich bist Du für Dich selbst verantwortlich und musst Deine eigenen Erfahrungen machen.

Bedanken möchte ich mich bei Dir für Deine Offenheit und Dein Vertrauen.
Und ich wünsche Dir aufrichtig weiterhin einen für Dich stimmigen Prozess, Heilungs- und Lebensweg.

LG joey
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(Hilde Domin)

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spirit-cologne
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Beitrag Fr., 30.11.2018, 03:00

Also bei gelegentlichem Überziehen der Stunden von "Machtmissbrauch" zu sprechen, finde ich doch etwas drüber... Wann beginnt denn der "Machtmissbrauch"? Bei 30 Sekunden, einer Minute überziehen, 2 oder 5? Muss vorher zur Sicherheit Uhrenvergleich gemacht werden? Ganz ehrlich, 5 - 10 min. finde ich eine ganz normale Schwankungsbreite, die auch was mit dem Gesprächsverlauf zu tun hat. Ich finde es genauso sinnvoll einen Gedanken noch zu Ende zu führen, auch wenn das ein paar Minuten länger dauert, wie ich es o.k. finde, dass man 5 min. früher aufhört, wenn man da gerade ein Thema sinnvoll abgeschlossen hat. Da würde ich auch nicht einfach weiterquaken wollen, nur um die Zeit voll zu bekommen. Aber wenn Therapeuten ein schlechtes Gewissen haben, wenn sie die Stunde verkürzen und deshalb die Flexibilität nur nach hinten ausdehnen, habe ich damit auch kein Problem. Wie kommt ihr eigentlich darauf, dass das automatisch was mit Helfersyndrom zu tun hat? Vielleicht gibt es auch einfach Therapeuten mit schlechtem Zeitgefühl, die im intensiven Gespräch vielleicht mal vergessen, häufig genug auf die Uhr zu schauen? O.k. vielleicht nicht perfekt, aber weit weg von "Machtmissbrauch"... Ich hatte z.B. mal 'ne Therapeutin, die genau damit ein Problem hatte, die hat es für sich dann so gelöst, dass sie einen Kurzzeitwecker hatte (Handys waren damals noch nicht üblich.... ;)), der 5 min. vor Schluss klingelte, dann wussten wir beide, dass wir zum Ende kommen müssen. War etwas gewöhnungsbedürftig, aber sie war deshalb noch lange keine schlechte Therapeutin. Ich habe es vielmehr geschätzt, wie intensiv sie sich auf die Gespräche eingelassen hat, sie war mit der Aufmerksamkeit ganz bei mir.

Gut, eine halbe Stunde überziehen sollte nicht regelmäßig vorkommen, wenn es mal vorkommt, sollte man sich, wie ich denke, anschauen, was der Hintergrund dafür ist, pauschale Verurteilungen finde ich auch hier nicht angebracht. Und wenn man ein Problem mit dem Überziehen hat, dann sollte man es ansprechen, wie jede Störung oder Irritation in der therapeutischen Beziehung.

Ganz ehrlich, manchmal gruselt es mich, wie schnell hier ohne Kenntnis der Personen und der Umstände missbräuchliches Verhalten und/oder Inkompetenz unterstellt wird. Ich denke, dass hat weniger damit zu tun, dass hier viele eine Analyse machen, sondern eher damit, dass viele, die hier schreiben Missbrauchserfahrungen haben und deshalb (verständlicher Weise) in jedem Schatten einen Einbrecher sehen. Für mich wird dabei aber ein Schwarz-weiß-Denken sichtbar (entweder perfekte "gute" Therapeuten oder "böse, missbräuchliche, inkompetente" Therapeuten, dass die Realität meist weder das eine noch das andere ist und Therapeuten Menschen wie Du und Ich, mit Macken und Stärken sind, die einfach eine spezielle Berufsausbildung haben, wird dabei ignoriert), dass doch eigentlich in der Therapie überwunden werden sollte, gerade wenn diese User doch alle so perfekte, immer den Rahmen wahrende Therapeuten haben...
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Anna-Luisa
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Beitrag Fr., 30.11.2018, 06:34

spirit-cologne hat geschrieben: Fr., 30.11.2018, 03:00 Ganz ehrlich, 5 - 10 min. finde ich eine ganz normale Schwankungsbreite, die auch was mit dem Gesprächsverlauf zu tun hat. Ich finde es genauso sinnvoll einen Gedanken noch zu Ende zu führen, auch wenn das ein paar Minuten länger dauert, wie ich es o.k. finde, dass man 5 min. früher aufhört, wenn man da gerade ein Thema sinnvoll abgeschlossen hat. (...)
Wie kommt ihr eigentlich darauf, dass das automatisch was mit Helfersyndrom zu tun hat? Vielleicht gibt es auch einfach Therapeuten mit schlechtem Zeitgefühl, die im intensiven Gespräch vielleicht mal vergessen, häufig genug auf die Uhr zu schauen?
(...)
....und Therapeuten Menschen wie Du und Ich, mit Macken und Stärken sind, die einfach eine spezielle Berufsausbildung haben, wird dabei ignoriert), dass doch eigentlich in der Therapie überwunden werden sollte, gerade wenn diese User doch alle so perfekte, immer den Rahmen wahrende Therapeuten haben...
Einen Uhrenvergleich finde ich überflüssig. :lol: Allerdings sollte es für Therapeuten kein Hexenwerk sein die Uhrzeit im Blick zu behalten. Ich erwarte von niemanden Perfektionismus, wohl aber, dass ich mich auf die vereinbarten Termine verlassen kann (ich kann meiner Chefin nicht sagen, dass ich leider eine Stunde später zur Konferenz komme, da ich die gesammelten 10-Minuten-Einheiten der Patienten vor mir absitzen musste. Da würde ich glatt gefeuert werden. Auch die Begründung, dass der Therapeut in intensiven Gesprächen die Zeit vergisst würde nicht akzeptiert werden. Ohje, meine Chefin scheint sehr streng zu sein) Oder sollte das ein Privileg für diejenigen sein, die die letzte Stunde des Tages haben? Im Kindergarten meiner Töchter war es üblich, dass verspätete Abholen eine Strafgebühr entrichten mussten. Im mehrfachen Wiederholungsfall wurde das Jugendamt eingeschaltet. Ob die Erzieherinnen dort unmenschlich waren und ihren Job nicht mochten? Tatsächlich wurde von vielen kritisiert, dass man sich dort sehr anstellen würde. Und Katharina-Charlotte-Tim-Justin doch nun wirklich keine Arbeit machen würden.

Ich finde, es zeugt eher von Schwarz-Weiß-Denken, wenn Schreibende davon ausgehen, dass User hier entweder "ach so perfekte" Therapeuten haben, weil sie sich an die RAHMENBEDINGUNGEN halten. Perfektionismus erwarte ich von niemanden, sich an die RAHMENBEDINGUNGEN in seinem Job zu halten wiederum von allen.
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spirit-cologne
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Beitrag Fr., 30.11.2018, 07:23

Anna-Luisa, unter anderem aus diesem Grund haben die meisten Therapeuten 10 min. Pause bis zum nächsten Patienten, damit solche "Überminuten" erst gar nicht angesammelt werden. Aber du brauchst ja auch zu einem solch verantwortungslosen Therapeuten nicht hingehen, bei dem du in die Gefahr geraten könntest, dass er dich eine Minute länger in seinen gefährlichen Fängen halten könnte. Genauso wie du auch zu keinem Arzt, Anwalt oder Sachbearbeiter gehen musst, wo du mal 'ne Minute später dran kommt. Ich plane übrigens meine privaten Termine so, dass ich auch dann nicht zur spät zur Arbeit komme, wenn es beim Arzt oder Therapeuten mal 5 min. länger dauert, als erwartet, (wobei ich Therapie sowieso nie dicht vor den Arbeitsbeginn legen würde...) obwohl ich selbstständig bin und daher keine strenge Chefin habe und nur mir selbst gegenüber Rechenschaft ablegen muss.

Es gibt eben unterschiedliche Patienten mit unterschiedlichen Bedürfnissen genauso wie es unterschiedliche Therapeuten mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen gibt. Es besteht ja freie Arzt- und Therapeutenwahl, kann sich doch jeder den passenden Therapeuten suchen. Wer es gerne eher rigide mag, kann sich ja einen entsprechenden Therapeuten suchen oder seine Bedenken mit dem Therapeuten besprechen, aber deshalb muss man nicht direkt 'ne halbe Straftat daraus konstruieren, wenn ein Therapeut den Rahmen etwas flexibler handhabt. Ich mag's persönlich lieber etwas flexibler, aber deshalb käme ich ja auch nicht auf die Idee zu sagen, ein Therapeut, der das sehr rigide handhabt wäre herzlos oder unempathisch, deshalb würde ich mir wünschen, dass den Therapeuten, die das anders handhaben auch nicht direkt das schlechteste unterstellt würde. Leben und leben lassen. Aber vielleicht ist es ja auch ein bisschen widersprüchlich, von jemandem, der auf starre Regeln steht, Toleranz für Abweichungen zu erwarten?
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