Beziehung zur Therapeutin / Psychoanalyse

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Solage
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Beitrag Sa., 01.12.2018, 23:49

Wirbel-Uschi hat geschrieben: Mi., 28.11.2018, 23:01 Hallo Solage!
Könntest du etwas detaillierter erklären, wie du das meinst? Vielleicht etwas mehr Bezug nehmen noch auf mein Geschriebenes! Ich interpretiere da gerade gegensätzliche Dinge rein :D

Also was ich mit meinem letzten Post sagen wollte:
Der Perspektivenwechsel hilft mir gerade, eine andere Sichtweise zu übernehmen.
Aber letztlich geht es ums echte Fühlen, was nur deshalb jetzt nicht eintreten muss - meinst du das so?
Mir ging nur ein Licht auf bei den Gedanken, dass ich ja „ähnliche“ Beziehungen führe und die trotz dass sie beruflich bedingt echt sind und nicht gespielt in der Interaktion. Und dass es somit gar nicht so die Rolle spielen muss evtl, welches Beziehungskonstrukt man eingeht, um sich gut zu fühlen daraus was zu ziehen.
Wenn Du Deinem Klientel absolut echt und mit dem Herzen begegnest bis der nächste Mensch kommt, dann heißt das für mich nicht automatisch, dass Deine Therapeutin Dir genauso begegnet. Nur, weil Du so bist, muss sie nicht auch so sein.
Die kann voll echt mit dem Herzen dabei sein, oder eine Technik nutzen, damit Du Dich willkommen und gut fühlst.
Oder auch beides vermischen.
Was Du für Deine Klienten fühlst, muss Deine Therapeutin nicht für Dich fühlen.

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Scars
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Beitrag So., 02.12.2018, 11:18

Ich würde sagen, "die kann voll echt mit dem Herzen dabei sein und oder gerade deshalb eine "Technik" nutzen". Was denke ich, auch in alltäglichen zwischenmenschlichen Beziehungen passiert, dass man (bewusst oder unbewusst) beim andern was bewirken möchte - glaube beziehungsverletzte Menschen haben hier immer Angst vor Manipulation und Missbrauch. Irgendwie ist es ja auch ein bisschen manipulativ, v.a. wenn es in der analytischen Psychotherapie darum geht, eine heilsame Beziehungserfahrung zu machen, aber halt eine Art "Gegenmanipulation zum Bösen"...? Normalerweise stecken Menschen ja auch nicht immer zurück und reden gar nicht über sich, alleine das ist ja schon therapeutische Technik aka Arbeitshaltung.

Ich habe aber auch das Gefühl, dass die "Technik" oder das "Werkzeug" grundsätzlich die Therapeutin in ihrer Person ist. Eine wirkliche "Technik" wäre für mich eher sowas wie z.B. Imaginationsübungen. LG scars
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Solage
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Beitrag So., 02.12.2018, 20:36

Für mich ist es Technik, wenn Therapeuten auch verständlicherweise mal angepisst von ihren Patienten sind und dies dann NICHT zeigen, sagen. Dass die nicht tatsächlich sagen, was sie wirklich fühlen.
Das gehört für mich zu einem professionellen Behandlungsauftrag.

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Wirbel-Uschi
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Beitrag So., 02.12.2018, 22:36

@SoLage:
Ich verstehe total, was du meinst!!!
Das ist für mich auch das Riesen Problem
Also ja: mir ist da durch den Perspektivwechsel klar geworden, dass so eine künstliche Beziehung trotzdem „echt“ sein kann. So wie es von mir ausgeht bzgl meiner Klienten.
Aber ja: das bedeutet nicht, dass es so auch auf meine Therapeutin zutrifft. Und ja, das macht mir zu schaffen.


Das Problem ist auch mein grundsätzliches Misstrauen: ich könnte das mit ihr 100 mal durchsprechen. Sie könnte mir sonst was erzählen, ich würde IMMER in Erwähnung ziehen, dass, genau wie Solage sagt, es eine Technik ist, dass ich mich willkommen und gut fühle.
Im Klartext unterstelle ich ihr zu lügen.
Ich habe das so ja auch bei ihr angesprochen und sie hat das schon verstanden und sich nicht gekränkt gefühlt oder so. Im Gegenteil. Sie hat mir ein tiefes Gefühl von Verständnis für diese Situation gegeben.
Aber auch hier wieder: Taktik. Technik. Sie weiß wie man Patienten gute Gefühle gibt.
Und vielleicht sollte ich das auch gar nicht so negativ bewerten. Ich meine, immerhin IST es ihr Job, mit den Kranken Seelen ihrer Patienten zu arbeiten und zwar bestenfalls so, dass die sich gut fühlen.
Ich weiß nur nicht, ob ich mich drauf einlassen kann.

Es ist so schwierig gerade. Einerseits ist da ein Teil in mir, der danach schreit, dass ich mein Herz in ihre Hände legen kann. Dass „sie meine Wunden leckt“ diese Sehnsucht nach dieser Fürsorge und Zuwendung von IHR
Dann der andere Teil, der sagt:
- das ist doch total peinlich und erbärmlich. Wie kannst du dich bitte von dieser Frau so emotional bedürftig machen?
- das ist doch eh alle nicht echt! Sie bekommt Geld für dich!
- es ist begrenzt. Eines Tages gibt es sie nicht mehr in deinem Leben

Ich schäme mich ja sogar vor ihr für diese dann oft entstehende Bedürftigkeit ihr gegenüber.
Ich bin jedes Mal total angespannt, wenn ich mich setze. Sie angucke. Am schlimmsten dann noch, wenn sie einfach schweigt. Ist das eigentlich so‘n typisches Analyse/Analytiker Ding? Meine Freundin jedenfalls ist auch grad zu ner Analytikerin und die meinte, dieses schweigen würde Raum bieten für Entwicklung.
Bei mir entwickelt sich da gar nichts außer Fluchtimpulsen und Ärger. Ist mir einfach nur unangenehm dieses gegenseitige Anschweigen und dieser Druck: du musst jetzt was sagen
Wenn wir dann endlich mal ins reden kommen, wird es ja auch besser bei mir. In der Sitzung tut mir dann einiges sicher auch gut.
Zuhause dann aber bin ich ambivalent:
Einerseits zähle ich die Tage bis zur nächsten Sitzung. Andererseits stelle ich das alles in Frage und denke manchmal schon drüber nach das ganze zu beenden weil es mir vielleicht nichts bringen kann aufgrund dessen dass ich mich nicht drauf einlassen kann und so irgendwie immer vielleicht unbewusst blockiert bin?!
Sie sagt immer, ich solle mir Zeit geben.
Hat hier ja auch schon wer geschrieben. Das Ding mir der Zeit.
Hm aber ist es normal wie es bei mir läuft und dass ich jetzt so viel Zeit da rein verschwende, mit ihr über unsere Beziehung und meine Zweifel und Probleme mit ebendieser zu reden??
Und gibt es da je den Moment der „Lösung/Klärung“? Warum sollte ich in, sagen wir, 10 Sitzungen anders empfinden?
Wobei ich es wohl tatsächlich nie beenden würde, weil sie mir dazu einfach doch zu oft gut tut und ich das, solange ich es noch haben kann, nicht missen will.
Aber ob ich mir damit einen Gefallen tue?
Versteht ihr mich eigentlich?
Kennt jemand solche Vorgänge/Prozesse in der Analyse und konnte jemand die lösen?
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Montana
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Beitrag So., 02.12.2018, 23:37

Ich habe immer wieder Phasen, in denen ich über die Beziehung zum Therapeuten spreche. Es gibt ja immer wieder Anlässe dafür. Darf ich noch kommen, wenn ich aus der Klinik zurückkehre? Wird er die Verlängerung beantragen? Meine Ärztin wollte mit ihm sprechen. Wie wird sich das auswirken? Und die vielen kleinen Dinge. Ich erinnere mich nicht an letzte Stunde, was war da? Ich habe etwas gesagt, was ich noch nie jemandem gesagt habe. Werde ich dafür verurteilt? Aber es ist trotzdem kein Im-Kreis-drehen, weil es doch jedesmal neues zu erkennen gibt und ich jedes Mal mehr positive Erfahrungen im Hintergrund habe.
Im Übrigen: auch in anderen zwischenmenschlichen Beziehungen sagt man nicht jedesmal, wenn man angepisst ist. Nur, wenn man sich sehr gut kennt. Ich sag es meinem Therapeuten und er sagt es mir durchaus auch. Kann man ja nett formulieren und so, dass es nicht verletzend ist. Das geht aber erst, wenn klar ist, dass sich das ausschließlich auf das aktuelle Verhalten bezieht und nicht auf die Person.

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Montana
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Beitrag Mo., 03.12.2018, 00:12

PS: Ja, das Schweigen ist so ein Analytiker-Ding und das, was ich am Allerschlimmsten finde. Aber in dieser Zeit passiert unglaublich viel in meinem Kopf. Da laufen krasse Filme ab. Wenn ich das sagen würde, dann würde er das denken und darum kann ich das nicht sagen usw. Das kann sehr extrem werden. Er meinte mal, das Therapeuten-Monster, das sich in meinem Kopf aufbaut, sei so schlimm (und so weit entfernt von der Realität), dass er mich damit nicht zu lange allein lassen könne.

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Scars
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Beitrag Mo., 03.12.2018, 11:24

Liebe Wirbel-Uschi, ja, ich verstehe dich und ich würde sagen, ja, mach weiter. Kommt Zeit, kommt Rat. Einfach erstmal weitermachen, aushalten und arbeiten und wirken lassen. Du machst das "erst" ein halbes Jahr. Das erste halbe Jahr, wollte ich alle 2 Wochen gehen, bin zwischendurch mehrfach gegangen (das erste Mal schon in der Probatorik!) und dann doch immer wieder gekommen.

Und will auch jetzt stets gehen, und am liebsten bleiben, aber das ist ein bisschen als würde ich im Kreis drum herum rennen, ich halte den guten Abstand und das "bleiben" und "sein dürfen" einfach noch nicht aus. Ich glaube das einfach noch nicht, dass ich einfach dabei bleiben und Therapie machen darf und das in einem "guten Abstand" bleibt, ohne, dass mich jemand angreift oder raussschmeißt und ja, ich unterstelle auch ganz viele böse Sachen. Aber das muss man vielleicht auch wirklich gar nicht alleine lösen (wie denn auch?). LG scars
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Solage
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Beitrag Mo., 03.12.2018, 21:14

Wirbel-Uschi hat geschrieben: So., 02.12.2018, 22:36 @SoLage:

Aber auch hier wieder: Taktik. Technik. Sie weiß wie man Patienten gute Gefühle gibt.
Und vielleicht sollte ich das auch gar nicht so negativ bewerten. Ich meine, immerhin IST es ihr Job, mit den Kranken Seelen ihrer Patienten zu arbeiten und zwar bestenfalls so, dass die sich gut fühlen.
Ich weiß nur nicht, ob ich mich drauf einlassen kann.

Zuhause dann aber bin ich ambivalent:
Einerseits zähle ich die Tage bis zur nächsten Sitzung. Andererseits stelle ich das alles in Frage und denke manchmal schon drüber nach das ganze zu beenden weil es mir vielleicht nichts bringen kann aufgrund dessen dass ich mich nicht drauf einlassen kann und so irgendwie immer vielleicht unbewusst blockiert bin?!
Sie sagt immer, ich solle mir Zeit geben.
Hat hier ja auch schon wer geschrieben. Das Ding mir der Zeit.
Hm aber ist es normal wie es bei mir läuft und dass ich jetzt so viel Zeit da rein verschwende, mit ihr über unsere Beziehung und meine Zweifel und Probleme mit ebendieser zu reden??
Und gibt es da je den Moment der „Lösung/Klärung“? Warum sollte ich in, sagen wir, 10 Sitzungen anders empfinden?
Wobei ich es wohl tatsächlich nie beenden würde, weil sie mir dazu einfach doch zu oft gut tut und ich das, solange ich es noch haben kann, nicht missen will.
Aber ob ich mir damit einen Gefallen tue?
Versteht ihr mich eigentlich?
Kennt jemand solche Vorgänge/Prozesse in der Analyse und konnte jemand die lösen?
Ich würde es nicht negativ bewerten, wenn Dir Deine Therapeutin gute Gefühle gibt.
Schlimmer wäre es für mich, wenn sie Dir ungute Gefühle gibt, Dich abwertet etc.
Dein Misstrauen blockiert Dich so, dass Du alles beenden möchtest, ist ja eh nicht echt etc.
Du bist echt in Deinen Gefühlen und Deine Therapeutin antwortet Dir professionell.
Dabei kann es zu echter Herzensbegnung auf beiden Seiten kommen, aber auch wieder zu einer notwendigen Trennung, die den therapeutischen Prozess nicht aus den Augen verlieren darf.
Eine symbiotische Verschmelzung/Kollusion mit der Therapeutin ist meiner Meinung nach nicht sinnvoll, sondern wiederholt Vergangenes. Es entsteht kein Wachstum, sondern verliert sich in alten Abhängigkeiten.

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Wirbel-Uschi
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Beitrag Mo., 03.12.2018, 22:02

@Scars: sie sagte heute zu mir, wäre all dieses Misstrauen nicht, würden wir hier ja nicht sitzen. Aber wir sitzen ja hier :)
Ich finde es unheimlich hilfreich dass diese Therapeuten damit so (gut) umgehen können.
Und da hilft es mir auch ungemein zu wissen, dass es eben Therapeuten sind. Die es genau deshalb verstehen. Weil sie über gewisse Muster Bescheid wissen und wie sich der Mensch damit quält. Und dann für diesen Part (den sich quälenden) Verständnis und Mitgefühl geben, statt sich gekränkt fühlen oder sagen: aber das ist doch Quatsch. So brauchen sie nicht denken.
Ach und netter hört es sich übrigens an wenn man es „die eigenen Fantasien“ nennt statt Unterstellungen. Heute gelernt ;)

@Montana: Interessant. Bei mir bewirkt dieses schweigen keine Filme im Kopf. Ich schäme mich dann und ärgere mich dass sie nix sagt
Das mit der Beziehung ist halt schwierig. Dass das grundsätzlich immer wieder mal Thema ist, ist bestimmt auch wichtig. Für mich ist es aktuell DAS und einzige Thema. Aber ich verstehe auch warum und warum das jetzt auch (so) wichtig ist und akzeptiere langsam dass es erstmal wichtig ist, damit zu arbeiten, weil es ganz viel über mich aussagt und ich mir gewisse Sicherheiten bei ihr holen muss um dann unbefangener weiter zu machen.

@Solage: genau davor habe ich Angst. Vor der ungesunden Beziehung zur Therapeutin. Aber wie steuert man das? Wie kann man das kontrollieren? Gefühle sind ja so mächtig...
ich kann es schlecht abschätzen aber ich denke meine Therapeutin ist da schon immer mit der richtigen Portion Distanz ausgestattet. Ich kann das schlecht in Worte fassen. So ein Gefühl einfach aufgrund der Erfahrung durch ihre Reaktionen. Ich glaub, die hat das sehr gut im Griff und würde nie zulassen, da etwas zu provozieren.
Aber was, wenn ich es nicht im Griff habe?
Irgendwann sagte sie auch man etwas davon dass es gesunde und ungesunde Abhängigkeit gibt. Die Frage nur, wie kann man als Patient da Einfluss drauf haben? Wenn man vielleicht so empfänglich dafür ist?! Da rutscht man doch schneller rein als man denkt und dann hat man den Salat bzw das Leid :(
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Philosophia
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Beitrag Di., 04.12.2018, 06:09

Ich kann dir aus meiner Erfahrung sagen: Je mehr ich versucht habe zu kontrollieren, desto intensiver kam es zu Verstrickungen. Das machte aber nix, weil ich Glück hatte, dass die Analytikerin da nicht mitgespielt hat. Es kann nur blöd werden, wenn deine Therapeutin deine Muster bedient. Dies eben nicht zu tun, ist ihr Job. Also kannst du ruhig rumkontrollieren oder nicht, hauptsache, ihr entdeckt dabei dein Muster und versteht dieses.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Wirbel-Uschi
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Beitrag Di., 04.12.2018, 13:10

Philosophia hat geschrieben: Di., 04.12.2018, 06:09 Ich kann dir aus meiner Erfahrung sagen: Je mehr ich versucht habe zu kontrollieren, desto intensiver kam es zu Verstrickungen. Das machte aber nix, weil ich Glück hatte, dass die Analytikerin da nicht mitgespielt hat. Es kann nur blöd werden, wenn deine Therapeutin deine Muster bedient. Dies eben nicht zu tun, ist ihr Job. Also kannst du ruhig rumkontrollieren oder nicht, hauptsache, ihr entdeckt dabei dein Muster und versteht dieses.

Liebe Philosophia,
wäre es möglich, dass du mir das genauer erklärst? Das klingt sehr spannend, aber ich kann mir darunter grad nichts vorstellen und/oder es zu mir in Bezug setzen.
Inwiefern hast du versucht zu kontrollieren? Und zu welchen Verstrickungen kam es? (Nur wenn du das beantwortet magst)

Inwiefern könnte meine Therapeutin meine Muster bedienen (wie erkenne ich das?) und welche Muster? Wie erkenne ich diese selbst? Oder nur mit ihr? Das überfordert mich grad noch etwas, das zu verstehen, was es bedeutet.
(Und wie ich mich schützen kann)
Ich glaub das ist nach allem, was ich hier im Forum inzwischen von/über Therapeuten gelesen habe, eine große Angst, dass sie mir vielleicht nicht gut tun könnte?!
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Philosophia
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Beitrag Mi., 05.12.2018, 12:09

Hallo, endlich mal kurz: Ich hatte während der Analyse absolute Angst, dass sich etwas wiederholt und wollte jeglichen Anteil meinerseits daran ausschließen - aber der Witz ist, allein die Situation so kontrollieren zu wollen (und das auch zu tun) WAR ein Anteil meinerseits.
Ich weiß ja nicht, was deine Muster sind - vielleicht weißt du es ja auch noch nicht. Mir sind die Muster in der Analyse zu tage getreten, derer ich mir noch nicht bewusst war. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass ich gelernt hatte, wenn es einmal zu Nähe kam, die Nähe immer aufrecht erhalten zu müssen, Distanz war quasi verboten - weil meine Mutter das immer so wollte. So kam es in der Analyse dazu, dass ich unbewusst versuchte, die dort entstandene Nähe mindestens auf gleichem Niveau zu halten, wobei es aber der Analytikerin und mir immer schlechter ging - wir konnten es nicht greifen, weil ich grundsätzlich meinen Abstand brauche, das hat über ein Jahr gedauert. Aber dann katapultierte mich die Analytikerin mal so was von weit weg von sich - und das war das Beste, was sie hätte tun können. Ab da wurde es wieder lebendig und ich konnte sehen, was der Grund hierfür bei mir war. Und ich war stets darauf bedacht, ihr nicht zu schaden - und doch konnte ich das nicht verhindern, weil es mein blinder Fleck war. Und die blinden Flecken sind es, die dazu führen, dass Kreise gedreht werden. Das Unverstandene ist die Blockade. Und ich glaube, es versteht sich von selbst, dass Unverstandenes nicht kontrolliert werden kann.
Und - mal ganz davon abgesehen, es ist ganz normal, dass man sich mal nicht gut tut, nicht versteht usw. - wichtig ist, dass es grundsätzlich stimmt. Vielleicht nimmt dir das etwas den Druck.
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Wirbel-Uschi
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Beitrag Fr., 07.12.2018, 18:32

Ich muss jetzt hier nochmal schreiben. Ich fühl mich so blöd. So krank. So beschämt.
Ich hatte das ganze Beziehungs-Thema recht ausführlich angesprochen (war also sehr mutig) und das war gut so. Das musste raus. All meine Zweifel, bedenken, Misstrauen aber auch Sehnsüchte.
Ich glaube auch dass da eine gewisse Angst mit rein spielte. Angst vor eben einem gewissen Gefühl meiner Therapeutin gegenüber.
Ich erwähnte ja, dass ich schon mal in einem gewissen Zustand war. Also ihr gegenüber. Vielleicht und vermutlich war das Abhängigkeit, Übertragung, Sehnsucht. Keine Ahnung. Nichts, was mir gefiel.
Aber es war eben da. Diese Sehnsucht nach ihr (wonach genau weiß ich gar nicht).
Ich widerte mich selbst an, solche Gefühle zu einer Therapeutin zu haben. Ich schämte mich zutiefst.
Mir ging es psychisch sehr sehr schlecht zu der Zeit und ich hab quasi völlig die Kontrolle über mich selbst verloren. Und ich glaube, vielleicht habe ich die Wochen darauf so eine Distanz aufgebaut. Die langsam bröckelte in letzter Zeit weshalb mir diese ganzen beziehungsfragen aufkamen. Das hab ich ihr auch gesagt und das war auch erleichternd. Letztendlich dachte ich, sei jetzt vielleicht eine ganz gute Basis weil ich ihr all das gesagt hatte aber eben im „normalen ich Zustand“ war

Gestern gab es eine heftige Auseinandersetzung bei meinen Eltern die mich völlig aus der Bahn geworfen hat. Früher als Kind/Jugendliche hatte ich ständig Differenzen mit meinen Eltern. Seit ein paar Jahren bin ich da ein sehr angenehmer Zeitgenosse weil ich nie für mich einstehe und meine Meinung sage.
Gestern war es anders. Meine Mutter warf mir etwas vor was mich kurz explodieren ließ (es war weniger der Inhalt der Unterstellung als das Gefühl, dass mir unrecht getan wird und ihre Art) und ich plötzlich ganz klein wurde im Gefühl. Kind. Und im weiteren Verlauf übermannten mich sämtliche alte Gefühle. Traurigkeit, nicht verstanden werden, nicht angenommen werden so wie ich bin, Sehnsucht nach Trost (in dem Moment ausgerechnet ggü meines Vaters zu dem ich seit Jahren eher eine oberflächliche Beziehung führe und mir jede Umarmung zuviel ist -> fast habe ich die Vermutung dass in dem Moment das damalige Kind in mir empfunden hat und dem sehr wohl nach Trost des Vaters war) Abwertung und/oder Ablehnung war auch im Gefühl da.
Mit kamen endlich (kommt so selten vor trotz Depression) mal die Tränen und ich hieß sie willkommen und weinte und weinte.
Da ich ansonsten meist völlig abgespalten bin von sämtlichen Emotionen (Traurigkeit, Freude, liebe) und die auch in der Therapie nie bis zur Oberfläche durch kommen, war das für mich ein Durchbruch mit vielen Erkenntnissen und vor allem, dass meine Therapeutin in einigen deutungen(?) recht hatte, was ich aber so nie sehen/fühlen konnte
Deshalb wollte ich sie anrufen. Ihr das mitteilen oder um einen Termin bitten. Zwei Stunden überlegte ich und traute mich nicht. Fasste dann aber doch Mut und sie gab mir einen Termin für heute Abend.
Den ganzen heutigen Tag bin ich im gesamt-Gefühl (depressiv, in der Schwebe irgendwie, unecht) leider ähnlich wie „damals“.
Ok war ja auch heftig gestern (zumal vormittags Therapie bei ihr auch sehr intensiv war, vielleicht war ich deshalb abends dann mal empfänglich für solche Gefühle), trotzdem für mich bedenklich.
Zudem ist es mir furchtbar peinlich dass ich diesen außerplanmäßigen Termin jetzt habe und bin sehr angespannt je weiter der Tag verstrich.
Und nun kommt es, womit ich so überhaupt gar nicht klar komme.
Seit ner Stunde überkommt mich ein Bauchkribbeln wie verliebt sein, wenn ich an die bevorstehende Stunde denke. Dabei freue ich mich darauf eigentlich nicht. Im Gegenteil. Ich denke eher dass sie mir gar nicht zusteht und mein Anliegen diese zu bekommen es gar nicht rechtfertigt und habe richtig sorge dass sie das so beurteilen könnte. Hätte eh am liebsten einen Rückzieher gemacht. Aber dann habe ich an gestern gedacht und wie wichtig mir das erschien darüber zeitnah mit ihr zu sprechen. Näher am Gefühl dran halt. Montag wär das alles nicht mehr so präsent.
Aber irgendwas muss da ja sein, dass mein Bauch kribbelt wie verliebt und das muss ja an ihr liegen und das widert mich gerade wieder voll an. Ich fühle mich unfassbar dumm dabei. Falsch. Bescheuert. Erbärmlich. Und ich denke: das kann ja nicht gut sein. Nicht gesund. Nicht förderlich für die Therapie.
Genau das wollte ich nicht.
Was ist das?
Was mache ich denn jetzt damit?
Es ist mir so unfassbar peinlich :(
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Scars
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Beitrag Fr., 07.12.2018, 21:50

Hallo Wirbel-Uschi, ich kenne das. Dieses "Kribbeln", wobei es bei mir eher im Herzen verortet ist, irgendwie auch eine Variante von berührt sein, Vorfreude (grad wenn ich mal ein Einzel hab *schämschämschäm*). Ja, schon so eine Art 'verliebt sein', aber eher etwas Kindliches, nix Große und Dramatisches, Flatterhaftes sondern auch sehr sanft und zart bei mir. Fragend auch: darf das sein? Überhaupt? Und wenn ja, ich bin doch nur einer von X-Patienten etc., es ist 'ne Therapie, eine Dienstleistungsbeziehung...

Mir ist das super peinlich, ich hab es nie gesagt aber fürchte, man merkt es mir an. Zumindest wurde mir letztens Mal gesagt, ich dürfte mich ruhig trauen zu lieben und müsste mich nicht schämen und schuldig fühlen, dass ich auch nur ein Mensch bin, der Liebe geben und bekommen möchte... tja, naja, da ich mich ja entschlossen habe zu vertrauen und meine Emotionen da ein Stück weit in die Hände zu legen (ich merke gerade, dass das oberflächliches Gesülze ist, gar nix vertraue ich oder geb da Kontrolle ab ,-) ), weil ich mich damit eh nicht auskenne, würde ich jetzt auch dir sagen: mach dir keinen Kopf.
Die kennt sich schon aus und weis damit umzugehen, wichtig ist wahrscheinlich nur, dass du's ansprichst. Eigentlich ist es doch eine schöne Entwicklung, dass du dich da verbunden fühlst (... eigentlich...). LG scars
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Beitrag Fr., 07.12.2018, 21:52

Tatsächlich sollte ich aber vielleicht dazu sagen, dass ich irgendwie ein Mensch bin, der nicht lieben kann. Also platonisch ja, sehr sogar, aber ich habe auch meine Eltern nie wirklich geliebt (und deswegen als Kind schon Schuldgefühle gehabt) und weis dementsprechend gar nicht wie sich "die Liebe" anfühlt.
Wie sieht das bei dir aus? Familie, hast du einen Mann?
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