Angst, es trotz Therapie nicht zu schaffen (PTBS)

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Pianolullaby
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Beitrag Do., 29.11.2018, 01:46

Ptbs bedeutet nur dass die Symptome anhaltend sind, heisst Mund über 6 Monate vorhanden sind, egal ob diese direkt nach dem Trauma auftreten oder Jahre später. Das mit der Ruhe ist kein Kriterium, eine ohne bedeutet chronisch nix anderes. Ich hatte meine Symptome noch während aktueller traumatisierungen. Bei mir wurde explizit die F62 diagnostiziert nach extrembelastung und v.a die dissoziativen Symptome einzeln genannt
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spirit-cologne
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Beitrag Do., 29.11.2018, 02:11

Pianolullaby hat geschrieben: Do., 29.11.2018, 01:46 Ptbs bedeutet nur dass die Symptome anhaltend sind, heisst Mund über 6 Monate vorhanden sind, egal ob diese direkt nach dem Trauma auftreten oder Jahre später. Das mit der Ruhe ist kein Kriterium, eine ohne bedeutet chronisch nix anderes. Ich hatte meine Symptome noch während aktueller traumatisierungen. Bei mir wurde explizit die F62 diagnostiziert nach extrembelastung und v.a die dissoziativen Symptome einzeln genannt
Stimmt so nicht, Piano, in den Diagnosekriterien des ICD-10 steht: " Symptome treten üblicherweise innerhalb von 6 Monaten nach dem belastenden Ereignis auf". "Üblicherweise" bedeutet, dass es hier auch vereinzelt Abweichungen geben kann, wenn die Symptome z.B. erst nach acht Monaten auftreten, aber die sonstigen Kriterien voll erfüllt sind, kann man dies also auch noch als PTBS kodieren, aber eben nicht, wenn wie häufig bei einer komplexen PTBS die Symptome erst Jahre später auftreten. Über die Dauer der Symptome wird dagegen keine Aussage getroffen.
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Pianolullaby
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Beitrag Fr., 30.11.2018, 00:05

]Spirit ich bin gerade auf de Traumastation und das ist die Erklärung der Therapeutin, bestehen nach einem Trauma nicht die Symptome länger als 6 Monate wird es nicht als ptbs klassifiziert weil die ptbs als chronifizierung angeschaut wird. Sind die Symptome in weniger als 6 Monaten weg wird das Trauma als verarbeitet eingestuft, bzw das Trauma als akut angeschaut schau mal die 43.0 also die akute an, denn steht da dass wenn du Symptome nicht in Wochen weg sind man über Ptbs nachdenken soll. Hier in Therapie wird diese Zeit klar mit 6 Monaten angegeben. Und doch wenn sich jemand erst nach Jahren daran erinnert und die Symptome dann erst entwickelt ist das genau so eine Ptbs. Bzw, vllt hat man die Symptome schon ewig aber weiss nicht woran s gelegen hat, weil eben Trauma verdrängt

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spirit-cologne
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Beitrag Fr., 30.11.2018, 01:21

Pianolullaby hat geschrieben: Fr., 30.11.2018, 00:05 ]Spirit ich bin gerade auf de Traumastation und das ist die Erklärung der Therapeutin, bestehen nach einem Trauma nicht die Symptome länger als 6 Monate wird es nicht als ptbs klassifiziert weil die ptbs als chronifizierung angeschaut wird. Sind die Symptome in weniger als 6 Monaten weg wird das Trauma als verarbeitet eingestuft, bzw das Trauma als akut angeschaut
Piano, dann hat sie dir was Falsches erzählt, es geht bei der PTBS um den zeitlichen Zusammenhang zum Trauma, der eben normalerweise nicht mehr als 6 Monate betragen sollte. Wenn du das nicht glaubst, dann lies den Kommentar zum ICD-10:

"E: Die Kriterien B, C und D treten innerhalb von sechs Monaten nach dem Belastungsereignis oder nach Ende einer Belastungsperiode auf."

Zur Dauer der Symptome ist in den Kriterien nichts vermerkt.

Quelle: Taschenführer zur ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen, Dilling/Freyberger, Verlag Huber.
Online-Quelle gibt's leider nicht, wer's wissen will muss ins Buch schauen.

Eine chronifizierte PTBS würde man mit F 62.0 "Andauernde Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung" kodieren.

Wenn keine Symptome mehr bestehen gibt es natürlich auch keine Diagnose mehr.
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Kaonashi
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Beitrag Fr., 30.11.2018, 08:13

Welche Diagnose wäre dann richtig, wenn es lange nach 6 Monaten erstmals auftritt?

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spirit-cologne
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Beitrag Fr., 30.11.2018, 08:41

Kaonashi hat geschrieben: Fr., 30.11.2018, 08:13 Welche Diagnose wäre dann richtig, wenn es lange nach 6 Monaten erstmals auftritt?
Das ist genau das Problem, Kaonashi, dafür gibt es derzeit noch keine passende Diagnose.

Deshalb soll ja die komplexe PTBS in die ICD-11 aufgenommen werden, um diese Lücke zu schließen. Bisher orientiert man sich dann halt an den hauptsächlichen Symptomen, je nach dem also Depression, generalisierte Angststörung, Panikstörung, Agoraphobie, Dissoziative Störung oder was auch immer, aber so 100%ig passen tut's halt meistens nicht...
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Kaonashi
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Beitrag Fr., 30.11.2018, 10:37

Ich habe davon wenig Ahnung, ich hatte mal aufgeschnappt, dass die komplexe PTBS dann zutrifft, wenn es kein einzelnes Ereignis war, sondern mehrere über einen längeren Zeitraum, und die normale PTBS eher bei einem einzelnen Ereignis.
Aber letztendlich ist gerade bei diesen Dingen die genaue Bezeichnung vielleicht nicht so wichtig, solange man überhaupt versteht, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen Ereignis und Symptomen?

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spirit-cologne
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Beitrag Fr., 30.11.2018, 11:57

Kaonashi hat geschrieben: Fr., 30.11.2018, 10:37 Ich habe davon wenig Ahnung, ich hatte mal aufgeschnappt, dass die komplexe PTBS dann zutrifft, wenn es kein einzelnes Ereignis war, sondern mehrere über einen längeren Zeitraum, und die normale PTBS eher bei einem einzelnen Ereignis.
Aber letztendlich ist gerade bei diesen Dingen die genaue Bezeichnung vielleicht nicht so wichtig, solange man überhaupt versteht, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen Ereignis und Symptomen?
Stimmt teilweise, grundsätzlich steht ja schon drin, "oder nach Ende der Belastungsperiode", das beinhaltet ja, dass es kein einzelnes Ereignis sein muss. Es gibt aber eine 2. Lücke, die mit der Diagnose komplexe PTBS geschlossen werden soll und die hängt tatsächlich mit dem ursächlichen Ereignis zusammen. Ein weiteres Kriterium der PTBS (neben dem Zeitkriterium) ist ja, das es sich um "ein Ereignis oder Geschehen von außergewöhnlicher Bedrohung oder mit katastrophalem Ausmaß" handeln muss, dass "bei nahezu jedem tiefgreifende Verzweiflung auslösen würde". Das bedeutet, egal ob ein oder mehrere Traumata, es muss die "außergewöhnliche Bedrohung" vorliegen. Bei mehreren Traumata unterscheidet man nun in ein serielles Trauma, das sind mehrere Ereignisse, die alle diese Bedrohung darstellen und durch die PTBS-Diagnose bereits abgedeckt sind, und das kumulative Trauma, bei dem mehrere Traumata, die für sich genommen nicht die Kriterien für einen "außergewöhnliche Bedrohumg" erfüllen, sich so aufaddieren (deshalb: kumulativ), dass sie insgesamt betrachtet doch ein katastrophales Ausmaß erreichen (nicht gewalttätiger sexueller Missbrauch zählt z.B. dazu). Diese kumulativen Traumata sollen auch über die neue Diagnose komplexe PTBS abgebildet werden und bei diesen kumulativen Traumata ist es eben so, dass die Symptome oft erst Jahre nach der Traumatisierung, z.B. mit den ersten sexuellen Kontakten als Erwachsener auftauchen. Deshalb soll auch das Zeitkriterium dort anders sein.

Grundsätzlich möchte ich aber immer betonen, dass auch bei vielen Patienten, die keine typischen PTBS-Symptome wie Intrusionen, Vermeidung von Triggern oder Schreckhaftigkeit aufweisen, den Symptomen kumulative Traumata zu Grunde liegen.
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Sehn-Sucht
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Beitrag Fr., 30.11.2018, 12:09

@spirit-cologne: Mir fällt als stiller Mitleser über die Zeit auf, dass du dich in psychotherapeutischen und psychiatrischen Fragen sehr oft unmissverständlich eindeutig positionierst und keinen Raum für Zweifel, Abwägungen u.ä. lässt, daher mal meine interessierte Frage:

Hast du eigentlich eine i-wie entsprechende Ausbildung mal gemacht, oder arbeitest du im Psycho-Bereich?

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spirit-cologne
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Beitrag Fr., 30.11.2018, 14:26

Liebe Sehn-Sucht ich arbeite im sozialen Bereich, wo ich aber häufig auch mit psychischen Problemen der Menschen in Berührung komme, das wirkt sich ja in der Regel auf den zwischenmenschlichen Umgang aus. Dementsprechend habe ich viel Fachliteratur gelesen, um damit gut umgehen und die Möglichkeiten und Einschränkungen der Menschen richtig einschätzen zu können. Ich habe aber auch selbst langjährige Therapieerfahrung - ambulant wie klinisch - so dass ich mich auch aus Patientensicht über vieles gründlich informiert und mir eine Meinung dazu gebildet habe.

Keinen Raum für Zweifel lasse ich da, wo es um überprüfbare Fakten geht, z.B. wie hier um diagnostische Kriterien, die man schlicht und einfach nachlesen kann (die ICD-Kriterien sind einfach etwas, auf dass man sich in der Fachwelt so geeinigt hat und die deshalb für alle verbindlich sind, ob sie immer Sinn machen ist da eine ganz andere Frage...) oder wo ich es für wichtig halte, eine klare Position zu beziehen.

Es gibt aber auch viele Bereiche, wo es mir gerade darum geht, verschiedene Wege und Möglichkeiten nebeneinander stehen zu lassen (wie z.B. aktuell im Thread zum Überziehen von Therapiestunden).

Außerdem habe ich auch im Freundeskreis 2 Therapeutinnen (bei denen ich aber selbst nie in Therapie war), wodurch ich auch so einiges aus Therapeutensicht erzählt bekomme. Diese verschiedenen Erfahrungen haben mir vor allem gezeigt, dass in der Therapie vieles möglich und nur weniges nicht möglich ist, sowohl im positiven wie im negativen Sinne und dass es überall menschelt, auch bei den Therapeuten. Und das finde ich gerade gut. M.M.n. ist gerade die Erfahrung, dass sich Irritationen und Kränkungen besprechen und bearbeiten lassen, ohne dass die Beziehung dabei kaputt geht, besonders wertvoll für viele Patienten. Andererseits bedingt das aber auch, dass die Tatsache, dass jemand Psychologe, Psychotherapeut oder Psychiater ist, noch lange nicht heißt, dass alles richtig ist, was er oder sie erzählt. Dafür ist das einfach ein viel zu großes Gebiet, da kann nicht jeder alles wissen. Deshalb lese ich viele Dinge einfach selbst noch mal nach, wenn sie mich interessieren.
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Sehn-Sucht
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Beitrag Fr., 30.11.2018, 17:49

Danke für deine Erläuterungen, spirit!
spirit-cologne hat geschrieben: Fr., 30.11.2018, 14:26 Diese verschiedenen Erfahrungen haben mir vor allem gezeigt, dass in der Therapie vieles möglich und nur weniges nicht möglich ist, sowohl im positiven wie im negativen Sinne und dass es überall menschelt, auch bei den Therapeuten. ..... M.M.n. ist gerade die Erfahrung, dass sich Irritationen und Kränkungen besprechen und bearbeiten lassen, ohne dass die Beziehung dabei kaputt geht, besonders wertvoll für viele Patienten.
Ich zitier dich mit o.g. einfach noch mal, weil das genau meiner Überzeugung entspricht. Leider ist es in meiner langen aktuellen Therapie auch ein wichtiger Punkt (menscheln, Irritation, Kränkung, verhakeln), an dem ich mich immer wieder festbeisse, weil ich offenbar "Perfektion" erwarte bzw. mir nicht-perfektes Verhalten der Therapeutin ermöglicht, sie zu kritisieren, und zwar gnadenlos und andauernd.
Die Vermutung liegt auf der Hand, dass ich tieferer Beziehung ausweiche, fürchte ich.

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