Berührung in der Therapie/Umarmung

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Anna-Luisa
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Beitrag Di., 25.09.2018, 14:59

Igelkind hat geschrieben: Di., 25.09.2018, 12:37 Und der Patient entscheidet sich auch, ob er / sie weiterhin diesen Nutzen in Anspruch nehmen möchte oder lieber darauf verzichtet.
Schwierig wird es dann, wenn der Therapeut besser weiss was für den Patienten gut ist als dieser selbst, oder wenn gekränkt reagiert wird, wenn das Wundermittel Berührung dankend abgelehnt wird.

Das ist hier aber ja nicht der Fall, also sollte es besprechbar sein und nicht nicht überdramatisiert werden.
Leider können psychische Erkrankte eben nicht immer hinter ihrer Entscheidung stehen. Da ist die liebevolle, warmherzige und stets mitfühlende Therapeutin, die die Patientin darum bittet, sie umarmen zu dürfen. Und dann soll die Patientin eiskalt "Nein" sagen können, weil SIE es nicht möchte?
Und wenn sie es geschafft hat, kündigt die Therapeutin TROTZDEM an, künftig weiter danach zu fragen?

Ja, das SOLLTE sicher besprechbar sein. Im vorliegenden Fall zweifele ich die Sinnhaftigkeit des Gesprächs mit einer Person an, die nicht bereit ist ein Nein zu respektieren....

Das abgelehnt werden "darf" suggeriert trotzdem die eigentliche Haltung der Therapeutin, die es von eNormen Wichtigkeit erachtet, dass sie die Patientin umarmen darf. Andernfalls würde sie ihr die Fragerei ersparen.

Ob der Therapeut besser weiß, was für die Patienten wichtig ist, macht die Angelegenheit nicht schwierig, da von der Patientin gesetzte Grenzen Priorität haben.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

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lifeislife
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Beitrag Di., 25.09.2018, 15:53

Igelkind hat geschrieben: Mo., 24.09.2018, 21:48 Hallo lifeislife,
Deine momentane "Vorsicht Gefahr - Haltung" ist vielleicht eine Abwehr gegen die drohende Abhängigkeit, die in dir entstehen könnte?

Ich denke, du kannst dir vertrauen, dass du dann den Wunsch in der für dich stimmigen Situation äusserst.
Und ja, manchmal möchte man dringend eine Umarmung und bekommt sie, und es fühlt sich an wie ungesalzenes Popkorn... dann hat eben etwas nicht so gestimmt, aber das zu erleben tat mir irgendwie auch gut.
Hallo Igelkind,

Danke für Deine Worte und Deine Offenheit!

Ja, das ist ganz sicher so, denn ich bin ein sehr Autonomie bedürftiger Mensch und es ist enorm schlimm für mich, wenn ich das Gefühl bekomme, ich bin von jemandem abhängig. Und es ist sicher auch ein Gefühl von, es erdrückt mich. Und von jemandem emotional abhängig zu sein, bekommt man ja auch erst einmal meistens gar nicht so mit, bis etwas nicht mehr so ist oder fehlt.

Ich würde mich wahrscheinlich niemals trauen, wenn ich diesen Wunsch jemals verspüren sollte, diesen zu äußern, hätte ich auch vor dieser Situation nicht. Aber vielleicht reicht einfach der Gedanke, wenn ich es mit dem positiven Aspekt verknüpfe, es wäre zumindest möglich. Mehr muss es ja auch gar nicht sein.

Liebe Grüße
lifeislife
Bedenke, dass die menschlichen Verhältnisse insgesamt unbeständig sind, dann wirst du im Glück nicht zu fröhlich und im Unglück nicht zu traurig sein. (Sokrates) :!!:

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Beitrag Di., 25.09.2018, 16:47

Hallo ihr Lieben,

eigentlich wollte ich alles einzeln beantworten, aber dann sitze ich wohl noch bis morgen hier ;)
Vielen Dank! Es hilft mir wirklich weiter, zu sortieren und Eure Gedankenanstöße sind wirklich höchst interessant!
Ich versuche einmal für mich zusammenzufassen: Es ist auf jeden Fall Fakt, dass es normalerweise gegen die Abstinenzregel verstößt, wenn ich das aber auf die Goldwaage legen würde, dann müsste ich tatsächlich eine Meldung machen und die Therapie beenden. Das ist auf gar keinen Fall meine Intension, weil ich denke, dass es nicht zu einer "Machtmissbrauchssituation" gekommen ist. So empfinde ich es nicht. Und da ich so etwas in der vorherigen Therapie wirklich erlebt habe, weiß ich, wovon ich spreche. Zumal sie außerdem gesagt hat, als ich äußerte, was das alles ausgelöst hat: "Das ist ein Punkt um genau da weiter zu machen und die Therapie nicht zu beenden". Weil das ja meine erste Reaktion darauf war, nach dieser Stunde. Mir ist bewusst, dass sie es eigentlich nicht darf oder es nicht richtig ist. Aber ich denke, solange sie offen dazu steht und ich nicht das Gefühl habe, sie hat einen "Fehler" gemacht und gesteht den nicht ein oder würde das Thema komplett abwehren, dann wäre es sicherlich für mich ein Grund, genau das weiter in Frage zu stellen.
Und mir ist durch den Austausch hier klar geworden, dass ich es wohl weiter mit ihr thematisieren muss und klar, es ist ärgerlich, so wie hier auch erwähnt wurde, dass andere Themen dadurch in den Hintergrund rücken - dass das in den letzten zwei Wochen sehr viel Raum eingenommen hat, ich mich aber auch gezielt damit auseinander gesetzt habe.
Und um die Frage zu beantworten, ob es grenzüberschreitende Situationen in meinem Leben gab. Ich habe sowohl Gewalt als auch Missbrauch in der Kindheit erleben müssen und sie weiß das. Das allein war ein langer Prozess. Und sie stellt sich immer wieder auf die Erfordernisse ein und geht nicht hinter mir oder vor mir, sondern neben mir und gibt die Arbeit mit mir nicht auf. Denn, sie wusste zu Beginn nur zum Teil, worauf sie sich einlässt. Komplexe PTBS, Depressionen und sämtliche Kormobiditäten, die dazu gehören.
Vielleicht klingt das alles auch so, als würde ich sie in den Schutz nehmen und in eine "Opferhaltung" verfallen. Aber ich denke, dass das nicht so ist, da ich diese schlimmen Therapieerfahrungen vorher gemacht habe und alles immer wieder hinterfrage. So auch diese Umarmung und Berührung. Abgesehen von dem, was es im Inneren auslöst. Hätte ich nicht den Mut aufbringen können, das zu thematisieren, denn das wäre sicherlich vor ein paar Jahren nicht möglich gewesen, hätte ich die Therapie beendet. Aber das wäre, gerade jetzt alles andere als gut. Denn die Grundbasis, die wir uns seit 2 3/4 Jahren aufgebaut haben, stimmt.
Ich sehe es auch so, dass, wenn man in einer destabilisierten Situation ist und kurz vor dem Weinen, hilfos ist und ein "Nein" auch vielleicht nicht mehr klar äußern kann oder dass es generell schwer fällt, eine klare Grenze zu setzen. Dem stimme ich total zu. Aber, sie hat gefragt und gesagt, dass sie es bei mir nicht einfach so machen würde und dass es vollkommen ok ist, wenn ich es nicht möchte. Ich habe es also keineswegs getan, um sie zufrieden zustellen oder aus Angst vor Ablehnung oder ihr nicht zu gefallen. Es war in diesem Moment und ich überlegte bestimmt eine Minute lang, bis ich nickte, vollkommen ok für mich. Das Einzige war, dass ich nicht einschätzen konnte, was es hinterher mit mir macht -

(muss den Text teilen, weil die max. Anzahl an Zeichen erreicht ist... )
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Beitrag Di., 25.09.2018, 16:48

Ich konnte menschlich und therapeutisch nicht trennen, aber ich hatte das Gefühl, dass es authentisch war und das Gefühl habe ich generell bei ihr. Es war nicht gespielt, aufgedrängt oder nur eine rein zweckmäßige, therapeutische Intervention. Und klar hatte ich auch die Gedanken, dass hat sie nur gemacht, damit ich mich öffne, das ist nicht richtig, das darf sie nicht usw.... Aber, es waren wirklich sehr ernste und schwierige Themen in den letzten Wochen und immer, wenn Situationen waren, wo mir zum Weinen zu Mute war, ging es nicht. Einmal äußerte ich auch, dass ich hier nicht weinen kann und möchte und irgendwann äußerte ich auch mal den Wunsch, dass da jemand wäre, der mich einfach nur im Arm hält, sagt, dass alles gut wird und mich dann wieder los lässt, so dass ich gehen kann... Sie sagte, dass sie sich daran erinnert hat, also wollte sie für diesen Moment diesen "Wunsch erfüllen"....
Ich hoffe, nun wird noch einiges klarer und ist besser zu verstehen.
Die Reaktion von Selbstschutz und bloß nicht mehr "schwach sein" ist auch ein tiefer liegendes Gefühl und jemand schrieb hier, programmiert.
Vielleicht bin ich aber auch gerade einfach noch zu ambivalent und es braucht sicher seine Zeit. Trotzdem besteht die Angst, dass es die Therapie belastet und ich nicht mehr weiter machen kann. Für mich war zu Beginn die Fragestellung, thematisiere ich es, mit der Gefahr, die Therapie geht zu Ende, das hat sich bisher, zumindest von ihrer Seite aus nicht bestätigt oder thematisiere ich es nicht und beende ich die Therapie, ohne es wenigstens versucht zu haben aufzulösen und zu klären und etwas daraus für mich mitzunehmen...
In dem Moment, wo ich denke, es geht gerade nicht ohne Therapie oder nur schwer, bin ich ja leider schon in einer gewissen "Abhängigkeit". Aber es gibt viele Dinge im Leben, ohne die ich mir mein Leben nur schwer vorstellen kann, weil sie eben Halt, Sicherheit, Struktur usw. geben.

Soviel dazu, es ist jetzt sehr viel geworden, weil erfreulicherweise auch so viel von Euch dazu geschrieben wurde.

Ich bedanke mich für jeden Kommentar und wenn ich total daneben liege oder mir irgendetwas entgangen sein sollte, dann immer her mit der Kritik.

Liebe Grüße
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Philosophia
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Beitrag Di., 25.09.2018, 17:53

Wenn es jetzt so bleiben "darf", wie es war, ists ja gut. Aber wenn sie dich jetzt in die Richtung bewegt, dies zu wiederholen, dann nicht.
Dass sie dir den Wunsch erfüllen wollte, ist menschlich, aber nicht unbedingt therapeutisch. Es geht ja eben gerade auch um das Versagen solcher Wünsche, um an den Schmerz zu kommen...hmm...auch wenn eine Therapie nicht nur schrecklich sein muss und auch Spaß machen kann, aber sie ist nicht dazu da, Wünsche zu erfüllen. Was nicht heißt, dass du es nicht verdient hast, dass sie gut zu dir ist.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Solage
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Beitrag Di., 25.09.2018, 18:56

Hallo lifeislife,

wenn Du vorher schon schlimme Therapieerfahrungen gemacht hast, dann möchte ich nach meiner sehr schlimmen Therapieerfahrung zum Nachdenken anregen: Es könnte ja auch sein, dass diese viel schlimmeren Erfahrungen den Blick versperren auf eine weniger schlimme Erfahrung, die gemessen an dem Vorherigen harmlos wirkt, Dich aber doch durcheinander gebracht hat.
Wenn es bei der Therapeutin authentisch ist, weil sie das wirklich gerade möchte, Dich das aber trotzdem irritiert, sonst würdest Du ja hier nicht schreiben, dann passt es vielleicht doch nicht so ganz. Weil es geht ja nicht um SIE.

Dir ist bewusst, dass sie das eigentlich nicht darf, aber SIE steht offen dazu!
Dass Du alles hinterfragst, ist völlig in Ordnung!

Du hast Missbrauchserfahrungen erleiden müssen und Deine Therapeutin gibt die Arbeit mit Dir nicht auf!
Wie schräg wäre es denn, wenn sie die Arbeit mit Dir deswegen aufgeben würde? Das ist ihr Job.

Du musst meiner Meinung nicht dankbar dafür sein!


mio
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Beitrag Di., 25.09.2018, 20:02

lifeislife hat geschrieben: Di., 25.09.2018, 16:48 und beende ich die Therapie, ohne es wenigstens versucht zu haben aufzulösen und zu klären und etwas daraus für mich mitzunehmen...
In dem Moment, wo ich denke, es geht gerade nicht ohne Therapie oder nur schwer, bin ich ja leider schon in einer gewissen "Abhängigkeit". Aber es gibt viele Dinge im Leben, ohne die ich mir mein Leben nur schwer vorstellen kann, weil sie eben Halt, Sicherheit, Struktur usw. geben.
Ich finde es sehr mutig und aufrichtig von Dir wie Du damit umgehst und dass Du Dich dem stellst, obwohl es schwierig für Dich ist. :)

Die Sache mit der "Abhängigkeit" wird manchmal denke ich auch heißer gekocht als gegessen. Und gerade wenn Du sonst eher aus der Autonomie-Ecke kommst kann es ja auch eine heilsame Erfahrung sein wenn Deine (ich nenne es jetzt mal so, weil ich das an sich passender und weniger negativ belastet finde) Bedürftigkeit nicht ausgenutzt wird. Es ist ja nicht so, dass alle Menschen die einem ein Bedürfnis befriedigen oder helfen "Monster" sind und dabei böse Hintergedanken haben oder nur an sich selbst denken. Im Gegenteil, im "echten Leben" sind die wenigsten Menschen derart "kalt berechnend" oder egoman. Vor denen die es sind sollte man sich in Acht nehmen, aber sich vor allen Menschen ständig in Acht zu nehmen (in Acht nehmen zu müssen) kann unmöglich Ziel der Übung sein. Wir Menschen sind nunmal soziale Wesen und wir sind da auch bedürftig, deshalb sind wir aber noch lange nicht gleich direkt "ungut" abhängig. Ungut abhängig wird es erst dann, wenn ich mich und meine eigenen Gefühle und Bedürfnisse dauerhaft oder in schwerwiegenden Fragen weniger wichtig nehme als die des anderen und ich habe nicht den Eindruck dass das bei Dir hier gerade der Fall ist. Im Gegenteil, auf mich wirkst Du sehr reflektiert.

Es ist wie Du sagst: Ganz ohne Abhängigkeiten können wir Menschen nicht leben. Es ist immer die Frage wie wir selbst und auch andere mit diesem Umstand umgehen und ob er uns dazu "bringt" uns "selbst zu schaden/schaden zu lassen" oder nicht.

Solltest Du feststellen, dass Dir da doch etwas zu schaden anfängt dann kannst Du immer noch jederzeit gehen und Dir eine neue Therapeutin suchen, zu gehen bevor überhaupt ein Schaden entstanden ist oder etwas sich als unlösbar herausstellt wäre letztlich nur die Vermeidung eines möglichen Konflikts/einer potentiellen Gefahr. Das ist wie in Watzlawicks's Geschichte von dem Mann mit dem Hammer: Ich kann mir etwas so lange ausmalen bis ich davon überzeugt bin dass es auch so eintreten wird und ich mich dann auch entsprechend verhalten werde oder aber ich kann einfach erst mal kucken was überhaupt IN DER WIRKLICHKEIT geschieht und darauf vertrauen, dass ich mir egal was kommt schon zu helfen werden wisse. :)

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Beitrag So., 30.09.2018, 18:53

Philosophia hat geschrieben: Di., 25.09.2018, 17:53 Wenn es jetzt so bleiben "darf", wie es war, ists ja gut. Aber wenn sie dich jetzt in die Richtung bewegt, dies zu wiederholen, dann nicht.
Dass sie dir den Wunsch erfüllen wollte, ist menschlich, aber nicht unbedingt therapeutisch. Es geht ja eben gerade auch um das Versagen solcher Wünsche, um an den Schmerz zu kommen...hmm...auch wenn eine Therapie nicht nur schrecklich sein muss und auch Spaß machen kann, aber sie ist nicht dazu da, Wünsche zu erfüllen. Was nicht heißt, dass du es nicht verdient hast, dass sie gut zu dir ist.
Hey Philosophia,

wenn es aber in den Bereich nachlernen geht oder etwas neu zu erfahren - dann ist es doch schon weider ganz anders gelagert - und gewisse Wünsche werden ja von Grund auf versagt, weil es eben keine normale menschliche Beziehung ist. Mag sein, dass ein/e Therapeut/in nicht dazu da ist, Wünsche zu erfüllen. Aber vielleicht dem Klienten andere Wege und Möglichkeiten zu zeigen und neue Erfahrungen zu sammeln?
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Beitrag So., 30.09.2018, 18:59

Solage hat geschrieben: Di., 25.09.2018, 18:56 Hallo lifeislife,

wenn Du vorher schon schlimme Therapieerfahrungen gemacht hast, dann möchte ich nach meiner sehr schlimmen Therapieerfahrung zum Nachdenken anregen: Es könnte ja auch sein, dass diese viel schlimmeren Erfahrungen den Blick versperren auf eine weniger schlimme Erfahrung, die gemessen an dem Vorherigen harmlos wirkt, Dich aber doch durcheinander gebracht hat.
Wenn es bei der Therapeutin authentisch ist, weil sie das wirklich gerade möchte, Dich das aber trotzdem irritiert, sonst würdest Du ja hier nicht schreiben, dann passt es vielleicht doch nicht so ganz. Weil es geht ja nicht um SIE.

Dir ist bewusst, dass sie das eigentlich nicht darf, aber SIE steht offen dazu!
Dass Du alles hinterfragst, ist völlig in Ordnung!

Du hast Missbrauchserfahrungen erleiden müssen und Deine Therapeutin gibt die Arbeit mit Dir nicht auf!
Wie schräg wäre es denn, wenn sie die Arbeit mit Dir deswegen aufgeben würde? Das ist ihr Job.

Du musst meiner Meinung nicht dankbar dafür sein!
Hey solage,

das ist ein interessanter Gedanke!
Es mag sein, dass das den Blick vielleicht etwas versperrt - oder ich genau deswegen zu sensibel reagiere? Ich denke, dass die Therapeutin ansonsten die Grenzen ganz gut wahren kann und nichts tut, was sie selber überfordern würde. Anderseits denke ich auch nicht, dass sie ihre Bedürfnisse befriedigen wollte oder ähnliches. Also, ich denke nicht, dass es ihr um sich selber ging in dem Moment.
Natürlich könnte Sie sagen, dass es ihr alles zu anstrengend, komplex, zu viel ist und die Arbeit mit mir beenden. Auch schon erlebt, bzw. deshalb erst gar nicht den Therapieplatz bekommen.

Liebe Grüße
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Beitrag So., 30.09.2018, 19:07

Hey mio,

danke für Deine Worte!
Das ist wie in Watzlawicks's Geschichte von dem Mann mit dem Hammer: Ich kann mir etwas so lange ausmalen bis ich davon überzeugt bin dass es auch so eintreten wird und ich mich dann auch entsprechend verhalten werde oder aber ich kann einfach erst mal kucken was überhaupt IN DER WIRKLICHKEIT geschieht und darauf vertrauen, dass ich mir egal was kommt schon zu helfen werden wisse. :)
Diese Geschichte kommt mir auch häufig in den Sinn - Hilft in vielen Lebenslagen!

Du hast Recht, ich kann jeder Zeit gehen, wenn sich etwas nicht auflösen lässt oder dauerhaft, über einen längeren Zeitraum nicht gut und gesund anfühlt. Und es ist auch richtig, dass ich sonst vermutlich vor diesem Konflikt weglaufen würde. So wie sie sagte, es sei wichtig, die Therapie an diesem Punkt nicht zu beenden, sondern genau da weiter zu machen...

Ich konnte es zwar immer noch nicht zu 100% auflösen oder komplett klären - sprach es in der letzten Stunde auch knapp erneut an - aber ich kann es mit Abstand entspannter sehen und es nimmt mich nicht mehr so ein und nehme es an und auch das, was es ausgelöst hat, auslösen wird.

Liebe Grüße
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Beitrag So., 30.09.2018, 19:47

Ich denke, der Therapeut sollte dem Patienten die Möglichkeit geben, eine Idee zu entwickeln, was er brauchen könnte und was er betrauern könnte (weil es eben einfach nicht geht) - aber nicht unbedingt selbst Hand anlegen. Das ist aber nur meine Meinung. Wenn es dir hilft und gut tut, dann zählt genau das.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer


mio
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Beitrag So., 30.09.2018, 19:58

Philosophia hat geschrieben: So., 30.09.2018, 19:47 (weil es eben einfach nicht geht)
Warum geht es nicht liebevoll in den Arm genommen zu werden wenn man innerlich weint? Klar geht das...heute. Nur weil es früher nicht ging heißt ja nicht dass das nun für alle Zeit so bleiben muss?


mio
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Beitrag So., 30.09.2018, 20:17

lifeislife hat geschrieben: So., 30.09.2018, 19:07 Diese Geschichte kommt mir auch häufig in den Sinn - Hilft in vielen Lebenslagen!
Für mich war das Lesen dieser Geschichte sowas wie ein "Meilenstein" meiner Entwicklung. Weil ich mich einerseits selbst ertappt gefühlt habe aber andererseits auch lauthals über meine eigene "Beklopptheit" lachen musste... Ist lange her, begleitet mich aber im Inneren bis heute. :)


Igelkind
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Beitrag So., 30.09.2018, 20:24

mio hat geschrieben: So., 30.09.2018, 19:58 Warum geht es nicht liebevoll in den Arm genommen zu werden wenn man innerlich weint? Klar geht das...heute. Nur weil es früher nicht ging heißt ja nicht dass das nun für alle Zeit so bleiben muss?
Ich weiss nicht, wie es anderen geht, aber ich weine sehr oft in der Therapie, nicht nur innerlich, über Vergangenes was unwiederbringlich und traurig ist.
In diesen Situationen würde es für mich gar nicht passen, dann von meinem Therapeuten in den Arm genommen zu werden.
In dem Moment, gerade wenn es um mich, weit Vergangenes und Trauer darüber geht, muss ich irgendwie für mich allein sein.
Nicht ganz allein, der Therapeut ist ja da, er sieht mich, nimmt Anteil, aber irgendwie ist es für mich wichtig, dass ich dann ganz bei mir ankomme und da niemand von Aussen auch noch mitmischt, sich sozusagen zwischen mich und mich drängt.
Ich suche und finde die Verbindung zu mir in diesem Moment, nicht zum Therapeuten.

Anders war es, als ich noch körperlich Halt benötigte, weil ich mich noch nicht selber halten konnte.
Aber da ging es um aufkommende Erinnerungen die mich regelrecht körperlich über den Haufen warfen.
Das war dann auch weniger ein Umarmen, eher ein Stützen.

Es gibt so viele verschiedene Umarmungen und Situationen... es ist wohl einfach wichtig, auf sein eigenes Gefühl zu achten und in welche Richtung der eigene innere Wegweiser zeigt.
Ich fühlte immer relativ gut, ob die Erfüllung von einem Bedürfnis mich wirklich weiter bringt, oder mich nur süchtig macht und von mir weg führt.
In der Therapie darüber reden hilft da auch sehr gut.
Gefühle können sich verändern, wenn man darüber spricht.

LG Igelkind


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Beitrag So., 30.09.2018, 20:34

Ich habe dieses Bedürfnis jetzt auch nicht in der Therapie, einfach weil es mir persönlich zu viel wäre. Aber ich kenne es halt schon auch, dass ich das "kenne", also wie das ist wenn einen dann jemand in den Arm nimmt und dass das auch helfen, lösen und trösten kann.

Und für meine Begriffe kann so halt schon auch überhaupt mal ein "Kennenlernen" von etwas stattfinden, wenn es sich eben nicht "dazwischendrängt" sondern einfach nur echt da ist. Als Angebot. Um einen neue Erfahrung zu machen.

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