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Mo., 01.10.2018, 20:34
Ich finde, auch in der Therapie kommt es auf die Situation an. Manchmal kann es ja sinnvoll sein, wenn Patienten etwas Distanz zwischen sich und den Inhalt des Gesprächs bringen, z.B. wenn sie sich das erste mal einem für sie neuen Thema annähern. Mag sein, dass das "man" manchmal eine Art von Widerstand gegen therapeutische Inhalte ist, aber Widerstand muss nicht immer schlecht sein, er dient ja dem Schutz der Psyche. Ich denke, dass Therapeuten wie bei jeder Art von auftretendem Widerstand gut überlegen sollten, welche Funktion er hat und danach entscheiden, ob sie konfrontieren, oder nicht. Konfrontation um jeden Preis (und dazu würde es für mich auch gehören, wenn der Therapeut jedes "man" in "ich" korrigiert haben möchte) ist nicht nur nicht hilfreich, sie kann den Therapiefortschritt auch massiv behindern. Neuere Therapiekonzepte wie z.B. das "motivational interviewing" machen es sich ausdrücklich zum Prinzip, gerade in der Anfangsphase der Therapie nicht gegen, sondern mit dem Widerstand, oder "an ihm entlang" zu gehen. D.h. wenn der Therapeut das Gefühl hat, dass der Patient gerade die Distanzierung braucht, würde er ihm diese Distanz gewähren und es bewusst nicht ansprechen. Es hängt also ganz von der Situation und der Stabilität des Patienten ab, ob auf solche Dinge hingewiesen werden sollte oder nicht.
It is better to have tried in vain, than never tried at all...