Freundschaft mit Therapeuten

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Lillern
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Beitrag Mo., 24.01.2022, 22:21

Montana hat geschrieben: Mo., 24.01.2022, 21:57 Warum sind Menschen so kompliziert und führen keine passende Bedienungsanleitung mit sich?
Das ist so eine gute Frage! :-D


Nach euren Beiträgen frage ich mich jetzt aber, ob ihr meint, dass es nicht doch nochmal ein Unterschied ist, ob man als Klientin gemocht wird, oder ob man im privaten gemocht werden würde, mit all den Bedürfnissen, Interessen usw. des Therapeuten?
Bzw. ob man da auch „befreundet“ sein könnte?

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Solage
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Beitrag Mo., 24.01.2022, 22:23

Liebe Montana

genieße es, dass dein Therapeut dich mochte!

Weil, du einfach liebenswert bist!!!

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Montana
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Beitrag Di., 25.01.2022, 00:14

Man wird doch auch privat nie mit wirklich allem wahrgenommen. Es sind immer nur Ausschnitte. Also kann man privat auch von Leuten gemocht werden, die z.B. völlig andere Musik oder völlig anderes Essen mögen. Wo aber vielleicht der Humor passt und die Leidenschaft für eine bestimmte Sportart. Was wäre bei Therapie anders, außer dem Fokus des Ausschnitts? Ich habe auch Kollegen schon sehr gemocht, von denen ich privat fast nichts wusste. Aber manchmal versteht man sich einfach gut und denkt ähnlich, so dass die Kommunikation gut läuft.
Ich war und bin keine angenehme Patientin, das weiß ich. Mit mir gibt es keine schnellen Erfolgserlebnisse. Aber das ist nicht entscheidend, vermute ich.

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DieBeste
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Beitrag Di., 25.01.2022, 06:11

Meine sagt mir immer: ich würde nicht mit so jemand wie Ihnen befreundet sein wolle.

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Shukria
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Beitrag Di., 25.01.2022, 07:16

DieBeste hat geschrieben: Di., 25.01.2022, 06:11 Meine sagt mir immer: ich würde nicht mit so jemand wie Ihnen befreundet sein wolle.
Weil...?
In welchem Kontext sagt sie das?

Ich denke über sowas bei meiner jetzigen überhaupt nicht nach. Es ist mir ziemlich egal ob sie mich mag oder mit mir befreundet sein wollen würde unter anderen Umständen oder eben nicht.

Es ist ihr Job mir zu helfen mit bestimmten Alltagssituationen stressbefreiter umzugehen. Für alles andere hab ich Freunde und Familie. Irgendwie ist es mir bei ihr einfach wichtiger das sie ihren Job gut macht als das Mögen. Ich hab den Eindruck, ne grundsätzliche und gegenseitige Sympathie sowie Respekt ist da, das reicht mir. Mehr möchte ich auch nicht in dieser Konstellation.

Ich glaub das liegt einfach daran, daß meine erste Therapeutin mich sehr mochte und ich sie, aber ihren Job hat sie nicht so gut gemacht. Deswegen, das mit dem mögen bewerte ich da nicht mehr so über. Wichtiger ist doch, sich selber zu mögen.

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DieBeste
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Beitrag Di., 25.01.2022, 07:23

Das sagt sie weil ich ein unübliches Menschenbild habe. (NPS). Vermutlich will sie mich damit wachrütteln oder sowas.

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ArcticFox
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Beitrag Di., 25.01.2022, 08:56

Danke für eure ganzen, doch sehr unterschiedlichen Antworten. Sehr spannend!

Mir ging es tatsächlich auch um eine Unterscheidung zwischen "Er mag mich als Patient" und "Er mag mich als Privatperson". Dass mein Therapeut mich als Patient gerne mag, daran zweifle ich mittlerweile nicht mehr und ich kann es auch spüren. Aber würde er mit mir auch umgehen können und wollen, wenn ich zu seiner Freizeit gehören würde? Fände er eine Freundschaft interessant und befriedigend genug, um meine (harmlos ausgedrückt) Macken zu tolerieren?

Und entgegen dem, was Lillern schreibt, würde ich mittlerweile gerne wissen, wer er ist. Ganz lange ging es mir auch so, dass ich möglichst wenig über seine Interessen, Bedürfnisse etc. wissen wollte. Ich hätte sonst nicht mehr das Gefühl gehabt, ohne schlechtes Gewissen nur über mich reden zu können :red: Seit einiger Zeit ist das anders. Ich würde gerne wissen, wer er ist. Vielleicht hat das auch etwas mit entstehender Augenhöhe zu tun, ich weiß es nicht.

candle. hat geschrieben: Mo., 24.01.2022, 20:11 Was würde es denn mit dir machen, wenn er da in deinem "Sinne" antworten würde?
Was würde es denn mit dir machen, wenn er da in deinem "Sinne" NICHT antworten würde?
Ich hoffe, ich könnte mit beidem umgehen, beides hat allerdings so seine Tücken. Falls er Nein sagt, sehe ich die Gefahr, dass ein Teil von mir aufspringt und sagt "Siehste! Is doch nicht echt!" und ich mich in der Befürchtung, das ich nur zu ertragen bin, wenn ich dafür bezahle (egal ob mit Geld, Gefälligkeiten, S** etc.), doch wieder bestätigt sehe. Falls er Ja sagt, könnte ich mir vorstellen, dass ich doch wieder zu hoffen beginne, dass ein Therapieende nicht auch ein Kontaktende bedeuten muss.
Ich erhoffe mir von einer Antwort aber quasi den gegenteiligen Effekt, nämlich dass es die Augenhöhe verstärkt und ich leichter gehen kann.

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Shukria
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Beitrag Di., 25.01.2022, 09:04

Naja, aber solange deine Gefühlswelt noch mit seiner Antwort verbunden ist (also Ent - und Aufwertung deiner Person) solange ist es keine Augenhöhe in dieser asymmetrischen Konstellation.

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candle.
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Beitrag Di., 25.01.2022, 09:14

ArcticFox hat geschrieben: Di., 25.01.2022, 08:56 Fände er eine Freundschaft interessant und befriedigend genug, um meine (harmlos ausgedrückt) Macken zu tolerieren?
Also die Macken würde ich sicher ausklammern, denn die hat wirklich jeder Mensch und unterliegt bei Freundschaften wohl immer einer großen Akzeptanz.

Problematischer ist wohl die Frage, ob man interessant genug ist für den anderen. Auch hier verbirgt sich ja eine Falle, denn man sucht sich ja in der Regel Gleichgesinnte wie gleiches Hobby oder gleicher Familienstatus etc. und so weiter.

Von daher ist die Frage vielleicht zu kurz gedacht, wenn man den anderen Menschen nicht wirklich kennt.

LG candle
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candle.
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Beitrag Di., 25.01.2022, 09:15

DieBeste hat geschrieben: Di., 25.01.2022, 06:11 Meine sagt mir immer: ich würde nicht mit so jemand wie Ihnen befreundet sein wolle.
Das fände ich als Antwort jetzt aber auch schon zu hart, allerdings steht das hier auch völlig ohne Kontext.

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ArcticFox
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Beitrag Di., 25.01.2022, 09:19

@Shukria
Ja, stimmt einerseits. Ich denke auch nicht, dass ich schon komplett da bin, aber ich merke eine deutliche Veränderung in den letzten Monaten. In meinem Kopf stelle ich ihm diese Frage eben nicht aus dieser bedürftigen Haltung heraus. Aber ich glaube, das ist noch sehr fragil.

Und andererseits denke ich nicht, dass du Recht damit hast, dass eine Antwort auf so eine Frage völlig vom Emotionalen abzukoppeln ist, sofern die Befragte mir etwas bedeutet. Es bedeutet dann nicht gleich eine Auf- oder Abwertung der ganzen eigenen Person, aber ich denke schon, dass einen eine Antwort darauf immer in seinem Selbstwert berührt.

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DieBeste
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Beitrag Di., 25.01.2022, 09:54

Das fände ich als Antwort jetzt aber auch schon zu hart, allerdings steht das hier auch völlig ohne Kontext.

candle
[/quote]

Es ging darum, dass wir rausgefunden haben, dass ich Freunde nach gewissen „Funktionen“ für mich heraussuche, und ich passe mich den unterschiedlichen Situationen so an, dass niemand mich „echt“ erlebt.
Daraufhin meinte sie, dass sie eben mit so jemandem nicht befreundet sein würde, weil es ja ein ewiges Verstecken spielen wäre

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candle.
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Beitrag Di., 25.01.2022, 09:56

Hat sich denn für dich schon was verändert durch die Therapie?

candle
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DieBeste
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Beitrag Di., 25.01.2022, 09:57

@candle nur die Erkenntnis. Und die Entscheidung, dass ich es so hinnehme keine echten Beziehungen führen zu können. Mir geht es nicht unbedingt schlecht damit und von daher ist es für mich in Ordnung.

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candle.
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Beitrag Di., 25.01.2022, 09:59

DieBeste hat geschrieben: Di., 25.01.2022, 09:57 @candle nur die Erkenntnis. Und die Entscheidung, dass ich es so hinnehme keine echten Beziehungen führen zu können. Mir geht es nicht unbedingt schlecht damit und von daher ist es für mich in Ordnung.
OK.

candle
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