Ist emotionaler Missbrauch in der Kindheit die Ursache, wenn man ständig überfordert ist?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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spirit-cologne
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Beitrag Sa., 23.06.2018, 18:58

ENA hat geschrieben: Sa., 23.06.2018, 18:43 Dieses "man muss etwas nur Erkennen, um dass es sich ändert", was ich in manchen Diskussionen im Bereich Lebensberatung, aber auch Therapie lese, finde ich da irgendwie ein bisschen "zu wenig". Also dass sich nur dadurch etwas ändert, dass man weiß, woran es liegt?
Seh' ich genauso ENA, es gehört beides zusammen: Erkenntnis und Umsetzung durch Übung. Aber wenn man nur an den Symptomen rumdoktort, ohne zu schauen, was die dahinterliegenden Motive sind (insbesondere, inwiefern es auch "gut" war, diese Symptome zu entwickeln), ist das so als wenn du einen Gartenschlauch mit vielen Löchern hast: Du kannst zwar ein Loch stopfen, aber solange du den Druck im Gartenschlauch nicht reduzierst, wird die gleiche Menge Wasser austreten, nur eben an einer anderen Stelle mit mehr Druck, sprich Symptomverschiebung. Ich finde diesen ganzen "Schulenstreit" albern. Die klauen doch eh' alles mögliche beim andern und nennen es dann nur anders...
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Noenergetik
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Beitrag Sa., 23.06.2018, 19:02

Und wenn sie diese Wut jetzt braucht dann ist das so.
Davon abgesehen steht hinter Wut sowieso meist Trauer.

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ENA
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Beitrag Sa., 23.06.2018, 19:03

Umso schwerer ist es dann Rauszufinden, was gut für einen wäre, an Methoden, wobei es, wie Du schreibst, auch viele Mischformen gibt...und es zudem auch auf die Personen und die Themen ankommt.
Ich finde grade dann schwierig rauszufinden, was passen könnte, wenn man nicht viel von Therapie kennengelernt hat. Maßstab könnte da sein:"Fühle mich in in der Therapie, bei dem Therapeuten, der Therapeutin,...grundsätzlich wohl und gesehen?
Blöd nur, wenn man denkt "es müsste etwas so und so sein" und hinterher merkt man, dass es einem doch geschadet hat.
Schwierig, da seinen richtigen Weg zu finden. Es sei denn, man findet direkt am Anfang eine Person, mit der man gut arbeiten und voran kommen kann.
Am Besten wäre natürlich, wenn man gar nicht erst therapieerfahren werden müsste, um jemanden, etwas zu finden, dass einem helfen kann.

Nachtrag: Hupps, wieder ein Beitrag parallel geschrieben. Meiner bezog sich auf den vorvorherigen.

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spirit-cologne
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Beitrag Sa., 23.06.2018, 19:19

ENA hat geschrieben: Sa., 23.06.2018, 19:03 Umso schwerer ist es dann Rauszufinden, was gut für einen wäre, an Methoden, wobei es, wie Du schreibst, auch viele Mischformen gibt...und es zudem auch auf die Personen und die Themen ankommt.
Ich finde grade dann schwierig rauszufinden, was passen könnte, wenn man nicht viel von Therapie kennengelernt hat. Maßstab könnte da sein:"Fühle mich in in der Therapie, bei dem Therapeuten, der Therapeutin,...grundsätzlich wohl und gesehen?
Ich denke, das ist der einzige Weg. Es gibt ja viel Forschung dazu, was eigentlich in einer Therapie wirkt und das Ergebnis besagt, dass maximal 30 % des Therapieerfolges auf das angewandte Verfahren zurückzuführen sind,(das ich ja als "Neuling" schlecht beurteilen kann) 30 % auf die Persönlichkeit des Therapeuten, die Passung und die Qualität der Beziehung und weitere 30 % auf die Persönlichkeit, Ressourcen und Motivation des Patienten. Wenn man also motiviert ist und der Therapeut "passt", dann stehe die Chancen schon gar nicht so schlecht... ;)
ENA hat geschrieben: Sa., 23.06.2018, 19:03 Blöd nur, wenn man denkt "es müsste etwas so und so sein" und hinterher merkt man, dass es einem doch geschadet hat.
Schwierig, da seinen richtigen Weg zu finden. Es sei denn, man findet direkt am Anfang eine Person, mit der man gut arbeiten und voran kommen kann.
Am Besten wäre natürlich, wenn man gar nicht erst therapieerfahren werden müsste, um jemanden, etwas zu finden, dass einem helfen kann.
Das wäre schön, aber erscheint mir leider wenig realistisch. Leider muss ich sagen, dass ich schon so einiges ausprobiert und insgesamt deutlich mehr schlechte bis mäßige Erfahrungen mit Psychiatern und Psychotherapeuten gemacht habe als wirklich gute - aber die guten waren die entscheidenden... Es heißt also oft viele Frösche küssen, bis der richtige Therapeut dabei ist... :lol:
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Fighter1993
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Beitrag Sa., 23.06.2018, 19:29

ich habe jetzt zwar alles gelesen, will aber zu keinem beitrag direkt antworten. eher zur allgemeinen frage, wie sich ein emotionaler missbrauch auswirken kann. da wurde ja auch nach erfahrung gefragt. daher ein zusammenhangslosen beitrag meinerseits, der auf nichts des vorherigen austauschs bezug nimmt.

ich habe in meiner lebensgeschichte sexuellen missbrauch durch einen direkten blutsverwandten sowie emotionale vernachlässigung durch die eltern erlebt. und ich muss sagen, die emotionale vernachlässigung hat durchaus spuren hinterlassen, aber sie hat mich in einer gewissen weise auch gestärkt (hier dann der stickpunkt resilienz, sprich die persönliche und eigene widerstandskraft bei herausforderungen und schwierigkeiten). dadurch dass ich emotional allein gelassen wurde und mit dem grundsatz, ich wäre ein unfall, aufgewachsen bin, musste ich mich alleine durchs leben boxen. und da habe ich allerhand an möglichkeiten und erfahrungen sammeln dürfen - positiv wie negativ. aber ja, es hat seine spuren hinterlassen und es kann, je nach person, eben größeren oder kleineren einfluss auf das weitere leben nehmen.
und auch jetzt hat man als erwachsener durchaus noch möglichkeiten,sich fähigkeiten anzueignen durch verschiedene therapien. zum eine kann die psychotherapie helfen (mir bspw. in der form, dass ich da meine puzzleteile mit gefühlen zusammenbringe und überhaupt erstmal an sie rankomme, noch weit entfernt von schuldzuschiebungen oder dergleichen. ich ordne gerade erstmal, was alles so passiert ist und in welchem zusammenhang es stehen könnte. rationalbetrachtet ist es für mich eigentlich unrelevant wer da welchen anteil zu beigetragen hat, emotional suche ich aber dennoch einen "schuldigen"). aber was mir jetzt konkret auch für die te einfällt bzw. in den sinn kommt, wäre ergotherapie. da gehts unter anderem auch um motorik und dergleichen.
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ENA
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Beitrag Sa., 23.06.2018, 20:00

spirit-cologne hat geschrieben: Sa., 23.06.2018, 19:19 Es heißt also oft viele Frösche küssen, bis der richtige Therapeut dabei ist... :lol:
Demnach müsste man sich im Mai/Juni nur lang genug an einen Teich setzen und schon hat man sich das lästige Ausprobieren in Therapeutenpraxen erspart!!! ;-)

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Gewitter
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Beitrag Sa., 23.06.2018, 21:34

Dantana hat geschrieben: Fr., 22.06.2018, 19:27Eine Freundin hat mir mal davon abgeraten. Sie meinte, dann wäre der nächste unglückliche Mensch auf der Welt. Womit sie Recht haben könnte. Im Internet habe ich irgendwo mal gelesen, dass Kinderelend weiteres Kinderelend nach sich zieht. Dass sich das oft eindrucksvoll über Generationen hinweg zeige.
Das ist leider häufig tatsächlich so. Wenn du aber in einer sehr stabilen Partnerschaft leben würdest und vorher, bevor du das Kind bekommen würdest, in einer Therapie lernen würdest mit stressigen Situationen umzugehen, könnte es wahrscheinlich gut gehen.

Es ist meiner Meinung nach nur verständlich, daß du nach der Ursache deiner Probleme, bzw Erkrankung suchst. Das machen sicherlich auch viele andere Menschen so. In Therapie wird ja oft auch auf die Kindheit eingegangen, wenn es dort Probleme gab. Emotionaler Missbrauch in der Kindheit ist traumatisch und das hat Auswirkungen im Erwachsenen Alter.
Bei vielen psychischen Erkrankung spielen ja mehrere Faktoren eine Rolle. Genetische Komponente und das Umfeld, in dem man aufgewachsen ist.
Wenn man möglichen Ursachen kennt, kann man es eher verstehen.

Ich wünsche für dich, dass du eine gute Therapeutin findest, die dir bei der Verarbeitung der Erlebnisse hilft, damit du im Hier und Jetzt, nicht mehr so große Probleme hast.

Liebe Grüße
Quäle nie ein Tier zum Scherz, denn es fühlt wie du den Schmerz.
:rose:

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Sintje
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Beitrag Sa., 23.06.2018, 22:16

Liebe Dantana,

du wirst deine Gründe haben, warum du einen Zusammenhang zwischen dem eMB und deiner Überforderung vermutest. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mich mein Gefühl in Sachen "Warum" bisher nicht gänzlich täuschte. Es wird seinen Grund haben, warum mir gewisse Dinge als wichtig und ausschlaggebend erscheinen. Um Ursachen zu ergründen und einzuordnen, finde ich, ist am besten jede Person ihre eigene Expertin.

Ich stelle mir die Warum-Frage immer wieder. Und ich kann, entgegen manchen Kommentaren hier, nicht behaupten, dass es vergeudete Zeit und Kraft wäre. Um Dinge ändern zu können, hilft es mir sehr. Zum Beispiel kann ich sehr konkret benennen, woher ich der Überzeugung war, schrecklich auszusehen. Mit dem Wissen kann ich solche Sätze aber quasi zurückgeben und glaubhaft in Frage stellen. Ich kann den Urheber gedanklich entmachten, dessen Unglaubwürdigkeit aufdecken und selbst kritisieren. Viele Glaubensätze kann ich nicht so eindeutig zuordnen und das Entmachten ist mir - vielleicht deswegen - kaum möglich. Dann gehört da für mich auch die Möglichkeit zu, Dinge überhaupt als "vergangen" annehmen zu können, um Veränderung zu schaffen. Vielleicht auch Trauer, wie hier schon erwähnt.
Auch hier finde ich wieder: Du wirst deine Gründe haben, dass dich das beschäftigt. Für dich persönlich ist es wichtig und damit völlig legitim.


Liebe Grüße,
Sintje


Jenny Doe
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Beitrag Sa., 23.06.2018, 22:55

Hallo spirit-cologne
Würdest du der auch sagen: Die Frage nach dem Wie und Warum ist irrelevant, dein Mann ist tot, kannst du nix dran ändern, also blas kein Trübsal sondern sieh' zu, dass du deine Pobleme im Hier und Jetzt löst?
Du scheinst mich gründlich misszuverstehen. Ich sage nicht, dass die Frage nach dem Warum gänzlich egal ist. Meine Aussage war, dass die Antwort darauf spekulativ sein kann, wenn der Kausalzusammenhang nicht offensichtlich ist.
Es geht nicht mal darum, ob der herausgefundene Zusammenhang "objektiv" richtig ist.
Wenn das Deine Einstellung ist, dann ist das okay. Für mich ist das nicht stimmig. Wenn ich das Bein gebrochen habe, dann möchte ich, dass dieses Bein behandelt wird und nicht mein Arm. Wenn ich eine Hundephobie habe, dann möchte ich gerne an der Ursache arbeiten, die diese Phobie verursacht hat und nicht an einem anderen Ereignis, dass nicht die Ursache ist oder gar meine ganze Vergangenheit bearbeiten und betrauern, ...
Wenn ich einen blauen Fleck habe und mich nicht erinnern kann, wo ich mir den zugezogen habe, so kann ich dennoch mit Salbe behandeln. Analoges gilt für mich im pschischen Bereich. Man kann lernen mit psychisch bedingter Überforderung umzugehen, ohne die psychische Ursache zu kennen.

Jeder soll den Weg gehen den er gehen möchte.
Zuletzt geändert von Jenny Doe am Sa., 23.06.2018, 23:16, insgesamt 1-mal geändert.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


Jenny Doe
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Beitrag Sa., 23.06.2018, 23:03

Hallo Fighter
und ich muss sagen, die emotionale vernachlässigung hat durchaus spuren hinterlassen, aber sie hat mich in einer gewissen weise auch gestärkt (hier dann der stickpunkt resilienz, sprich die persönliche und eigene widerstandskraft bei herausforderungen und schwierigkeiten).
Ich teile Deine Erfahrung und Einstellung. Für mich war und ist es der bessere Weg mir auch anzugucken, welche positiven Effekte negative Erfahrungen haben, als meine Aufmerksamkeit nur auf das Negative und Betrauern zu legen. Viele Stärken die ich heute habe, habe ich den negativen Erfahrungen zu verdanken. Die negativen Erfahrungen haben zweifelsohne auch negative Spuren hinterlassen. Aber auch Positives wachsen und entstehen lassen.
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spirit-cologne
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Beitrag So., 24.06.2018, 01:34

Jenny Doe hat geschrieben: Wenn ich einen blauen Fleck habe und mich nicht erinnern kann, wo ich mir den zugezogen habe, so kann ich dennoch mit Salbe behandeln. Analoges gilt für mich im pschischen Bereich. Man kann lernen mit psychisch bedingter Überforderung umzugehen, ohne die psychische Ursache zu kennen.
An diesem Beispiel kann ich ganz gut erklären was ich meine: Wenn du einen blauen Fleck hast, so ist die Verletzung klar und offen sichtbar und fest umrissen und die Wunde ist geschlossen und auf dem Weg der Heilung. In diesem Fall reicht es sicherlich aus, Salbe aufzutragen um die Heilung zu unterstützen. Ich denke in einer ähnlichen Situation bist du und deshalb ist es dir auch möglich auf weitere Spurensuche zu verzichten. Es gibt aber auch schwärende Wunden, die immer wieder beginnen zu eitern, weil da tief im Fleisch ein Stachel sitzt, der zu immer neuen Entzündungen führt. In diesem Fall wird die Wunde nur heilen, wenn ich den Stachel lokalisiere, herausziehe und die Wunde desinfiziere. Das ist in diesem Fall schmerzhaft aber notwendig. Und ich glaube in einer solchen Situation ist die TE. Selbstwertprobleme sind oft schwärende Wunden und der Stachel sind die Erniedrigungen und Demütigungen, die man in der prägenden Phase erlitten hat. Die müssen dann aufgespürt und bearbeitet werden, um den verletzten Selbstwert zu "desinfizieren". Das muss natürlich nicht bei jedem so sein, aber es ist nach meiner Lebenserfahrung sehr häufig so. Wenn ihr kein Problem damit habt, ist es ja gut, ich wünsche euch wirklich das allerbeste. Vielleicht seid ihr aber auch nur schon etwas weiter als die TE und habt diese Phase schon durch und euren "Stachel" schon gezogen. Der eine findet ihn vielleicht schneller als der andere. Mann kann aber auch einfach nur abwarten und mit ein wenig Glück "verkapselt" sich der Stachel und ist erstmal nicht mehr spürbar, bleibt aber eine tickende Zeitbombe, die jederzeit wieder wirksam werden kann, sobald z.B. eine neue Verletzung dazu kommt. Ich sage nicht, dass es so sein muss, aber die Gefahr besteht.
Jenny Doe hat geschrieben: Ich teile Deine Erfahrung und Einstellung. Für mich war und ist es der bessere Weg mir auch anzugucken, welche positiven Effekte negative Erfahrungen haben, als meine Aufmerksamkeit nur auf das Negative und Betrauern zu legen. Viele Stärken die ich heute habe, habe ich den negativen Erfahrungen zu verdanken. Die negativen Erfahrungen haben zweifelsohne auch negative Spuren hinterlassen. Aber auch Positives wachsen und entstehen lassen.
Wer sagt denn, dass man beim betrauern nur das Negative sieht? Es ist doch gerade der Zweck der Trauer das Negative so zu bearbeiten, dass es einen nicht mehr behindert und man den Kopf und das Herz frei hat für neue Erfahrungen. Ich muss z.B. die Trauer um einen verstorbenen Partner durchlebt haben, um ihn loslassen zu können und frei für eine neue Beziehung zu sein und deren positive Möglichkeiten wahrnehmen zu können. Tue ich das nicht, habe ich den Schmerz nur verdrängt. Ich spüre ihn zwar zunächst nicht mehr, aber er arbeitet in meinem Unbewussten und macht sich - in der Regel immer dann, wenn ich ihn am wenigsten brauchen kann - irgendwann unverhofft wieder bemerkbar, was ich vielleicht nicht mal richtig mitkriege, weil er sich zu tarnen weiß (z.B. als psychosomatische Beschwerden).

Wie gesagt, das muss ja nicht bei jedem so sein, aber ich finde es halt unfair, wenn einige User der TE, die als Neuling in dieses Forum kommt, in diesem thread nur weil sie noch nach Antworten sucht, ohne echte Anhaltspunkte dafür zu haben direkt in den ersten Beiträgen unterstellen, ihre Frage sei überflüssig, Sie verschwende damit nur ihre Zeit, suhle sich nur im Selbstmitleid, wolle keine Verantwortung übernehmen und drücke sich nur vor der Suche nach Lösungen im hier und jetzt. M.E. der beste Weg, jemand der neu hier ist direkt wieder zu vergraulen, was ich schade finde, denn so ein Forum lebt von unterschiedlichen Sichtweisen. Wenn eh' alle einer Meinung wären, bräuchten wir ja hier nicht zu schreiben...
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lisbeth
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Beitrag So., 24.06.2018, 08:08

Für mich geht es beim Thema emotionaler Missbrauch (oder auch emotionale Vernachlässigung) vor allem darum, dass ich lerne, mich selbst darin und in meiner eigenen Verletztheit ernst zu nehmen. Für mich selbst anzuerkennen, *dass* es Spuren hinterlassen hat, die sich bis heute auswirken.

Ist nicht so leicht wie es sich anhört, da Teil meiner Überlebensstrategie war (wie wahrscheinlich bei vielen anderen Betroffenen auch), mir mein eigenes Erleben und Empfinden auszureden, mich selbst nicht ernst zu nehmen, weil es früher sonst unaushaltbar gewesen wäre.

Meine Erfahrung ist: In dem Maße, wie ich mich selbst darin ernst- und annehmen kann, schafft das auch Räume und dann kann auch die Veränderunge im Hier und Heute passieren. Und dabei geht es weniger um Kausalketten im Sinne von weil A war leide ich heute unter B oder C. Sondern es geht für mich darum, eine andere Haltung zu finden, zu lernen, mir selbst mit (mehr) Mitgefühl zu begegnen. Auch meinem jüngeren Selbst, dem ich gern auch heute noch die "Schuld" für alles mögliche in die Schuhe schieben möchte.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott


Jenny Doe
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Beitrag So., 24.06.2018, 08:24

Wer sagt denn, dass man beim betrauern nur das Negative sieht? Es ist doch gerade der Zweck der Trauer das Negative so zu bearbeiten, dass es einen nicht mehr behindert und man den Kopf und das Herz frei hat für neue Erfahrungen.
Das meine ich aber nicht. Ich meine nicht das Positive, das nach der Trauerarbeit entsteht, sondern die Fähigkeiten und Stärken, die umnittelbar aus dem Leid resultieren.
In diesem Fall wird die Wunde nur heilen, wenn ich den Stachel lokalisiere, herausziehe und die Wunde desinfiziere.
Richtig. Und dazu musst du die richtige Ursache und den richtigen Ort finden.
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Lilli81
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Beitrag So., 24.06.2018, 14:24

Hi Datana

ich denke schon, dass deine Problematik mit der Vergangenheit zusammenhängt. Die Frage ist doch eher, wie kannst du deine Situation verbessern? Ich habe auch 2 Therapien hinter mir. Geholfen haben sie mir schon, aber ich kann jetzt erst bei der dritten Therapie sagen, dass sie mir wirklich weiterhilft, denn es geht um emotionale Dinge. Nicht jede Therapie ist hilfreich, nicht jeder Therapeut ist gut. Ich denke auch, dass du mit Hilfe von Therapie deine Arbeitsweise im Job verbessern kannst. Du hast das übernommen, was deine Mutter dir eingeredet hat. Du bist leistungsschwach. Bestrafe aber deine Mutter nicht dafür. Wut ist nicht gut. Deine Mutter wusste es nicht besser. Versuche Empathie für sie zu entwickeln auch wenn das schwer ist.

Ich würde mich hier nochmal mit einem Psychiater zusammensetzen und schauen, welche Art von Therapie hier am besten geeignet ist. Ich weiß nicht, was du bisher gemacht hast. Bei emotionaler Vernachlässigung kann es auch sinnvoll sein nach Therapien wie Schematherapie, Traumatherapie, integrative estalttherapie zu schauen.


Jenny Doe
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Beitrag So., 24.06.2018, 14:47

Hallo Dantana,

ich wollte noch was dazu sagen:
Angeblich sei meine Geburt zu spät eingeleitet worden und es sei sicherlich (also nicht erwiesen!) zu einem Sauerstoffmangel gekommen.
Warst du schon mal in dem Krankenhaus in dem Du geboren wurdest? Vielleicht haben die dort noch die Geburtsakte irgendwo im Archiv rumliegen.Oder kannst Du Verwandte fragen, wie Deine Geburt verlief, was sie darüber wissen?
Ich fänd es schon wichtig in Erfahrung zu bringen, ob es tatsächlich zu einem Sauerstoffmangel gekommen ist. Es könnte eine weitere mögliche Erklärung (neben der emotionalen Vernachlässigung) für Deine Überforderungssymptomatik sein.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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