Ist erfolgreiche Therapie OHNE extreme Abhängigkeit/Verliebtheit möglich?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Tränen-reich
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Beitrag Sa., 29.07.2017, 13:01

Scars, danke, das klingt anders :-> und ich sehe ich im Prinzip auch so.

Mondin hat geschrieben: Sa., 29.07.2017, 12:45 Und ich muss zugeben, dass ich hier mittlerweile nur noch sehr selektiv lese, weil ich das "Anschmachten" (so empfinde ich es) was man teilweise zu lesen bekommt, einfach nur albern bis abstoßend empfinde. Ich klicke solche Themen idR dann sofort weg, weil ich sonst das Empfinden von totaler Zeiverschwendung hätte, mich gedanklich mit etwas zu befassen, was mir so fern liegt. Das hat (in meinem Empfinden) immer irgendwie so einen Rosamunde Pilcher Anstrich.
Wenn du das nicht ansatzweise nachvollziehen kannst, ja sogar "albern und abstoßend empfindest", reicht das doch, sich DIESEN Teil doch einfach nur zu denken.
Das kann hier auf User, die das betrifft - speziell auch die, die empfindlich sind, verletzend sein, so etwas zu lesen auch wenn das nur deine Sicht ist. Nicht jeder ist vielleicht in der Therapie soweit, zwischen MEINS und DEINS zu unterscheiden. Muss so ne Abwertung sein?
Manchmal hilft auch einfach schweigen, um Rücksicht zu nehmen.

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Marilen
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Beitrag Sa., 29.07.2017, 13:10

mondin, das mit der abhängigkeit, die immer weiter zu verstrickungen führt, kann ich gut nachvollziehen, diese verstrickung war bei mir aber eine innerliche und umso wichtiger war das zur sprache zu bringen, denn damit hat es sich dann sozusagen ent-wickelt und ein umgang wurde möglich.
Rabbi Nachman lehrt uns etwas Bahnbrechendes. Wenn es schwer wird, bleibt dir nur noch eines: Sei glücklich und freue dich.


mio
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Beitrag Sa., 29.07.2017, 13:11

Marilen hat geschrieben: Sa., 29.07.2017, 11:58 woran liegt das?
Ich denke mal es hat damit zu tun dass "Abhängigkeit" ja kein "Gefühl" wie Trauer ist, sondern sich aus verschiedensten Gefühlen und vor allem "fehlerhaften Überzeugungen" speist. Sie ist eben ein Symptom, wie ja schon geschrieben wurde, aber nichts "natürliches". Trauer hingegen ist was natürliches und bedeutet eben, dass jemand "natürlich" auf einen Verlust reagiert, ihn "betrauert" und damit eben auch "loslässt" und damit die Veränderung akzeptiert.

Das Problem bei der Abhängigkeit ist ja nicht, dass eine emotionale Bindung da ist, sondern dass diese emotionale Bindung eine "extreme Form" annimmt und sich auf eine Person fokussiert. Damit bekommt die Person ja eine derart "zentrale Bedeutung", dass sie ihr nur schwer gerecht werden kann, es sei denn sie würde sich "selbst aufgeben".

Im besten Falle kann ein Therapeut das mit dem Patienten zusammen bearbeiten und "lösen", aber dazu muss dann schon auch gesprochen werden, denn selbst der fähigste Therapeut kann ja nicht in sein Gegenüber "reinsehen" und er kann auch einen Patienten nicht zur "Einsicht" bringen, wenn der das nicht selbst zulässt. Dann hilft denke ich wirklich nur noch ein Abbruch der Therapie.

Ich glaube nicht, dass das Hauptproblem in solchen Fällen die heftigen Gefühle sind, die den Patienten plagen, sondern das, was aufgrund dieser Gefühle getan/angenommen wird.

Wie soll ein verantwortungsvoller Therapeut mit einem Patienten umgehen, der steif und fest behauptet, dass sein Seelenheil einzig vom Therapeuten abhängt und in dessen Händen liegt und von dieser Überzeugung auch nicht abweicht? Wenn also der Bogen hin zur "Nutzung" dieser Übertragungsgefühle nicht gespannt werden kann? Ich glaube das geht einfach nicht bzw. würde gar nichts verändern sondern es würde sich nur ewig im Kreis drehen, so es nicht beendet wird.

Der "emotional Abhängige" neigt meiner Erfahrung nach dazu sein "Suchtmittel" zu kontrollieren. Diese Kontrolle kann vielerlei unterschiedliche Gestalt haben, auch solch eine, die gar nicht so leicht zu erkennen ist und sich vielleicht vollkommen "undramatisch" präsentiert nach außen, zB. indem der Patient versucht es seinem Therapeuten immer recht zu machen, um ihn nicht zu verlieren. Oder aber erst recht zu leiden beginnt, damit er "seine Droge" erhält. Da spielt sich das Drama dann auf einer anderen Ebene ab bzw. wird eventuell erst beim Scheitern der Strategie sichtbar.

Das Hauptproblem sind also nicht die Gefühle, sondern die "Überzeugung", dass nur der "Andere" diese Gefühle beeinflussen kann indem er sich eben so verhält, wie es vermeintlich "gebraucht" wird und deshalb auch mit "allen Mitteln" dazu gebracht werden muss, das "einzusehen" oder aber sich so zu verhalten. Und da wird es dann einfach schwierig und erfordert einen Therapeuten der das erstens erkennt und damit zweitens auch "standfest" umgehen kann und der sehr geduldig ist.

Letztlich muss der "Abhängige" ja lernen, dass er auch ohne den "Suchtstoff" leben kann und dass ihn diese Gefühle nicht umbringen werden. Dh. dass ein "Versagen des Gewünschten" (durch den anderen) nicht dem eigenen Tod gleichkommt und auch nicht den Verlust der Beziehung bedeutet. Diesen Verlust "konstruiert" ja das "Kind", dass noch nicht gelernt hat zwischen "Ich liebe meine Mutter (weil sie was tut, was mich gut fühlen lässt. Also liebt sie auch mich." und "Ich hasse meine Mutter (weil sie was tut, was mich schlecht fühlen lässt.) Also hasst sie auch mich." eine "Brücke" zu bauen. Nämlich die, dass eine "Grenze" (eine Begrenzung, ein Schmerz) nicht bedeutet, dass der andere einen nicht mag oder einem nicht wohlgesonnen ist. Kurz: Nur weil ich ein negatives Gefühl habe muss der andere noch lange nicht die Absicht haben, dieses in mir zu erzeugen. Und auch: Ich habe Kompetenzen mir dieses Bedürfnis, was mir durch den anderen nicht erfüllt wird, anderweitig zu befriedigen, mich selbst "zu versorgen".


Marilen
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Beitrag Sa., 29.07.2017, 13:17

mio, ich kann dir nur sagen, dass ich so eine war, die still genommen hat, was mir angeboten wurde, das wuchs in meinem imaginären und wenn die zeit zu ende war bin ich still schweigend weiter gezogen, in der therapie aber auch ausserhalb, da halt dann von frau zu frau. die abhängigkeit löste sich mit dem zur sprache bringen weil sich dann auch die idealisierungen auflösten, die ich gegenüber meiner analytikerin empfunden habe. deswegen bin ich ja auch so für das aufgeben von illusionen und idealisierungen, für ein wegnehmen, anstatt für zuschütten, was aber nur geht wenn gesprochen wird. aber ich habe jetzt genug von mir erzählt und diese ganz schlimme phase liegt zum glück hinter mir. war eine elendige quälerei und weit von rosarot entfernt.
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ziegenkind
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Beitrag Sa., 29.07.2017, 13:23

letztlich muss jeder wissen, was er will und wie viel er aushält. ich bin mir in einem sicher: tiefe verletzungen, die einem durch beziehung zugefügt wurden, können nur durch tiefe beziehungen sichtbar gemacht und dann so weit geheilt werden, dass sie einem nicht mehr vom leben in der gegenwart abhalten. das eingehen einer solchen beziehung ist in der regel sehr schwer und fast immer schmerzhaft, es geht ja an das eingemachte der destruktiven beziehungsmuster. muss jede wissen, ob sie das aushält und ob es das wert ist. man kann auch andere wegen gehen, vermeiden, somatisieren, rationalisieren oder lächerlich machen, um die dinge auf abstand zu halten.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.


mio
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Beitrag Sa., 29.07.2017, 13:25

@Marilen:

Ich bin was das angeht absolut Deiner Meinung. Es macht keinen Sinn jemanden in einer Illusion zu belassen, nur weil es vielleicht "einfacher" ist, als ihm diese zu nehmen. Nur muss dazu eben auch "klar werden" dass eine solche Illusion überhaupt besteht und das ist nicht zwingend selbstverständlich.

Wobei ein Profi für meine Begriffe da schon entsprechend sensibilisiert sein sollte, sowas auch zu erkennen oder zumindest in seine Überlegungen mit ein zu beziehen. Aber die Realität scheint anders auszusehen, was das angeht.


Marilen
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Beitrag Sa., 29.07.2017, 13:33

ja, leider sieht die realität oft anders aus, habe vor meiner analytikerin selbst auch eine unschöne therapie gehabt, eine, in der die therapeutin versucht hat etwas zu füllen anstatt mir erst mal zu zeigen, dass ich da einer illusion aufsitze und mir das loch zu zeigen und-ganz wichtig- das auch auszuhalten, dass es da dieses loch-in dem fall diese abhängigkeitsgefühl und diese sehnsucht nach mutterliebe -gibt. da habe ich gemerkt, ich sterbe nicht dran und sie auch nicht, wenn ich es ihr sage, es ist ein loch da, das ist MEIN loch, das gehört zu mir, das macht mich mit aus. und obwohl sie mir wegnahm, die Illusion und die idealisierung hatte ich nie das gefühl bei ihr zu hungern, ich glaube es war nur der unterschied WAS ich zu futtern bekam. ach, ich kann so emotionale prozesse schwer in worte fassen.
Zuletzt geändert von Marilen am Sa., 29.07.2017, 13:39, insgesamt 2-mal geändert.
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ziegenkind
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Beitrag Sa., 29.07.2017, 13:35

nee, machst du ganz gut, marilen!!!
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Mondin
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Beitrag Sa., 29.07.2017, 13:43

Tränen-reich hat geschrieben: Sa., 29.07.2017, 13:01
Wenn du das nicht ansatzweise nachvollziehen kannst, ja sogar "albern und abstoßend empfindest", reicht das doch, sich DIESEN Teil doch einfach nur zu denken.
Das kann hier auf User, die das betrifft - speziell auch die, die empfindlich sind, verletzend sein, so etwas zu lesen auch wenn das nur deine Sicht ist. Nicht jeder ist vielleicht in der Therapie soweit, zwischen MEINS und DEINS zu unterscheiden. Muss so ne Abwertung sein?
Manchmal hilft auch einfach schweigen, um Rücksicht zu nehmen.
Das tue ich in aller Regel auch. Das habe ich ja geschrieben, ich klicke weg und denke mir meinen Teil. Meistens nicht einmal das, es geht mich schließlich nichts an. ABER es muss meiner Ansicht nach möglich sein, in einem Thema in dem es genau um die Auffassung solcherlei Dinge geht, sein Empfinden zu artikulieren, ohne dass dann gleich wieder das große Geheule losgeht, wem man eventuell, vielleicht, um 1000 Ecken, auf die Füße treten könnte damit.

Herrje, soll jeder tun was er will. Aber ich werde nun sicherlich nicht auch noch in Themendiskussionen einen auf verständnisvoller Stuhlkreis machen. Was soll der Unfug? Nur weil ich das so empfinde geht die Welt nicht unter. Im Übrigen ist das Ganze, auch das schrieb ich bereits, erst in den letzten 10-15 Jahren in solche extremen Ausmaße gekippt. Ich erinnere mich an Zeiten, in denen wurden Therapien beendet, wenn die Verstrickungen des Patienten zu groß wurden und es wurde an einen Kollegen überstellt. Das sind Geschichten, die ich viele viele Male von Mitpatienten hörte und die mir verschiedene Behandler bestätigt haben.

Wenn sich dadurch nun jemand verletzt sieht, ja mei, ich habe keinen Einfluss darauf, wer sich welche Schuhe anzieht.
Ich antworte zum Thema und gut ist.

Dieses Getue nervt mich, echt jetzt mal. Immer dieses Theater.

Guten Tag.
.

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Mondin
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Beitrag Sa., 29.07.2017, 13:45

Marilen hat geschrieben: Sa., 29.07.2017, 13:10 mondin, [....] umso wichtiger war das zur sprache zu bringen, denn damit hat es sich dann sozusagen ent-wickelt und ein umgang wurde möglich.
Das war ja auch komplett richtig so. Ich verstehe nicht, warum Du zu denken scheinst, dass ich das anders sehen könnte? Natürlich muss man sowas ansprechen, sonst kann man ja nicht damit arbeiten.

....


ziegenkind
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Beitrag Sa., 29.07.2017, 13:50

theaterdonner machst hier eigentlich nur du, mondin: geheule, stuhlkreis. du musst abwerten, scheint es. ohne das geht es nicht. du wirst wissen warum.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Mondin
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Beitrag Sa., 29.07.2017, 13:51

ziegenkind hat geschrieben: Sa., 29.07.2017, 13:50 theaterdonner machst hier eigentlich nur du, mondin: geheule, stuhlkreis. du musst abwerten, scheint es. ohne das geht es nicht. du wirst wissen warum.
Ja, weiß ich und finde es absolut legitim. Wer mich nicht lesen mag, der setze mich auf ignore. Wer mich lesen mag, der schaue, wo er etwas für sich finde und vergesse den Rest getrost. Ich sehe darin kein Problem. Ich mache das auch so. Funktioniert gut.

;-)


ziegenkind
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Beitrag Sa., 29.07.2017, 13:56

Mondin hat geschrieben: Sa., 29.07.2017, 13:43 Immer dieses Theater.
ach so, du meinst dich selber. wunderbar.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Mondin
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Beitrag Sa., 29.07.2017, 13:57

ziegenkind hat geschrieben: Sa., 29.07.2017, 13:56
ach so, du meinst dich selber. wunderbar.
Ja, aber natürlich.
Bist du jetzt zufrieden? Gut.

.


Marilen
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Beitrag Sa., 29.07.2017, 13:58

liebe robocat, nun wurde viel geschrieben warum therapie auch mit abhängigkeit funktionieren kann aber ich bleib dabei: das muss in einer therapie nicht vorkommen wenn es einfach nicht das thema des patienten ist. wichtig ist nur dein eigenes gefühl zu deiner eigenen therapie.
Rabbi Nachman lehrt uns etwas Bahnbrechendes. Wenn es schwer wird, bleibt dir nur noch eines: Sei glücklich und freue dich.

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