Scham und Genuss in Analyse und Umgang mit dem emotionalen Loch

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Prinzessin27
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Beitrag Mi., 10.01.2018, 21:36

Ich hänge mich mal an das Thema ran. Ich mache ja auch eine Analyse. Und heute war sie wieder da - die Scham!

Manchmal nehme ich meinen ganzen Mut zusammen und rede über das für mich schambesetzteste Thema überhaupt. Stammel mir dabei einen ab. Und in dem Moment ist es zwar schon peinlich, aber noch okay, da er so gut damit umgeht. Sobald ich dann heimgehe,könnte ich vor Peinlichkeit in Grund und Boden versinken und denke ich hätte das und das so nie sagen dürfen.....im Kreis drehe.

Wie habt ihr hier weiter euren Weg gefunden? Ich mag meinen Analytiker und vertraue ihm sehr. Oft haben wir auch leichtere Stunden, aber manchmal ist es so enorm schwierig. Das geht bestimmt allen so, aber diese Peinlichkeit, ist echt unangenehm und nervig und blockiert mich innerlich....

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Philosophia
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Beitrag Do., 11.01.2018, 07:51

Mittlerweile hab ich gemerkt, dass ich mich mit meiner Scham in die vermeintliche Opferrolle begebe. Nicht immer, aber in bestimmten Situationen, wenn ich mich so dolle und ununterbrochen schäme. Ich könnte quasi die ganze Zeit sagen: ich schääääääme mich sooo. So bring ich ja den anderen dazu, mit mir umsichtig umzugehen...ich glaub, ich will das nicht mehr. Aber ich krieg das auch noch nicht ständig hin. Mittlerweile denke ich: warum soll ich mich für meine Bedürfnisse schämen und dafür, dass ich traurig oder wütend bin, wenn die nicht erfüllt werden, oder glücklich, wenn die erfüllt werden. Ich glaube dahinter steckt die Angst, nicht ok zu sein als die, die ich bin, auch mit meine Bedürfnissen und Gefühlen. Früher wurde ich dahingehend so gut wie abgelehnt, weil ich die Benutzte war - so denk ich leicht, ich missbrauche andere. Aber mich schon mal vorsichtshalber vor Scham niederwerfen...das ist nicht schön...und irgendwie drückt es auch meinen Selbstwert. Mittlerweile denk ich so: Alles, was die Analytikerin mir gegeben hat, hat sie gern getan, alles was ich zusätzlich wünschte, war ok, auch dass sie es mir nicht gegeben hat. Ich darf so oder so dankbar sein für das, was ich erhielt und noch erhalte. Und ich darf traurig sein, wenn mir was fehlt. Ich weiß natürlich nicht, um welche Peinlichkeit es sich bei dir handelt, Prinzessin. Bei mir waren es die schönen Dinge von ihr, mit denen ich nicht zurechtkam.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Räbin
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Beitrag Do., 11.01.2018, 10:25

Die schönen Dinge, weil die Thera die "echte Rolle" der Mutter nicht übernehmen kann? Weil es keine Bedürfniserfüllung mit jemandem ist, der in Dein Leben als Realperson integriert ist? Oder ist es etwas anderes?

Auch ich, melde mich mal, kenne unproportionierte Schamgefühle. Auf Bedürfnisse bezogen. Zu Hause auch Verwehrung der Bedürfniserfüllung (oft). Hängt es damit zusammen, dass alles so schambesetzt ist?
Schämst Du Dich auch für Bedürftigkeit der anderen, wenn sie die von Dir erfüllt bekommen wollen (du aber nicht willst)?

Eine Idee: Man schämt sich weil man benutzt wurde!!! Man will nichts mit diesen Leuten gemein haben, würde selbst niemals benutzen. In der Therapie fühlt es sich manchmal so an, da soll man ja die Thera "nutzen" (hat mir meine extra gesagt).

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Beitrag Do., 11.01.2018, 11:18

Du hast es ziemlich auf den Punkt gebracht, Räbin. Danke! Glücklicherweise merk ich, dass das bei mir inzwischen echt möglich ist - weniger bzw. sogar ohne Scham
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Prinzessin27
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Beitrag Do., 11.01.2018, 11:20

Die schönen Dinge sind es bei mir nicht. Interessant was ihr über Bedürfnisse schreibt. Ich weiß nicht, ob es bei mir so sehr um Bedürfnisse geht.
Es ist eher so ein selbst kennen lernen und ausdrücken und Angst vor Ablehnung haben. Zum Beispiel: darf ich wichtig sein? Oder zu wollen wichtig zu sein? Mag mich mein Analytiker echt ? Oder auch andere Menschen? Ich habe Angst, dass mich menschen Wenn die mich so wirklich wirklich mit Haut und Haaren kennen lernen würden, sich dann anwenden würden. Warum das so ist, weiß ich nicht. Und ich schäme mich dafür. Fühle mich egoistisch "gesehen" werden zu wollen.
Das zweite peinliche ist die Sexualität. Ist das bei euch Thema? Ich kann kaum darüber sprechen und traute mich jetzt langsam vor. Es ist ein riesiges Feld mit Abscheu, schlimmen Erinnerungen, Bedürfnissen, Selbsthass und langsames zulassen in einer frischen Beziehung. Es ist ungemein wichtig für mich meine Gefühle hier erstmalig zu teilen; und dann versinke ich im Boden - so als dürfte ich das gar nicht fühlen.

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Beitrag Do., 11.01.2018, 11:24

Nein ist bei mir nur sekundär Thema gewesen. Ich habe mich mit meiner Frau da so dermaßen ausleben können, dass ich das Problem nicht mehr habe. Allerdings weiß ich noch, wie ich mich anfangs dafür geschämt hab. Wenn es jetzt mit dir und deinem Analytiker aufkommt, stell ich mir das fies vor, du kannst es mit ihm ja nicht ausleben. Aber das Bedürfnis selbst ist vollkommen in Ordnung. Und an sich etwas sehr schönes.
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Beitrag Do., 11.01.2018, 11:29

Und zu der Frage, ob dich ein Analytiker dich echt mag...ich mir hab früher auch immer solche Fragen gestellt, aber eigentlich...eigentlich wusste ich es immer. Und wenn mich jemand mag, dann fühl ich das. Ich wollts nur lang nicht sehen, weil ich von der Person, bei der ich mir meine erste Liebe gewünscht hätte, meine Mutter, mich nur benutzt hat...und nur so getan hat. Im Grunde war ich ihr egal. Auch das hab ich gefühlt und ihr auch gesagt. Sie hat mich dann immer angelogen. Heute kenn ich die Wahrheit. Und ob dein Analytiker dich mag, wirst du vermutlich fühlen können. Hast du denn den Eindruck, dass er dich mag?
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Prinzessin27
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Beitrag Do., 11.01.2018, 11:44

Danke für deine antwort! Wie meinst du das mit fies? Habe ich nicht ganz verstanden. Du hast es mit deiner Frau ausgelebt und mit der Analytikerin besprochen? Bei mir ist es so, dass ich es jetzt beginne auszuleben, da ich in einer neuen Partnerschaft bin (sehr verliebt;). Und da es bei mir nie problemlos auf der Ebene läuft, thematisiere ich das eben auch mit dem Analytiker bzw ich versuche es. Mir tut seine Lockerheit da gut, seine Unverkrampftheit, die meiner Verkrampftheit und Scham etwas entgegensetzt.

Ob er mich mag? Ich glaube irgendwie schon; so auf seine professionelle Art. Er zeigt es natürlich nicht oder kaum. Aber wir können manchmal lachen und er ist freundlich, deshalb denke Ich, dass er mich zumindest nicht verabscheut. Meine Angst ist, wenn ich mich weiter und weiter öffne und vertraue, dass er dann irgendwann genervt o gelangweilt von mir wäre- mich irgendwie anfangen könnte innerlich abzulehnen. Ich glaube Menschen mögen das Bild von mir, dass ich so aufbaue und das dann irgendwann kaputt geht. Hm....aber das Paradoxe ist ja, dass ich weiß, dass sich mein Analytiker freut wenn ich mich öffne (sagt er zumindest) , aber genau da kommt die Angst und Scham dann rein.

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Beitrag Do., 11.01.2018, 11:53

Achsooo ich dachte, du entdeckst deine Sexualität und willst, dass der Analytiker...! Du findest es nur schwer mit ihm darüber zu sprechen, du stehst nicht auf ihn? Ja das kann ich verstehen, mir wars auch ein bissl komisch, mit der Analytikerin über das Thema an sich zu reden. Ich glaub, mit ner Frau geht das leichter. Mit nem Mann wäre meine Hemmschwelle da deutlich höher. Abrr gerade der wird vermutlich da sehr einfühlsam beim Zuhören sein.
Und zu dem anderen, wäre es ein Untergang, wenn er mal genervt von dir wäre? Ich bin nie einem Menschen permanent nur wohlgesonnen, selbst meiner Frau nicht, dir ich über alles liebe. Was heißt, er zeigt es nicht oder nur kaum? Woran machst du fest, dass jemand dich mag? Ich frag das, weil das ja hochindividuell sein kann.
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Prinzessin27
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Beitrag Do., 11.01.2018, 12:17

Haha😁.....nein, ich stehe nicht auf meinen Analytiker! Ich musste gerade herzhaft lachen. Klar, sowas kann vorkommen, aber ist zum Glück nicht so (obwohl ich mir in der Vergangenheit schon mal sorgen machte, ob ich mich in ihn verlieben könnte. Man verbringt ja schon viel Zeit miteinander). Jetzt hast du es richtig verstanden. Ich Rede mit ihm darüber wie es mit meinem Partner ist und mit was ich Schwierigkeiten habe. Ist mir hochpeinlich. Ich könnte noch nie darüber sprechen.
Ja, irgendwie wäre es ein "Weltuntergang" wenn er genervt wäre.... :-( dann würde ich denken ich brauche gar nicht mehr zu kommen. Würde mich massiv verletzen und ich käme mir abgelehnt vor. Ich weiß, dass jeder mal genervt ist, aber he näher man Menschen kommt desto verletzlicher werde ich. Hm.....
An was ich das fest mache? Ich weiß nicht.so deutlich spüren wir du es tust, tue ich es nicht. Wenn er sagen würde dass er mich mag oder gerne mit mir arbeitet dann wüsste ich es. So versuche ich es zu erspüren und bin unsicher

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Beitrag Do., 11.01.2018, 12:25

Och mir haben schon Leute Liebesarien gesungen und ich konnte da nix fühlen. Ist ein bissl übertrieben, aber ich meine, bloß, weil es jemand sagt, muss es nicht echt sein. Die Analytikerin teilt mir das (so oder so, also mögen oder nicht mögen) gut mit, wenn auch nie direkt. Ich hoffe, dass du bei deinem Analytiker mal Ablehnung hervorrufst und siehst, dass das kein Weltuntergang, sondern ne temporäre Sache ist, die zu jeder Beziehung dazugehört, wenn sie ehrlich ist. Ich bin ehrlich, ich möchte sogar ein Stück, dass die Analytikerin mir zeigt, dass etwas ätzend ist, wenn ich mit ihr etwas blödes mach. Ich finde das wiederrum sehr wertschätzend sich selbst und mir gegenüber, wenn sie mich das auch wissen lässt.
Was die Sache mit deinem Partner angeht - ist es denn dringend das Problem, oder kann es noch warten? Bei mir sprudelten solche Dinge im passenden Moment dann raus.
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isabe
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Beitrag Do., 11.01.2018, 12:29

Prinzessin:
Er WIRD irgendwann genervt werden von dir. Das klingt brutal, aber das ist der Witz an Analysen, dass du das so inszenieren wirst, dass er genervt IST. Das, was dann kommt, nennt sich "durcharbeiten". Analyse ist wirklich nicht, dass man einander interessante Dinge erzählt, sozusagen, sondern dass man sich auch mit allem Doofen, Ekligen und Nervigen öffnet, denn genau um DIESE Anteile der Persönlichkeit geht es. Und die hat jeder Mensch, und die halbwegs Gesunden können damit gut umgehen; die Kranken müssen die Angst vor dem eigenen Doofsein abwehren, und sie tun das zunächst, indem sie den Analytiker so in die Beziehung verwickeln, dass beide sich wohlfühlen miteinander ("therapeutischer Honeymoon"). Irgendwann sollte diese Phase beendet werden, weil sich sonst nie etwas ändern wird und der Patient immer seine Komplexe so zu umgehen versucht, dass er "irgendwie für den Anderen sein" will: attraktiv, interessant, lustig, begehrenswert, schutzbedürftig usw. Das muss der Analytiker auch erst mal mitspielen, weil sonst kein Vertrauen und kein Bündnis entsteht. Aber am Ende möchte der Patient ja nicht mehr darauf angewiesen sein, dass die Anderen denken: "Oh, die Prinzessin ist aber interessant" - du möchtest ja frei davon werden, und das wirst du nur, wenn du irgendwann an den Punkt kommst, diese "Maske" abzulegen.

Es bringt also gar nichts, zu sagen: "Ach, wieso solltest du denn nerven?" - das führte am Problem vorbei.

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Prinzessin27
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Beitrag Do., 11.01.2018, 14:26

Wenn es etwas kurzzeitig und temporäres ist, dann könnte ich damit umgehen, Philosophia. Wenn auch schwer.
Ich glaube,ich habe "genervt" sein anders verstanden -als etwas gänzlich die Person abwertendes, vernichtendes und das könnte ich nicht ertragen.
Isabe: So wie du das beschreibst, macht mir das Angst. Klar, ist jeder irgendwann mal genervt, aber das lässt man ja eher an anderen Personen (Freunde, Familie aus). Wenn mein Analytiker genervt wäre, weil ich schon wieder über Thema XY rede, dann wäre ich mega verletzt und enttäuscht. Er darf dann schon fragen, wieso reden Sie shon wieder darüber, aber er sollte nicht sagen "Mensch, Frau XY jetzt kommen Sie schon wieder damit an! haben sie das noch nicht verstanden?" Das wäre sehr verletztend.
Oder meinst du das anders?
Ich weiß nicht, ob ich so was inszenieren "kann" auch unbewusst und ob es dazu kommt? Glaube eher nicht. Wenn ich natürlich unfreundlich wäre und ihn angreife oder manipulativ bin, dann kann er mir schon Grenzen aufzeigen. Versteht ihr was ich meine?

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Philosophia
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Beitrag Do., 11.01.2018, 15:18

Na so wird er das ja nicht sagen, Prinzessin. Ich hab aber schon so Sätze gehört wie "Jetzt hören Sie aber auf, sich so und so aufzuführen." Oder "ich fühle mich von Ihnen jetzt xxx und das fühlt sich nicht gut an." Oder sie guckte einfach entsetzt, wenn ich mich blöd verhalten hab. Achso, und nen Anschiss (aber der war nicht vernichtend, wenn auch treffend) hab ich auch mal kassiert, aber der war gut und hat mir geholfen. Alles menschliche Reaktionen, die für mich nichts vernichtendes hatten. Aber klar in dem Moment wars mir unangenehm. Ich möchte nicht, dass sie sich doof mit mir fühlen muss. Also wenn ich gänzlich abwertendes Verhalten spüren würde permanent, dann wäre ich weg. Aber es darf auch mal nicht gut laufen. Es gibt immer auch Phasen von Distanz und dann wieder Nähe.
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Beitrag Do., 11.01.2018, 15:19

Ich denk, ich versteh dich ganz gut, hab da die letzten paar zig Stunden in der Therapie dran gearbeitet.
So ne "grundsätzliche" Scham, die zu sein, die man ist, weil mans von Anfang an nicht anders mitbekommen hat als abwertend und "nicht passend" zu sein, wie man ist, seh ich das richtig?
Und jetzt die Scham dich zu zeigen, so dass dein Analytiker dich ja so "ungenügend-unmöglich" mitbekommt. Und dadurch die Angst, dass er genauso reagieren könnte wie die, die früher um dich waren und dir das vermittelt haben, dass du nicht "passt"? Nämlich mit Ablehnung und Verachtung und sich abwendet und dich "loshaben" will?

So ähnlich ists jedenfalls bei mir.
Nun mach ich keine Analyse, sondern bin bei nem VTler, der allerdings recht "frei-cross-over" arbeitet.
Ich hab das mit der Scham - recht verschämt :-> - angesprochen-ausgesprochen und mir von ihm gewünscht, doch öfter mal oder auf meine Nachfrage hin ne Rückmeldung von ihm zu bekommen, ob ich mich noch "hintrauen" darf, ob ich zu "komisch" war/bin, tatsächlichen (also "gegenwärtigen") Grund hätte mich zu schämen etc. Und so haben wir das dann auch gehandhabt, über ne recht lange Zeit. Mittlerweile brauch ich das nur noch selten mal, bin mir da meiner selbst sicherer und auch meiner eigenen Wahrnehmung und hab unterscheiden gelernt, was wird da überlagert und "geschluckt" vom Früher, was findet tatsächlich grade statt.

Ob er mich mag oder nicht, hab ich auch öfter gefragt. Hab ja auch im Innersten stehen "Sowas wie dich KANN keiner ertragen!". Er hat da immer recht "nüchtern" drauf reagiert, indem er meinte, er würde sich das schlichtweg nicht antun, mit nem Klienten über längere Zeit zu arbeiten, den er nicht abkönne. :->
Hat mir sehr geholfen!
Mittlerweile krieg ich da jetzt auch das Hier und Jetzt und was da tatsächlich von ihm rüberkommt weitaus besser mit.
Vom Verstand her wars mir eh klar, dass er mich recht gut abkann.

Kurz gesagt : Ich denk, das Beste ist es, sowas graderaus zu benennen und gleich noch die eigenen Wünsche eines Umgangs seinerseits damit mit dazu. :ja:

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