Wenn Therapeuten 'Ich mag Sie' und Ähnliches sagen...

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

isabe
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Beitrag Di., 30.05.2017, 21:26

Wenn es aber um die Versicherung geht, ist ja damit das Bedürfnis des Patienten nach ebendieser Versicherung gemeint. Natürlich gibt es auch andere Formen der Zuneigungsbekundungen - aber dies sind dann eben keine Rückversicherungen.

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mio
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Beitrag Di., 30.05.2017, 21:31

lisbeth hat geschrieben: Di., 30.05.2017, 21:23 Vielleicht geht es auch weniger um das Einfordern in der Therapie als um das Annehmen (können)? Das ist ja in dem Moment wo es vom Gegenüber kommt auch ein (Beziehungs-)Angebot....
Ja, ich denke mal damit hast Du es ganz gut ausformuliert. Kann ich dieses "Angebot" glauben und mich darauf einlassen?

Und na ja, das kann dann natürlich dauern und ist auch "störanfällig" im Zweifel. Außerdem kann es zu falschen Annahmen verleiten.

Von daher wohl echt Einzelfallspezisch zu betrachten, wann und ob das sinnvoll ist. Und möglichst ehrlich sprechen.

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lisbeth
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Beitrag Di., 30.05.2017, 21:35

isabe hat geschrieben: Di., 30.05.2017, 21:26 Wenn es aber um die Versicherung geht, ist ja damit das Bedürfnis des Patienten nach ebendieser Versicherung gemeint. Natürlich gibt es auch andere Formen der Zuneigungsbekundungen - aber dies sind dann eben keine Rückversicherungen.
Naja, und was ist das Problem, wenn ich dieses Bedürfnis habe, und meine Thereapeutin mich an diesem Punkt abholt? Ansonsten würden wir im unendlichen Weltall aneinander vorbeifliegen und nix weiter würde passieren. Dann ist mir Abholen lieber als die "reine" Lee/hre.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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Beitrag Mi., 31.05.2017, 06:29

Moin moin,

Also bei mir gehts schon um das Thema Rückversicherung. Das ist mir selber ziemlich klar und die Therapeutin hat das auch erkannt ("ich denke sie glauben, dass man sie nicht mag"). Das ist zutreffend, nur hat es eben der Versuch mir zu sagen, och sei eine tolle frau nicht gebracht.

Was hätte mir die Rückversicherung gebracht? Etwas konkretes wie "ich finde toll, dass Sie...". So aber ist ihre Aussage für mich so hohl wie das hohle Händchen.

Ich habe sowieso Probleme, die Künstlichkeit dieser Beziehung als "das ist eben so" anzunehmen (im Sinne von "Beziehung auf professioneller Basis") und die "tolle Frau" Aussage hat die Künstlichkeit für mich noch einmal unterstrichen, statt dem ganzen etwas Echtes beizumengen. Das hingegen glaube ich hätte ich gerne angenommen, das wäre in Ordnung gewesen.

@candle, warum ich dort geblieben bin? Nun, ich hatte ja 5 Probesitzungen Zeit, mir die Frau näher zu betrachten und dann festgestellt, dass es ganz gut passen könnte. Wir haben einen ähnlichen Humor, sie wirkt in vielem sehr nüchtern, keine Esomacke. Dass sie eventuell ein Problem mit Authentizität hat, hätte ich damals gar nicht so benennen können. Heute würde mir das sicher auffallen.
:axt:

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Beitrag Mi., 31.05.2017, 08:50

Habe mir jetzt überlegt, meinerseits ein authentisches Kompliment an die Therapeutin auszusprechen und bin gespannt, wie sie darauf wohl reagieren wird und ob sie dann erkennt, was der Unterschied zu ihrem Kompliment an mich ist. Man weiß ja nicht viel über Therapeuten, aber da gibt es etwas, wovor ich großen Respekt habe und es ist in einem Bereich, der mit ihrem Job zu tun hat. Also nichts unangenehmes oder grenzüberschreitendes wie "Sie haben tolle Kinder" (was mich ja nichts anginge als Patientin). Diese Sache macht sie für mich tatsächlich zu einer tollen Frau, davor habe ich ehrlichen Respekt!
:axt:

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candle.
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Beitrag Mi., 31.05.2017, 09:35

Also sie hat wohl eher nicht das Authentitätsproblem. Das liegt ja eher in deiner Annahme und nicht fühlen.

Meinne Idee bei der Auswahl war so, dass du dich dann vielleicht ihr gegenüber "größer" fühlen kannst und sicherer und unantastbarer? Da siehst du mal wie wichtig mir eine Komponente ist, die sowas zu Fall bringen könnte.

LG candle
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Beitrag Mi., 31.05.2017, 10:11

candle. hat geschrieben: Mi., 31.05.2017, 09:35
Meinne Idee bei der Auswahl war so, dass du dich dann vielleicht ihr gegenüber "größer" fühlen kannst und sicherer und unantastbarer?
Nun fühle ich mich ertappt ;-)

Ich habe in der Tat ein Problem mit Autoritäten, das muss ich wohl zugeben. Aus diesem Grund wäre ich niemals bei jemandem geblieben, der eine starke Autorität ausstrahlt. Insofern kam mir ihre Persönlichkeitsstruktur tatsächlich zu Pass, wenn ich da jetzt mal so drüber nachdenke. Eine Grande Dame der Psychotherapie, die mir sagt was ich zu tun und zu lassen habe (wenn auch nur in bestimmten Färbungen und Untertönen, die sich trotz aller Professionalität nicht immer ganz verbergen lassen), hätte ich niemals als Therapeutin akzeptiert. Das ist auch der Grund, warum ich mich zB einer VT nicht zugänglich fühlen würde.
:axt:


mio
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Beitrag Mi., 31.05.2017, 10:21

RoboCat hat geschrieben: Mi., 31.05.2017, 10:11 Eine Grande Dame der Psychotherapie
Wer glaubst Du ist die "Grande Dame" DEINER Psychotherapie? ;-) :anonym: :!!:

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Beitrag Mi., 31.05.2017, 11:44

mio hat geschrieben: Mi., 31.05.2017, 10:21
RoboCat hat geschrieben: Mi., 31.05.2017, 10:11 Eine Grande Dame der Psychotherapie
Wer glaubst Du ist die "Grande Dame" DEINER Psychotherapie? ;-) :anonym: :!!:
Am ehesten bin das wohl ich selber. Einfach weil ich weiß, dass ich es ja letztlich alleine schaffen muss und die Therapeutin mir da nur eine hilfreiche Unterstützung bieten kann. Was ihr auch schon gelungen ist, ich denke durchaus einige wichtige Fortschritte gemacht zu haben, die ich ohne sie (oder sagen wir mal: allein) so nicht hinbekommen hätte.
:axt:

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ephraima
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Beitrag Mi., 31.05.2017, 18:31

Also, mein Analytiker sagte einmal zu mir: "Ich liebe Sie, aber nicht so, wie Sie sich das wünschen!"

Das war eine Intervention und insofern gut und ok und ich empfand das deshalb auch als authentisch. Er brach damit gewissermassen irgendein Werben meinerseits ab, dass ICH nicht formuliert habe. Und das hat mich natürlich eher enttäuscht. Aber etwas später fand ich das toll und mutig, dass er sich das getraut hat, um bei mir einen Punkt zu machen.

Würde er so etwas sagen wie "Sie sind eine tolle Frau" würde ich mich verarscht fühlen. Erstens ist das eine deplatzierte Wertung (was soll da eine Patientin mit machen?) und zweitens bringt das ja niemanden weiter.

Liebe Grüße,
ephraima


isabe
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Beitrag Mi., 31.05.2017, 18:38

Oh, witzig, genau denselben Satz habe ich auch gehört, mit genau denselben Worten.

Will sagen: ob das aus einem Handbuch kommt (und damit nicht mehr authentisch ist...)?

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ephraima
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Beitrag Mi., 31.05.2017, 18:42

:cool:

aber selbst, wenn er aus einem Handbuch käme: das kam so spontan! Und ich finde, auch dann könnte es authentisch sein.

Aber jetzt verhagelst du mir natürlich meine schöne Erinnerung ein bissl. Was solls.... das werde ich auch noch überstehen.

Oder der gleiche Thera? Und das ist sein schärfstes Schwert?


isabe
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Beitrag Mi., 31.05.2017, 18:54

Nein, meiner war zu alt (und nicht an einem Kanal). Und spontan kam es auch nicht, sondern mit sehr viel Anlauf (und später hat er das wieder geleugnet).

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candle.
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Beitrag Mi., 31.05.2017, 19:17

ephraima das wiederum finde ich gewagt, aber wenn du das im analytischen Rahmen verstehst, ist es ja gut. Ich finde irgendwie den Liebesbegriff unpassend.

Es wird aber immer Menschen geben, die Komplimente falsch verstehen oder eben richtig verstehen.

candle
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Krümmelmonster
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Beitrag Mi., 31.05.2017, 19:38

na ja, dann äussert der Therapeut zu jeden Patient, ich finde sie toll oder ich mag sie. dann ist es ja gar nicht ernst gesagt, sondern hats auswendig gelernt von Buch. Mh, dann kann er es stecken lassen auch, weils dann nicht ernst gemeint ist.
Wie kommt man da mit seinen eigenen Gefühlen in Einklang, wenn der Therapeut nur spielt. das verletzt doch einen oder?

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