Therapeutin bricht Behandlung ab

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Lockenkopf
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Beitrag Mi., 08.03.2017, 21:50

lisbeth hat geschrieben: Mi., 08.03.2017, 06:54
Lockenkopf hat geschrieben:So viel wie möglich aus der Lebensgeschichte zu erzählen und verstehen wollen, gehört in eine Tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie (TfP) oder Analytischen Psychotherapie (AT). Das ist nicht die Vorgehensweise der VT.
Deine Erwartungen an Psychotherapie kann diese Th. nicht erfüllen, es passt nicht.
Sorry, das will und kann ich so nicht stehen lassen. Ich glaube, das liegt eher an der Therapeutin selbst und nicht am Verfahren (VT). Auch in der VT ist es inzwischen üblich und Standard, die lebensgeschichtlichen Zusammenhänge näher anzuschauen, wo ein Problem der Gegenwart seine Ursache/n in der Vergangenheit hat oder haben könnte. Das ist längst nicht mehr Pawlow pur oder reine Lerntheorie - was hier bei manchen immer noch im Kopf rumzuschwirren scheint, wenn VT nur erwähnt wird...
Ich habe ein 80 Sitzungen umfassende VT an einem Ausbildungsinstitut hinter mir. Grundlage der Sitzungen sind Schilderungen von Problemlagen der vergangenen Tage/Wochen. Als Erklärung für diese wird manchmal auch Vergangenes z.B. aus de Kindheit herangezogen, über wenige Minuten der Sitzung.

Die fortlaufende Schilderungen der Lebenszusammenhänge z.B. gesamte Kindheit und Jugend über mehrere Sitzungen ist in der VT nicht vorgesehen.

Genau das aber ist Gegenstand einer TfP und AT.
Liebe Grüße
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Beitrag Mi., 08.03.2017, 22:08

Fairlady hat geschrieben: Mi., 08.03.2017, 14:00

Hier fühle ich mich aber missverstanden! ich habe in den ersten 3 Probesitzungen ja nur das gemacht, was die Therapeutin wollte, nämlich ihr von der aktuellen Problematik und von den frühkindlichen Erfahrungen zu erzählen - so weit das eben geht in dieser Zeit. Von meinen Freunden und Familienmitgliedern, die selbst in Psycho-Jobs arbeiten (Kinder- und Jugendpsychiaterin, Arzt und Therapeut, Sporttherapeut) wurde mit bestätigt, dass dies am Anfang immer so sei. Es ist ja nicht so, dass ich mir vorgestellt habe, die ganze Zeit über Monologe halten zu wollen. Warum auch, meine Geschichten kenne ich selbst, und mein Herz ausschütten kann ich auch bei Freunden. Mit war schon klar, dass dies nur die Vorbereitung auf eine Therapie sein sollte.
Ich hab insgesamt ca. 200 Sitzungen Psychotherapieerfahrung. Die Arbeitsweise die ein Psychotherapeut in den ersten Sitzungen an den Tag legt, ist die Arbeitsweise in welche die Psychotherapie stattfindet, da ändert sich nicht viel. In der VT kommen noch Hausaufgaben und andere Aufgaben hinzu, mehr nicht.

Wenn Du tatsächlich in den ersten Sitzungen Monologe gehalten hast, dann ist klar, das die VT ablehne muss.
Monologe gehören in die AT.
Liebe Grüße
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Beitrag Mi., 08.03.2017, 22:09

Ist ja interessant, aber als Laie kann ich ja gar nicht sagen, welche Art von Therapie mir hilft. Da kann ich nur einem Therapeuten vertrauen. Aber wenn der nur _eine_ Therapieform anwendet???

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Beitrag Mi., 08.03.2017, 22:12

Lockenkopf hat geschrieben: Mi., 08.03.2017, 22:08 Ich hab insgesamt ca. 200 Sitzungen Psychotherapieerfahrung. Die Arbeitsweise die ein Psychotherapeut in den ersten Sitzungen an den Tag legt, ist die Arbeitsweise in welche die Psychotherapie stattfindet, da ändert sich nicht viel. In der VT kommen noch Hausaufgaben und andere Aufgaben hinzu, mehr nicht.
Wenn Du tatsächlich in den ersten Sitzungen Monologe gehalten hast, dann ist klar, das die VT ablehne muss.
Monologe gehören in die AT.

Aber sie hatte mir ja eine Verhaltenstherapie empfohlen.
???

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candle.
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Beitrag Mi., 08.03.2017, 22:13

Fairlady hat geschrieben: Mi., 08.03.2017, 22:09 Ist ja interessant, aber als Laie kann ich ja gar nicht sagen, welche Art von Therapie mir hilft. Da kann ich nur einem Therapeuten vertrauen. Aber wenn der nur _eine_ Therapieform anwendet???
In der Regel bieten die auch nur eine Therapieform.

Naja, du bist keine junge Frau mehr und kannst dir viel aus dem Internet ziehen und hast ja offenbar einige Therapeuten in deiner Verwandtschaft bzw. Bekanntschaft. Ja, und da stellt sich mir die Frage: Wie nicht informiert muß man heute noch sein?

VT finde ich auch nicht schlecht, wenn es ganz konkret um Probleme im Alltag geht. Aber man muß auch bedenken, dass manche Umstände nicht änderbar sind wie deine eben Fairlady. Machst du denn nie Urlaub?

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Beitrag Mi., 08.03.2017, 22:14

Fairlady hat geschrieben: Mi., 08.03.2017, 14:09

Ja, sicher ist es langfristig besser so. Kurzfristig hat mich ihr Verhalten einfach überfahren, aber nach 2x drüber schlafen und euren Antworten geht es mir schon besser. Es ist eben nur schade, dass es jetzt etwas dauern wird, denn ich brauch ja dringend Hilfe.
Klar fühlst Du dich abgelehnt, denn Du wurdest abgelehnt. Dein Gefühl ist berechtigt und zutreffend.

Und was die Psychotherapeuten im ländlichen Raum angeht, wer suchet der findet!
Zuletzt geändert von Lockenkopf am Mi., 08.03.2017, 22:49, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
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Beitrag Mi., 08.03.2017, 22:20

Fairlady hat geschrieben: Mi., 08.03.2017, 14:24 Ich dachte, es läuft so, dass der/die Therapeut/in erst mal mich und meine Problematik kennenlernen muss, um dann qualifziert zu entscheiden, was mir hilft. Letztlich ist der Weg ja egal, Hauptsache, im Endeffekt geht es mir besser, so nach dem Motto: Wer heilt hat Recht. Dass ich dabei selbst mitwirken muss, ist mir schon klar, aber ich hatte eben die Vorstellung, dass der Therpeut meines Vertrauens (!) mir dazu einen Weg aufzeigt.
Die Methode muss aber zum Problem passen. Die Psychotherapeutin hat dich und dein Problem kennen gelernt und festgestellt, das ihre Methode nicht zu dir, deiner Denkweise und deinem Problem passt.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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candle.
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Beitrag Mi., 08.03.2017, 22:30

Lockenkopf hat geschrieben: Mi., 08.03.2017, 22:20 Die Methode muss aber zum Problem passen. Die Psychotherapeutin hat dich und dein Problem kennen gelernt und festgestellt, das ihre Methode nicht zu dir, deiner Denkweise und deinem Problem passt.
Naja, wenn sie sagte dass VT paßt, denke ich, dass das auch im eigenen Sinne ist- oft. Ich habe nur einmal erlebt, dass ein Therapeut während der Therapie noch etwas anderes als seine Methode vorgeschlagen hatte- natürlich nach der abgeschlossenen Therapie.

Ich denke, dass es zwischenmenschlich nicht ganz stimmig war, hatte Fairlady auch im ersten Post angedeutet. Natürlich ist die Frage, ob man direkt einen Therapeuten nehmen muß, der einem selbst vielleicht nicht so sympatisch ist?

Also man kann wirklich nicht sagen, dass die Methode nicht paßt, aber das hängt eben mit dem Patienten zusammen was er erreichen will. Z. B. Zeitmanagement in der Freizeit oder so inklusive Übungen um zur Ruhe zu kommen.

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Beitrag Mi., 08.03.2017, 22:35

Fairlady hat geschrieben: Mi., 08.03.2017, 22:09 Ist ja interessant, aber als Laie kann ich ja gar nicht sagen, welche Art von Therapie mir hilft. Da kann ich nur einem Therapeuten vertrauen. Aber wenn der nur _eine_ Therapieform anwendet???
Wenn man sich gründlich vor der ersten Sitzung einliest, kann man schon eine Ahnung davon bekommen. Macht aber kaum jemand, habe ich auch nicht gemacht. Bin auch erst durch Erfahrung klug geworden und habe dann angefangen zu lesen und zu verstehen.

Die ersten Sitzungen heißen Probatorische Sitzungen und sind zum ausprobieren da, für beide Seiten. In sofern sind deine Sitzungen optimal verlaufen, inkl. dem Ergebniss.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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lisbeth
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Beitrag Do., 09.03.2017, 06:46

Lockenkopf, das ist deine VT Erfahrung gewesen. Ich glaube nicht, dass man davon ableiten kann, dass VT grundsätzlich so läuft. Gerade weil jeder Therapeut und jede Therapeutin anders arbeitet. Zum Glück.

@Fairlady:
Fairlady hat geschrieben: Ich bin da bisher ganz anders rangegangen, schließlich bin ja nicht ich der Profi, sondern die Hilfesuchende. Ich dachte, es läuft so, dass der/die Therapeut/in erst mal mich und meine Problematik kennenlernen muss, um dann qualifziert zu entscheiden, was mir hilft. Letztlich ist der Weg ja egal, Hauptsache, im Endeffekt geht es mir besser, so nach dem Motto: Wer heilt hat Recht. Dass ich dabei selbst mitwirken muss, ist mir schon klar, aber ich hatte eben die Vorstellung, dass der Therpeut meines Vertrauens (!) mir dazu einen Weg aufzeigt.
Das auf alle Fälle. Was ich mit meiner Frage meinte (ob ergebnisoffen oder lösungsorientiert), war auch eher in Bezug darauf, wie du im allgemeinen so tickst. Wie ist das bei dir ist im Alltag bei Problemen und der Lösungssuche. Das kann ja dann auch schon ein Hinweis darauf sein, was für dich im Rahmen einer Therapie hilfreich/er wäre und auch was deine
Erwartungen an eine Therapeutin sind.

Die Sache hier im Forum ist: Wenn du 10 Menschen fragst, dann wirst du 10 verschiedene Meinungen bekommen im Sinne von: Das hilft mir/hat mir geholfen und jenes geht gar nicht... Das kann auch ziemlich verwirren.
Vielleicht ist es für dich auch egal, ob Verhaltenstherapie oder Tiefenpsychologische oder Analytische... weil du da gerade keine Präferenzen hast und auch keine genaue Vorstellung, wie sich das alles voneinander abgrenzt, wenn überhaupt.

Ich würde sagen, schau dir verschiedene Therapeuten an, du kannst auch mehrere Probegespräche parallel führen (auch wenn manche Therapeuten das kritisch sehen....), die GKV (oder bist du verbeamtet als Lehrerin?) zahlt bis zu 5 Sitzungen pro Therapeut, das wird sich jetzt aber alles ab 01.04. ein wenig ändern.

Geh nach deinem Bauchgefühl, wie die Kommunikation mit der Therapeutin klappt oder nicht klappt. Ob sie die "richtigen" Fragen stellt. ob sie die wesentlichen Dinge um die es dir geht "kapiert".... Frage ruhig auch, wie sie arbeiten, wie sie dir in deiner Situation helfen können, was du erwarten kannst (und was vielleicht auch nicht). Auch weniger 'wichtige' Dinge wie "fühle ich mich in der Praxis wohl?" können einen Hinweis geben.

Ich wünsche dir, dass du bald die Unterstützung findest, die du brauchst. Und lass dich von dieser einen nicht so tollen Erfahrung nicht entmutigen.

Alles Gute!
Lisbeth
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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Beitrag Do., 09.03.2017, 12:34

lisbeth hat geschrieben: Do., 09.03.2017, 06:46
Die Sache hier im Forum ist: Wenn du 10 Menschen fragst, dann wirst du 10 verschiedene Meinungen bekommen im Sinne von: Das hilft mir/hat mir geholfen und jenes geht gar nicht... Das kann auch ziemlich verwirren.
Vielleicht ist es für dich auch egal, ob Verhaltenstherapie oder Tiefenpsychologische oder Analytische... weil du da gerade keine Präferenzen hast und auch keine genaue Vorstellung, wie sich das alles voneinander abgrenzt, wenn überhaupt.

Ich würde sagen, schau dir verschiedene Therapeuten an, du kannst auch mehrere Probegespräche parallel führen (auch wenn manche Therapeuten das kritisch sehen....), die GKV (oder bist du verbeamtet als Lehrerin?) zahlt bis zu 5 Sitzungen pro Therapeut, das wird sich jetzt aber alles ab 01.04. ein wenig ändern.

Geh nach deinem Bauchgefühl, wie die Kommunikation mit der Therapeutin klappt oder nicht klappt. Ob sie die "richtigen" Fragen stellt. ob sie die wesentlichen Dinge um die es dir geht "kapiert".... Frage ruhig auch, wie sie arbeiten, wie sie dir in deiner Situation helfen können, was du erwarten kannst (und was vielleicht auch nicht). Auch weniger 'wichtige' Dinge wie "fühle ich mich in der Praxis wohl?" können einen Hinweis geben.
Genau, das merke ich ja hier auch. Eure Ratschläge liegen ja zwischen "total unvorbereitet reingehen und noch nicht mal mit den Freunden und Familienmitgliedern in Psycho-Berufen sprechen" (nur sinngemäß und zusammenfassend zitiert) bis hin zu einem halben Psychologiestudium, damit ich vorher alle Methoden kenne und genau weiß, was für mich das Richtige ist.
Letzteres ist so oder so nicht möglich. Der Punkt ist ja, dass ich Hilfe brauche, weil mich meine vielen "Baustellen" des Alltags einfach total überlasten, mir kaum Zeit zu Schlafen lassen und ich, wie gesagt, kurz vorm Burnout stehe, da kann ich nicht auch noch noch ein halbes Psycho-Studium nebenbei absolvieren - ich weiß, übertrieben formuliert, aber letztlich ist es so.
Ja, ich bin verbeamtet, und kann wohl mehrmals die 5 Probesitzungen in Anspruch nehmen. Aber es ist eben kontraproduktiv und nicht gerade motivierend, wenn ich jetzt auch noch so viel Zeit und Energie ins Suchen und Ausprobieren stecken muss, denn genau das ist es ja, was mir fehlt!
Das mit dem Bauchgefühl und dem Wohlfühlen in der Praxis sehe ich genauso. Mich hat es bei den 3 Terminen gestört, dass ich im Wartezimmer immer mit Radioprogramm beschallt wurde. Gleichzeitig ist es wie auch sonst im Leben: Wenn man darauf wartet, bis etwas 100%ig passt, wartet man vielleicht für immer!

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Broken Wing
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Beitrag Do., 09.03.2017, 14:44

@ Fairlady: Das brauchste alles nicht. Ich gehöre zu denen, die reinspazieren und keine Hausübungen machen.
Dafür wähle ich meinen Therapeuten sehr sorgfältig aus. Der Therapeut muss intelligenter und gebildeter sein als ich, physisch zumindestens durchschnittlich Gesund und psychisch unauffällig sein.
"Das schaffe ich nicht" o.ä. darf nur ich sagen, weil es stimmt. Ich wäre sonst ja nicht in der Situation, Therapie in Anspruch nehmen zu müssen. Der Therapeut hingegen muss jede stunde uneingeschränkt zur Verfügung stehen und kann von mir kein Verständnis erwarten.

Wir hatten schon Auseinandersetzungen, wenn meine verkühlt war und deswegen Schwierigkeiten beim Reden hatte oder wenn nebenan gebohrt wurde.

Du brauchst nicht Psychologie zu studieren. Wie geschrieben solltest du dir überlegen, was der Therapeut mitbringen sollte und ob du eine bist, die auch zu Hause übt, Fragebögen ausfüllt o.ä. Tue ich alles nicht.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]


montagne
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Beitrag Do., 09.03.2017, 15:30

Hi Fairlady,
Dass sie nach 3 probatorischen Sitzungen am Telefon absagt, finde ich nun nicht so schlimm. Sie Probatorik ist -auch- für den Therapeuten, auch der mus entscheiden, ob es fachlich und persönlich passt. Wenn die Therapeutin das Gefühl hat, sie kann dir nicht helfen, finde ich es fair und richtig das ganze abzusagen.
Unmöglich finde ich aber, dass sie dir nicht die Möglichkeit gab zurückzurufen, wenn es für dich passt. So eine doch exrem persönliche Saqche würde ich keinesfalls wärend meiner Arbeitszeit aufgenötigt bekommen wollen. Aber gut, du konntest wohl deine Gruppe trotzdem gut führen.

Ansonsten würde ich dir raten, höre auf dein Gefühl. Wie andere schon sagten und wie ich es auch erlebt habe, kann die Betrachtung und Analyse lebensgeschichtlicher Zusammenhänge durchaus Teil einer Verhaltenstherapie sein. 1. Weil sie es kann und 2. weil ein Therapeut, der VT gelernt hat und darüber die Kasenzulassung hat, trotzdem Weiterbildungen und richtig Approbation zu anderen Therapierichtungen haben kan, die er aber eben nicht abrechnen kann. So läuft das ganze dan unter VT, aber andere Vorgehensweisen werden ebenfalls angewand.

Wenn du es dir jetzt noch nicht vorstellen kannst, was du brauchst, wie gesagt, höre auf dein Gefühl. Auch schon nach 2-3 Stunden und eben nach 5, kann man sagen, ob die Therapeutin auf einen eingehen kann und es einen weiterbringt. Weiterbringen mus jetzt nicht heißen, dass schon große Erkenntnisse kommen. Eine psychische Entlastung verspüren, wieder oder erstmal MUt ubnd Zuversicht schöpfen, das die Probleme, wegen derer man dort ist zusamen mit der Therapeutin bewältigbar sind, sind auch schon gute Ergebnisse nach 3-5 Stunden.
amor fati

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Möbius
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Beitrag Do., 09.03.2017, 17:47

@ Fairlady

Die Form des Rauswurfs ist natürlich unschön - hier schließe ich mich der allgemeinen Auffassung meiner Vorposter an. Dazu will ich selbst nicht mehr sagen.

Was mir als erstes einfällt: Du schreibst, daß es im Umfeld eine Reihe von "Berufsträgern" aus dem therapeutischen und ärztlichen Bereich gibt. Ich meine, es wäre sinnvoll, diese Kontakte zu nutzen, um zeitnah zu einem passenden Therapeuten "vorzudringen". Damit kann man natürlich auch in die Schaisse greifen, aber das Risiko ist doch wohl etwas geringer, als wenn man selbst als ahnungsloser newbie durch die Psycho-Szene tappt, und dann am Ende von 12 Monaten Wartezeit wieder vor einem Vollpfosten sitzt.

Als zweites fällt mir ein, daß man gegen Überlastungsdruck u.U. auch einiges selbst tun kann: Ein verblüffend einfaches, aber leider nicht oft praktikabeles Mittel, die eigene Arbeitskapazität nahezu zu verdoppeln, ist der Mittagsschlaf - als Lehrerin könnte es ja vielleicht gehen ? Winston Churchill lobt dieses Mittel in seinem "II. Weltkrieg" jedenfalls euphorisch und immerhin hat Churchill diesen Krieg ja auch gewonnen - dank seines Mittagsschläfchens !

Ich selbst bin - unter anderem - ein großer Fan der genuin militärischen Strategie als der "Kunst des Handelns unter dem Druck der schwierigsten Bedingungen" (Moltke). Ich bin auf einem abenteuerlichen Umweg, nämlich über ein wissenschaftliches Buch über's Motorradfahren auf die Strategie gekommen, und habe mich darin während meiner aktiven Zeit als Wirtschaftsanwalt dann intensiv eingelesen und daraus sehr viel Nutzen gezogen - bis heute.

Wenn Du nicht durch militanten Pazifismus daran gehindert sein solltest, Dich mit militärischer Strategie und Kriegsgeschichte zu befassen, dann möchte ich Dir zwei Bücher ans Herz bzw auf den Nachttisch legen, die ich bis heute immer mal wieder lese:

Basil Liddell Hart: Strategie
Sun-Zi: Die Kunst des Krieges

Liddell Hart unternimmt im 1. Teil seines Buches eine tour d'horizon über die abendländische Kriegsgeschichte von den Perserkriegen der Griechen bis zum II. Weltkrieg und abstrahiert daraus im 2. Teil allgemeine theoretische Lehrsätze. Sun-Zis Buch stammt von 600-400 v.Chr. und ist eher poetisch, in Versform verfasst.

Liddell Hart schreibt irgendwo so schön, daß der Krieg nur die konzentrierteste Form des Ringens des Menschen mit seiner Umwelt ist, der "matérie inérte" (Sartre). Deswegen sind die Lehren der Kriegskunst auch auf das doch so friedliche Dasein einer Lehrerin mit Familje im ländlichen Raume ohne weiteres übertragbar - wenn auch nicht immer 1:1. Familienprobleme zB dürften nur in Ausnahmefällen mit Nuklearwaffen zu lösen sein. Aber die Grundmaxime Liddell Harts, sich auf einer einzigen "Operationslinie" zu bewegen, die stets mehrere Optionen offenlässt - die "Strategie der inneren Linie", lässt sich auch auf den Familienalltag anwenden.

Als drittes fällt mir noch ein, daß es für mich in meiner aktiven Zeit kein Problem war, eine 60-70 h - Woche zu bewältigen, solange es mir gelungen ist, gewisse kleine Freiräume für mich zu verteidigen. Man braucht jeden Tag eine "goldene Stunde" für sich selbst, in der man in Ruhe "für sich" sein und nachdenken kann. Ob man dabei im Garten arbeitet, auf der Couch liegt, mit dem Hund durch den Park spaziert - das ist egal. Man braucht regelmässig "Auszeiten" - ich habe alle 3 Monate 1 Woche Urlaub gemacht und auch meine Wochenenden eisern freigehalten, während ich unter der Woche meine Mandanten mitunter noch nach Mitternacht empfangen habe.

Diese Erfahrungen sind natürlich auch nur begrenzt analogiefähig. Aber das Prinzip, sich solche "verpflichtungsfreien" Freiräume in jedem Zeitabschnitt: Tag, Woche, Monat usw. zu schaffen und wirklich "eisern" gegen sonstige Inanspruchnahmen zu verteidigen, das halte ich für sehr, sehr wichtig.

Gruß
Möbius

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Beitrag Do., 09.03.2017, 20:43

Die Kraft bei Menschen, welche dringend eine Psychotherapie brauchen, ist immer eingeschränkt. Trotzdem schaffen es diese Menschen sich mehrere Psychotherapeuten anzuschauen, die Wikipedia-Seiten oder die Seiten von Herrn Fellner zu Verhaltenstherapie und Analytischer Psychotherapie zu lesen.

Wenn all das nicht mehr geht, wie soll denn dann eine Psychotherapie bewältigt werden? Psychotherapie ist harte Arbeit und kein Wellnessprogramm.

Wer nicht in der Lage ist ein paar Wikipedia-Seiten zu lesen und sich keinen Psychotherapeuten (und dazu gehören nun mal mehrere Probatorische Sitzungen bei unterschiedlichen Psychotherapeuten) mehr suchen kann, dem kann nur noch in einer Klinik geholfen werden.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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